Osternacht

Von | April 10, 2023
Osternacht

Der HERR ist auferstanden – Er ist wahrhaftig auferstanden!

Gnade sei mit euch und Friede,
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus. Amen.


13 HERR, unser Gott, es herrschen wohl andere Herren über uns als du, aber wir gedenken doch allein deiner und deines Namens.
14 Tote werden nicht lebendig, Schatten stehen nicht auf; darum hast du sie heimgesucht und vertilgt und jedes Gedenken an sie zunichtegemacht.
15 Du, HERR, mehrst das Volk, du mehrst das Volk, beweist deine Herrlichkeit und machst weit alle Grenzen des Landes.
16 HERR, wenn Trübsal da ist, so suchen wir dich; wenn du uns züchtigst, sind wir in Angst und Bedrängnis.
17 Gleich wie eine Schwangere, wenn sie bald gebären soll, sich ängstigt und schreit in ihren Schmerzen, so geht’s uns auch, HERR, vor deinem Angesicht.
18 Wir sind auch schwanger und uns ist bange, und wenn wir gebären, so ist’s Wind. Wir können dem Lande nicht helfen, und Bewohner des Erdkreises können nicht geboren werden.
19 Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Toten herausgeben.

Jesaja 26, 13-19

Gebet: O Du auferstandener HERR: Tod, Sünde, Leben und Gnade sind in Deiner Hand: Gehe auf über Deine Gemeinde als Sonne des Lebens, wirke an uns durch Dein Wort. Amen.

Liebe Gemeinde!
Auch diese Worte kommen Ostern ans Ziel. Auch diese uralten Worte des Propheten Jesaja – ehrfürchtig aufgeschrieben und bewahrt und voller Hoffnung weitergegeben – haben auf diese Nacht gewartet, um endlich ohne Fesseln oder Hemmungen frei heraus zu sprechen, und zu sagen, was sie immer meinten, von Anfang an.
Jesus steht gut für jedes dieser Worte.
Er hat sie mit sich in die Heilige Stadt genommen, als er sagte: „Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn.“ (Lukas 18,31). Und nach Seiner Auferstehung geht Jesus mit den beiden Emmaus-Jüngern die Schriften des Alten Testaments durch und „öffnet“ sie, indem Er das Gesetz, die Propheten und Psalmen aufs Neue sprechen läßt: „Christus mußte leiden, und dann in seine Herrlichkeit eingehen.“ (Lukas 24, 26). Als der Auferstandene sagt Er zu Seinen Jüngern allen: „Es muß alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.“ (Lukas 24, 44).
„Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt ist, …. der war nicht Ja und Nein, sondern es war Ja in ihm. Denn alle Gottesverheißungen sind Ja in ihm und sind Amen in ihm, Gott zu Lobe.“ (2. Korinther 1, 20).
Wir können und dürfen Jesaja nicht so verstehen und hören, als sei Jesus nicht von den Toten auferstanden. Jesus macht jedes dieser zu Worten gegen den Tod. Jesus ist Gottes „Ja“ ohne jedes „Nein“ in diesen Worten.
Der Heilige Geist, der ein Geist des Lebens gegen den Tod ist, der hat dieses Gebet gegen den Tod dem Propheten eingegeben – wie aus dem Nichts hat Jesaja sie gesagt hinein in das Volk Gottes. Dieses Gebet kommt von Gott zu uns, und spricht zu uns ins Ohr Gottes. Und wen Gott hört, der kann nicht tot sein. Denn Gott hat Seinen Sohn so sehr erhört, daß Er ihn für immer aus dem Tod erweckt hat.
Wir hören und beten diese Worte mit Jesus, dem auferstandenen Überwinder, gegen den Tod. Den eigenen, und den Tod aller. Können wir mitsprechen, mitbeten, uns mitanstellen in der Schlange, die aus dem Tod ins Leben kommen will, mit Jesaja?
Erstmal wird klar, was unsere Situation, aus der die Lebensworte uns rausholen:
„HERR, unser Gott, es herrschen wohl andere Herren über uns als du, aber wir gedenken doch allein deiner und deines Namens.
Tote werden nicht lebendig, Schatten stehen nicht auf; darum hast du sie heimgesucht und vertilgt und jedes Gedenken an sie zunichtegemacht.“
Mächte, die nicht Gott sind, haben Macht. Andere Herren. Das muß ausgesprochen werden. Der letzte Feind ist der Tod. (1. Korinther 15, 26). Er herrscht. Er hat Macht. Und er hat Verbündete. Zum Beispiel das Urteil des Gesetzes: Du hast Gottes Gesetz nicht gehalten. Der Tod ist das Ergebnis der Sünde. (Römer 6,23). Es sind aber auch Mächte wie die Lüge, wie das Begehren, sich von Gott nichts sagen zu lassen. Die Macht des Scheins: Auf einmal sehe ich, was ich alles nicht habe, und vergesse, was Gott mir Gutes getan hat.
Zur Zeit Jesajas waren diese Mächte ganz konkret als Götzen sichtbar, als militärische und wirtschaftliche Zentren, die im Dienste von Götzen gegen das Volk Gottes kämpften. Israel kam sich ihnen gegenüber klein, ohnmächtig und unbedeutend vor. Wie ein Nichts. Jesaja mußte gegen diese Verzweiflung anpredigen: Ihr seid nicht reich – aber Gott, die Quelle aller Guten Gaben ist bei euch! Glaubet Ihm! „Es herrschen andere über uns – – – Aber wir denken an Dich und Deinen Namen!“
Dieses Andenken an den Namen Gottes ist ein Wort gegen den Tod. So fängt es an.
So fängt das an, was in der Osternacht ans Ziel gekommen ist.
Alles sprach in Israel gegen dieses Andenken. Nicht nur die erschreckende Überlegenheit der Götzen, sondern auch die eigene Schwachheit, die Gott vergessen ließ – geblendet von Waffen, Reichtümern, schreierischer Propaganda.
Genau dieselbe Finsternis ist heute auch da: Euer Gott ist nichts, unbedeutend. Die Götzen, die mit der Sünde und dem Tod zusammenarbeiten, umgeben uns. Unzählige Waffen, unermeßliche Reichtümer, eine Sintflut von Bildern und Tönen umstellen die Menschen und beherrschen die Seelen.
Das Wort gegen den Tod sagt: Sei in deiner Seele völlig unbeeindruckt! Keiner ist, wie der HERR, keiner spricht, wie der HERR, keiner tut und gibt, wie der HERR gibt! Denke an ihn und Seinen Namen!
Dann sagt Jesaja etwas Unglaubliches: Diese anderen Herren sind jetzt schon tot. Sie sind jetzt schon Schatten. „Tote werden nicht lebendig, Schatten stehen nicht auf; darum hast du sie heimgesucht und vertilgt und jedes Gedenken an sie zunichtegemacht.“ Vor Jesus sind sie schon am Ende.
Denken wir daran, daß Waffen, Geld, Propaganda alle dazu beigetragen hatten, daß Jesus ans Kreuz und ins Grab kam. Jesus ist aus genau dem Grab auferstanden, das Waffen, Lüge, Geld, Propaganda – alle Herrschaftsinstrumente – ihm bereitet hatten. Jesus ist danach. Darum sind sie durch Ostern: Heimgesucht, vertilgt und zunichtegemacht.
Ein Wort des Lebens gegen den Tod: Nicht nur Andenken an den Namen des HERRN, sondern auch ein heiliges, stolzes und ruhiges Nicht-Beeindruckt-Sein, von den Mächten gegen Gott.
Es gibt noch mehr Worte gegen den Tod:
„Du, HERR, mehrst das Volk, du mehrst das Volk, beweist deine Herrlichkeit und machst weit alle Grenzen des Landes.“
Trotz der scheinbaren Überlegenheit – die wirklich als total erlebt wird! – bist du nicht allein. Die Mächte, die Israel einschüchterten wollten schadenfroh beweisen: Du bist ganz allein! Du hast niemanden! Du gehörst zu denen, die weniger werden und schon verschwinden! –
Doch das Wort des Propheten sammelte Hörer, die das Andenken an den Namen des HERRN übten. Das die Worte gegen den Tod sammeln Menschen, die aus der Isolation, aus der Nacht, aus der Verzweiflung, aus der Angst zum Licht des Lebens hervorkommen. Das ist gegen den Tod.
Liebe Gemeinde, wir sind zusammengekommen, um an den Namen Jesus und Seine Auferstehung zu denken. Das ist eine Tatsache gegen den Tod.
Es geht weiter gegen den Tod:
„HERR, wenn Trübsal da ist, so suchen wir dich; wenn du uns züchtigst, sind wir in Angst und Bedrängnis.
Gleich wie eine Schwangere, wenn sie bald gebären soll, sich ängstigt und schreit in ihren Schmerzen, so geht’s uns auch, HERR, vor deinem Angesicht.
Wir sind auch schwanger und uns ist bange, und wenn wir gebären, so ist’s Wind. Wir können dem Lande nicht helfen, und Bewohner des Erdkreises können nicht geboren werden.“
Jetzt spricht Jesaja nicht mehr von den äußeren Feinden des Lebens. Wenn ein Mensch vor Gott steht, dann muß er erfahren, wieviel Tod die Sünde in ihn reingepumpt hat. Ein Leiden, eine Erschütterung – und schon ist Trübsal da! Klage, Angst. Jesaja spricht von einer Schwangeren kurz vor der Geburt. Sie ist nicht mehr Herr ihrer selbst. Mächte, Gesetze, Kräfte, die viel größer sind, als sie, überfallen und überwältigen sie und führen sie an die Grenze zwischen Leben und Tod. Sie ist fast nicht mehr sich selbst. So ist ein Sünder, wenn Gott ihm seine Sünde zeigt. Der Psalm 73 betet so vor Gott: „Da war ich ein Narr und wußte nichts; ich war wie ein Tier vor dir.“ (Psalm 73,22). Da weiß man nicht ein noch aus. Gott führt dich an die Grenze. Zu dieser Grenze gehört auch die niederschmetternde Einsicht: „Wir können dem Lande nicht helfen.“ Wir können es nicht. Gott muß es tun. Er. Wirklich Er und nur Er.
Wie können das Worte des Lebens gegen den Tod sein? Diese Grenzerfahrung? – Eine Grenze sagt dir: Das hier ist nicht die ganze Wirklichkeit. Eine Grenze sagt mir: Deutschland ist nicht alles – jenseits der Grenze ist mehr. Ein anderes Land.
Diese Worte aus Jesaja über unsere eigenen Grenzen sagen dir: Die ganze Wirklichkeit – vor allem aber die Trübsal und Angst – ist nicht alles. Nach der Grenze gibt Gott dir etwas anderes, als Trübsal und Angst und Tod. Das ist nicht eine Möglichkeit, die du jetzt schon in dir spüren mußt. Diese Möglichkeit ist bei Gott. Gott ist an der Grenze des Lebens zu dir.
Durch Jesaja gibt der Heilige Geist uns Worte gegen den Tod. Sie zeigen: Es gibt eine Grenze. Jesus hat diese Worte mit ins Grab genommen, und auch mit in die Auferstehung: „Herr, wenn Trübsal da ist, so suchen wir dich.“ Und Jesus sagt: „Wer sucht, der findet, wer anklopft, dem wird aufgetan.“ (Matthäus 7, 8) Der Auferstandene hat die Grenze hinter sich, und die Suche lohnt sich, das Anklopfen lohnt sich. Jesus selbst ist das Mehr, der Mehrwert – Er beweist, daß deine Not und Schuld nicht die ganze Wirklichkeit ist. Jesus ist nicht eine Verlängerung deiner Schuld und Not, sondern ihr Ende.
„Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Toten herausgeben.“
Deine Toten – deine Leichname: Das sind die Toten und Leichname des HERRN. Die werden leben.
Jesus hat das so gesagt: Die Sadduzäer, die keine Auferstehung glaubten, wollten ihn einen Widerspruch verwickeln. Da sagte Jesus: „Habt ihr nicht gelesen von der Toten Auferstehung, was euch gesagt ist von Gott, der da spricht: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.“ (Matthäus 22, 31-32). Das sagt Jesus über 1500 Jahre nach Abraham, Isaak und Jakob. Für die Sadduzäer sind sie tot. Aber für Gott nicht. Denn Gott hat mit ihnen gesprochen, Gott hat sie gerufen. Und wenn Gott ruft, dann auch aus dem Tod ins Leben. Gott ruft nicht, um Tote bei sich zu haben, sondern er ist ein Gott der Lebendigen. Die Lebendigen kommen hervor wie ein Tau beim Morgenlicht. Der Tau setzt sich zusammen aus Zutaten, die aus dem Himmel kommen, nicht von der Erde. Das sind die, die die Worte gegen den Tod gehört und nicht wieder losgelassen haben.
„Gelobet sei Gott und der Vater unsers HERRN Jesu Christi, der uns nach seiner Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ (1. Petrus 1,3). – Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.