Ist der Thesenanschlag eine Legende?

31. Oktober: Gedenktag der Reformation der Kirche

„Luthers Thesenanschlag hat nie stattgefunden!“ Mit dieser These wagte sich der Kirchengeschichtler Erwin Iserloh 1961 an die Öffentlichkeit. Luther habe seine 95 Thesen über den Ablass erst den Bischöfen zugehen lassen wollen, bevor er sie veröffentlichte und Zettel an der Kirchentür seien nicht üblich gewesen.

Im Jahr 2006 macht Martin Treu in der Jenaer Universitätsbibliothek einen Sensationsfund. In einer Ausgabe von Luthers Bibelübersetzung findet er eine handschriftliche Eintragung des Luthervertrauten Georg Rörer, die zu Lebzeiten Luthers geschrieben wurde. Treu traut seinen Augen nicht, als er liest: „Im Jahr 1517 am Vortag des Allerheiligenfestes hat Dr. Martin Luther in Wittenberg an den Türen der Kirchen seine Ablassthesen bekannt gegeben.“ Inzwischen gilt die These von Erwin Iserloh weithin als widerlegt, denn es war zudem durchaus üblich, dass solche Disputationsthesen an die Kirchentür genagelt wurden.

Nicht widerlegt sind die Thesen Luthers selbst. Die erste These lautet: „Als unser Herr und Meister Jesus Christus sagte: ‚Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen‘, wollte er, dass das ganze Leben der Glaubenden Buße sei.“ Ein wenig zugespitzt könnte man sagen, dass mit diesen Worten die Reformation begonnen hat.

Wenn wir am 31. Oktober den Gedenktag der Reformation feiern, dann tun wir das am besten durch Beherzigung dieser These. Denn Gottes Wort zeigt uns im Gesetz den ewig gültigen Willen Gottes auf und macht uns so unsere Verfehlungen und Sünden deutlich. Und Gottes Wort spricht uns durch das liebe Evangelium die Vergebung in der Absolution zu.

Die lutherische Kirche feiert am 31. Oktober nicht den Nationalhelden Luther. Denn den hat es nie gegeben. Und auch nicht, was immer uns noch an Projektionen unserer eigenen Ideen auf Luther einfallen mag. Luther war nämlich ein Sünder und er selbst hat dies, wie kaum anderer, zutiefst geglaubt.

Nein, die lutherische Kirche feiert das Bekenntnis von der Rechtfertigung aller Sünder durch Jesus Christus allein. Und das lutherische Bekenntnis sagt von der Rechtfertigung: „Wir glauben, lehren und bekennen, dass nach Art der Heiligen Schrift das Wort ‚rechtfertigen‘ in diesem Artikel heiße ‚absolvieren‘ das ist, von Sünden ledig sprechen.“ Das geschieht in der Beichte, wenn wir unsere Sünden bekennen und von einem ordinierten Pfarrer die Vergebung zugesprochen bekommen, „als ob Gottes Stimme selbst vom Himmel erschallt.“

Hans-Jörg Voigt D.D.
Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche | SELK
nach: Feste-Burg-Kalender 2017. Sonderseite zum 31. Oktober (leicht geändert)


Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von SELK.de übernommen.

Beitragsbild:
Luthers Thesenanschlag
Aus: Heinrich Gottlieb Kreusler, Denkmäler der Reformation der christlichen Kirche, Leipzig 1817
Source
Museum im Melanchthonhaus Brette
Copyright Notice
© Museum im Melanchthonhaus Bretten ; Licence: CC BY-NC-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)

Luthers Abendsegen

Eine kleine Abendandacht

Des Abends, wenn du zu Bette gehst, sollst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sollst sagen:

Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Darauf kniend oder stehend das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser.

Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen:

Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast; und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünden, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.

Und alsdann flugs und fröhlich geschlafen.

500 Jahre Lutherbibel

Im September 1522 erschien in Wittenberg das Neue Testament in der deutschen Übersetzung des Reformators Dr. Martin Luther. Es war nicht die erste Übersetzung der Bibel ins Deutsche, wohl aber die wirkungsvollste und beliebteste.
Zu dem Anlaß lädt die Gemeinde Berlin-Mitte in der Annenstraße ein:

  1. Zu einem Themenabend: 500 Jahre Lutherbibel
    Pfarrer Johann Hillermann wird historisch in das Thema einleiten. Danach wird Dr. Sebastian Stork auf Besonderheiten der Übersetzung hinweisen. Zugleich ist der Themenabend die Eröffnung einer Ausstellung zum Thema. Der Themenabend soll am Mittwoch, dem 21. September um 18 Uhr beginnen, und etwa eine Stunde dauern.
  2. Zu einer Ausstellung
    Faksimile-Ausgaben der wichtigsten Ausgaben zu Luthers Lebzeitenwerden zu sehen sein: 1522, 1534 und 1545. Besonderheiten der Übersetzung und Bearbeitung Luthers werden dargestellt. Eindrücke der Wirkungsgeschichte werden auch zu sehen sein.
    Die Ausstellung kann an zu folgenden Zeiten noch besichtigt werden:
    Donnerstag 22. September 16 bis 19 Uhr
    Freitag 23. September 16 bis 19 Uhr
    Sonnabend 24. September 11 bis 13 Uhr
    Sonntag 25. September nach dem Gottesdienst
  3. Zu einer Rezitation
    Um einen Eindruck von der Übersetzung zu bekommen, lohnt es sich, einen längeren Abschnitt daraus im Zusammenhang zu hören. Am Donnerstag, dem 22. September um 19 Uhr sollen die ersten 6 Kapitel des Johannes-Evangeliums vorgetragen werden. Pfarrer Johann Hillermann lernt schon seit einigen Jahren Teile der Lutherbibel auswendig, und zwar in dem Wortlaut der letzten Ausgabe, die Luther noch verantwortet hat, der von 1545. Nutzen Sie die Gelegenheit, zu erfahren, wie überraschend viel von der Sprache Luthers nach 500 Jahren verständlich ist! Die ersten 6 Kapitel des Johannes-Evangeliums bieten eine Vielfalt von Texten: Verkündigung, Gespräche und Berichte. Sie sprechen für sich und verfehlen ihre Wirkung nicht!
    Mit Einleitung dauert die Rezitation etwa eine Stunde.

Warum Luther 1545?

„Luther 1545“ steht für letzte Bibelausgabe, die der Reformator Dr. Martin Luther im Jahr 1545 – ein Jahr vor seinem Tod – noch verantwortet hat. Die „Ausgabe letzter Hand“.

„Luther 1545“ steht für letzte Bibelausgabe, die der Reformator Dr. Martin Luther im Jahr 1545 – ein Jahr vor seinem Tod – noch verantwortet hat. Die „Ausgabe letzter Hand“. 23 Jahre zuvor war ihm mit seiner Übersetzung des Neuen Testaments für das christliche Leben in Deutschland und zugleich für die Deutsche Sprache ein großer Wurf gelungen. Sehr schnell wurde Luthers Bibelübersetzung zum anerkannten Maßstab für gutes Deutsch. Auch seine Gegner mußten das zugestehen.

Quelle des christlichen Glaubens
Luthers Reformation war vor allem ein Ruf „ad fontes“ – „zurück zu den Quellen!“ Das gesamte kirchliche Leben sollte an den Quellen, den grundlegenden Dokumenten des Evangeliums geprüft werden. Was hatte Jesus genau gesagt und getan? Was hatten die Zeugen und autorisierten Nachfolger über Jesus, über seine Bedeutung, verbindlich gelehrt? Diese Fragen führten zu einer Beschäftigung mit der Heiligen Schrift in einer Intensität, die wir uns heute kaum vorstellen können.

Quelle der Kultur
In der Bibel finden wir Texte zu den unterschiedlichsten Themen, die uns Menschen betreffen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß sie in allen Lebensbereichen Spuren hinterlassen hat. Schon vor der Reformation wurde jahrhundertelang in Deutschland die Bibel als Autorität anerkannt. Als dann die Übersetzung Luthers allen, die Deutsch als Muttersprache hatten, den Zugang zum Wort Gottes eröffnete, steigerte sich der Einfluß und die Wirkung. Alle Bereiche der Kultur sind ohne Kenntnis der Bibel – ihrer Geschichten, Weisheit und Botschaft – nicht vorstellbar. Deshalb ist die Lutherbibel, die jahrhundertelang von Menschen Deutscher Zunge gelesen wurde, auch eine Quelle der Kultur. Alle wichtigen Dichter unserer Sprache haben das anerkannt.

Sakraler Text, sakrale Sprache

Luther 1545 ist nicht irgendein Text. Er ist die Übersetzung einer Heiligen Schrift. In ihr soll gesagt werden, was Menschen sich nicht selbst sagen können, und was doch den Menschen treffen soll. Ein sakraler Text, und das bedeutet ein Höchstmaß an Verbindlichkeit und Bedeutung. Deshalb ist das Wort einerseits fremd und doch klar. Das hat mit seinem Inhalt zu tun. Der Inhalt ist nicht alltäglich, und darum kann die Sprache auch nicht alltäglich sein. Die Wörter, ja auch der Satzbau, sind meistens vertraut, doch dann kommt ein Wort, ein Satzbau, überraschend anders. Und das Heilige wird immer überraschend sein, weil es von Gott zum Menschen kommt. Darum ist sakrale Sprache niemals Alltagssprache. Es kann nach gewiesen, daß Luther wohl die Alltagssprache genau kannte, und doch die Bibel bewußt nicht in eine alltägliche Sprache übertrug.

Luthers Morgensegen

Eine kleine Morgenandacht

Des Morgens, wenn du aufstehst, kannst
du dich segnen mit dem Zeichen
des heiligen Kreuzes und sagen:

Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen

Darauf kniend oder stehend das Glaubens-
bekenntnis und das Vaterunser.
Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen:

Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, daß du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.

Als dann mit Freuden an dein Werk gegangen
und etwa ein Lied gesungen
oder was dir deine Andacht eingibt.

Umbenennung der Martin-Luther-Straße

Zur Forderung nach Umbenennung der Schöneberger Martin-Luther-Straße:

„Martin Luther gehört fraglos zu den großen Gestalten der deutschen und europäischen Geistesgeschichte. Er hat die abendländische Christenheit zu ihren biblischen und frühchristlichen Wurzeln zurückgeführt, seine Bibelübersetzung war ein Meilenstein in der Entwicklung zur deutschen Hochsprache. Wer Luthers Wirken an heutigen Fragestellungen mißt, wird ihm nicht gerecht“, so Pfarrer Johann Hillermann von der Gemeinde Berlin-Mitte der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.

Berlin: „Hat bitterbösen Hass gesät“ – Initiative will Luther-Straße umbenennen - WELT
Eine Initiative setzt sich dafür ein, die Martin-Luther-Straße im Berliner Bezirk Schöneberg umzubenennen. Der Reformator habe „für ausgebeutete Menschen, Minderheiten und Frauen eine sehr ...

Das war der

Gedenktag der Lutherbibel
am Sonntag, dem 20. September , um 18 Uhr in der „Annenkirche“.

Gedenktag der Lutherbibel

498 Jahre „Septemberbibel“

Gruß 
Biblisches Votum2. Korinther 13, 13 Die gnade vnſers HErrn Jheſu Chriſti / vnd die liebe Gottes / vnd die gemeinſchafft des heiligen Geiſtes ſey mit euch allen / A M E N.
EingangsgebetLieber Gott und Vater, schreibe durch deinen lieben Heiligen Geist in unsere Herzen dasjenige, was so reichlich in der Schrift gefunden wird, und laß und stetig daran gedenken und viel tiefer zu Herzen gehen, denn unser eigenes Leben und was uns mag lieb sein auf Erden. Amen.
Lesung2. Timotheus 3, 14-17
Gemeindelied142, 1-3[i]
Historischeszum 21. September 1522
EvangeliumLukas 8, 4-15
Gemeindelied459, 1-3[ii]
Predigt2. Petrus 1, 19-21
Gemeindelied459, 4-6
Fürbitten + Vaterunser 
Segen 
Biblisches Votum2. Korinther 13, 11 ZV letzt / lieben Brüder / Frewet euch / Seid volkomen / Tröſtet euch. Habt einerley ſinn. Seid friedſam / So wird Gott der Liebe vnd des Friedes mit euch ſein.

[i] Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort

[ii] Herr Zebaoth, dein heilig Wort

www.inwendigeSchriftlesung.de     luther1545letzterhand.de

Pfarrer Gerhard Bauer, Altmühlstr. 16, 95445 Bayreuth   Tel.: 0921 / 41691 

gerhard.bauer@elkb.de

Pfarrer Johann Hillermann, Annenstraße 53, 10179 Berlin Tel.: 030 / 27560718  hillermann@selk.de