Ist der Thesenanschlag eine Legende?

31. Oktober: Gedenktag der Reformation der Kirche

„Luthers Thesenanschlag hat nie stattgefunden!“ Mit dieser These wagte sich der Kirchengeschichtler Erwin Iserloh 1961 an die Öffentlichkeit. Luther habe seine 95 Thesen über den Ablass erst den Bischöfen zugehen lassen wollen, bevor er sie veröffentlichte und Zettel an der Kirchentür seien nicht üblich gewesen.

Im Jahr 2006 macht Martin Treu in der Jenaer Universitätsbibliothek einen Sensationsfund. In einer Ausgabe von Luthers Bibelübersetzung findet er eine handschriftliche Eintragung des Luthervertrauten Georg Rörer, die zu Lebzeiten Luthers geschrieben wurde. Treu traut seinen Augen nicht, als er liest: „Im Jahr 1517 am Vortag des Allerheiligenfestes hat Dr. Martin Luther in Wittenberg an den Türen der Kirchen seine Ablassthesen bekannt gegeben.“ Inzwischen gilt die These von Erwin Iserloh weithin als widerlegt, denn es war zudem durchaus üblich, dass solche Disputationsthesen an die Kirchentür genagelt wurden.

Nicht widerlegt sind die Thesen Luthers selbst. Die erste These lautet: „Als unser Herr und Meister Jesus Christus sagte: ‚Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen‘, wollte er, dass das ganze Leben der Glaubenden Buße sei.“ Ein wenig zugespitzt könnte man sagen, dass mit diesen Worten die Reformation begonnen hat.

Wenn wir am 31. Oktober den Gedenktag der Reformation feiern, dann tun wir das am besten durch Beherzigung dieser These. Denn Gottes Wort zeigt uns im Gesetz den ewig gültigen Willen Gottes auf und macht uns so unsere Verfehlungen und Sünden deutlich. Und Gottes Wort spricht uns durch das liebe Evangelium die Vergebung in der Absolution zu.

Die lutherische Kirche feiert am 31. Oktober nicht den Nationalhelden Luther. Denn den hat es nie gegeben. Und auch nicht, was immer uns noch an Projektionen unserer eigenen Ideen auf Luther einfallen mag. Luther war nämlich ein Sünder und er selbst hat dies, wie kaum anderer, zutiefst geglaubt.

Nein, die lutherische Kirche feiert das Bekenntnis von der Rechtfertigung aller Sünder durch Jesus Christus allein. Und das lutherische Bekenntnis sagt von der Rechtfertigung: „Wir glauben, lehren und bekennen, dass nach Art der Heiligen Schrift das Wort ‚rechtfertigen‘ in diesem Artikel heiße ‚absolvieren‘ das ist, von Sünden ledig sprechen.“ Das geschieht in der Beichte, wenn wir unsere Sünden bekennen und von einem ordinierten Pfarrer die Vergebung zugesprochen bekommen, „als ob Gottes Stimme selbst vom Himmel erschallt.“

Hans-Jörg Voigt D.D.
Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche | SELK
nach: Feste-Burg-Kalender 2017. Sonderseite zum 31. Oktober (leicht geändert)


Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von SELK.de übernommen.

Beitragsbild:
Luthers Thesenanschlag
Aus: Heinrich Gottlieb Kreusler, Denkmäler der Reformation der christlichen Kirche, Leipzig 1817
Source
Museum im Melanchthonhaus Brette
Copyright Notice
© Museum im Melanchthonhaus Bretten ; Licence: CC BY-NC-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)

165. Kirchweihgedenken

Die Gnade unseres HERRN Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen. Amen.


Text: 1. Könige 8, 22.27-30

Der König Salomo sprach bei der Weihe des Tempels in Jerusalem:
27 Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?
28 Wende dich aber zum Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, HERR, mein Gott, damit du hörst das Flehen und Gebet deines Knechts heute vor dir:
29 Laß deine Augen offen stehen über diesem Hause Nacht und Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast: Da soll mein Name sein. Du wollest hören das Gebet, das dein Knecht an dieser Stätte betet,
30 und wollest erhören das Flehen deines Knechts und deines Volkes Israel, wenn sie hier bitten werden an dieser Stätte; und wenn du es hörst in deiner Wohnung, im Himmel, wollest du gnädig sein.

Könige 8, 22.27-30

Gebet: HERR, ich habe lieb die Stätte deines Hauses, und den Ort, da deine Ehre wohnt. Psalm 26, 8). Amen.

Liebe Gemeinde!
22 Jahre lang, von 1835 bis 1857, hatte unsere Gemeinde kein eigenes Gotteshaus. Sie versammelte sich in Kellern, in Dachböden, Familienhäusern. Die ersten Jahre ja auch heimlich, weil der damalige Staat nicht eine selbständige Lutherische Kirche haben wollte. Dann ab der Duldung 1840 konnte man beginnen, als Gast in der Kirche anderer Konfessionen Gottesdienste zu feiern. Bis endlich ein Grundstück erworben konnte und unsere Kirche gebaut wurde, die der himmlische Vater nun durch 165 Jahre wunderbar bewahrt und uns erhalten hat.
In diesen 22 Jahren ohne eigene Kirche hat der HERR alles in unserer Gemeinde getan, was er in einer Gemeinde tut. Auch im Keller, auch am Abend eines Wochentages, auch ohne die Erlaubnis der Obrigkeit hat Jesus bei der Taufe den Kindern Seine Gnade geschenkt. Wenn in der Beichte die Hände aufgelegt wurden, auch auf einem Dachboden, vielleicht ohne Kerzen, da war der Sohn Gottes anwesend und hat gesagt: Für dich und deine Freiheit bin ich gestorben. Auch wenn keine Orgel da war, sind die Lieder zu Gott aufgestiegen und haben Trost gespendet. Auch wenn kein richtiger Altar da war, so haben die Gemeindeglieder doch den Leib und das Blut Christi empfangen im Abendmahl. Das Reich Gottes war da. Es kommt nicht erst dann, wenn ein Haus aus Steinen und Holz an einer Annenstraße gebaut wird und Gott eine Adresse hat.
Und trotzdem. Hier haben wir unsere Kirche. Sie ist nicht das Reich Gottes, das Reich Gottes war vorher da, und wird nachher da sein. Als unsere Gemeinde am Ende des Weltkrieges und danach wieder als Gäste woanders Gottesdienst halten mußte, war sie immer noch im Reich Gottes.
Und trotzdem. Sehr bald versammelte sie sich wieder mitten in den Trümmern in dem Haus, das Gott hatte stehen lassen.
Wenn unser HERR Jesus Christus alles erfüllen kann, was er verspricht, ohne Haus, ohne Altar, ohne Kanzel, ohne Taufbecken, warum dann?
Denn …
… „sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?“ – so fragt der König Salomo. Gott ist doch größer, als das größte Haus, als alle Häuser. Und Gott ist ja nicht nur in Häusern, sondern auch draußen. Gott braucht kein Haus.
Wir brauchen Häuser, das muß nicht erklärt werden. Unser Leib und unsere Seele: Beide können nicht immer und überall einfach das sein, was sie sind. Beide brauchen Schutz, beide brauchen einen Bereich, in dem sie aufgehoben sind.
Gott braucht für sich kein Haus. Wir brauchen für uns Häuser.
Warum müssen Gotteshäuser sein?
Diese Frage muß beantwortet werden.
Mit unserer „altlutherischen Kapelle“ verbindet sich viel Aufwand: Wir geben Geld aus für Erhaltung, für Strom, für die Orgel – ja, viele nehmen einen langen Weg auf sich, hin in die Annenstraße zu kommen.
Dieser Aufwand ist richtig, wenn wir wissen, warum.
Es gibt verschiedene Gründe:

  1. Man verbindet gute Erfahrungen mit diesem Haus. Begegnungen mit lieben Menschen. Erinnerungen an liebe Menschen, die schon bei Gott sind, und mit uns hier gesungen und gebetet haben.
  2. Unsere Kirche ist ein Denkmal. Ihr Architekt, Hermann Blankenstein, war später Baudirektor von Berlin und hat das Stadtbild geprägt für Jahrzehnte. Wir sitzen in seinem ersten Projekt. Das ist etwas Besonderes! Ebenso auch die Tatsache, daß die Bomben des Krieges gerade hier NICHT getan haben, wozu sie abgeworfen wurden. Sogar das Holz von 1857 haben wir noch! Auch ein Grund, anhänglich zu sein, und beitragen, daß sie uns erhalten bleibt!
    Das setzt aber voraus, daß wir wissen, warum wir überhaupt ein Gotteshaus haben.
    Salomo steht im Alten Testament. Er kann mit Überzeugung sagen: Gott wollte, daß genau hier genau dieses Haus gebaut wird:
    „Laß deine Augen offen stehen über diesem Hause Nacht und Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast: Da soll mein Name sein.“ – Da soll mein Name sein! Der König David hatte die Stadt Jerusalem eingenommen, David, der Vater Salomos, hatte die Bundeslade daherbringen lassen. Die Bundeslade war so etwas wie ein Altar, an dem Israel auf dem Weg durch die Wüste in einem Zelt Gottesdienst gefeiert hatte. David hatte alles vorbereitet für einen Tempelbau. Doch es war Gottes Wille, daß sein Sohn Salomo den Tempel bauen sollte.
    Im Alten Testament mußte es der Berg Zion in Jerusalem sein. So hatte Gott sich festgelegt. Da war sein Name. Man könnte auch sagen: Da war Gottes Adresse, da hatte Gott sein Sprechzimmer, seine Praxis – genau konnte und mußte Israel zu Ihm kommen, und wurde gehört. Da war die Verabredung und die Begegnung mit Gott. An keiner anderen Stelle sollten Opfer gebracht werden. Ob er nun weit weg wohnte, oder ganz nahe in Jerusalem: Jeder Israelit hatte die Pflicht, zu den Festen „vor dem HERRN“ im Tempel zu erscheinen.
    Damit wurde deutlich: Wir fürchten, lieben und vertrauen Gott über alle Dinge. Der Berg Zion in Jerusalem hat Priorität, weil Gott es so will, und Gott hat Priorität.
    Der Tempel bezeugte: Gott hat Priorität. Israel ist bereit, sich für Gott auf den Weg zu machen. Israel ist bereit, alles hinter sich zu lassen, um nur und ganz bei Gott zu sein. Weil Gott Priorität hat. Darum muß es einen Ort geben, der Platz schafft für Opfer und Gebet. Weil Gott Priorität hat, darum hat das Opfer, das Gebet, der Gesang, die Verkündigung auch Priorität. Der Tempel war der feste Platz, den Gott in Israel einnahm. Vor allen Dingen und zuerst sollte Gott einen Platz in Israel haben. Gott ist nicht ferner liefen. Gottesdienst ist nicht etwas, was sich ergibt, wenn alles andere Nötige erledigt ist. Sondern das Erste. Weil Gott der Erste ist.
    Darum kann Salomo sagen: Hier ist Gottes Name. Hier spricht Gott, hier hört Gott. Auf dem Berg Zion , in Jerusalem, im Heiligen Land.
    So hatte Gott es im Alten Testament festgelegt.
    Der Tempel Salomos stand fast 500 Jahre: 955 vor Christus geweiht – 587 vor Christus zerstört durch die Babylonier unter Nebuchadnezar. Im Jahr 515 vor Christus wurde der Zweite Tempel geweiht. Der wurde dann im Jahr 70 nach Christus durch die Römer unter Titus zerstört.
    Über den Tempel hat Jesus drei Dinge gesagt:
  3. Der Tempel ist „seines Vaters.“ Das sagt Jesus mit 12 Jahren, als Maria und Joseph ihn im Tempel fanden sagt der Sohn Gottes: „Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines Vaters ist?“ (Lukas 2, 49). Damit bestätigt Jesus, daß Israel Gott wirklich im Tempel begegnet ist.
  4. Jesus spricht aber auch ganz klar von dem Ende des Tempels. „Es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben.“ (Matthäus 24, 2).
  5. Das bedeutet aber nicht das Ende der Begegnung mit Gott. Jesus seinen Leib zum Tempel Gottes erklärt, so hören wir es im Johannes-Evangelium (Kapitel 2, 21). Ja, den Pharisäern gegenüber sagt Jesus direkt: „Ich sage aber euch, daß hier der ist, der auch größer ist denn der Tempel.“ (Matthäus 12, 6).
    Jesus gibt uns also alles, was der Tempel geben konnte, und mehr.
    Darum gibt es in Neuen Testament keinen heiligen Ort, wie Jerusalem, oder Mekka. „Es kommt die Zeit,“ sagt Jesus, „da werden die wahrhaftigen Anbeter den Vater nicht auf diesem oder jenem Berg anbeten, sondern im Geist und in der Wahrheit.“ (Johannes 4, 21.23.24)
    Da stellt sich die Frage aufs Neue: Warum dann ein Haus, mit Menschenhänden gemacht?
    Ich kann nur sagen: Wegen der Priorität.
    Gott, Sein Wort, Sein Handeln an uns, unsere Antwort darauf: Das soll als erstes einen festen Platz haben. Zeitlich und räumlich. Darum haben wir denn Sonntag, darum haben wir dieses Gebäude. Der Glaube braucht diesen Ort, wo alles vom Evangelium bestimmt ist. Wo klar ist: Das will ich gesichert haben. Darum steht hier der Altar: Das Gebet, das Abendmahl fordert das. Gebet und Abendmahl soll jederzeit möglich sein. Deshalb steht das Taufbecken da. Wie wunderbar ist es, daß wir heute eine Taufe haben! Doch das Taufbecken steht bereit. Er erinnert uns an unsere Taufe. Und genau wie die Taufe nicht eine Nebensache ist, die mal hervorgeholt, mal weggestellt werden kann, so steht das Taufbecken immer bereit. Ähnlich ist es mit der Kanzel. Gottes Wort soll verkündigt und gehört werden. Das muß vor allen anderen Dingen sicher sein.
    Wenn es irgendwie möglich ist, soll eine Kirche kein Mehrzweckraum sein. Im Gotteshaus soll zum Ausdruck kommen, daß Gott über uns bestimmt, und nicht wir über Ihn. Gott hat Priorität. Das Evangelium, die Taufe, das Abendmahl, das Gebet Gebet, das Lob Gottes ist für den Glauben eine Notwendigkeit. Darum wird der Glaube jede Möglichkeit nutzen, einen Raum zu bauen, der von diesen Dingen bestimmt ist.
    Eine Kirche ist eine große und nötige Hilfe für den Glauben. Unser Glaube ist angefochten. Es geht auf und ab. Doch, das, woran wir glauben, das steht fest und ist zuverlässig. Dieses Haus, zusammen mit Altar, Taufbecken, Kanzel, mit den Bänken und der Orgel stehen für das, was feststeht. Sie führen uns vor Augen: Es ist alles wahr, es war vor uns da, es bleibt für uns wahr. Der Glaube stützt sich nicht auf sich selbst. Er hält sich an das, was Gott von außen zu uns bringt.
    Die Kirche ist nicht Gott, darum müssen wir nicht an sie glauben, wie im Alten Testament das Volk Israel an Jerusalem und den Tempel gebunden war.
    Wir sind an Jesus gebunden. Er ist unser Tempel. An ihn glauben wir, egal, wo wir sind.
    Aber wir lieben den Ort, wo Jesus uns begegnet, wie Er es eingesetzt und bestimmt hat. Wir lieben das Haus, wo Er uns Sein Evangelium hören läßt. Wir lieben das Haus, wo die Taufe Kinder Gottes geboren hat. Wir lieben das Haus, wo Gottes Kinder zusammen beten, und sich an Gottes Wort festhalten.
    Das macht diesen Ort zu einem guten Ort.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

500 Jahre Lutherbibel

Im September 1522 erschien in Wittenberg das Neue Testament in der deutschen Übersetzung des Reformators Dr. Martin Luther. Es war nicht die erste Übersetzung der Bibel ins Deutsche, wohl aber die wirkungsvollste und beliebteste.
Zu dem Anlaß lädt die Gemeinde Berlin-Mitte in der Annenstraße ein:

  1. Zu einem Themenabend: 500 Jahre Lutherbibel
    Pfarrer Johann Hillermann wird historisch in das Thema einleiten. Danach wird Dr. Sebastian Stork auf Besonderheiten der Übersetzung hinweisen. Zugleich ist der Themenabend die Eröffnung einer Ausstellung zum Thema. Der Themenabend soll am Mittwoch, dem 21. September um 18 Uhr beginnen, und etwa eine Stunde dauern.
  2. Zu einer Ausstellung
    Faksimile-Ausgaben der wichtigsten Ausgaben zu Luthers Lebzeitenwerden zu sehen sein: 1522, 1534 und 1545. Besonderheiten der Übersetzung und Bearbeitung Luthers werden dargestellt. Eindrücke der Wirkungsgeschichte werden auch zu sehen sein.
    Die Ausstellung kann an zu folgenden Zeiten noch besichtigt werden:
    Donnerstag 22. September 16 bis 19 Uhr
    Freitag 23. September 16 bis 19 Uhr
    Sonnabend 24. September 11 bis 13 Uhr
    Sonntag 25. September nach dem Gottesdienst
  3. Zu einer Rezitation
    Um einen Eindruck von der Übersetzung zu bekommen, lohnt es sich, einen längeren Abschnitt daraus im Zusammenhang zu hören. Am Donnerstag, dem 22. September um 19 Uhr sollen die ersten 6 Kapitel des Johannes-Evangeliums vorgetragen werden. Pfarrer Johann Hillermann lernt schon seit einigen Jahren Teile der Lutherbibel auswendig, und zwar in dem Wortlaut der letzten Ausgabe, die Luther noch verantwortet hat, der von 1545. Nutzen Sie die Gelegenheit, zu erfahren, wie überraschend viel von der Sprache Luthers nach 500 Jahren verständlich ist! Die ersten 6 Kapitel des Johannes-Evangeliums bieten eine Vielfalt von Texten: Verkündigung, Gespräche und Berichte. Sie sprechen für sich und verfehlen ihre Wirkung nicht!
    Mit Einleitung dauert die Rezitation etwa eine Stunde.

Warum Luther 1545?

„Luther 1545“ steht für letzte Bibelausgabe, die der Reformator Dr. Martin Luther im Jahr 1545 – ein Jahr vor seinem Tod – noch verantwortet hat. Die „Ausgabe letzter Hand“.

„Luther 1545“ steht für letzte Bibelausgabe, die der Reformator Dr. Martin Luther im Jahr 1545 – ein Jahr vor seinem Tod – noch verantwortet hat. Die „Ausgabe letzter Hand“. 23 Jahre zuvor war ihm mit seiner Übersetzung des Neuen Testaments für das christliche Leben in Deutschland und zugleich für die Deutsche Sprache ein großer Wurf gelungen. Sehr schnell wurde Luthers Bibelübersetzung zum anerkannten Maßstab für gutes Deutsch. Auch seine Gegner mußten das zugestehen.

Quelle des christlichen Glaubens
Luthers Reformation war vor allem ein Ruf „ad fontes“ – „zurück zu den Quellen!“ Das gesamte kirchliche Leben sollte an den Quellen, den grundlegenden Dokumenten des Evangeliums geprüft werden. Was hatte Jesus genau gesagt und getan? Was hatten die Zeugen und autorisierten Nachfolger über Jesus, über seine Bedeutung, verbindlich gelehrt? Diese Fragen führten zu einer Beschäftigung mit der Heiligen Schrift in einer Intensität, die wir uns heute kaum vorstellen können.

Quelle der Kultur
In der Bibel finden wir Texte zu den unterschiedlichsten Themen, die uns Menschen betreffen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß sie in allen Lebensbereichen Spuren hinterlassen hat. Schon vor der Reformation wurde jahrhundertelang in Deutschland die Bibel als Autorität anerkannt. Als dann die Übersetzung Luthers allen, die Deutsch als Muttersprache hatten, den Zugang zum Wort Gottes eröffnete, steigerte sich der Einfluß und die Wirkung. Alle Bereiche der Kultur sind ohne Kenntnis der Bibel – ihrer Geschichten, Weisheit und Botschaft – nicht vorstellbar. Deshalb ist die Lutherbibel, die jahrhundertelang von Menschen Deutscher Zunge gelesen wurde, auch eine Quelle der Kultur. Alle wichtigen Dichter unserer Sprache haben das anerkannt.

Sakraler Text, sakrale Sprache

Luther 1545 ist nicht irgendein Text. Er ist die Übersetzung einer Heiligen Schrift. In ihr soll gesagt werden, was Menschen sich nicht selbst sagen können, und was doch den Menschen treffen soll. Ein sakraler Text, und das bedeutet ein Höchstmaß an Verbindlichkeit und Bedeutung. Deshalb ist das Wort einerseits fremd und doch klar. Das hat mit seinem Inhalt zu tun. Der Inhalt ist nicht alltäglich, und darum kann die Sprache auch nicht alltäglich sein. Die Wörter, ja auch der Satzbau, sind meistens vertraut, doch dann kommt ein Wort, ein Satzbau, überraschend anders. Und das Heilige wird immer überraschend sein, weil es von Gott zum Menschen kommt. Darum ist sakrale Sprache niemals Alltagssprache. Es kann nach gewiesen, daß Luther wohl die Alltagssprache genau kannte, und doch die Bibel bewußt nicht in eine alltägliche Sprache übertrug.

Kurze Gemeindegeschichte

Im Königreich Preußen erhob sich um das Jahr 1830 Widerstand gegen die Vereinigung (Union) zwischen der lutherischen und der reformierten Kirche , die König Friedrich Wilhelm III eingeführt hatte. Eine Reihe von lutherischen Pfarrern und Gemeinden lehnten diese Zwangsvereinigung ab.

Im Königreich Preußen erhob sich um das Jahr 1830 Widerstand gegen die Vereinigung (Union) zwischen der lutherischen und der reformierten Kirche , die König Friedrich Wilhelm III eingeführt hatte. Eine Reihe von lutherischen Pfarrern und Gemeinden lehnten diese Zwangsvereinigung ab.

Aber ihre Bitte um Wiederherstellung der lutherischen Kirche mit der Gültigkeit des lutherischen Bekenntnisses, den eigenen konfessionell lutherischen Gottesdiensten und selbständiger Verfassung, wurden abgeschlagen. Stattdessen wurden die Lutheraner jahrelang verfolgt, ihre Pfarrer inhaftiert, ihre Glieder vom Staat benachteiligt und teilweise unter Einsatz des Militärs schikaniert.

Auch in Berlin fanden sich Familien zusammen in ihren Häusern und beschäftigten sich mit dem christlichen Glauben, wie er in den lutherischen Bekenntnissen dargelegt wird. Zunächst suchte man Anschluß an Prediger in der Stadt, die vereinzelt noch eine Verkündigung auf dieser Grundlage aufrechterhielten. Doch am 12. Mai 1835 schlossen sich die meisten Lutheraner zu einer Gemeinde zusammen und beriefen ihren ersten Pfarrer, Dr. H.E.F. Guericke aus Leipzig. Es waren 150 Männer, Frauen und Kinder.

Erst 1845 kam es zur staatlichen Duldung, später zur vollen Anerkennung.

Unter vielen Mühen und Kosten wurde die Kirche nachPlänen des späteren Stadtbaurates Blankenstein errichtet und am 11. Oktober 1857 geweiht. Somit ist sie heute das älteste Kirchgebäude der Luisenstadt.

Einer der ersten Pastoren der Gemeinde war Pfarrer Friedrich Lasius (+1884), dessen Grabstein vor der Kirche steht.

Bis 1908 gab es eine gemeindeeigene Schule, und bis 1957 eine Diakoniestation. Das Schulhaus wurde 1945 zerstört, während Kirche und Pfarrhaus von Bomben und Bränden beschädigt wurden. Bereits 1946 konnten in der Kirche wieder Gottesdienste gefeiert werden. Heute hat sie für 1200 Personen Platz. Sie steht unter Denkmalschutz.

Das Jahr 1961 markiert durch den Bau der Berliner Mauer einen tiefen Einschnitt in die Gemeindegeschichte. Ein beträchtlicher Teil der Gemeindeglieder war von ihrer Kirche und Gemeinde abgeschnitten, so daß in Neukölln eine neue, bis heute bestehende Gemeinde entstand.

Pastoren der Gemeinde:

1835-1836: Professor H.E.F. Guericke

1836-1838: Pastor Ehrenstroem

1838-1884 : Friedrich Lasius

1885-1892: Johannes Nagel

1892-1904: Gerhard Grundmann

1892-1914: Heinrich Brachmann

1914-1945: Lic. Dr. Johannes Stier

1935-1974: Heinrich Schröter

1975-1998: Walter Schubach

1998-2007: Wilhelm Torgerson

2009 – : Johann Hillermann