9. Sonntag nach Trinitatis

Von | August 20, 2022
Predigt

Gnade sei mit euch und Friede,
von Gott, dem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus. Amen.

14 Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an;
15 dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort.
16 Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu.
17 Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu.
18 Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.
19 Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen.
20 Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen.
21 Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!
22 Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen.
23 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!
24 Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast;
25 und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine.
26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wußtest du, daß ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe?
27 Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen.
28 Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat.
29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.
30 Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

Matthäus 25, 14-30

HERR, mach Licht in uns mit Deinem Wort. Amen.

Liebe Gemeinde!
Wer das Privileg hat, mit dem Evangelium aufzuwachsen, dem ist vertraut, daß Jesus viel in Gleichnissen geredet hat. Die Gleichnisse sind einmalig einprägsam. Der Sohn Gottes hatte den tiefsten Einblick in die Natur und auch in das menschliche Leben, so daß er mit ganz wenigen Worten das Reich Gottes so erklären konnte, daß auch wir heute schon beim Hören ins Reich Gottes versetzt werden. Jesus ist auch heute und hier der Sprecher von diesem Gleichnis. Schon jetzt wird die Weiche gestellt – göttliche Freude, oder Heulen und Zähneklappern.
Gott gebe, daß jeder aufs Freudengleis gesetzt wird, im Zug Richtung Freude einsteigt!
Gehe ein zu deines HERRN Freude! – Die Freude ist das Ziel. Der Herr im Gleichnis zielt auf diese Freude von Anfang an. Es geht von Anfang an um diese Freude. Gottes Freude. Das ist die größte Freude überhaupt. Die Freude der Liebe, die Freude der Rettung, die Freude des Findens. Aber göttlich. Die Freude über dich, die Freude über mich.
Womit fängt die Freude an?
Ein Mensch, der über Land reist, vertraut seinen Knechten sein Vermögen an. Es ist eine Menge Geld. Als Sklaven hatten sie niemals irgendeine Aussicht auf irgendein Geld. Der Besitzer vertraut den Knechten sein ganzes Geld an. Im Griechischen Original heißt dieser Zentner Silber: „Talanton“ – daher unser Wort „Talent“ für eine Begabung. Gott vertraut uns Begabungen, Talente an. Er hat die Gabe, …. sie hat die Gabe, … Ein Talent ist ein Geschenk von Gott. In der Gabe steckt die Liebe des Gebers. Die Liebe des Gebers meint dich mit der Gabe. Die Gabe kommt bei dir an, weil der Geber dich in seinem Herzen trägt. Die Gabe ist jetzt schon ein Beweis dafür, daß das Ende Freude sein soll und sein wird.
Jesus sagt das seinen Jüngern kurz vor seiner Kreuzigung und auch der Auferstehung. Das ist die größte Gabe, der allergrößte Schatz, den Gott jemals Menschen anvertraut hat.
Jesus wird durch das Kreuz und den Tod von den Jüngern weggenommen werden, und dann nach der Himmelfahrt nicht mehr sichtbar bei ihnen sein. „Über Land“, sozusagen.
Doch die Apostel sind reich beschenkt. Sie haben die Worte und Taten des Sohnes Gottes gesehen und gehört. Sie sind Zeugen des bitteren Leidens ihres HERRN am Kreuz, und sie haben denselben HERRN gesehen, der den Tod überwunden hat. Diese Worte und Bilder und Begegnungen und Erlebnisse, sind der wertvollste Schatz, den Gott der Menschheit anvertraut hat. Zu wissen, was Gott will, was Gott vorhat, wie Gott mit uns Menschen umgeht – das zu wissen ist unbezahlbar, denn das bringt deine Seele in Sicherheit.
Jesus hat den Jüngern dieses Evangelium auch in der Gestalt des Heiligen Abendmahls anvertraut, in der Gestalt der Beichte und der Taufe. Alles Liebesbeweise Gottes. Alles Erinnerungen daran, daß am Ende Gottes Freude wartet.
Liebe Gemeinde, wer mühselig und beladen ist, wer über sich selbst erschrickt, weil er ein Sünder ist, wer über sich selbst ratlos ist – der wird verstehen, warum das alles ein Schatz ist, den man haben will und haben muß.
Die Gabe aller Gaben, das Geschenk aller Geschenke, das Jesus den Jüngern anvertraut, ist Gott, der Heilige Geist. Der Heilige Geist ist Gott selbst, der den Menschen von Innen für die Freude umbaut. Der Heilige Geist tut alles: Er beruft zum Glauben, der macht Licht in uns, daß wir überhaupt an Freude denken können, er heilt uns, daß wir Freude annehmen und geben können. Und vor allem öffnet er unsere Augen darüber, daß Jesus der kostbarste Schatz ist. Weil er die größte Liebe offenbart.
So ein großes, überwältigendes Vertrauen! Der HERR legt Seine Schätze in die Hände seiner Knechte. Er schenkt seinen Knechten Zeit, diese Schätze auszuprobieren.
Wir kennen es doch alle: Mitfahren ist eins – aber selber fahren, das ist nochmal was ganz anderes! Kuchen essen ist wunderbar – aber – ich kann es mir nur vorstellen! – für liebe Menschen eine Kuchen backen und dann erleben, wie dieser Kuchen Freude bringt – das ist noch eine andere Dimension der Freude. Der HERR gibt den Knechten die Gelegenheit, mit Gott zu wirken. Mit Gott zu erleben, wie Freude wächst und sich ausbreitet. Das geschieht, wenn das Evangelium unter die Leute kommt. So ist es gedacht. Gott will nicht allein Menschen in Sicherheit bringen, Gott will Menschen einbeziehen. Die Apostel haben sich mit Gott gefreut, wenn sie ihre Gemeinden vor Augen hatten – versammelt zur Freude im Gottesdienst. So schreibt Paulus zum Beispiel an die Philipper: „Also, meine lieben und ersehnten Brüder, meine Freude und meine Krone, bestehet also in dem Herrn, ihr Lieben.“ (Philipper 4,1). Johannes schreibt in seinem 2. Brief: „Ich habe keine größere Freude denn die, daß ich höre, wie meine Kinder in der Wahrheit wandeln.“ (2. Johannes 4). Und noch einmal Paulus über die Gemeinde in Thessalonich: „ Ihr seid ja unsre Ehre und Freude.“ (1. Thessalonicher 2, 20). Gottes Schätze schaffen neue Schätze. Das Evangelium ist nicht Privatbesitz , sondern anvertrautes Talent, ja, Kapital, das mit aufdröhnenden Motoren loslegt, und wir sind dabei!
Jesus sagt uns, daß der Anfang der Freude bei Gott selbst ist. Gott kann und wird immer einen Anfang mit der Freude machen. Wenn er es im Grab Jesu getan hat, dann auch hier.
Aber wie? Vertrauen bedeutet: Nicht ohne dich! – Wenn ich einem Menschen zum Beispiel mein Kind anvertraue, dann sage ich damit auch: Ich will für dieses Kind da sein – aber nicht ohne dich! – So sagt Gott: Ich will Freude ausbreiten im Namen Jesu – aber nicht ohne dich!
Darum wurden die ersten beiden Knechte sofort aktiv. Sie wollten es wissen! Was tut Gott mit Seinem Wort? Sie Handeln damit. Was heißt das? – Wenn ich zum Beispiel einen 50 Euro Schein habe, dann kann ich damit einiges anfangen. Ich gehe ins Geschäft, und sehe, was es dafür gibt. Ich verlasse mich auf den Wert des Geldscheins. Es wäre schon sehr komisch, wenn ich mir den Kopf zerbrechen würde, ob die Person an der Kasse den Schein akzeptieren wird? Oder, daß ich denke: Wenn ich den ausgebe, dann habe ich ihn nicht mehr, dann ist er weg. Die Apostel haben die Worte Gottes unter die Leute gebracht. Jesus bezeugt, zu ihm eingeladen, es gewagt, sich auf seine Liebe und Macht zu verlassen. Und dabei die Erfahrung gemacht: Der Heilige Geist schafft die Freude am Schatz Gottes, und wirkt Glauben in neuen Gemeindegliedern. Der Heilige Geist schafft es, daß Menschen mit verschiedenen Gaben einander tragen und begleiten, ja, einander Freude machen. Das ist Gottes Freude.
Ein Pfarrer sagte einmal zu mir nach einem Gottesdienst: „Die Besucher kommen zu Jesus, ich darf dabei sein.“ Zu Jesus kommen ist, zur Freude kommen. Früher oder später. Das muß nicht nur ein Pastor sagen, das ist für jeden wahr, der hier dabei ist.
Dein Glaube reicht jetzt schon aus, Freude zu verbreiten. Das mußt du glauben. Die Tatsache, daß Gott gegen alle Widerstände, gegen alle Wahrscheinlichkeit in dir Glauben geschaffen hat, ist ein Vertrauensvorschuß Gottes. Du machst schon Freude, bevor du dir überlegt hast, wie du es anstellen kannst oder sollst. Das kann und muß geglaubt werden. Wer so glaubt, der bringt Freude, bevor er hilft, oder bekennt oder was auch immer Christen tun. Aber – wenn er dabei sein will, dann soll es ausgesprochen werden, oder so ans Licht kommen, daß du dabei bist.
Eins ist aber entscheidend: Die Christenheit ist apostolisch. Das heißt: Gott hat mit den Aposteln angefangen, er fängt nicht mit uns an. Wir sollen Anschluß suchen an die Freude er Apostel. Was wir sagen und tun, soll zu dem passen, was diese ersten Knechte getan haben. Darum hören wir auf die Apostel im Neuen Testament.
Nun hören wir von einem Knecht, der der Freude Gottes leider nicht traute. Dieser Knecht sah in den anvertrauten Gaben Gottes nur eine Überforderung, eine Last und eine Bedrohung. Er konnte es sich nicht vorstellen, daß es diese Freude gibt. Er hatte alles, was Christen haben, aber er konnte es sich nicht anders vorstellen, als daß er damit langweilen würde. Oder es ist zu kompliziert, oder zu altmodisch, oder was auch immer. Er machte eine Grube in die Erde und grub den Schatz ein. Er hat ihn nicht verändert, oder verloren oder irgendwas. Aber er hat ihn nicht geteilt. Die Gabe ist nicht ein Geschenk, sondern eine Last, eine Forderung, eine Zumutung. Wie viele Christen reden so, oder denken so! Sie bleiben zwar Christen, aber sie glauben nicht, daß Gott durch sie Freude vermehren will.
Für diesen faulen und bösen Knecht ist der Zug zur Freude abgefahren. Gott ist nicht so. Jesus ist nicht so. Der Heilige Geist ist nicht so. Es ist eine große Versuchung, zu sagen: Gott ist ein harter Mann, der erntet, wo er nicht gesät hat. Es stimmt einfach nicht. Gott ist wirklich in Vorleistung gegangen! Jesus hält uns diesen einen Knecht vor, damit wir beizeiten den Kopf schütteln und uns erschrecken, wie man nur so blind sein kann.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum Ewigen Leben. Amen.


Beitragsbild:

Gestaltung: Lioba Fenske