Jubilate

Von | April 25, 2021
Die Predigt zum Nachlesen

Der HERR ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden.
Gnade sei mit euch und Friede
von Gott unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus.
Amen

Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt. Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt. Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts. Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht. Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat. Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören. So ging Paulus von ihnen. Einige Männer schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.

Apostelgeschichte 17, 22-34

HERR, segne Dein Wort an uns; Dein Wort ist die Wahrheit. Amen.

Liebe Gemeinde!

Dem unbekannten Gott.
Ein riesengroßer Aufwand, und das war das Ergebnis.
Ein Tempel neben dem anderen. Eine Göttergeschichte nach der anderen. Ein Opfer nach dem anderen. Ein Ritual nach dem anderen. Eine Spende nach der anderen. Da konnte einem schwindelig werden, und auch daraus konnte man eine Religion machen.
Der Mensch ist im Bild Gottes geschaffen, und das heißt, er hat den Virus der Ewigkeit in sich, der Unendlichkeit. Zugleich ist ein ein Leib mit allen seinen Einschränkungen, und er ist sterblich. Er ist endlich. Er leidet Schmerzen, weiß nicht alles, – und er wird schuldig. Wie findet der Mensch aus der Schuld, der Sterblichkeit, dem Leiden – wie findet der Mensch aus der Endlichkeit in die Unendlichkeit zurück? Wie kann er wieder göttlich sein? – In Athen gab es unzählige Tempel und Altäre, unzählige Prediger, Priester und Gurus.
Paulus erkennt das an.
Und in seiner Predigt spricht er das auch direkt an.
Wir Menschen nehmen in der Wirklichkeit eine besondere Stellung ein. Keine Kreatur bezieht sich auf alle anderen Kreaturen, wie der Mensch. In den Höhlen findet man Bilder von Menschen und Tieren. Niemand wird glauben, daß dort Tiere Menschen gemalt haben, oder sich selbst. Menschen machen ein Bild von sich selbst und von den Tieren, und von der gesamten Schöpfung. Das ist ein Zeichen dafür, daß wir den Unendlichkeitsvirus in uns tragen. – Paulus sagt klar: Gott hat alles, auch den Menschen erschaffen, und hat dem Menschen Grenzen gesetzt – gerade, damit wir Menschen an diesen Grenzen ins Nachdenken kommen und nach Gott suchen, „ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.“ – Zugleich macht Paulus aber auch klar, daß wir Gott nicht finden werden in den Bildern, die wir von ihm machen. Unsere Versuche, zu transzendieren, also von der Sterblichkeit in die Unsterblichkeit zu kommen, diese Versuche sind dazu verdammt, uns unsere Endlichkeit um so mehr zu offenbaren und uns an unsere Grenzen zu ketten.
Es gab den Gott des Krieges. Man glaubte, daß durch den Krieg alles wichtige entstehen würde, und daß der Krieg die Macht war, die alles andere entscheidet. Doch der Krieg setzt einen Schöpfer voraus. – Oder man ergab sich der Fruchtbarkeit, dem Wachstum, der Vermehrung – das war das höchste und Größte – Menschen opferten Zeit, Kraft, sich selbst, was auch immer, um an der Lebenskraft teilzuhaben. – Da hat man seine Begierden kennengelernt, oder seinen Mangel um so krasser erfahren, aber hat man Gott kennengelernt?
Paulus verkündet nun den bekannten Gott. Nicht nur damals, sondern auch heute. Daß wir Menschen Kulte haben, ist das Normale, und wenn wir nur uns selbst anbeten. Das ist normal. Und es ist gegen Gott. Paulus verkündet damals wie heute den bekannten Gott. Also den Gott, der uns kennen lernen will. Gott so, wie er uns kennen lernen will. Gott, wie wir ihn kennen lernen sollen und werden.
Das ist der Schöpfer, der uns alles gibt, und der uns allen nahe ist. Da konnten die Griechen noch nicken mit dem Kopf: Ja, das kann man so sehen und sagen.
Gott, der uns verwandt sind – wir sind in seinem Bilde geschaffen.. Auch da können die Griechen nicken und sagen: Ja, das ist plausibel.
Paulus spricht von einer Zeit der Unwissenheit – also daß wir Menschen Information brauchen, mehr wissen müssen, mehr Erkenntnis nötig haben. Da nicken die Philosophen gewaltig mit dem Kopf. Oh ja, die unwissenden Menschen. Die Armen, die wissen nichts. –
Paulus spricht von einem Gericht: Daß also aufgeräumt werden muß, daß Gerechtigkeit kommen muß, daß es viel Unrecht gibt. Alle müssen Buße tun – neu anfangen – ganz neue Menschen werden. Auch da nicken die Griechen, die Philosophen: Oh ja! Da sind wir gern dabei! Soll es eine Revolution sein? Eine Katastrophe? Oder wie retten wir die Welt? Wo geht’s bitte zum Neuen Menschen?
So weit, so gut.
Dann spricht Paulus von einem Mann, den Gott erwählt hat, durch den dieses Gericht, diese Gerechtigkeit kommen soll. – Ok? Bist du das, Paulus? Wirst du Paulus deinen Leib, deine Krankheiten, deine Endlichkeit überwinden, transzendieren, und uns mitnehmen? Jetzt wird nicht mehr genickt, sondern geguckt und gefragt.
Und dann spricht er von diesem Mann, denn Gott von den Toten auferweckt hat. Der nimmt uns aus unseren Grenzen heraus zu Gott, er trägt uns in die Unendlichkeit.
Von den Toten auferweckt? – Dann war er also tot? – Und wie? Gekreuzigt? Das ist ja wohl das Letzte! – Ein Gekreuzigter ist doch gerade das Gegenteil von allem, was wir erreichen wollen!
Doch das ist der Unbekannte Gott. Da sollen wir Gott kennen lernen. Die meisten sagten: Wir melden uns dann mal – rufen Sie nicht an, wir rufen Sie an …. nicht.
Aber einzelne spürten ihre Grenzen zu Gott neu, und erkannten – Gott ist ja an diese meine Grenze angekommen. Die Grenze die weh tut, die Grenze, die anklagt und verdammt, die Grenze, die unbarmherzig mich von der Freude und der Liebe trennt. Da ist er ja. Er will mich kennen lernen. Dionysius, einer aus dem Rat, war dabei, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen. Wir sind dazugekommen. Gott wollte uns kennen lernen. Der bekannte Gott.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.