Ein wichtiges Jubiläum

Von | Februar 17, 2025
Erstes Konzil von Nicäa (325)

Das Nizänische Glaubensbekenntnis wird 1700 Jahre alt.

„Ich glaube an den Einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingebornen Sohn, der vom Vater geboren ist vor aller Zeit und Welt, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrhaftigen Gott vom wahrhaftigen Gott, geboren, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater (…)“. 

Diese Worte stammen aus dem Nizänischen Glaubensbekenntnis (ELKG2, S. 1652). Wir haben sie alle schon im Gottesdienst gesprochen, meist an besonderen Feiertagen oder zu besonderen Anlässen. Das Nizänische Bekenntnis ist nicht nur ausführlicher und feierlicher als das Apostolische Glaubensbekenntnis. Es ist auch in der weltweiten Christenheit viel weiter verbreitet. Die Worte über Jesus Christus als „Gottes eingebornen Sohn“, der „wahrhaftiger Gott vom wahrhaftigen Gott“ und „eines Wesens mit dem Vater“ ist, stehen im Zentrum des Nizänums.  

Aber was sagen wir eigentlich damit? Und wer hat dieses Bekenntnis formuliert? Und warum?  

Im Kern geht das Nizänische Glaubensbekenntnis auf das Konzil christlicher Bischöfe zurück, das im Jahr 325 in Nizäa, der heute türkischen Stadt İznik, stattfand. Konstantin, der erste römische Kaiser, der das Christentum duldete und förderte und sich auch selbst (wenn auch erst auf dem Sterbebett) taufen ließ, hatte das Konzil nach Nizäa einberufen, das damals kaiserliche Sommerresidenz war.  

Konstantin wollte einen innerkirchlichen Streit schlichten, der in Alexandria in Ägypten aufgebrochen war. Dort hatte der Priester und charismatische Prediger Arius gelehrt, dass das Wort Gottes, das in Jesus Christus Mensch geworden ist – im Griechischen des Neuen Testaments ist die Rede vom „Logos“ Gottes, der „Fleisch geworden ist“ (Joh 1,14) –, ein Geschöpf Gottes sei. Zwar überrage der in Christus Mensch gewordene „Logos“ alle anderen Geschöpfe – Gott selbst aber sei er untergeordnet. Das Konzil widersprach dieser Lehre des Arius, indem es die uns vertrauten Worte als Bekenntnis der rechtgläubigen Kirche festhielt.  

Aber warum ist das so wichtig? Und warum sind Worte einer antiken Bischofsversammlung für uns noch immer aktuell? Im Kern geht es darum, dass in Jesus Christus tatsächlich Gott Mensch geworden und in unsere Welt eingetreten ist. Gerade heute lohnt es sich, wieder intensiv über diese Kernaussage unseres Bekenntnisses nachzudenken und sich klarzumachen, was sie für unseren Glauben bedeutet.  

Zum einen wird in den großen Kirchen kaum noch ernsthaft von der Wirklichkeit der Menschwerdung des „Einen Gottes, des allmächtigen Vaters, Schöpfers Himmels und der Erde“ gesprochen, wie sie das Nizänum bekennt. Darin wirkt sich das philosophisch geprägte, vermeintlich „vernünftige“ Gottesbild der Aufklärung aus. Aber das alles ist nicht neu: Schon dem Arius, der in der damaligen Bildungsmetropole Alexandria wirkte, ging es bei seiner Bestreitung der Menschwerdung Gottes um einen vernünftigen, philosophisch verantwortbaren Gottesglauben.  

Darüber hinaus ist mit dem Islam eine Religion bei uns angekommen, die die Erhabenheit und Allmacht Gottes betont, aber seine Menschwerdung bestreitet. In einem wichtigen islamischen Glaubensbekenntnis, der 112. Sure des Koran, geschieht das sogar in direktem Widerspruch zum Nizänum. Glauben Christen und Muslime an denselben Gott? Wenn wir wissen, was uns die Väter von Nizäa sagen wollten und wir ihre Worte nicht als bloßes Lippenbekenntnis wiederholen, können wir diese Frage kaum bejahen.             

Das 1700jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa sollte uns Anlass zu einer ausführlicheren Beschäftigung mit den Hintergründen und theologischen Aussagen dieses wichtigen Bekenntnisses geben. Wir sollten nicht hinter dem Weltkirchenrat, der EKD und der Römisch-katholischen Kirche zurückstehen, die jeweils Veranstaltungen zu diesem Jubiläum planen.  

Es wäre schön, wenn wir innerhalb unserer Gemeinde eine Form finden würden, in der wir uns mit dem Nizänum beschäftigen könnten: in zwei oder drei kürzeren Vorträgen nach einem Gottesdienst oder an einer Art Studientag, wo wir mehr Zeit hätten, ins Gespräch zu kommen, vielleicht auch an einem Themenabend. Da das Konzil im Jahre 325 vom 20. Mai bis zum 25. Juli stattfand (das Eröffnungsdatum ist nicht genau bekannt), würde sich ein Termin im Sommer dieses Jahres anbieten


Beitragsbild: Erstes Konzil von Nicäa (325): Kaiser Konstantin entrollt den Text des Nicäno-Konstantinopolitanum, wie es auf dem ersten Konzil von Konstantinopel (381) umformuliert wurde, mit Ausnahme des ersten Wortes, von πιστεύομεν zu πιστεύω geändert wie in der Liturgie. Die Beschriftung der Ikone lautet: Ἡ σύνοδος τῶν ἁγ(ίων) πατέρων (die Synode der heiligen Väter).
Siehe auch: Wikipedia