Der HERR ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!
Gnade sei mit euch und Friede,
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus.
Amen.
23 Jakob stand auf in der Nacht und nahm seine beiden Frauen und die beiden Mägde und seine elf Söhne und zog an die Furt des Jabbok,
1. Mose 32, 23-32
24 nahm sie und führte sie über das Wasser, sodaß hinüberkam, was er hatte,
25 und blieb allein zurück.
Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach.
26 Und als er sah, daß er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt.
27 Und er sprach: Laß mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
28 Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob.
29 Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.
30 Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst.
31 Und Jakob nannte die Stätte Pnuël; denn, sprach er, ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.
32 Und als er an Pnuël vorüberkam, ging ihm die Sonne auf; und er hinkte an seiner Hüfte.
HERR, segne Dein Wort an uns, Dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Liebe Gemeinde!
Wie soll da Ostern drin sein?
Das hab ich mich ehrlich gefragt.
Heute, am Sonntag Quasimodogeniti- also: „Nach der Weise der neugebornen Kinder“ – daß wir Christen das Evangelium einsaugen, begierig aufnehmen sollen, wie die neugebornen Kinder die Muttermilch (1. Petrus 2,2).
An dem Sonntag vom Ungläubigen Thomas, der gläubig wurde, und zu dem Jesus sagte: „Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben!“ (Johannes 20,29) – – sollen wir tief ins Alte Testament zurückgehen, zu Jakob. Ein unheimlicher Kampf in der Nacht. Ein Sonnenaufgang, ein Segen, ein Hinken.
Was hat das mit Ostern zu tun?
Jakob steht vor einer schweren Begegnung mit seinem Bruder Esau. Jakob hatte als der jüngere Zwillingsbruder Esau mit List um das Erstgeburtsrecht und den Segen gebracht. Das ist Jahre her. Nun werden sie einander begegnen. Beide sind reich geworden. Esau hat sogar so etwas wie eine private Armee.
Kein Wunder, daß Jakob in Sorge ist!
Wie wird Gottes Segen sich bemerkbar machen?
Wir hören, daß Jakob seine Familie und seinen Besitz als erstes über einen Fluß befördert. Er bleibt allein zurück.
Er wird gebetet haben. Und dann der Kampf mit einem „Mann“. Ein Ringen im Ernst. Jakob kämpft um sein Leben.
Man hat viel über diesen Kampf nachgedacht. Wer ist dieser unheimliche Feind, der sich an dieser kritischen Stelle in Jakobs Leben ihm in den Weg stellt? Der plötzlich alles in Frage stellt, was Jakob bis dahin mit Gott erlebt hatte? War es der Teufel? War es ein Flußgott? War es Jakobs schlechtes Gewissen seinem Bruder gegenüber? Ein schlechtes Gewissen kann wirklich ein sehr sehr mächtiger Feind sein in den dunklen, einsamen stillen Stunden der Nacht! – Jakob selbst weiß es: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen.
Gott selbst hat sich ihm in den Weg gestellt. Gott selbst wollte Jakob seine Kraft und die Grenzen seiner Kraft spüren lassen.
Lutherische Ausleger sehen in diesem geheimnisvollen Mann, der wirklich als ein leiblicher Mann mit Jakob kämpfte den ewigen Sohn Gottes, der im Alten Testament die Kinder der Verheißung begleitet hat, und ihnen von Zeit zu Zeit erschienen ist.
Normalerweise ist es ja so: Wenn Gott dich deine Grenzen deiner Kraft erfahren läßt, dann bedeutet das: Du kannst weniger, als du denkst, du verdankst Gott mehr, als du meinst. Doch hier ist es anders. Jakob kämpft, was das Zeug hält, und er besiegt den Mann. Er hält ihn, als er gehen will, weil der Morgen anbricht.
Es ist ein merkwürdiges Gespräch.
„Er sprach: Laß mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Warum will er nicht bei Tageslicht gesehen werden? Ich weiß es nicht. Es ist einfach nicht die Zeit, Jakob soll nicht mehr sehen oder erkennen.
Jakob kämpft um den Segen. Er hat im Kampf, in der Nacht gemerkt, daß er möglicherweise alles verlieren kann. „Wer mir alles wegnehmen kann, der kann mir auch alles geben!“ Darum kämpft er mit Worten weiter: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Diese Worte schallen und klingen seitdem als Motto für Gebete, für verzweifelte, mutige Gebete durch das Volk Gottes. Wenn du nehmen kannst, dann kannst du auch geben!! –
Hier läßt Gott den Jakob seine eigene, also Jakobs, Kraft erfahren. Hier heißt es nicht: Überschätze dich nicht! , sondern: Unterschätze dich nicht! Gott läßt sich überwinden!
Jakob hatte ja Gottes Segen schon erfahren. Ja, Jakob stand in der Linie: Abraham, Isaak und …. Jakob. Das war die Segenslinie Gottes für die gesamte Menschheit. Also hat Jakob hier nicht nur für sich selbst gekämpft im Gebet, im Ringen mit Gott, sondern für alle, die Gottes Segen ererben sollten, da gehören wir dazu!
Ist Jakob jetzt etwa stärker als Gott? Was macht Jakob so stark? Es ist der Glaube. Aber nicht der Glaube an sich selbst, sondern der Glaube an Gottes Verheißung. Gott hatte sich festgelegt. Er hat sein Wort gegeben. Er hat Abraham versprochen, daß durch seinen Nachkommen die Menschheit gesegnet werden soll. Diesen Segen wollte Jakob in der Krise noch einmal zugesichert bekommen. Er nahm, ja, er ergriff Gott bei Seinem Wort.
Jesus ist die Erfüllung dieser Verheißung. Wer an ihn glaubt, der ist Vollerbe des Segens Abrahams. Darum liegen die alten Lutherischen Ausleger nicht daneben, wenn sie sagen, daß der Sohn Gottes, das Wort, das Fleisch werden würde, daß diese Person in der Gestalt eines Mannes mit Jakob gekämpft hat. Gekämpft mit dem Ziel, daß Jakob erlebt: Durch den Glauben an die Verheißung, durch das Trotzen auf den Segen, läßt Gott sich überwinden.
Jakob nimmt zwei Dinge mit aus diesem Kampf:
- einen Neuen Namen: Israel: „Du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen“. Ein weltgeschichtlicher Name geht aus dieser Nacht hervor. Ein Mensch, der mit Gott kämpft um Gottes Wort und Verheißung, der ist ein Israelit.
- eine Verletzung. Jakob hinkt. Das scheint kein Vorteil zu sein. Es ist eher eine Schwäche, ein Leiden, ein Hindernis, aber ein Segen? – – – Nun. Diese Verletzung wird ihn an diesen Kampf erinnern. Jeder Schritt, den er geht, wird ihn daran erinnern: „Ich habe gegen Gott gekämpft und gewonnen.“ Jeder Schritt, gerade, wenn er beschwerlich ist, wird ihm sagen: „Du bist Israel, Gott segnet dich!“
Davon können Christen auch sprechen. Es gibt Leiden, es gibt Verzichte, es gibt schwere Zeiten, die auch Spuren hinterlassen. Aber sie stärken den Glauben und führen zu Gott und die Erinnerung ist dann nicht eine Erinnerung an einen Verlust, sondern an den Segen der Begegnung mit Gott.
Liebe Gemeinde! Was hat diese Geschichte mit Ostern zu tun?
Ich tue mich immer noch schwer mit dieser Frage.
Jakob kam in diese Krise in der Nacht aus zwei Gründen.
Einmal, weil er Träger der Verheißung Gottes war. Gott hatte ihn berufen und gesegnet. Ohne dies hätte Jakob nicht diesen Kampf gehabt.
Zweitens, Jakob war schuldig geworden. Er hatte Grund, sich vor der Begegnung mit seinem Bruder Esau zu fürchten.
Was würde stärker sein: Die Verheißung oder die Schuld?
Durch seinen Glauben war Jakob so stark wie die Verheißung.
Darum war die Verheißung stärker als die Schuld.
Das hat Jakob erlebt. Darum hat Gott ihm den neuen Namen gegeben.
Bei Jesus spitzt sich das zu: Die Schuld der ganzen Menschheit versammelt sich über ihn und zeigt ihre ganze Wucht, die große Last, die Nacht der Bosheit fällt über ihn her, und stellt alles in Frage, was er gesagt und getan hat, alle Heilung, alle Gnade, alle Liebe, alle Hilfe, alle Wahrheit.
Aber Jesus vergibt und betet bis zuletzt. Und wird erhört. Die Verheißung ist stärker als das Böse.
Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.