Erntedank

Von | Oktober 3, 2022
Erntedank

Gnade, Barmherzigkeit, Friede
von Gott, dem Vater,
und von dem HERRN Jesus Christus!


7 Der HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Brunnen und Seen sind, die an den Bergen und in den Auen fließen,
8 ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt,
9 ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt, ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo du Kupfererz aus den Bergen haust.
10 Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.
11 So hüte dich nun davor, den HERRN, deinen Gott, zu vergessen, sodaß du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst.
12 Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst
13 und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt,
14 dann hüte dich, daß dein Herz sich nicht überhebt und du den HERRN, deinen Gott, vergißt, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft,
15 und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war, und ließ dir Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen
16 und speiste dich mit Manna in der Wüste, von dem deine Väter nichts gewußt haben, auf daß er dich demütigte und versuchte, damit er dir hernach wohltäte.
17 Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen.
18 Sondern gedenke an den HERRN, deinen Gott; denn er ist’s, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen, auf daß er hielte seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist.

Mose 8, 7-18

HERR, Dein Wort sei unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Bitte segne Dein Wort jetzt an uns. Amen.

Liebe Gemeinde!
Ich bin dankbar, daß der heutige Predigttext über das Danken handelt.
Oft wird zum Erntedank nicht über das Danken gesprochen, sondern über das Teilen, oder über das Abgeben, wenn nicht gar von der Pflicht zum schlechten Gewissen, weil es einem angeblich so unverdient gut geht.

Doch ist es notwendig, beim Dank stehen zu bleiben.
Es gibt die Redensart: „Ich kann nicht genug danken!“
Manchmal ist sie nicht ernstgemeint. Oft wird sie nicht ernstgenommen, sondern belächelt.

Doch es ist eine Wahrheit.
Der Dank ist nach oben offen. Richtiger Dank hat es in sich, daß er sich übertreffen will. Richtiger Dank ist bescheiden, weil er erkennt, daß der Dank immer kleiner ausfällt als die Gabe, kleiner ist als die Liebe, die in der Gabe steckt.
Der Dank ist nach oben offen – weil er zu Gott offen ist.

Ich bin dankbar, daß der Predigttext also wirklich vom Dank handelt. Es ist gar nicht so einfach, einfach beim Dank stehen zu bleiben, und nicht zu denken: Gut. Dank erledigt – und was jetzt? Erst nach dem Danken geht es doch erst richtig los!
Nein. Mit dem Dank geht es richtig los.

Mose spricht mit Israel. Das Volk Israel hat 40 Jahre Wanderung in der Wüste hinter sich. 40 Jahre her hatte Gott Sein Volk aus der demütigenden Knechtschaft in Ägypten befreit. Nach vielen Gefahren und Entbehrungen in der Wüste: Hunger, Durst, Krieg, war Israel am Ziel: Das Heilige, von Gott verheißene, das gelobte Land lag von ihnen.
Ein herrliches, reiches, fruchtbares Land: „Der HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Brunnen und Seen sind, die an den Bergen und in den Auen fließen, ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt, ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo du Kupfererz aus den Bergen haust.“
Als erstes WASSER! – Nach 40 Jahren in der Wüste: Keine Sorge um das Wasser. Wasser, so notwendig – so sehr ein Geschenk, es kommt vom Himmel, strömt vom Gebirge ins Tal, strömt unter der Erde über Betten von Felsen. Erreicht den Menschen trinkbar und nützlich zum Waschen und vieles mehr. Wasser ist Leben, Leben ist eine Gnade, und Gott hat Seine Freundlichkeit und Weisheit im Wasser verborgen.
Seinem Volk Israel hat der HERR schon mit Wundern versorgt. Wasser kam aus dem harten Felsen, als Mose mit einem Stab darauf schlug. Das war nicht ein Zauberstab, sondern Gott hatte den Befehlt gegeben. Das ist was anderes, als Zauber.

„Ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt“ – so ganz anders, als die Wüste! Immer Vorräte vorsichtig einteilen, immer mit Sorge Ausschau halten, wo es wieder was Eßbares gibt. Immer Sorge! Und oft Eintönigkeit – nichts Frisches. Mehr Überleben als Leben.
Doch hatte Gott der HERR schon in der Wüste Sein Volk von oben, aus Seiner Überlegenheit geholfen „und speiste dich mit Manna in der Wüste, von dem deine Väter nichts gewußt haben.“

In der Wüste gab es immer wieder Gefahren: „und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione.“ Dazu auch Kriege mit feindseligen, brutalen Völkern.
Ein schwerer Weg, doch Gott war dabei. – Wäre Gott nicht dabeigewesen, dann wäre Israel mehrfach in der Wüste geblieben. Verdurstet, verhungert, vergiftet, von Feinden vernichtet.
Aber nein! Ein Wunder nach dem anderen – Gottes Begleitung hatte es möglich gemacht. Gott hatte den Himmel geöffnet und auf der Erde geholfen. – Versteht ihr jetzt, warum der Dank nach Oben offen ist? – Er ist eine Antwort auf den geöffneten Himmel, von dem aus Gott alles geschenkt hat.
Danken heißt: Klar machen, daß die Ehre Gott gehört. Danken ist klarmachen, wer hier der Geber ist. Wer dankt macht klar: Es ist angekommen. Das Wasser ist angekommen, die Speise ist angekommen, der Schutz ist angekommen. Von wo? Von ganz ganz oben. Der Dank sieht die Liebe des Absenders, die frischen Tautropfen des Wunders, den Sternenstaub des Himmels an dem, was er vor sich hat und sein Herz wird so groß wie der Himmel und weit wie der Weg – aus Gottes Liebe bis hinunter auf unseren Tisch. Das Paket kommt an und man staunt: Eine Briefmarke vom Himmel ist drauf. Und meine Adresse.

Israel steht an der Grenze. Hinter ihm die Wüste, vor ihm das gelobte Land.
Hinter ihm auf dem Weg durch die Wüste, hat Gott Israel an die Grenze geführt. Mose sagt ganz klar: „auf daß er dich demütigte und versuchte, damit er dir hernach wohltäte.“
„Demütigte und versuchte.“ Israel mußte erfahren: Ich bin nicht Gott. Ich bin nicht Herr der Lage, ich bestimme nicht den Weg. Ich kann mein Leben nicht machen, auch nicht erhalten.
Die schweren Erfahrungen führen an die Grenze: Ich tu es nicht, Gott muß es tun. Und wenn Gott es tut, dann kommt es vom Himmel zu mir.
Dann weiß ich erst, was Wasser ist, wenn nach der Dürre Regen kommt.
Dann weiß ich erst wirklich, was Licht ist, wenn Gott nach der finsteren Nacht die Sonne aufgehen läßt.
Dann entdecke ich ganz taufrisch und neu, was ein Gruß ist, wenn die Einsamkeit mich zum Boden gedrückt hat.
Das ist die Grenze.
Denn du sollst endlich den Sternenstaub auf Gottes Gaben sehen, den Glanz. Das tägliche Brot kommt vom Bäcker, vom Acker, von der Erde. Ja. Aber das alles ist unter dem Himmel, und es kommt vom Himmel.
Unser Gesangbuch lehrt uns zu sagen: „Es geht durch unsere Hände, kommt aber her von Gott.“
„Auf daß er dich demütigte und versuchte, damit er dir hernach wohltäte.“ Demütigte und versuchte. Gott verbirgt sich, damit wir ihn suchen. Er wird sich finden lassen. Die Versuchung ist, zu sagen: Gott verbirgt sich, also gibt es Ihn nicht. Also suche ich nicht.
Aber ohne Gott gäbe es dich nicht. Du mußt ihn suchen. Er will sich finden lassen und er wird es.
Wenn in der Wüste ein Wunder geschieht, dann ist deutlich: Ich bin nicht Gott. Gott muß es tun, Gott hat es getan.
Da ist der Dank klar: Gott, es ist angekommen! Ich lebe weiter, dank Gott.

Nun spricht Mose von der neuen Situation. Nicht die Wüste, sondern das fruchtbare, gesegnete Land.
Weniger Sorge, mehr Segen. Weniger Gefahr und Kampf, dafür mehr Tätigkeit und Aufbau.
Weniger Entbehrung und Mangel, mehr Erfüllung und Zufriedenheit.
Was soll jetzt nicht passieren?
„So hüte dich nun davor, den HERRN, deinen Gott, zu vergessen, sodaß du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst.“
Ist es nicht erschreckend: Gott meint es gut mit dem Menschen, und der Mensch vergißt Gott. Und wenn der Mensch Gott vergißt, dann hört das Danken auf. Dann bleibt die Ehre am Menschen hängen. Dann ist der lange Weg von Oben, vom Himmel, von Gott, zu uns ausgeblendet. Dann reichen die Gedanken nur noch bis zum nächsten Essen, oder nächsten Erfolg – oder zum nächsten Mangel, zum nächsten Mißerfolg.
Die Gedanken werden klein, das Herz wird eng, die Seele ist nicht mehr nach oben offen. Gott vergessen. Irgendwie ist das möglich. Aber es ist schrecklich.
Mose gibt mit auf den Weg:
„Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt, dann hüte dich, daß dein Herz sich nicht überhebt und du den HERRN, deinen Gott, vergißt,“ .
Das alles kommt von Himmel, von Gott, bei uns an. Hüte dich, daß dein Herz sich nicht überhebt. Das Herz überschätzt sich. Es denkt zu groß von sich selbst. Nun soll das, was vom Himmel kommt, von unten kommen.
Das ist Gutes ohne Gott. Die Liebe, die Gott reingetan hat, kommt nicht mehr an. Aber ohne Liebe kann der Mensch nicht leben. Das Herz überhebt sich, und traut sich zu, ungetragen von Gottes Liebe zu leben. Obwohl Gott so groß ist, kann unser kleines Herz ihn vergessen.
So weit darf es nicht kommen. Darum Danken. Danken ist eine Aufgabe. Sie kann geübt werden. Diese Übung ist Teil davon, daß der Dank nach oben offen ist.

Wer Gott vergessen hat, hat nur noch sich selbst. Undankbarkeit macht dich allein, einsam. Man ist dann dazu verdammt, sich selbst glücklich zu machen, und wenn man unglücklich ist, ist man alleine schuld.
Doch Mose spricht zu Israel, und wir hören besser zu:
„Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen.
Sondern gedenke an den HERRN, deinen Gott; denn er ist’s, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen, auf daß er hielte seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist.“
Wer dankt, ist nicht allein. Besser noch: Wer Gott dankt, zeigt, daß er von Anfang an nicht allein war.
Es ist alles Gabe. Und Gottes Liebe ist in der Gabe. Unser Herz, unsere Kräfte und die Stärke unserer Hände kann diese Liebe nicht ersetzen – nein, es ist ja umgekehrt: Gott hat uns das alles gegeben. Aus Liebe. Wer dankt, der hat Gottes Liebe.
Und wer Gottes Liebe hat, der kann nicht von Sorgen, von Neid, von Geiz, von Gier gefangen sein.
Mehr Dank ergibt weniger Sorge, weniger Neid, weniger Geiz, weniger Gier. Aber nur dann, wenn wir wirklich beim Dank stehen bleiben, damit er sich nach oben öffnet.
Die Psalmen und unser Gesangbuch gehen uns da voran. Sie helfen.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.