15. Sonntag nach Trinitatis

Von | September 15, 2021
Paulus und die Empfänger seiner Briefe

Gnade sei mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater
und dem HERRN, Jesus Christus.
Amen.

23 Nachdem man sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl dem Aufseher, sie gut zu bewachen.
24 Als er diesen Befehl empfangen hatte, warf er sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block.
25 Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und die Gefangenen hörten sie.
26 Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, so daß die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Und sogleich öffneten sich alle Türen und von allen fielen die Fesseln ab.
27 Als aber der Aufseher aus dem Schlaf auffuhr und sah die Türen des Gefängnisses offen stehen, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten; denn er meinte, die Gefangenen wären entflohen.
28 Paulus aber rief laut: Tu dir nichts an; denn wir sind alle hier!
29 Da forderte der Aufseher ein Licht und stürzte hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen.
30 Und er führte sie heraus und sprach: Liebe Herren, was muß ich tun, daß ich gerettet werde?
31 Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!
32 Und sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Hause waren.
33 Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen. Und er ließ sich und alle die Seinen sogleich taufen 34 und führte sie in sein Haus und deckte ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, daß er zum Glauben an Gott gekommen war.

Apostelgeschichte 16, 23-34

HERR, segne dein Wort an uns, dein Wort ist die Wahrheit. Amen.

Liebe Gemeinde!

Paulus und Silas waren unter der Erde im Gefängnis. Da war eine dicke, schwere Tür. Die war zugeschlossen. Sie konnten nicht raus. Und noch etwas: Ihre Füße war so fest angekettet, daß sie nicht mal gehen konnten. Sie waren doppelt gefangen und fest. Und es war dunkel. Da kann man Sorgen haben: Was wird der Gefängniswärter tun? Werde ich jemals wieder herauskommen? Werde ich wieder die Sonne sehen? Werde ich zu essen bekommen? Wird es zu kalt werden? Wird es sehr heißt werden? Werde ich meine Familie wiedersehen? Werde ich meine Freunde wiedersehen? Was werden die Menschen Böses über uns sagen? Wird irgendjemand mir überhaupt helfen? Haben wir vielleicht etwas falsch gemacht? Will Gott uns strafen, hat Gott uns vergessen? — Sorgen, Sorgen Sorgen!
Ein Mann hatte keine Sorgen: Der Gefängniswärter. Er hatte Paulus und Silas gut eingeschlossen. Da kommt niemand raus! Paulus und Silas bekommen die Strafe, die sie verdienen! Ich habe alles richtig gemacht! Ich werde für meine Arbeit noch mehr Geld bekommen, weil sich Paulus und Silas so gut eingeschlossen habe! Gleicht esse ich mit einer Familie gemütlich Abendbrot und dann kann ich in meinem warmen Bett schlafen! – Keine Sorgen!
Aber dieser Gefängniswärter wußte eines nicht: Paulus und Silas hatten etwas dabei, was er nicht sehen konnte. Es war unsichtbar, darum konnte er es Paulus und Silas nicht wegnehmen. – Ein unsichtbarer Schatz:

  1. Die Taufe – die Gewißheit, daß sie Gottes Kinder sind, und daß Gott sie nicht vergißt oder verläßt.
  2. Der Heilige Geist – der sie an Jesus erinnert, und an alles was Jesus getan hat – auch, daß Jesus mit Händen und Füßen ans Kreuz genagelt worden war – und daß Jesus sogar ins Grab, unter die Erde gelegt worden war.
    Wir hören von dem Kinderbibeltag – was war das genau für ein Schatz, den Paulus und Silas heimlich dabei hatten?
    Sie wußten: Jesus ist hier. Er ist stärker als die Sorgen. Vielleicht hat Silas zu Paulus gesagt: Jesus hat gesagt: Wir müssen an die Vögel unter dem Himmel denken. Gott gibt ihnen zu Essen ohne Sorgen. Wir müssen an die Lilien auf dem Felde denken. Sie sind schöner als König Salomo – und noch viel schöner als der Gefängniswärter. Und wir sind für Gott wichtiger als die Vögel und die Lilien. – Denn Jesus ist zu uns gekommen. Wir sind nicht allein.
    Dann haben Paulus und Silas unter der Erde im Gefängnis gesungen. Sie haben Gott gelobt. „Gott, du hast Himmel und Erde geschaffen. Wunderbar. Auch die Vögel und die Lilien – ja auch uns! Du hast Jesus geschickt, daß er überall bei uns ist. Wir wissen das, denn wir sind getauft. Der Heilige Geist wird uns aus allem herausholen, sogar aus dem Grab!“
    Da waren die Sorgen nicht mehr da.
    Dann passierte etwas ganz unerwartetes: Ein Erdbeben. Die Erde wackelte und zitterte. Und davon fielen die Ketten ab, und die Türen brachen auf.
    Paulus und Silas hatten keine Sorgen.
    Aber der Gefängniswärter hatte auf einmal eine große Sorge: Sein Gefängnis war kaputt. Jetzt sind alle Gefangenen bestimmt weggelaufen! Jetzt wird die Regierung ihn bestrafen – vielleicht sogar töten! Oder jetzt kommen bestimmt die Gefangenen und wollen es ihm heimzahlen, daß er sie so grimmig eingeschlossen hat! – Ganz ganz große Sorgen. Er will am liebsten nicht mehr leben!
    Obwohl er keine sichtbaren Ketten hat, ist der Gefängniswärter doch gefangen.
    Die unsichtbaren Ketten: Wut, Neid, Traurigkeit, Sündenlast, Verwirrung, Unglaube, Ungerechtigkeit – – Alles unsichtbare Dinge, die uns Menschen aber binden und festhalten, daß wir nicht an Gott glauben können, und nicht andere liebhaben können.
    Gott hatte Paulus und Silas den Heiligen Geist in der Taufe geschenkt. Der hatte diese Ketten schon lange bei ihnen zerrissen. Darum konnten sie schon singen, obwohl sie noch eingeschlossen und sichtbar gebunden waren. Aber unsichtbar und heimlich waren sie schon frei.
    Darum sind sie nicht weggelaufen, als Gott die Türen und die Ketten aufgebrochen hatte. Sie waren so frei, daß sie bleiben konnten. Paulus und Silas wollten die Gefängniswärter zeigen, was ihr geheimer Schatz ist, und diesen Schatz mit ihm teilen.
    Der Wärter konnte es nicht glauben, daß es so eine Freiheit gibt, wie die von Paulus und Silas. Er konnte es sich einfach nicht vorstellen! Darum mußte er sie fragen: Liebe Herren! – Nicht: Blöde Gefangenen! – liebe Herren – was muß ich tun, daß ich so frei werde, wie ihr? Was ist euer Geheimnis? Was ist euer unsichtbarer Schatz?
    Da haben Paulus und Silas geantwortet: Glaube an den Herrn Jesus! – Da mußten sie erstmal von Jesus erzählen.
    Und am Ende wurden er und seine Familie getauft. Und dann hatte er auch denselben Schatz, wie Paulus und Silas, dieselbe unsichtbare, große Freiheit.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Beitragsbild:
Meister aus Halberstadt: Paulus und die Empfänger seiner Briefe
um 1185, Pergament
Kommentar: Buchmalerei
Land: Deutschland
Stil: Romanik
[Meister aus Halberstadt. The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei, S. 7500 (c) 2005 The Yorck Project]