2. Sonntag nach Epiphanias 2024

Von | Januar 14, 2024
Die Predigt zum Nachlesen

Gnade sei mit euch und Friede,
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus.
Amen.

12 Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie
13 und macht sichere Schritte mit euren Füßen, damit nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde.
14 Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird,
15 und seht darauf, daß nicht jemand Gottes Gnade versäume; daß nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie unrein werden;
16 daß nicht jemand sei ein Abtrünniger oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkaufte.
17 Ihr wißt ja, daß er hernach, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte.
18 Denn ihr seid nicht gekommen zu dem Berg, den man anrühren konnte und der mit Feuer brannte, und nicht in Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter
19 und nicht zum Schall der Posaune und zum Ertönen der Worte, bei denen die Hörer baten, daß ihnen keine Worte mehr gesagt würden;
20 denn sie konnten’s nicht ertragen, was da gesagt wurde (2. Mose 19,13): »Und auch wenn ein Tier den Berg anrührt, soll es gesteinigt werden.«
21 Und so schrecklich war die Erscheinung, daß Mose sprach (5. Mose 9,19): »Ich bin erschrocken und zittere.«
22 Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zu der Versammlung
23 und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten
24 und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut.
25 Seht zu, daß ihr den nicht abweist, der da redet.

Hebräer 12, 12-26

Gebet: Allmächtiger und barmherziger Gott: Dein Wort sei eine Leuchte unseren Füßen und ein Licht auf unserem Wege. Amen.

Liebe Gemeinde!
Keiner soll Gottes Gnade versäumen.
Kein Christ soll die Chance, die Gott selbst ihm eröffnet, ungenutzt verstreichen lassen.
Jeder Christ ist in der Gefahr, müde zu werden, zu wanken, unsicher zu werden, zu straucheln, zu stolpern. Das war von Anfang an so.
Christsein ist immer etwas Dringendes, nie etwas Beiläufiges.
Es kommt nicht von selbst, sondern will immer wieder aufs neue ergriffen werden.
Darum soll der Christ in der Kraft des Heiligen Geistes sich rühren, und nicht träge werden.
„Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie
und macht sichere Schritte mit euren Füßen, damit nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde.“
Der Glaube kann nicht einfach irgendwo abgespeichert werden, sondern du sollst ihn immer auf dem Schirm haben. Der Glaube soll immer online sein – immer gleich zwei Häkchen! Der Glaube hat immer die Dimension dies „JETZT!“ Dahin werden wir immer wieder gerufen. Willkommen im WACH, kann man sagen.
Darum sollen Hände, Knie und Füße unter Spannung sein, leistungsfähig!
Es soll sich auf Schritt und Tritt zeigen, daß du einen Gott hast! Gott wartet darauf, daß du mit Ihm rechnest! Gott will und muß der entscheidende Unterschied in deinem Leben sein.
Sonst hast du keinen Gott. Gott ist die Nummer 1, oder er ist nicht Gott. Es muß Dinge in deinem Leben geben, die nur deshalb tust, weil ein Satz aus dem Glaubensbekenntnis wahr ist.
Heute ruft Gott uns in eine andere Perspektive. Heute hören wir: Mitchristen brauchen dein Vorbild. Es gibt Brüder und Schwestern, die brauchen es, daß du einmal überraschend geduldig bist. Daß gerade du an ein Bibelwort erinnerst. Daß gerade du Hoffnung ausstrahlst. Daß gerade du der Bequemlichkeit nicht nachgibst.
Das ist ein Wunder, das Gott geben will und geben kann.
Was kein Wunder ist, und immer von selbst geschieht, wenn wir nicht wachsam sind, ist,
„daß eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie unrein werden.“ Daß nicht mehr nach Gottes Wort gefragt wird, daß wir einander gleichgültig werden, daß heimlich das Gebet aufhört, und Habgier um sich greift. Das kommt von selbst. Es kommt auf dein Zeugnis an! Du kannst dazu beitragen, daß andere nicht anfangen, an Gott zu zweifeln.
Das ist eine andere Perspektive. Normal ist es, zu fragen: Was hab ich davon, wie geht es mir dabei? Das ist eine kümmerliche Perspektive. Gott hat viel mehr mit dir vor.
Es wird ernst: Du willst nicht dafür verantwortlich sein, daß dein Mitchrist am Glauben zweifelt.
Wir hören dazu aus dem Alten Testament das Beispiel von Esau.
Esau war der erstgeborene Zwilling von Jakob. Er hatte das Erstgeburtsrecht. Doch eines Tages hatte er Hunger, und verkaufte seinem jüngeren Bruder Jakob das Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht. (1. Mose 25,29–34). Esau wollte jetzt aus Bequemlichkeit das Essen; und gab dafür sein größtes Privileg her. Er dachte, er könnte es sich jederzeit zurückholen, doch daraus wurde nichts. „Er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte“. Es gab kein Zurück mehr.
Unsere Taufe ist unser größtes Privileg. Jeder Grund, sie fallen zu lassen, kann nur ein Linsengericht sein. Eine vergängliche Kleinigkeit. Darum brauchen wir einander, daß keine zurückbleibt! Wir brauchen einander im Glauben, damit jeder es erlebt: Die Taufe ist eine Realität! Gottes Wort ist eine Kraft, die auf Menschen wirkt!
Dazu gehört, daß ich mich nicht vom Sichtbaren, Greifbaren bestimmen lasse. Gefühle haben nicht das letzte Wort.
Das war der Fehler von Esau. Er hatte eben in dem Moment Hunger und war müde. Er roch die Suppe und vergaß das Unsichtbare, sein Erstgeburtsrecht, seine große Zukunft als Erbe des Segens Abrahams. Er „fühlte“ sein Privileg nicht, aber er roch die Suppe. Da war auf einmal die Suppe alles, und das Privileg nichts.

Der Hebräerbrief ist dafür bekannt, daß er neutestamentliche Dinge mit alttestamentlichen Worten sagt.
So bringt er nun einen Vergleich. Er spricht von zwei Bergen.
Sinai und Zion.
Sinai ist der Berg, auf dem Gott das Gesetz gab. Hier war alles sichtbar, hier konnte man alles fühlen.
Nur: Diese Erfahrung war schrecklich.
So hören wir: „Denn ihr seid nicht gekommen zu dem Berg, den man anrühren konnte und der mit Feuer brannte, und nicht in Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter und nicht zum Schall der Posaune und zum Ertönen der Worte, bei denen die Hörer baten, daß ihnen keine Worte mehr gesagt würden;
denn sie konnten’s nicht ertragen, was da gesagt wurde (2. Mose 19,13): »Und auch wenn ein Tier den Berg anrührt, soll es gesteinigt werden.« Und so schrecklich war die Erscheinung, daß Mose sprach (5. Mose 9,19): »Ich bin erschrocken und zittere.«“
Was sagt uns das? Wenn du Gott so erleben willst, daß du ohne Glauben alles direkt fühlst, so wie du andere Realitäten im Leben fühlst, dann wäre das schrecklich. Auf dem Sinai hat Gott das Gesetz offenbart: Wer es ganz und gar hält, kommt in den Himmel, wer auch nur eins übertritt, der kommt in die Hölle.
An diesem Berg hat jeder gemerkt: Gott ist heilig und ich nicht. Sogar Mose, der immer wieder mit Gott gesprochen hat, wie mit einem Freund, (2. Mose 33, 11), mußte zittern.
Und das ganze Volk Israel sagte: Bitte nicht mehr! Das ertragen wir nicht!
Also: Wer Gott so direkt erleben will: Das ist der Deal. Sinai. Da gibt es was zu sehen, und zu berühren, aber es ist unerträglich. Unsere Sünde, unsere Unheiligkeit macht es unmöglich, das zu überleben.
Dann lieber den Berg Zion. Das ist der Berg in Jerusalem, auf dem der Tempel stand. Hier war Gott verborgen, aber dafür gab es: Eine erträgliche Stimme. Hier gab es vor allem Vergebung – im Alten Testament durch das Opfer.
Auf dem Berg Zion ging es nicht ohne Glauben. Glauben, was man hört, aber nicht sieht. Dafür aber überlebt.
Und das ist unsere Situation: „Ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zu der Versammlung und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut.“
Ja. Das sind Alttestamentliche Worte.
Sie sagen uns, was auch jetzt für dich und mich wirklicher ist, als alles, was wir auch heute sehen und hören.
Wir sehen es nicht, aber durch den Glauben sind wir in der Stadt Gottes. Hier haben wir einen festen Platz bei Gott. Wir haben Zugang zu allen Gaben Gottes. Wir sind nicht allein, sondern Engel sind bei uns. Wir sind in Gemeinschaft mit Menschen, die bei Gott privilegiert sind. Wir sind umgeben von allen, mit denen Gott je gesprochen hat, und die Gott in die Ewigkeit aufgenommen hat. Wir sind zusammen mit ihnen Bürger der Stadt Gottes. In der Stadt Gottes, im himmlischen Jerusalem geht keine Gabe Gottes verloren, kein Wunder geht verloren.
Durch den Glauben ist das jetzt schon eine größere Wirklichkeit als alles, was wir in diesem Moment sonst so fühlen. Es ist auch wirklicher, als die Kälte.
Die alles entscheidende Realität in der Stadt Gottes ist eine Stimme:
Wir hören von einer Stimme, die besser redet als das Blut Abels.
Abel wurde aus Neid ermordet. Gott sagt: „Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde.“ (1. Mose 4, 10). Das ist die Stimme der Anklage. Das Gesetz klagt dich an. Was hast du getan? Wie konntest du Gott vergessen? Wie konntest deinen Nächsten so verachten? Der Berg Zion ist der Ort, wo die Stimme der Vergebung erschallt. Jesus hat sein Blut vergossen, nicht zur Anklage. Sondern zur Fürsprache. Jemand spricht für dich zu Gott.
Hier ist der Berg Zion, wo diese Stimme besser spricht. Lauter spricht.
Gott wird nicht deutlicher als dies. Wer es deutlicher haben will, der muß zum Berg Sinai gehen, dem Berg des Gesetzes. Doch wir wissen: Alle die dort waren, konnten es nicht ertragen.
Darum hier. Wo das Evangelium von Jesus Christus zu uns kommt.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.