9. Sonntag nach Trinitatis

Von | August 6, 2023
Predigt

Gnade sei mit euch und Friede,
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus
Amen.

5 Und der HERR erschien Salomo zu Gibeon im Traum des Nachts und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll!
6 Salomo sprach: Du hast an meinem Vater David, deinem Knecht, große Barmherzigkeit getan, wie er denn vor dir gewandelt ist in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen vor dir, und hast ihm auch die große Barmherzigkeit erwiesen und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Thron sitzen sollte, wie es denn jetzt ist.
7 Nun, HERR, mein Gott, du hast deinen Knecht zum König gemacht an meines Vaters David statt. Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein.
8 Und dein Knecht steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, einem Volk, so groß, daß es wegen seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann.
9 So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtiges Volk zu richten?
10 Das gefiel dem Herrn gut, daß Salomo darum bat.
11 Und Gott sprach zu ihm: Weil du darum bittest und bittest weder um langes Leben noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Verstand, zu hören und recht zu richten,
12 siehe, so tue ich nach deinen Worten. Siehe, ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, sodaß deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufkommen wird.
13 Und dazu gebe ich dir, worum du nicht gebeten hast, nämlich Reichtum und Ehre, sodaß deinesgleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten.
14 Und wenn du in meinen Wegen wandeln wirst, daß du hältst meine Satzungen und Gebote, wie dein Vater David gewandelt ist, so werde ich dir ein langes Leben geben.
15 Und als Salomo erwachte, siehe, da war es ein Traum. Und er kam nach Jerusalem und trat vor die Lade des Bundes des Herrn und opferte Brandopfer und Dankopfer und machte ein großes Festmahl für alle seine Großen.

1. Könige 3, 5-15

Gebet: HERR, segne Dein Wort an unser aller Herzen. Amen.

Liebe Gemeinde!
Salomo ist gerade mal 20 Jahre alt, und ist nun nach dem Tode seines Vaters David ganz und gar König über das ganze Volk Israel. Auf einmal ist dieser junge Mann zuständig! Denn dazu hat der seine Macht von Gott selbst, vom Himmel herab, bekommen. Im Vorfeld hatte es Machtkämpfe gegeben, aber er wurde doch von seinem Vater David hatte ihn zum Nachfolger eingesetzt.
Nun war er König. König Salomo.
Nun hatte er Macht und Reichtum.
Nun kann er befehlen herrlich und in Freuden leben.
Das ist eine unreife Vorstellung vom Königsein.
Das ist so, wie wenn jemand von einem Busfahrer sagt: Der kann jetzt fahren, wohin er will, mitnehmen, wen er will, und auch noch das Fahrgeld behalten!
Oder guckt euch den Dirigenten an: Er kann jedem Musiker im Orchester Vorschriften machen! Alle schauen auf ihn, und gehorchen seinen Zeichen! So viel Macht!
Oder so, wie wenn man über einen Prediger sagen würde: Der erhebt sich über alle, kann sagen, was er will, alle müssen schweigen, dürfen ihm nicht widersprechen.
Wir wissen alle, daß das sehr einseitig und falsch ist.
Ein Busfahrer hat eine Verantwortung für die Sicherheit eines jeden Fahrgasts. Ein Prediger soll in Verantwortung vor Gott und unter Einsatz seines eigenen Lebens die Heilige Schrift der Gemeinde auslegen.
So soll ein König sein ganzes Volk schützen und fördern.
Und gerade der König des Volkes Israels hatte die riesige Verantwortung, sein Volk auf den Wegen Gottes zu führen.
Er ist zuständig! Er soll alles dafür einsetzen, der hat die Verantwortung.
Liebe Gemeinde! Diese Gedanken führen uns zu einem Geheimnis, mit dem wir unser Leben lang zu tun haben. Das Geheimnis des Amtes, des Berufes, des Dienstes, der Aufgabe.
Es ist ein göttliches Geheimnis.
Gott hat das Leben von uns Menschen so geordnet, daß jeder Mensch durch Aufgaben, durch Dienst, durch Amt, auf andere Menschen bezogen ist.
Das fängt damit an, daß Eltern unglaublich viel Macht und Einfluß über ihre Kinder haben. Aber sie sind zuständig! Sie sind Gottes Werkzeuge, mit denen Gott selbst das Menschenkind heranwachsen lassen will, ja, Gott nimmt Vater und Mutter in Seinen Dienst, um das kleine, hilflose, abhängige Kind zum erwachsenen Menschen werden zu lassen.
Die Eltern werden hoffentlich in Liebe mit Gottes Hilfe ihr Bestes tun, und das Kind wird hoffentlich unter Gottes Segen auch wunderbar gedeihen.
Was ist nun das Geheimnis?
Es ist dies: Vater und Mutter treten in eine Ordnung ein, Gottes Ordnung, und diese Ordnung macht sie zu mehr. Sie sind nun nicht einfach eine Frau, oder ein Mann, kein xbeliebiges Individuum, sondern eben Vater und Mutter. Dadurch macht Gott sie zu unendlich mehr. Was dieser Mann als Vater, und diese Frau als Mutter für dieses Kind tun, daß Gott ihnen geschenkt und anvertraut hat, das steht unter Gottes Segen. Die Ordnung Gottes macht, daß Vater und Mutter in allem, was sie tun, viel viel mehr an ihrem Kind tun, als sie wissen. Es kommt mehr raus, als Menschen rein tun können. Es ist Gottes Ordnung und Segen. Wir Menschen müssen Vater- und Mutterschaft nicht von Grund auf neu erfinden. Wir könnten es auch gar nicht! Sondern Gott beruft uns dazu, und setzt uns ein, so daß wir mit unserer Aufgabe unseren Mitmenschen dienen. Ebenso ordnet Gott auch dir Menschen zu, die für dich zuständig sind, und dir dienen, für dich da sind, als Arzt, als Lehrer, als Ordner von Wirtschaft, oder auch immer.
Wer nicht in der Ordnung von Dirigent und Orchester steht, kann Dirigierbewegungen machen, so viel er will, sie werden nicht dasselbe bewirken.

Was zeigt uns der blutjunge, unerfahrene König Salomo?
Das erste, was er tut, als der König wird, ist daß er vorbildlich sich öffentlich zu Gott bekennt. Er opfert ist Gibeon. Dort befand sich noch die Stiftshütte, das Zelt, das dem Volk Israel als Tempel während der Wüstenwanderung diente. Das Herz der Stiftshütte, die Bundeslade, war nicht mehr dort. Der König David hatte sie schon nach Jerusalem geholt, weil sie in den Tempel gehörte, der dort gebaut werden sollte. (2. Samuel 6). Nach dem diesem Gebet opfert Salomo dann auch in Jerusalem vor der Bundeslade.
Warum ist das wichtig? Salomo setzt sich als mächtigster Mann im Volk Israel nicht über den Gottesdienst hinweg. Er ist sich nicht zu schade, Gott öffentlich zu dienen, so, wie es vorgeschrieben ist. Alle sollen es wissen. Auch wenn er über viele Menschen ist, so ist er doch bewußt und öffentlich unter Gott. Er ist ein Vorbild. Er nutzt seine Freiheit dazu, Gott an die erste Stelle zu setzen. Als König hatte er Macht und Reichtum, und so war er sicher der Mann mit den meisten Möglichkeiten – der freieste Mann. Niemand hätte ihn daran hindern können, wenn er kein Opfer gebracht hätte, oder wenn er einen neuen Ort für den Gottesdienst geschaffen hätte. Doch Salomo stellt sich nicht über Gott, sondern unter Gott. Er inspiriert nicht die Menschen, die von Gottes Geboten nichts halten, sondern er stärkt alle, die Gottes Gebote ernstnehmen.
Salomo stellt sich unter Gott. Und zwar als Erstes.
Gott ist der Erste. Denn nur als der Erste ist Gott auch der Eine und der Einzige. Nur als der Erste, als der Eine und Einzige ist Gott wirklich dein Gott.
Das ist es, was Salomo in seinem Gebet tut. Er ist so sehr mit Gott allein, daß Gott in diesem Gebet für Salomo die einzige Wirklichkeit ist.
Nachdem Salomo sich öffentlich zu Gott bekannt hat, spricht Gott im Traum zu ihm: „Bitte, was ich dir geben soll!“ – „Wie soll ich für dich Gott sein?“
In seiner Antwort stellt Salomo sich ganz in Gottes Ordnung hinein. Er bekennt daß er sich nicht selbst gemacht hat, er macht ganz klar, daß er sich nicht sich selbst verdankt:
„Du hast an meinem Vater David, deinem Knecht, große Barmherzigkeit getan, … und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Thron sitzen sollte, wie es denn jetzt ist. Nun, HERR, mein Gott, du hast deinen Knecht zum König gemacht an meines Vaters David statt.“ Salomo erkennt an, daß er ein Sohn ist, ein Nachfolger. Gott hat es gegeben, daß die Macht in ordentlicher, friedlicher Weise vom Vater auf den Sohn übergeht. Menschen allein können diese Ordnung nicht schaffen, nicht erhalten, nicht durchsetzen.
Durch dieses Gebet ist Salomo wirklich unter Gott. Er spricht von dem Standpunkt aus, wo Gott ihn hin gestellt hat.
Könnte das nicht ein Fehler vieler unserer Gebete sein, daß ich nicht genau als der bete, der ich vor Gott bin?
„Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein. Und dein Knecht steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, einem Volk, so groß, daß es wegen seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann.“ Salomo spricht es aus. Er will ein guter König sein. Aber er ist unerfahren. Er kennt sich nicht aus. Er hat keine Ahnung. Er ist demütig. Und noch etwas: Salomo bringt vor Gott die Menschen, für die er als König nun zuständig ist: Das große, zahlreiche Volk. Salomo betet richtig, weil er vor Gott wirklich damit anfängt, für sein Volk da zu sein, ihm zu dienen. Das Gebet ist der Anfang! Gott will und muß der Erste sein, darum muß alles, was Segen haben soll, mit Gebet anfangen.

Salomo bittet um ein gehorsames Herz.
Ein Herz, das hört. Das ist ein Herz, das nicht reagiert, auf das, was die Augen sehen. Die Bibel ist voll davon: Laß dich nicht leiten, von dem, was man sieht. Das hörende Herz kann nur Gott geben. Ein Herz ohne Furcht, ohne Eitelkeit. Ein Herz, das selbstlos ist, und ganz bei dem Menschen, für den ich zuständig bin. Für mein Kind, für meine Frau, für meine Kunden oder Schüler, oder Patienten. Wen hat Gott mir zugeordnet. Wenn ich für sie ein Segen sein soll, dann muß das zuerst und ganz vor Gott. Du mußt das Gebet sprechen, was nur Du sprechen kannst. Das geschieht, wenn Du zu Gott kommst mit der einmaligen Verantwortung, die nur du und kein anderer Mensch hast. Dann erst steht man wirklich vor Gott.
Salomo wird erhört. Gott schenkt ihm das gehorsame Herz.
„Weil du darum bittest und bittest weder um langes Leben noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Verstand, zu hören und recht zu richten, siehe, so tue ich nach deinen Worten.“
Doch Gott erhört Salomo weit darüber hinaus: „Und dazu gebe ich dir, worum du nicht gebeten hast, nämlich Reichtum und Ehre, sodaß deinesgleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten.“ Salomo hatte seinen Platz eingenommen, auf den Gott ihn berufen hatte, und Salomo hat diesen Platz mit seinem Gebet ausgefüllt, ihm eine Stimme vor Gott gegeben.
Darum hat Gott ihn erhört „über Bitten und Verstehen.“ (Epheser 3, 20).
Salomo hat das für seinen Beruf getan. Wir sollen es für unseren Beruf auch tun.
Doch im Neuen Testament haben wir alle einen Platz, auf den Gott uns beruft: Wir sollen in Christus sein. Das ist der eine Platz, von dem aus wir beten sollen. Jesus sagt es selber: „Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf daß der Vater geehrt werde in dem Sohne.“ (Johannes 14, 13).

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.