7. Sonntag nach Trinitatis

Von | Juli 23, 2023
Lesepult

Gnade, Barmherzigkeit, Friede
von Gott, dem Vater
und von dem HERRN Jesus Christus
sei mit euch. Amen.

42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.
43 Es kam aber Furcht über alle Seelen und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel.
44 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.
45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte.
46 Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen
47 und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.
Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.

Apostelgeschichte St. Lukas 2, 42-47

Gebet: Lieber HERR, Dein Heiliger Geist beruft uns auf den Weg des Lebens, bringt Licht durch Dein Wort und sammelt Deine Kinder zur Gemeine der Heiligen – laß das bitte auch bei uns geschehen nach Deinem gnädigen Willen. Amen.

Liebe Gemeinde!
Letzten Sonntag war Taufgedenken.
Hoffentlich haben viele Hörer der Predigt sich bewegen lassen, ihr Taufdatum herauszufinden, und dann Gott zu danken, daß Er durch die Taufe sie zu Erben des ewigen Lebens gemacht hat.
Heute – so möchte man gerne annehmen, wäre dann das weitere Sakrament der Kirche dran, das Abendmahl. In den Kalendern lautet das Thema des Sonntags: „Am Tisch des HERRN“. – In der Lesung aus dem Alten Testament hören wir vom Manna, davon, daß Gott seinem Volk Israel täglich mit Brot vom Himmel speiste, und es für jeden genug gab. Im Evangelium speist Jesus mit 5 Broten und 2 Fischen über 5000 Menschen.
Und in der Epistel zeigt uns Lukas die Urgemeinde direkt nach Pfingsten: Die Gemeinde bleibt unter anderem beständig im Brotbrechen – darüber hinaus gab es in der Urgemeinde eine Gütergemeinschaft: „Sie hatte alle Dinge gemeinsam – verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte.“
In allen drei Lesungen für den heutigen Sonntag ist Gemeinschaft unter Menschen Thema – und die wird ganz deutlich in gemeinsamen Mahlzeiten.
Gott will, daß Seine Kinder Essen und Trinken als Seine Gaben in Gemeinschaft empfangen. Gott erwartet auch von Seinen Kindern, daß sie sich der Not vor allem ihrer Brüder und Schwestern im Glauben annehmen und Hab und Gut mit ihnen teilen. – Das ist sehr wahr.
Aber es ist nicht das Sakrament des Altars.
Ich finde das sehr sehr schade.
Das Sakrament des Altars ist nicht etwas, was Menschen miteinander und untereinander teilen.
Jesus Christus selbst, und Er allein, gibt Seinen Leib zu essen und Sein Blut zu trinken allen Christen. Wir Christen teilen im Abendmahl nicht untereinander aus, was Gott uns gegeben hat – sondern wir sind allesamt vor Gott ganz und gar nur Empfangende – denn wir essen und trinken Leib und Blut Christi. Wir sind nicht – auch als Gemeinde nicht! – Geber. Jesus Christus selbst ist und bleibt der Geber, und zwar nach der Ordnung, die er festgelegt hat. Der Pastor ist nur der Diener. Aber als Diener soll er den Leib Christi und Sein Blut reichen, wo das anerkannt und bekannt wird.
Abendmahl und Kirchenkaffee dürfen niemals verwechselt oder vermischt werden.
Wir schmunzeln vielleicht darüber: „Wie kann man denn Abendmahl und Kirchenkaffee miteinander verwechseln? Die sind doch himmelweit unterschieden!?“ Ja, Gott sei Dank unterscheiden wir das. Im Kirchenkaffee tragen Christen bei von den Gaben, die Gott ihnen geschenkt hat, und freuen sich miteinander als Kinder Gottes. Das ist auf jeden Fall christlich; Gott segnet es.
Doch dort empfangen wir nicht Jesus leiblich, und niemand wird sagen, daß wir dort Vergebung der Sünden bekommen.
Das Sakrament des Altars ist ein Gnadenmittel.
Christliche Gemeinschaft, christliches Teilen – das ist eine Frucht des Glaubens, ein Beispiel christlicher Liebe als Kinder Gottes untereinander.
Gottes Gnade macht uns zu Gotteskindern — menschliche, zwischenmenschliche Gemeinschaft kann uns nicht zu Gottes Kindern machen.
Liebe Gemeinde, vielleicht war diese Unterscheidung bei euch nicht nötig. Dann wäre ich dankbar.
Diese Unterscheidung zwischen Abendmahl und Kirchenkaffee ist aber notwendig. Gemeindeglieder haben mir gegenüber schon beklagt, daß sie in anderen Konfessionen fast zur Teilnahme am Abendmahl gezwungen wurden – und die Feier wurde nicht als Gottes Gnadenmittel bezeugt. Nicht Christi Leib und Blut zur Vergebung der Sünden standen im Mittelpunkt, sondern menschliche Annahme untereinander, und menschliches Teilen. Genau das muß unterschieden werden. Es muß gesagt und bezeugt werden.

Gut. Bitte merkt euch das fürs Leben!

Also: Lukas zeigt uns die Urgemeinde von Jerusalem.
3000 Menschen hatten die Apostel getauft nach der gewaltigen Predigt des Petrus. Der Heilige Geist war vom Himmel gekommen und hatte durch die Apostel gewirkt, und der Heilige Geist ging auf die ganze Gemeinde über. 3000 Menschen waren bestürzt und fragten Gott: Wie geht es jetzt weiter?
Das erste war: Laßt euch taufen im Namen Jesu. Unterstellt euch Seiner Macht. – Keine Kirche ohne Taufe. Keine Kirche ohne unbedingte Anerkennung: Die erste Maßnahme Gottes an einem Menschen ist die Taufe. Die Taufe ist die Grundlage für alles andere. Jesus hat die Taufe geboten. Wer bekennt, daß Jesus HERR ist, gehorcht diesem Gebot.
Aber Taufe ist ja heute nicht das Thema.
Diese Getauften aber tun folgendes:

  1. Sie bleiben beständig in der Lehre der Apostel.
    Wer Christ ist, unterstellt sich einer Lehre, nämlich der Lehre der Apostel. Aus dieser Schule kommen wir erst raus, wenn wir von den Toten auferstehen, vorher nicht.
    Ein Christ lernt. Er ist Schüler, Student, Jünger. Wer den Heiligen Geist hat, der hat in sich den Drang zum Lernen. Was sagt Gott? Was ist Gottes Wille? Was ist Gottes Gabe? Was muß ich fürchten? Was muß ich lieben? Was wird Gott in meinem Leben wahrmachen? Was ich an Gedanken, an Kreativität, an Gefühlen mitbringe, ist nicht die Lehre der Apostel. Die Lehre der Apostel ist im Neuen Testament aufgezeichnet; durch den Heiligen Geist, für alle Zeiten. Darum haben wir Lesungen im Gottesdienst. „Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehst, und komm, daß du HÖREST.“ (Prediger Salomo 4, 17). Ihr seid zum Hören hier. Es gibt manchmal bei Christen einen Drang, im Gottesdienst eigenes zu reden, von sich hören zu machen. Man muß sich die Frage gefallen lassen: Warum? Bist du müde vom Hören? Oder bist du es satt, zu hören? Der Heilige Geist macht, daß die Apostel reden, und zugleich macht der Heilige Geist, daß das, was die Apostel lehren, GEHÖRT wird.
    Aufgrund des Gehörten sollen wir dann Beten und Bekennen und Singen. Aber wer das alles tun will, ohne ausschließlich zu hören, ohne ganz und gar Ohr zu sein, der will etwas in den Vordergrund schieben, was nicht dort hingehört.
  2. Die Lehre der Apostel, das Hören auf Gottes Wort schafft eine Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft fängt an, wo Gottes Wort spricht, und hat ihre Grenze, wo Gottes Wort nicht spricht.
    Die Pfingstgeschichte betont wiederholt: Der Heilige Geist schafft eine leibliche Gemeinschaft. Es ist eine leibliche Stimme, die leibliche Ohren erreicht, und zu Herzen geht. Petrus sprach mit einer Menge Menschen – aber die Menge war so beschaffen, daß alle Hörer nach der Predigt zur den Aposteln kommen konnten. Die Apostel konnten persönlich geradestehen für das, was gesagt worden war. Die Hörer waren mit der Predigt nicht allein.
    Liebe Gemeinde, es gibt keinen Ersatz für die leibliche Versammlung von Christen. Der Heilige Geist kam so. Wir sollen mit Leib und Seele von Gott ergriffen werden. Als ganze Menschen. Darum sollen wir als ganze Menschen uns zur der Versammlung begeben, wo Gott uns Seine Gnade schenkt, wo Gott uns annimmt. Für alles Mögliche unter dem Himmel machen wir uns auf den Weg. Wer einen Gott hat, macht sich für ihn auf den Weg.
  3. Die Getauften, die Gottes Wort hören – als von Gott, und nicht von Menschen (1. Thessalonicher 2, 13) – und sich leiblich versammeln – die bleiben auch beim Brotbrechen. Das ist die Feier des Heiligen Abendmahls. Darüber hatte ich zu Beginn der Predigt schon gesprochen. Was kann ich noch hinzufügen? Christen sind von Gott beschenkt. Sie können sagen: „HERR, wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist Du doch Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“ (Psalm 73, 26). Das ist unser Schatz, das ist unser Reichtum, das ist unser Schmuck, das ist unsere Sicherheit und unser Trost. Wir essen und trinken ihn, wir können und wollen ihn nicht hergeben.
    Was bedeutet das auch? Wir können einander tragen mit Gottes Hilfe, und, wenn es nötig ist, uns tragen lassen.
    Es ist aber eine Gemeinschaft, die nicht von Neid, Mißtrauen, Argwohn oder Negativität geprägt ist. Unter allen Umständen kommt Jesus zu uns und ist unser Schatz. Er verbindet uns mit Gott. Er öffnet die Tür zum Leben, auch aus dem Tod, auch aus der vertracktesten, verknotetsten oder verbocktesten Situation.
    Wir Christen können einander begegnen, ohne uns zu überfordern. Denn die Haupthilfe ist schon da. Darum dürfen wir einander nicht aufgeben.
    Ja, wir können für einander da sein, ohne selbst die Lösung zu wissen. Wir glauben aber, daß Jesus Seine Lösung bringt. Das schwingt auch beim Kirchenkaffee mit. Weil wir es im Abendmahl empfangen haben.
  4. Und im Gebet. Obwohl Christen von Gott schon beschenkt sind, bitten sie. Daß Gott bitte nicht damit aufhört! Und beten für einander. Beten kann man immer. Also, wer denkt, kann auch beten. Es muß sein.
    Wer in die Kirche kommt, der kommt, um Gottes Wort zu hören, und zu beten. Das sind die beiden Hauptsachen. Immer wieder. Und in der Gemeinde helfen wir einander. Beten ist die Erste Hilfe. Bei Gott melden. Das ist der Anfang, der erste Schritt. Und kein Gebet bereuen, oder irgendwie klein machen. Wer Gebete belächelt, oder nicht ernst nimmt, der nimmt Gott auch nicht ernst.
    Genug vom Gebet.
  5. Interessant ist: „Es kam aber Furcht über alle Seelen und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel.“
    Eine Furcht. Man merkt: Der allmächtige, heilige Gott ist hier wirksam. Er kann die Macht der Sünde brechen, und tut es auch. Er erreicht die Herzen der Menschen. Das weckt Staunen. Ehrfurcht.
  6. Wir müssen uns noch Gedanken machen über die Gütergemeinschaft, die von der Urgemeinde gesagt wird.
    „Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.
    Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte.“
    Der Glaube befreit von Neid, Habgier, Geiz, und allem Begehren. Gott heilt unsere Herzen, daß wir frei sind, die Not des Bruders zu sehen. Der Heilige Geist lockert den krallenhaften Griff, den Besitz über uns hat. Der Heilige Geist tut es. Es ist etwas zwischen Gott und mir. Gott gibt es, daß ich in Freiheit beitrage und helfe. Es ist niemals eine zwischenmenschliche Verordnung oder Ergebnis von Druck oder Zwang.
    Wir müssen erkennen, daß Gott diese Lockerung im Verborgenen schon längst begonnen hat.
    Wer diese Worte aus der Apostelgeschichte liest und dann anklagend um sich schaut, oder mit Begehren hofft, Reichtümer ausgeteilt zu bekommen, der hat nichts begriffen. Der beweist damit nur, daß er den Anfang, die Gott schon bei ihm und allen Christen gemacht hat, nicht kennt.
    Wir Christen kommen als beschenkte Menschen zusammen. Gott meint es wirklich gut mit uns. Das ist größer als alles. Daß wir Gottes Kinder sind, wird am Ende das sein, was zählt. Es ist jetzt schon wahr.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Beitragsbild: Lesepult in unserer Kirche (frisch restauriert)