Mariä Heimsuchung

Von | Juli 3, 2023
Mariä Heimsuchung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus,
und die Liebe Gottes,
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes,
sei mit euch allen. Amen.

1 Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.
2 Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.
3 Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören,
4 sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande, und er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen schlagen und
mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten.
5 Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften.

Jesaja 11, 1-5

Gebet: Lieber Gott, bitte segne jetzt Reden und Hören. Amen.

Liebe Gemeinde!
Mariä Heimsuchung. Das ist der 2. Juli.
Maria, die Mutter Gottes, sucht Elisabeth daheim auf. Maria besucht Elisabeth. Das ist Mariä Heimsuchung.
Zwei Frauen begegnen einander.
Zwei schwangere Frauen begegnen einander.
Der Mittelpunkt der Geschichte ist die Begegnung zwischen Johannes, dem späteren Täufer, und Jesus, dem ewigen Sohn Gottes.
Johannes ist im Leib seiner Mutter Elisabeth.
Jesus ist im Leib seiner Mutter Maria.
Sie begegnen einander und erkennen einander, obwohl sie beide noch verborgen im Mutterleib sind.
Das bezeugen ihre werdenden Mütter, damit es vermittelbar ist.
Elisabeth, die hochbetagte Frau, wurde gegen alle Erfahrung im Alter schwanger von ihrem Mann Zacharias, dem Priester.
Der Erzengel Gabriel hatte die Geburt dem überforderten, zweifelnden Zacharias im Tempel angekündigt.
Der selbe Gabriel wurde gesandt zu der Jungfrau Maria, um ihr zu verkündigen, daß sie den Sohn Gottes zur Welt bringen würde. Maria zweifelt nicht, sondern fragt: Wie soll das zugehen, sintemal ich von keinem Manne weiß? Der Erzengel sagt es ihr, und verweist auf ihre Verwandte Elisabeth: Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Da glaubt Maria und sagt: Siehe, ich bin des HERRN Magd, mir geschehe, wie du gesagt hast.
Maria ist verlobt. Eine Schwangerschaft ist das letzte, was man von ihr erwartet. Elisabeth ist der einzige Mensch auf Erden, mit dem sie sprechen kann. Niemand wird sie sonst verstehen. Jeder wird nur Ehebruch sehen, eine andere Erklärung kann es nicht geben. Darum eilt Maria zu Elisabeth, um sie zu besuchen, heimzusuchen.
Was kann Maria der alten, würdigen, strengen Elisabeth sagen? Wie soll Maria überhaupt anfangen, darüber zu sprechen? „Du. Tante Elisabeth, du wirst es nicht glauben, aber …. also, ich war ganz normal zuhause, da ….Tante Elisabeth, ich verspreche dir, daß …“ Wie konnte Maria denn wissen, daß sie wirklich schwanger ist? War sie es überhaupt?
Und dann diese unendlich zarte Begegnung!
Bevor Maria überhaupt ein Wort aussprechen muß, spricht Elisabeth die ganze Wahrheit so aus, daß Maria nichts, aber auch gar nichts erklären muß, sondern Gott lobt und preist mit ihrem unvergänglichen Lobgesang, der jedem Christen die Tür zur ewigen Freude öffnet. Wer bei Gott ist, freut sich mit Maria über diese Tat Gottes, er sich mit Maria über Jesus freut, ist bei Gott.
„Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! Und wie geschieht mir das, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.“
In dem Augenblick weiß Maria alles; es ist alles einfach wahr:

  1. Elisabeth ist schwanger in ihrem Alter – also ist bei Gott kein Ding unmöglich. 2. Der Engel war keine Einbildung. 3. Die Worte des Engels sind wahr. 4. Sie, die Jungfrau, ist schwanger. 5. Sie trägt Gottes Sohn ihn ihrem Leib. 6. Gott erfüllt seine seine Verheißung, Gott macht Sein Wort wahr, Gott hält Sein Versprechen. Alle diese Wahrheiten sind ihr mit einem Mal gewiß und klar.
    Jetzt ist ihre Freude vollkommen und unzerstörbar. Gott beweist sich an ihrem Leib. Mit dem, was Maria unter ihrem Herzen trägt, wendet der allmächtige Gott sich der ganzen elenden, verlorenen Menschheit zu.
    Liebe Gemeinde, die Heimsuchung Mariä ist der zweitkleinste Beweis für Gottes Wahrheit: Das Hüpfen der ungeborenen Johannes des Täufers. So ein unwirklich kleine, verborgene Regung, die nur seine Mutter spürt. Da ist Gott mit Seiner ganzen Macht und Wahrheit drin.
    Der kleinste Beweis ist die Zellenteilung in Maria am 25. März, als der Erzengel Gabriel ihr verkündigt und sie glaubt. Mit der Zellenteilung, in der Gott selbst ist, wird alles für immer anders.
    Für dich und dich und auch für dich.
    Liebe Gemeinde, müßten wir nicht jedes Jahr Mariä Heimsuchung feiern, und uns in dieses Geheimnis, in diese ganz göttliche Freude hineinsteigern, die in den 100%ig ganz weiblichen Leibern von Elisabeth und Maria ereignet?
    Ist das nicht eine Freude, die entstehen muß, wenn wir alles Begehren, alle Sorge, alle Angst, allen Frust aus dem Sinn bannen und liegen lassen, um bei diesen beiden heiligen Frauen zu sein, und ihre einmalige Freude teilen? Es muß sein!
    Diese Begegnung schwebt und schwingt und schimmert mit, überall, wo Christen sind. Wir müssen sie im Herzen tragen, dann tut sie sich uns auf. Ja. Auch wir Männer müssen sie mit Gottes Hilfe als Geheimnis in uns tragen. Die Frauen erst recht. Auch die unbedingte Ehrfurcht von dem Ungeborenen Leben im mütterlichen Leib. Das sind wir Männer und Frauen einander als Christen schuldig.
    Liebe Gemeinde, an dem Tag Mariä Heimsuchung wird die Materie durch Gottes Geist untergeordnet und in Gottes Ordnung gefügt. Elisabeth ist voll des Heiligen Geistes – der macht es ihr möglich, Maria so zu grüßen.
    Die Materie, das Fleisch, das Diesseitige, das, was der Mensch aus sich heraus ist, oder glaubt zu sein, könnte und kann das nicht. Der Heilige Geist macht das Unmögliche möglich: die Alte Elisabeth wird schwanger – gegen die Natur; und die Jungfrau Maria wird schwanger – gegen die Natur.
    Der Heilige Geist ist nicht Teil der Natur. Der Heilige Geist ist niemals Materie, sondern Er ist alle dem überlegen.
    Das sagt uns unser Predigttext aus Jesaja 11.
    Gott sagt: Aus dem Stamm Isais wird ein Nachkomme entsprossen. Isai war der Vater des Königs David. Maria war Nachkomme Davids. Aus ihr entsproß der Nachkomme, der alle Menschen angeht. Gott kündigt sich an. Gott erkennen und begegnen geschieht im Geist. Und der Geist kommt mit Gottes Sprechen. So wie jetzt auch.
    Der Nachkomme wird leiblich hervorgehen. Geboren werden. Also in dem Leib einer Frau empfangen werden und unter Gottes Aufsicht entstehen. Ganz leiblich. Ganz Fleisch. Ganz Materie. Aber auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN. Also: Gottes Geist wird ihn bestimmen. Ganz und gar. Obwohl Jesus leiblich ist, materiell ist, wird nichts von dem, was der sagt und tut, von Materie bestimmt. Die Materie dient nur, und bestimmt nicht. Was Jesus sagt und tut, ist aller Materie überlegen. Nichts, was Jesus sagt und tut, ist Zwang. Oder das Ergebnis von höheren Umständen. Dieses Reis aus dem Stamm Isais, dieser Zweig aus der Wurzel ist nicht ein natürliches Gewächs aus sich selbst heraus, einfach ein natürlicher Prozeß. Sondern alles ist vom Geist Gottes bestimmt. Gott ist so frei, so zu handeln, so zu gestalten, so zu schaffen.
    Gott ist gegenüber dem Alter der Elisabeth und der Jungfrauschaft Marias völlig frei, ihnen überlegen. Gott schafft das Unmögliche, das bezeugen die alte Elisabeth und die Jungfrau Maria.
    Gottes Geist ist frei. Paulus sagt: Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit. (2. Korinther 3, 17).
    Es ist eine heilige Freiheit. Nicht Willkür. Es ist nicht Freiheit, die die Materie, den Leib, Gottes Geschöpf verachtet, oder zerstört. Es ist die eine göttliche Freiheit, die es vermag, einen neuen Menschen zu schaffen. Einen neuen Menschen, der selbst vom Heiligen Geist erfüllt ist. Der also Teil hat an Gottes heiliger Freiheit.
    Jesaja beschreibt den Heiligen Geist, wie seine Freiheit von der Materie frei ist.
    „Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN:
    der Geist der Weisheit und des Verstandes,
    der Geist des Rates und der Stärke,
    der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.“
    Weisheit: Unterscheidet Wichtiges und Unwichtiges. Weisheit schmeichelt nicht dem Wichtigen und Verachtet nicht das Unwichtige. Weisheit ordnet. Damit alle Gaben Gottes unverletzt vorkommen. Das kann die Materie, das Fleisch nicht leisten.
    Verstand: Erkennt das Besondere an der Schöpfung, an einer Person, erkennt Eigenschaften. Das kann nur der Geist Gottes. Die Materie reagiert nur, und das Fleisch nimmt nur wahr: Paßt das zu meinem Begehren oder nicht? Der Geist ist frei. Und sieht das Besondere, auch in einer Situation, das Einmalige. Das wofür gedankt werden kann und muß. Das wofür gebetet werden muß.
    Rat: Lösung für Probleme; Ausweg aus dem Labyrinth. Heilung für Krankheit. Gerechte Einteilung von Gütern. Hilfe zu guten Entscheidungen. Die Materie, das Fleisch gibt auf. Oder wird gewaltsam, ungeduldig.
    Stärke: Widerstände überwinden, Mut, unverzagt Handeln im Vertrauen auf Gottes Hilfe. Das ist göttliche Freiheit. Die Materie, das Fleisch ist bequem, oder sieht keinen Weg. Fleisch und Materie sieht keinen Weg, und deshalb keine Möglichkeit, frei zu sein.
    Erkenntnis: Ein Sinn für die Wirklichkeit mit Liebe.
    Es wäre viel darüber zu sagen.
    Mir kommt es darauf an, daß alle diese Gaben des Heiligen Geistes zur Freiheit führen, weil sie von Anfang an frei sind. Sie sind so frei, wie Gott. Und Gottes Freiheit kommt zu uns, um uns frei zu machen.
    Jesus sagt das ganz deutlich: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Und wenig später: „Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Der Knecht bleibt nicht ewig im Haus; der Sohn bleibt ewig. Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“ (Johannes 8, 31.34-36).
    Um von Sünde frei zu werden, muß Gottes Freiheit zu dir kommen.
    Maria und Elisabeth haben Gottes Freiheit in einmaliger Weise an ihrem eigenen Leib erfahren. Darum sollen wir uns mit ihnen freuen. Ihre Freude ist es, daß Gott Seine Freiheit praktiziert, indem er hält, was Er verspricht. Und Gott tut es so eindeutig und so klar, daß sie ihren eigenen weiblichen Leib und ihre Mutterschaft verleugnen müßten, wenn sie Gott nicht glauben wollten. Gott tut es so, daß sie beide sagen können: „So wahr, wie ich weiß und erlebe, daß in meinem weiblichen Leib ein Kind ist, so wahr, wie ich jetzt Mutter werde, so wahr ist alles, was Gott in seinem Wort versprochen hat.“
    Jesus ist diese leibhaftige Überlegenheit und Freiheit Gottes für dich. Die Materie kann und wird ihn nicht aufhalten. Er wird dir vergeben, von Sünde befreien, und der Tod wird ihn nicht aufhalten.
    Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in diesem Christus Jesus. Amen.

Beitragsbild: Mariae Heimsuchung, Giotto di Bondone (1266–1337)