Okuli

Von | März 8, 2021
Osterlamm mit Kreuznimbus, Kreuzfahne und Kelch (St. Josef, Bolzum)

Gnade sie mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus. Amen.

1 So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder
2 und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.
3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. 4 Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung.
5 Denn das sollt ihr wissen, daß kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes.
6 Laßt euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. 7 Darum seid nicht ihre Mitgenossen.
8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts;
9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Epheser 5, 1-9

HERR, segne Reden und Hören. Amen.

Liebe Gemeinde!

Wer zu Jesus kommt – zu dem Jesus, wie ihn uns die Apostel und Evangelisten verkündigen – der erlebt Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.
Wer ehrlich ist, dem leuchtet das sofort ein.
Man lese alle Evangelien: Man wird nicht ein Wort, nicht eine Tat Jesu finden, aus der nicht Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervorleuchten.
Über die Verlorenen hat er sich erbarmt. Den Leidenden hat er Lasten abgenommen. Besessenen hat er Frieden gebracht. Die Güte ist unbestritten.
Er war auch streng und schroff mit denen, die überheblich und selbstgefällig, ja von sich selbst geblendet waren. Das war gerecht. Denn er achtete nicht auf das Ansehen der Menschen. (Matthäus 22, 16).
Das alles tat er in Wahrheit. In ihm war keine Lüge und kein Irrtum.
Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit – diese Worte werden hell, wenn wir seinen Weg ans Kreuz genau betrachten. An keiner Stelle zeigt er Rachegelüste, er schützt seine Jünger, daß sie nicht mit ihm verhaftet werden, und doch sagt er ihnen die Wahrheit, daß sie alle an ihm irre werden würden (Matthäus 27, 31). Ebenso bezeugt er die Wahrheit vor dem Hohen Rat und vor Pilatus. Die Liebe verbindet diese drei: Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Und die Liebe ist das einzige Wort, daß den Leidensweg Jesu zusammenhält und Sinn gibt. Darum sagt Paulus über Jesus und seinem Kreuz: „Christus hat uns geliebt und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.“ – Gott zu einem lieblichen Geruch: Das Kreuz hat Gott umgestimmt, es hat Gottes Herz geöffnet.
Paulus sagt uns heute, daß wir in dieser Liebe leben sollen. Wir sollen Gottes Nachfolger in der Liebe sein. Diese Liebe bei uns ist Frucht. Sie wächst in unserem Leben aus der Liebe Jesu, die uns meint, erreicht und ergreift. Die Liebe, von der Paulus uns schreibt, ist nicht irgendeine andere, neue, separate Liebe, die ich in mir selbst aus dem Nichts hervorbringen müßte. Wir sollen nicht so lieben, als würden wir nicht von Christus geliebt werden.
Im Gegenteil. Kinder des Lichtes, wie der Apostel uns nennt, leuchten heute mal vor allem durch das, was sie NICHT tun. Die Kunst des Weglassens. Wir bleiben im Licht Gottes, wenn es durch uns weiterleuchtet.
Diese Kunst des Weglassens trägt Paulus uns in drei Bereichen auf:
Im Bereich der Sexualität, des Besitzes und der Sprache. In diesen drei Bereichen will und kann Gottes Liebe, die uns Jesus gebracht hat, dieses erreichen, daß am Ende Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit dabei herauskommen.

  1. Sexualität. In der Zeit nach dem Weltkrieg haben
    Generationen sich vorgenommen, offen zu reden, „ohne falsche Scham“, wie man damals oft gönnerhaft sagte. Da fragt man, ob diese Aufklärer auch eine „echte“, oder „wahre“ Scham anerkannt hätten, oder ob sich nicht am liebsten alle Scham abgeschafft hätten. Es ist nicht soweit gekommen. Wie soll man über dieses Thema reden, ohne einerseits weltfremd, oder andererseits peinlich zu sein? – Jesus kann uns sofort und direkt helfen. Er spricht von zwei unausweichlichen Wirklichkeiten, die wir bedenken müssen. Bei Matthäus im 19. Kapitel macht er klar: „Gott, der im Anfang den Menschen gemacht hat, der machte, daß ein Mann und eine Frau sein soll, und sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen, und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein; so sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“ – Hier werden Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit zusammengebracht: Ein Mann und eine Frau sind zusammen nach Gottes Willen ein Fleisch. Ein gemeinsames Leben. – Vor unseren Augen sehen wir zwei Menschen. Vor Gott sind sie eins, und Gott behandelt und segnet die zwei als eines. Das ist eine große Realität. Daß ein Mann und eine Frau füreinander da sind in guten und in schweren Zeiten. Da ist viel Güte möglich. Daß ein Ja-Wort mit Gottes Hilfe gehalten wird, das ist eine große Wahrheit. Daß ein Mann Eine Frau haben soll, und eine Frau Einen Mann – das sieht aus wie Gerechtigkeit, oder?
    Unsere Augen sehen aber: Hier ist ein Mann – da ist eine Frau, sind die wirklich ein Fleisch? Ein Organismus? Und der Feind Gottes will uns einreden: Ihre Einheit ist keine Realität. Die Güte, die Gerechtigkeit, die Wahrheit ist nur eine Täuschung, oder eine Last. Der Teufel sagt: Es gibt doch so viel mehr! – Ein Mann kann viele Frauen haben. Eine Frau kann viele Männer haben. Oder was für Kombinationen auch immer. Gott kann mich nicht aufhalten! Ehebruch, Hurerei – Worte, die man nicht gerne ausspricht. Sie stehen aber dafür, daß man sich über Gottes Ordnung hinwegsetzt. Mit dem Ergebnis, daß die Sexualität unverbindlich wird. Die Wirklichkeit, ein Fleisch zu sein, wird mutwillig, absichtlich und programmatisch verleugnet. Es zählt nur die eigene Lust. Das Gegenüber, welches Gott mir geben will, mit dem ich das Leben teilen soll, ist dem dann untergeordnet, und wird im Ergebnis geleugnet.
    Vor Gott ist das so, daß ich damit den Menschen, mit dem Gott mich zusammengefügt hat, oder zusammenfügen will, daß ich diesen Menschen verleugne, mich von ihm lossage. Gott sagt: Freund, dann sagst du dich auch von mir los. – In der Sprache des Paulus klingt das dann so: Das sind Götzendiener. – Das sind strenge und heilige Worte. Aber es sind nicht harte Worte. – Jesus spricht nämlich bei Matthäus 19 noch von einer anderen Realität, mit der wir immer rechnen müssen: Die Härte unseres Herzens. – Als Jesus nämlich feierlich bestätigt, daß ein Mann und eine Frau von Gott selbst zusammengefügt werden, da fragen die Pharisäer: Aber das Gesetz sieht doch eine Scheidung vor! So steht es bei Mose geschrieben! – Da sagt Jesus: „Moses hat die Scheidung zugelassen, wegen der Härte eures Herzens.“ – Nur die Härte es Herzens macht es möglich, daß man den Menschen verleugnet, den Gott einem anvertraut hat, oder anvertrauen will.
    Darum ruft Paulus zur Kunst des Weglassens auf. Alles, was uns dazu verführt, die Realität „Einheit von Mann und Frau vor Gott“, zu verleugnen. Und das sollen wir weglassen. Alle Gedanken, Worte und Werke, die die Sexualität aus der Einheit vor Gott herauslösen, sollen wir weglassen. Menschen, die das tun, bringen mehr Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit in die Welt. Gottes Licht scheint durch sie.
  2. Besitz: Ohne Besitz kann kein Mensch ein gottgefälliges
    Leben führen. Ich brauche Kleidung, ich brauche ein Zuhause, ich brauche einen Bereich, über den ich selbst bestimme. Ich brauche einen Ort, „wo ich mein Haupt hinlegen kann“, wie Jesus sagt (Matthäus 8, 20). Der Mensch hat Leib und Seele, und beide sollen erhalten werden. Ehepaare sollen die Möglichkeit haben, ihre Kinder bei sich unterzubringen, einen Schutzraum, wo sie ihre Liebe – als Ein Fleisch vor Gott – den Kindern weitergeben. Das kann man nicht am Straßenrand! Da darf nicht jeder beliebiger Mensch einfach sich einmischen! Darum gibt Gott uns Menschen Seine Gaben. Die Früchte der Erde, Arbeitskraft; Vernunft, die plant und überlegt, Zusammenarbeit und Arbeitsteilung, Wirtschaft, Bildung ….. alles, damit wir Menschen als Gottes Ebenbild in dieser Welt leben. Darum greift Gott selbst ein und sagt: Du sollst nicht stehlen! – Zwischen Mein und Dein unterscheiden ist eine Sache vor Gott, eine Heilige Sache. Doch unser Herz kennt das Begehren und die Maßlosigkeit. Jesus sagt dazu: „Kein Mensch lebt davon, daß er viele Güter hat.“ (Lukas 12, 15). Auch warnt er eindringlich vor dem Sorgen: „Wer ist unter euch, der, wie sehr er sich darum sorgt, seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte?“ (Lukas 12, 25). Stattdessen muß es immer mehr sein. Die Gier nach mehr, nach neuem. Der Rausch am Besitz. Der Neid auf andere, die scheinbar mehr haben. Die Sucht danach, reich zu werden, und der Traum, sich alle Wünsche zu erfüllen, und niemanden mehr um etwas bitten zu müssen, nie wieder warten zu müssen. Wie auch immer. Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Die haben da keine Chance mehr. – Und zeigen wir dabei bitte nicht auf die anderen! Auch, wer wenig hat, und von Neid zerfressen und getrieben ist, ein Götzendiener. Paulus ruft uns zum Weglassen auf. Das fängt damit an, daß wir Gottes Gaben als Gaben Gottes wahrnehmen.
  3. Worte – Unser Predigttext warnt uns vor unnötige und
    schädliche Sprache. „Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung. … „Laßt euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.“ Unverbindliche, mehrdeutige, manipulative Sprache. Die Welt ist voll davon. Wir sind umgeben von Sprache, bei der der Sprecher und der Hörer einander nicht gegenüberstehen. Da ist ein Plakat, mit Werbung oder mit einer politischen Botschaft. Wir sehen nicht, wer sie ausspricht. Und die Person, die den Text macht, sieht mich nicht. Damit fängt die Unverbindlichkeit an. Wie ist es gemeint? Wie kommt es an? Ist es gut gemeint? Bin ich gemeint? Was soll ich glauben? Was hat man mit mir vor? – Wir dürfen den Geschmack für ehrliche, verbindliche und aufrechte Sprache nicht verlieren! Die Seele braucht zuverlässige, klare Worte. Paulus warnt davor, Gottes Gaben lächerlich zu machen. Jesus warnt auch: „ Ich sage euch, daß die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.“ (Matthäus 12, 36-37). Traurig ist es, wenn Menschen den Drang haben, aus allem einen Witz zu machen, oder alles ins Zynische zu ziehen: Wird schon schlecht gehen! – Ich will das hier nicht wiederholen. Warum? Weil sich das ins Gedächtnis festsetzt.
    Gott läßt sich nicht spotten. Wer die Sprache so mißbraucht, der lebt trotzdem auch davon, daß andere die Wahrheit sagen. Denn wenn alle lügen, dann kann man mit der Lüge nichts mehr erreichen, wie mit dem Falschgeld: Falschgeld funktioniert nur solange, wie Menschen vertrauen, daß es echtes Geld gibt. Und ohne Vertrauen kann kein Mensch leben. Wer lügt, mißbraucht also das Vertrauen der Menschen. Gott will aber, daß Vertrauen sich lohnt. Darum läßt Er es zu, daß Betrüger von der Lüge zerstört werden.
    Wir sollen diese Sprache weglassen. Lieber Danken – Gott Danken und einander Danken. Dann kommt Gottes Licht durch. Das bringt mehr Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Beitragsbild: Osterlamm mit Kreuznimbus, Kreuzfahne und Kelch (St. Josef, Bolzum)