Gnade sie mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus. Amen.
Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene. Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich’s gebührt zu halten, sondern dass er maßvoll von sich halte, ein jeder, wie Gott das Maß des Glaubens ausgeteilt hat. Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied, und haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. Ist jemand prophetische Rede gegeben, so übe er sie dem Glauben gemäß. Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er. Ist jemand Lehre gegeben, so lehre er. Ist jemand Ermahnung gegeben, so ermahne er. Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn. Steht jemand der Gemeinde vor, so sei er sorgfältig. Übt jemand Barmherzigkeit, so tue er’s gern.
Römer 12, 1-8
O Herr Jesus, bitte schaffe in uns Früchte des Glaubens, die Deinem Vater Freude machen, und als Deine Geschenke unseren Nächsten aufrichten. Amen.
Liebe Gemeinde!
Paulus spricht jetzt mit uns und sagt uns, was es ist, mit dem Dreieinigen Gott zu leben, in dem dreieinigen Gott zu leben, und durch den dreieinigen Gott zu leben.
Jede Glaubenswahrheit ist so beschaffen, daß sie einen Christen vollumfänglich begleitet, trägt.
Wir sind in den Dreieinigen Gott getauft. Vater, Sohn und Heiligen Geist.
Das ist nicht eine Wahrheit, die in sich geschlossen ist, wie in einem Buch auf dem Regal, oder wie ein tiefgekühltes Essen im Kühlschrank, oder wie ein ein Speicherstick, der nicht angeschlossen ist. Die Worte, die wir heute von Paulus hören, haben nur Bedeutung, und werden nur verstanden, wenn für mich als Prediger und für Dich als Hörer Gott Vater der Schöpfer, und Gott Sohn, der aus grundloser Liebe einer von uns geworden ist, und Gott der Heilige Geist, der in uns bei Null anfängt und nicht aufhört, bis alles von uns bei Gott ist – wenn dieser Dreieiniger Gott nicht wirklicher ist, als alles, was wir denken, fühlen und tun, ja auch wirklicher ist, als alles, was wir leiden, wirklicher als alles, was uns fehlt.
Und darüber gibt es keine Frage und keinen Zweifel. Gott Vater, der mich gemacht hat, und will, daß es mich gibt – er ist wirklicher als meine Gedanken, als meine Gefühle, und alles. Gott der Sohn, der aus der perfekten Freude im Himmel freiwillig in unsere verrückte Welt, in unser verwirrtes Menschsein hineingekommen ist, und keinem Angriff auf die Liebe ausgewichen ist, bis in den Tod, der ist auch wirklicher als alles, was ich denke, fühle, sage, tue oder leide. Und Gott der Heilige Geist, der die absolute Kunst beherrscht, Menschen aus ihren Löchern, oder Käfigen, Gefängnissen, oder Gräbern herauszurufen und zu Gott zu locken, der ist auch realer als meine massivsten Gedanken, Gefühle, Taten, und auch realer als meine schlimmsten Schmerzen und Zweifel.
Wenn das nicht feststeht, dann kann hätte Paulus diese Worte nicht schreiben brauchen, ich müßte sie nicht auslegen, und niemand müßte auch nur eine Sekunde Zeit verschwenden, hier in der Kirche einer Predigt zuzuhören.
Es ist so.
„Ich ermahne euch durch die Barmherzigkeit Gottes“ – Ich rufe euch zurück in eure Taufe, zurück zu Gott Vater Sohn und Heiligen Geist, zu dem Gott, der alles für euch getan hat, und noch tut, und wird.
„daß ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.“ – Ihr gehört euch niemals selbst. Entweder dem Dreieinigen Gott, oder irgendeinem Götzen. Doch die Götzen sind nicht barmherzig. Der Habgier, der Angst oder der Bequemlichkeit zu dienen ist unvernünftig. Dem Dreieinigen Gott gehören ist vernünftig. Auch der Leib gehört Gott. Unser Leib soll dort leben, wo Gott ihn haben will. Dazu gehört es auch, daß unser Leib hier im Haus Gottes sitzt, steht und kniet. Weg von allem. Gott mag das, wenn wir weg von allem sind, und Er die Gelegenheit hat, ganz für uns da zu sein, ohne Störung und Ablenkung.
„Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes,“ – wer seinen Schöpfer kennt, wer Jesus kennt, wer den Heiligen Geist kennt, der gehört nicht mehr zu dieser verrückten Welt, dieser Scheinwelt. Der hat es einfach besser, vor allem in der Seele. Gott baut solche Menschen heimlich um. Heimlich befreit er sie von der Macht des Bösen, von der Macht des Todes und der Verzweiflung. Nur der Dreieinige Gott schafft etwas Neues im Menschen, daß ich ein anderer Mensch werde, und alles Traurige hinter mich lassen kann. Die Taufe trennt uns von der Welt, die ohne Gott glücklich werden will, und es nie werden wird. Jedes einzelne Wort Gottes stärkt die Seele. Das kann auch schmerzlich sein. Aber das Ziel ist gut. Die Welt versteht das nicht, daß Christen nicht einfach alles mitmachen, alles mitglauben, sich über alles mit aufregen. Wir stellen uns nicht dieser Welt gleich. Der Heilige Geist hilft uns von oben, daß es dazu nicht kommt.
„damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“ Erst, wenn Gott angefangen hat, uns im Verborgenen umzubauen – durch Sein Wort, durch die Taufe, durch die Gemeinschaft im Gebet und in der Gemeinde, durch das Abendmahl, können wir prüfen, was Gottes Wille ist. Ohne Gottes Eingreifen können wir nur prüfen, was unser eigener Wille ist, oder was wir dafür halten. Was aber oft ein anderer Wille ist. Unser Katechismus sagt uns, daß es außer Gottes Willen nur drei andere Möglichkeiten gibt: Des Teufels, der Welt und unseres Fleisches Wille. Was der Teufel will, kommt für uns nicht in Frage. Von der Welt sind wir schon abgetrennt; bleibt noch unser Fleisch: Also unser Egoismus. Der Egoismus wird sich in der Kirche niemals richtig zuhause fühlen. Je weniger, desto besser für uns, und für alle anderen. Der Egoismus probiert es immer wieder in der Kirche, auch in unserer Kirche. Aber der Dreieinige Gott sorgt in aller Freundlichkeit dafür, daß er nicht glücklich wird.
„Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, daß niemand mehr von sich halte, als sich’s gebührt zu halten, sondern daß er maßvoll von sich halte, ein jeder, wie Gott das Maß des Glaubens ausgeteilt hat.“ – Ich habe einen Schöpfer, also habe ich den lebendigen Gott über mir, der mir mehr zu sagen hat, als alle Menschen, auch mehr als ich mir selbst zu sagen habe. Das macht mich bescheiden. Ich habe Jesus. Der für mich den schweren Weg gegangen ist, wegen meiner Dummheit. Das macht mich auch bescheiden. Ich habe Gott, den Heiligen Geist, der in mir ist, und aus meiner Bescheidenheit unter Gott eine Gotteskindschaft macht, eine Kindheit. Voller Zuversicht und Liebe. Das ist maßvoll. Das ist nicht Arroganz, aber auch nicht Minderwertigkeit, sondern gesund. Das verschafft uns der Dreieinige Gott, wenn wir unsere Leiber zum Opfer geben, und uns von der Welt trennen und ihr nicht nachlaufen. Die Welt kann uns das nicht geben, auch wir selbst nicht. Wir machen es uns nicht selbst, sondern Gott selbst tut es aus Liebe in uns.
„Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied, und haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist.“ – Eine Lunge außerhalb des Leibes war mal eine Lunge. Ein Auge kommt nicht von der Stelle ohne Füße, und die Füße haben keine Richtung ohne Augen. Der dreieinige Gott macht uns in Seiner Kirche zu neuen Menschen. In der Kirche gehören wir zu einander, wie Körperteile, die zusammen ein Lebewesen sind. Das Leben ist nicht isoliert hier in diesem Kopf – der Kopf lebt mit dem Körper. Ohne Körper ist er irgendwas, aber kein Kopf, schon gar nicht etwas Lebendiges. Ohne Gemeinde, ohne Mitchristen, kann ich als Christ überhaupt nicht wissen, wer ich bin. Welche Begabung ich vom Heiligen Geist habe, wird erst im Leib Christi offenbar. Entscheidend ist nicht mein Selbstbild. Es ist eine Mischung aus unterschiedlichen Wahrnehmungen, und ein Wunder Gottes, wenn in der Gemeinde für einander da sind. Ich sitze nicht zuhause und analysiere mich, und rede mir ein, daß ich dies oder das kann oder nicht kann, und dann setze ich das in der Gemeinde um. Im lebendigen Organismus, aus dem Gottesdienst heraus und im Glanz der Gottesdienstlichen Versammlung zeigt uns Gott, wie für einander da sind. Nicht eine Wahrnehmung setzt sich gegen andere durch, sondern der Heilige Geist baut zusammen.
„Ist jemand prophetische Rede gegeben, so übe er sie dem Glauben gemäß.
Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er. Ist jemand Lehre gegeben, so lehre er.
Ist jemand Ermahnung gegeben, so ermahne er.
Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn. Steht jemand der Gemeinde vor, so sei er sorgfältig. Übt jemand Barmherzigkeit, so tue er’s gern.“
Nicht jeder muß reden. Der Glaube kommt nicht aus dem Reden, sondern aus dem Zuhören (Römer 10,17). Prophetisch reden heißt: Das sagen, was nie zurückgenommen werden muß. Jeder Christ, der den Dreieinigen Gott bekennt, oder das Glaubensbekenntnis, der sagt etwas, was er in Ewigkeit nicht zurücknehmen oder bereuen muß. Darum ist das schon prophetisch. Kein Trend ist prophetisch. Im Katechismus hören wir im dritten Artikel: Was tut der Heilige Geist? Er sammelt alle Christen in die Kirche. Das Ziel ist das ewige Leben. Und was passiert zwischen unserer Taufe und der Auferstehung ? „In welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt.“ – Damit hat Gott einfach genug zu tun bis am Jüngsten Tag. Die prophetische Rede macht das deutlich. Eine Rede, die das nicht deutlich macht, ist auch nicht prophetisch, und hat im Leib Christi nichts verloren.
In einem Leib gibt es nicht getrennte Buchführung. Die Hand rechnet dem Mund nicht vor, was sie alles für ihn getan hat. Denn es ist alles ein Leben im Leib. Jesus sagt, wenn Du spendest, dann soll deine linke Hand nicht wissen, was die Rechte tut. „Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn.“ – Ohne eine Spur von Hintergedanken. So, wie eine Hand dem Mund einen Bissen Essen für den Bauch gibt. Wir geben weiter, was Gott gegeben hat.
Paulus zählt Dinge auf, die nur dort sind, wo der Dreieinige Gott angekommen ist. Die Welt steht daneben und begreift es nicht. Egal, wie alltäglich sie erscheinen, sie sind Wunder, und die Augen des Glaubens sehen sie als Wunder. Auch bei sich selbst. Diese Früchte des Glaubens sind Gottes Hinweise, daß Er in unserem Leben am Werk ist. Er will nicht gestört werden.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Beitragsbild: Edward Burne-Jones (1833-1898), Die Anbetung der Heiligen Drei Könige, 1904