2. So. nach Epiphanias

Von | Januar 17, 2021
Die Hochzeit zu Kana

Gnade sie mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus. Amen.

Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was geht’s dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm. Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

Johannes 2, 1-11

HERR, segne Dein Wort an uns, Dein Wort ist die
Wahrheit. Amen.

Liebe Gemeinde!
Jeremia, der Prophet hatte den Auftrag, von Gottes Gericht und von Gottes Gnade zu sprechen. Wo Gott sich in den Weg stellt, weil wir ihn zum eigenen Schaden verlassen – Gericht. Das kann schwer sein, schrecklich. Das kann so aussehen, daß Gott uns mit dem Bösen allein läßt. Doch Gottes Ziel ist die Gnade: Daß Gott und Mensch einander finden – der Mensch wird geheilt und ganz frisch gemacht.
Bei Jeremia fällt auf, daß Gottes Gericht und Gottes Gnade einem Zeichen festmacht – es ist nicht das einzige Zeichen, aber es paßt zu heute:
In einer Gerichtspredigt sagt Jeremia im Namen des HERRN: „Ich will in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems wegnehmen den Jubel der Freude und Wonne und die Stimme des Bräutigams und der Braut, denn das Land soll wüst werden.“ (Jeremia 7, 34 – vgl. 16,9 und 25, 10). – Wenn Gott dem Land wieder Gnade gibt, wenn das Gericht vorbei ist, heißt es dann entsprechend: „Man wird wieder hören den Jubel der Freude und Wonne, die Stimme des Bräutigams und der Braut und die Stimme derer, die da sagen: Danket dem HERRN Zebaoth; denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.“ (Jeremia 33, 11).
Wenn also Gott es gut meint, und das Land segnet, dann hört man die Stimme des Bräutigams und der Braut. Nicht einfach des Mannes und der Frau – sondern des Bräutigams und der Braut. Also die Stimme eines Mannes, der einer Frau sein Ja-Wort gibt, und seine Braut als als wunderbare Gabe von Gott erkennt und bejaht und liebt – und die Stimme der Frau, die das Ja-Wort hört und annimmt und den Bräutigam als Gabe Gottes erkennt und bejaht und liebt. In der Zeit der Gnade und des Segens werden diese freudigen Stimmen gehört. Menschen trauen sich, zu heiraten, eine Ehe einzugehen, und vertrauen auf den Segen und den Schutz Gottes. Ganz klar und ohne jeden Zweifel schließt dieses Vertrauen auch den Wunsch nach neuen Menschen ein, Früchte des Leibes, die in dem Bereich dieser freudigen Stimmen geliebt werden. Und Jeremia deutet es an: Alle freuen sich mit wenn die Stimme des Bräutigams und der Braut gehört werden. Ein Fest, ein Hochzeitsfest.
Wenn diese Stimme aber wegbleibt, wenn der Mut fehlt, das Ja-Wort zu geben und anzunehmen, wenn Männer und Frauen einander nicht als Gaben des Schöpfers sehen können, wenn die Sorge zu groß wird, dann ist das ein Zeichen nicht von Gottes Gnade. Dann ist das ein Zeichen dafür, daß etwas nicht stimmt. Gott ist nicht am Ziel. Der Segen Gottes ist nicht da, wenn die Stimme des Bräutigams und der Braut nicht gehört werden. Wenn sie nicht ihren festen Platz in der Freude eines Landes haben, aus welchen Gründen auch immer. Dann ist Gott nicht am Ziel. Dann ist das nicht ein Fortschritt im Segen Gottes.

Jesus setzt ein Zeichen. Sein erstes Zeichen findet statt bei einer Hochzeit. Versteht ihr jetzt, warum ich mit den Worten Jeremias über Gericht und Gnade diese Predigt angefangen habe?
Jeremia hat es angekündigt. Wenn Gott zu den Menschen kommt und Herrlichkeit und Gnade bringt, dann wird man wieder hören die Stimme des Bräutigams und der Braut!
Es ist das erste Wunder, das Jesus tut, das erste „Zeichen“. Der erste Eindruck prägt sich am tiefsten ein, der erste Eindruck währt am längsten, der erste Eindruck beleuchtet alle Eindrücke danach. Und bei dem Sohn Gottes ist nichts Zufall.
Das erste Zeichen dafür, daß Gott unwiderruflich in Menschengestalt zu uns gekommen ist, ist ein Wunder auf einer Hochzeit.
Damit ist die Hochzeit bis zum Jüngsten Tag geheiligt. Jeder Bräutigam, der seiner Braut sein großes Ja-Wort gibt, und jede Braut, die es erwidert, soll es mit der Gewißheit tun: Das ist vor Gott gut und wahr und schön bis zum jüngsten Tag. Vor Gott ist die Ehe von einem Mann und einer Frau niemals altmodisch, entwicklungsbedürftig, ergänzungsfähig, erweiterungsfähig oder in irgendeiner Weise überholt. Zunächst als Institution. Was wir Menschen daraus machen, braucht jeden Augenblick Gottes Gnade und Unterstützung.
Und was für ein Wunder! Ein Wunder der Diskretion in alle Richtungen. Das Wunder rettet die Freude des Festes – genauer: Es rettet die Freude der Braut. Denn alles kann gelingen und perfekt sein, aber wenn die Braut sich nicht freut, dann ist alles vergeblich. Denn wenn die Braut sich freut, dann freut sich der Bräutigam sowieso. Umgekehrt ist das nicht sicher. – Der Wein steht für die Freude. Die Bibel sagt das. Was wir Menschen daraus machen durch Maßlosigkeit ändert das nicht. Wenn der Wein alle wird, ist die Freude bedroht. Das wäre für das Brautpaar, vor allem aber für die Braut, eine Katastrophe.
Da hilft es auch nicht, daß man 600 Liter reines Wasser zum Händewaschen bereitgestellt hat. Nach der Weise der jüdischen Reinigung. Diese Krüge stehen für das Gesetz. Daß man alles vor Gott richtig machen soll. Das hat alles gute Gründe. Aber die Freude kommt woanders her. Man stelle sich vor, diese Ansage bei einer Hochzeit: „Leute, der Wein ist alle, aber macht mal schön weiter, ihr könnt euch wenigstens reichlich die Hände waschen.“ Ein schlechter Film wäre das!
Der Sohn Gottes hat diese Mission: Die Freude retten. Die gottgewollte Freude.
Seine Mutter Maria ist auch auf der Hochzeit. Sie hat ihn geboren und erzogen. Sie kennt ihn. Sie weiß auch sein Geheimnis. Sie kann mit ihm sprechen, und tut es auch: „Sie haben keinen Wein!“ – Mit anderen Worten: „Hilf diese armen Leuten!“ Die gutmeinenden Mütter der Söhne dieser Welt! Welcher Sohn braucht nicht mal einen Anstoß, weil er Dinge nicht SIEHT! –
Die Antwort Jesu beschäftigt die Menschen. „Was geht’s dich an, Frau, was ich tue?“ – Was ist das? Eine Beleidigung? Sagt Jesus sich von seiner Mutter los? Doch Maria faßt es nicht als Beleidigung auf. Sie bewahrt völlige Ruhe und sagt zu den Dienern: „Was er euch sagt, das tut!“ – Damit überläßt sie ihrem Sohn vollständig seiner Mission.
Luther übersetzt: „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht da.“ – Hier geht es um „Schaffen“ um Göttliches. Da steht Jesus allein uns Menschen gegenüber, auf der Seite Gottes. Wir müssen ihn ganz und gar machen lassen.
Wir kennen das Wunder. Die Diener schöpfen auf Jesu Befehl das Wasser. Der Speisemeister kostet. Der Bräutigam wird gelobt. Die Diener für sich sind unwissend, der Speisemeister für sich ist ahnungslos, der Bräutigam für sich kann nur aus allen Wolken fallen, wenn er hört: „Du hast ja den guten Wein bis jetzt aufbewahrt!“ – Wie bitte?
Die Freude ist gerettet, besonders die Freude der Braut. Das Fest ist gerettet. Während Johannes der Evangelist die Szene verläßt, und sagt: „Er offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn“ – kann man sich doch im Hintergrund noch das aufgeregte Gespräch vorstellen. Das Brautpaar, das Personal, schließlich auch die Gäste. Wenn Freude gerettet wurde, kann man nicht schweigen. Dieses Paar muß ganz spezielle Hochzeitstage gefeiert haben. Hoffentlich viele!
Die Stimme des Bräutigams und der Braut. Das besagt noch viel mehr.
Ein Bräutigam ist ja nach Gottes Wort ein Mann, der seinen Vater und seine Mutter verläßt und an seiner Frau hängt – oder klebt, haftet, ja, Gottes Wort sagt es, wie es ist: „Ein Fleisch“, so sagt es Jesus. Und die Braut ist eine Frau, die Gott zu einem Mann führt, der sie mit allem, was er ist und hat, bejaht und als Geschenk von Gott annimmt. So steht es für alle Zeiten bei Mose geschrieben.
Menschen, die Gott kennen, die feiern das. Ein Fest muß diese unsichtbare Wahrheit, die uns himmelhoch über alle Biologie erhebt, nein, die die Biologie in den Himmel hebt, ein Fest muß diese unsichtbare Wahrheit aussprechen, deutlich machen und feiern. Diese Wahrheit, daß Gott selbst zwischen Mann und Frau ist, und daß hier die größten Gegensätze nicht Fremdheit sondern Raum für Liebe sind.
Dieses erste Zeichen Jesu deutet an: Gott nimmt die Menschheit an. Das hat etwas von Hochzeit und Fest. Gott ist gekommen, die Freude bei uns Menschen zu retten. Die wir uns selbst leider immer wieder verderben.
Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes, spricht auch diese Sprache: „Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm!, und wen dürstet, der komme; und wer da will der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ (Offenbarung 22, 17). Im Himmel wird es keine Ehen mehr geben. Aber die Sprache des Bräutigams und der Braut wird zwischen Gott und seiner neuen Menschheit erklingen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Beitragsbild: Die Hochzeit zu Kana, Paolo Veronese, 1563