Letzter Sonntag nach Epiphanias

Von | Januar 29, 2024
Carl Bloch: Verklärung Christi (1872)

28.1.2024

Pfarrer Johann Hillermann

Gnade sei mit euch und Friede,
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus. Amen.

6 Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis
hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen
gegeben, daß durch uns entstünde die Erleuchtung zur
Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
7 Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die
überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.
8 Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns
nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.
9 Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir
werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.
10 Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit
auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.

Korinther 4, 6-10

Gebet: HERR, segne Dein Wort an unseren Herzen. Amen.

Liebe Gemeinde!
Wer glaubt, der kennt den Zweifel, wer aber nicht glaubt, der
kennt den Glauben nicht.
Wer den christlichen Glauben nicht kennt, der macht sich ein
Bild davon, wie es wohl sein könnte, zu glauben. Dieses Bild
kann sehr unterschiedlich ausfallen. Man stellt sich vor, wer
glaubt, der sieht alles zwanghaft positiv. Alles wird gut! Oder
aber: Wer glaubt, sieht alles zwanghaft negativ: Alles ist
verboten!
Auf jeden Fall stellt der Unglaube sich den Glauben als eine
unerschütterliche Haltung vor: jedem Zweifel überlegen. Ob nun
in der Positivität oder in der Negativität.
Der christliche Glaube ist für den Unglauben unvorstellbar.
Das kann man gerade auch an dem heutigen Predigttext
ablesen.
Gleich der erste Vers eröffnet eine so große Perspektive!
„Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis
hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen
gegeben, daß durch uns entstünde die Erleuchtung zur
Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu
Christi.“
Gott schafft das Licht aus dem dem Nichts und die Chaos der
Finsternis. Gott, der allmächtige macht, daß es Gutes gibt, und
Schönes, und Wahrheit – das alles zusammengefaßt in Licht und
Leben. Das ist überwältigend positiv.
Derselbe Gott gibt einen hellen Schein in die Herzen der Apostel
gegeben. Also: Er nimmt uns Menschen hinein, daß wir Seine,
Gottes, Allmacht erleben und erfahren. In unseren Herzen. Im
Zentrum des Menschen soll das Geheimnis des Lichts, aus aus
der Finsternis hervorleuchtet, dieser größte Übergang, diese
beglückendste Veränderung ganz bewußt stattfinden. Die Sonne
im Herzen. Das ist auch überwältigend positiv. Licht bringt eine
göttliche Perspektive, eine freie Perspektive auf alles. Wenn
dein Herz diese Perspektive bekommt, dann ist das die beste
Voraussetzung für ein Leben, daß dankbar bejaht werden kann.
Das sind nun noch Aussagen, die kann man akzeptieren, auch
wenn man nicht Christ ist. Wer ist schon gegen das Licht? Wer
wünscht sich nicht ein Herz voller Licht?
Doch wo ist die Quelle des Lichts? Wie kommen wir denn zu
diesem Gott, der das Licht hervorruft und ins Herz gibt?
„Daß durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der
Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“
Hier wird es deutlich, genau und vor allem auch zugänglich!
Der Apostel Paulus spricht davon, daß durch seinen Dienst als
Prediger eine Erkenntnis entsteht. Was soll erkannt werden?
Die Herrlichkeit Gottes. Damit ist Gottes Macht gemeint, die
Licht schafft und Licht ins Herz der Menschen gibt.
Und wo wird diese Herrlichkeit Gottes erkannt? In dem
Angesicht Jesu Christi.
Das sind große Dinge. Riesige Dinge.
Der Schöpfer, der alles aus nichts gemacht hat, vor allem
anderen das Licht, der will mit Seiner Allmacht Licht in Deinem
Herzen schaffen – und wie? Durch die Predigt, die dir das
Angesicht Jesu Christi zeigt.
Eine Predigt, die dir nach Gottes Vorgaben zeigt, wer Jesus
Christus ist, das ist ein kosmisches Ereignis. Bei lebendigem
Leibe kommt ewiges, kräftiges, wirksames Licht in dein Herz
hinein.
Was ist das Angesicht Jesu Christi? Die ganze Bibel von A bis Z
offenbart uns Gesichtszüge Jesu, des Sohnes Gottes.
Oder besser: Im Wort Gottes begegnet uns ein lebendiges
Gegenüber, eine Person. Die Predigt spricht über Gottes Wort,
AUS DIESER BEGEGNUNG HERAUS. Sie ist schon da. Sie muß
nicht suggeriert werden, wir müssen sie uns nicht einreden.
Die Tatsache, daß wir eine versammelte Gemeinde sind, die sich
unter Gottes Wort stellt, und zu Jesus sagt: KYRIE ELEISON! –
Also: Du hast alle Macht, Dir gehört alles – darum sollst Du die
Macht über mich haben, darum bitte ich alles von Dir! – Diese
große Tatsache ist der Beweis: Gott, der im Anfang alles aus
nichts geschaffen hat, der hat einen hellen Schein in
Menschenherzen gegeben. Es ist schon wirklich und wahr. Es ist
kosmisch, und es ist so positiv, wie es nur geht.
Doch wir kennen das Angesicht Jesu Christi. Er trägt und bringt
Gottes Herrlichkeit zu uns. Aber dieses Angesicht hat auch Züge
des Leidens. Er kennt die Anfechtung. Er hat Erfahrung mit der
Macht des Bösen. Er kennt die Versuchung. Er kennt die Not aus
eigener Erfahrung.
Im Evangelium von heute hören wir davon, wie Jesus bei
lebendigem Leibe strahlt und scheint wie die Sonne, ja, heller
als das natürliche Licht.
Als nächstes hören wir, wie Jesus in die Finsternis unseres
menschlichen Lebens kommt. Ein Vater zeigt ihm seinen
besessenen Sohn. Eine fremde, finstere und böse Macht, eine
chaotische und sinnlose Macht ergreift sein Kind und wirft es ins
Feuer und ins Wasser. Niemand kann helfen. Jesus, das Licht der
Welt, begibt sich in dieses unheimliche böse Chaos hinein. Der
sagt: „O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange
soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch erdulden?“
(Matthäus 17, 17). Er trägt die Last des Chaos mehr, als wir. Er
geht darunter und erleidet es. – Darum läßt er sich als Herrn
der Herrlichkeit ja auch kreuzigen (1. Korinther 2, 8). Das Licht
überwindet die Finsternis, in dem das Licht in die Finsternis
hineingeht und sie auf sich nimmt und erleidet.
Ist das jetzt positiv oder negativ? Der Glaube kann sagen:
Positiv. Der Unglaube ist ratlos. Warum als Gott dieses Negative
erleiden?
Und Paulus beschreibt dann, wie er Gottes Herrlichkeit in
Christus am eigenen Leibe erlebt. Gott legt ihm Negatives auf,
damit er, Paulus, das Positive als Gottes Macht am eigenen
Leibe erlebt und erfährt:
„Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die
überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.
Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht.
Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.
Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir
werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.
Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit
auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.“
Der Schatz ist da. Aber er ist irdisch verpackt. Gerade die
irdische Verpackung ist der Beweis, daß der himmlische Inhalt
da ist!
Das kann die Welt nicht begreifen. Daß das Leiden – wie schon
bei Jesus am Kreuz, so dann auch bei Seinen Aposteln, und nicht
zuletzt auch in jedem Christen – daß das Leiden positiv ist. Es
führt uns dahin, daß wir an den Punkt kommen wo wir erleben:
Dies tue nicht ich, dies schafft kein Mensch, sondern hier ist
Gott am Werk.
Da kommt Gottes Herrlichkeit zu mir. Ich bin ein Gottesbeweis.
Das ist eine Positivität, die eine Negativität nicht einfach
gegenüber steht, sondern es ist eine Positivität, die durch
Gottes erfahrbare Macht in dir entsteht, aus Finsternis und
Chaos heraus.
Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der
bewahre eure Herzen und Sinne in diesem Christus Jesus zum
ewigen Leben. Amen.


Carl BlochVerklärung Christi (1872)

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