20. Sonntag nach Trinitatis 2023

Von | Oktober 24, 2023
Hochzeit

Gnade sei mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus.
Amen.

1 Und Jesus machte sich auf und kam von dort in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordans. Und abermals lief das Volk in Scharen bei ihm zusammen, und wie es seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals.
2 Und Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit.
3 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten?
4 Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden.
5 Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben;
6 aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau.
7 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen,
8 und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.
9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.
10 Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger danach.
11 Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe;
12 und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe.

Markus 10, 1-16

Gebet: HERR, öffne unsere Augen, Ohren und Herzen für den Reichtum Deines Wortes über unser Leben. Amen.

Liebe Gemeinde!
Von der Fernsehserie „Verbotene Liebe“ gab es 4500 Folgen. Ich hab mir keine davon angeschaut. Dagegen gibt es einen einzigen Film mit dem Titel: „Erlaubte Liebe“. Der wurde im Libanon gedreht. Im Original kommt das Wort „halal“ vor: Liebe halal.
Was sagt uns das? Die Herzen der Menschen haben ein Gespür dafür, daß nicht alles, was sich als Liebe vorstellt, auch Liebe ist. Und doch hat man große Sorge, daß eine Liebe, die alle Regeln befolgt, also „erlaubt“ ist, möglicherweise nicht alle Wünsche erfüllt.
Und: „Erlaubte Liebe“ könnte bedeuten: Der Erlauber ist wichtiger als ich. Der Erlauber und seine Regeln bestimmen, was Liebe ist, und nicht ich.
Man will Liebe ohne Regeln.
Das bedeutet aber Liebe ohne Schutz.
Liebe Gemeinde, was unser HERR uns Menschenkindern sagt, ist klar genug.
Jesus bestätigt ohne Wenn und Aber den Willen des Schöpfers.
Zwischen dem Paradies und dem Sündenfall von Adam und Eva, und der Zeit Jesu hatte die Menschheit 1000e Jahre lang alles ausprobiert, was zwischen Männern und Frauen an Verbindungen denkbar und undenkbar ist. Mit Regeln, ohne Regeln, mit neuen Regeln … die Sintflut an Identitäten und Kombinationen, die heute über uns hereinbricht, ist nicht etwas Neues. Es ist einfach Heidentum. Die Vergötterung des Rausches, ob mit Stoffen oder ohne, mit Sexualität oder ohne, kannte die Menschheit vor Christus auch schon.
Jesus, der das Licht der Welt ist, das Wort Gottes in Person, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, der das Lamm Gottes ist, das der Welt Sünde trägt, der auch die Auferstehung ist, es ist genau dieser Jesus, der in dieses ganze Durcheinander, diese Verwirrung hineintritt und sagt:

  1. Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen.
  2. Gott hat Mann und Frau für einander geschaffen.
  3. Gott fügt einen Mann und eine Frau zu einer neuen Realität zusammen.
    Das ist alles. Das ist wirklich einfach alles.
    Jesus tritt für diese Wahrheit, für diese Wirklichkeit ein. Er ist auch für diese Wahrheit ans Kreuz gegangen. Er hat sie auch im Angesicht des Todes nicht zurückgenommen oder abgeschwächt, oder relativiert, sondern besiegelt mit Seinem Blut.
    Warum kann ich das sagen? Weil genau die Pharisäer, die schon früh seinen Tod beschlossen hatten, Jesus auch mit einer Frage zur Ehescheidung ans Messer liefern wollten.
    „Sie versuchten ihn, und sprachen.“ Mit anderen Worten: Es war keine ehrliche Frage, sondern ein Test, eine Falle – die Antwort Jesu sollte nicht den Pharisäern oder irgendeinem Menschen helfen, um Gottes Willen zu erkennen, sondern Jesus sollte sich selbst mit Seiner Antwort Seinem eigenen Tod näherbringen. Seine Antwort sollte gegen ihn sprechen und ihn verurteilen.
    Jesus opfert sich ganz und gar dafür, daß diese Wahrheit, diese übergroße Wirklichkeit, die größer ist als du und größer ist als ich, daß diese Wahrheit bei dir und mir ankommt.
    Mit diesen Worten liefert sich Jesus, der Sohn Gottes, der gesammelten und geballten Härte aller Herzen von uns jämmerlichen Sündern aus. Ok: Von uns jämmerlichen Sündern und jämmerlichen Sünderinnen.
    Denn es ist ja völlig klar, daß jeder, wenn er die schlichten Worte Jesu hört, in sich eine Gegenstimme hat, die sagt: Aber ! ? ! ? Aber wirklich und ein Mann und eine Frau? Aber wirklich nur Mann und Frau? Aber wirklich fürs Leben?
    Das „Aber“ kann verzweifelt klingen. Es kann aggressiv klingen. Es kann abwinkend klingen, oder spöttisch, es kann sehnsüchtig klingen. Es kann mit Haß herausgeschrieen werden, es kann mit brennender Verzweiflung in sich hinein geschwiegen werden. Keine Orgel hat soviel Register, kein Maler hat soviel Farben, wie die Stimmen, die Jesus entgegenbranden, wenn er diese Worte sagt.
    Kann es wirklich Gottes Wille sein, daß ein Mann und eine Frau zusammengefügt werden fürs Leben, exklusiv und total, bis der Tod sie scheidet? Ist das die eine, ganze, vollständige und erlaubte Liebe?
    Jesus nimmt diesen ganzen Empörungstsunami auf sich. Wenn wir alle unseren Frust, unsere Ratlosigkeit, unser scheinbar besseres Wissen oder unsere scheinbar überlegene Erfahrung ihm vor die Füße geworfen, oder unter die Nase gerieben, oder an den Kopf gestoßen haben, wenn sich alle „Abers“ ausgetobt haben, und alles stille wird, bleibt Jesus bei Seinem Wort. Nach allem, wirklich allem kommt diese Stimme. Nichts wird sie zum Schweigen bringen.
    Warum? Aus unnachgiebiger Härte? Aus wirklichkeitsfremder Überheblichkeit? Aus Liebesfeindlichkeit?
    Nein. Sondern aus dem Gegenteil von alledem.
    Jesus sagt uns diese Wahrheiten aus dienender Liebe.
    Jesus rettet den Ursprung der Liebe für uns, Jesus nimmt alles auf sich, um die Liebe vor uns selbst zu retten.
    Denn Liebe, sofern sie Liebe und nichts anderes als Liebe ist, zielt wirklich aufs Ganze, zielt auf neue Wirklichkeit, und Liebe, sofern sie Liebe ist, hat in sich den Willen, niemals aufzuhören. Sie hat diese Richtung in sich, über sich hinauszugehen, über sich hinauszuwachsen.
    Dafür opfert Jesus sich, daß diese Wahrheit wahrbleibt.
    Denn jede Liebe, insofern sie Liebe, und nichts anderes, als Liebe ist, wird Jesus recht geben. Liebe ist ein göttliche Macht, die Mann und Frau erfaßt, und Fakten schafft, vom ersten Moment an. Fakten, insofern sie in der Liebe sind, Fakten von denen man wünscht, daß sie für immer bleiben, und daß es mehr von ihnen gibt. Damit meine ich nicht nur den Kindersegen, aber ich schließe den Kindersegen um Gottes willen nicht aus, sondern ein. Daß das nur klar ist!
    Jesus bejaht diese Erfahrung, oder diese Ahnung. Sie kommt von Gott, und sie ist wahr. Alles, was sie in Frage stellt, hat mit uns zu tun. Mit der Härte unserer Herzen.
    Jesus sagt diese Worte, weil er allein das weichste Herz von uns allen hat. Sein Herz ist so weich, daß er lieber stirbt, als daß Gottes Wille für Mann und Frau untergeht. Jesus hat alles getan, daß uns diese ursprüngliche paradiesische Wahrheit nicht abhanden kommt.
    Die harten Herzen wollen das. Die harten Herzen wollen Liebe mit Vorbehalt. Liebe, die nicht aufs Ganze geht. Liebe mit Hintertür. Wenn meine Wünsche nicht erfüllt werden, dann …, wenn schwere Tage kommen, dann …., wenn ich meine Pläne nicht erfüllen kann, dann …. Dann meint man sich absichern zu können. Das Vertrauen ist nicht da, sondern Mißtrauen ist da. Dann meint der Ganze Mensch nicht mehr den Ganzen Menschen.
    Doch das Herz Jesu sieht in in diesen Vorbehalten das Ende der Liebe als Liebe, als göttliche Wirklichkeit. Darum erkennt er die Härte des Herzens. Er zeigt ihre harte Realität auf, damit wir Gott dringend bitten um ein lebendiges, weiches, fleischernes Herz. Die Propheten sprechen davon: „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. (Jer 31,33; Hes 11,19)“. Jesus kennt beide Realitäten: Die göttliche Liebe, die aufs Ganze geht, das aus zwei Ein Fleisch werden – und die bittere tödliche Härte der Herzen. Jesus wird an die Liebe glauben, und wenn es sein muß, glaubt er an sie für uns, und gegen die Härte deines und meines Herzens, und wenn Er auch der allerletzte wäre, der noch an die Liebe glaubt, aber Er tut es. Bis in den Tod hat er es getan. So steht Er uns mit diesen Worten gegenüber.
    Es ist aber neben der allgemeinen Liebe von Christen untereinander immer auch die Liebe zwischen Mann und Frau.
    Wer diese große Wirklichkeit und Ordnung verlassen will, der kann sich niemals auf Jesus berufen. Das Neue Testament bezeichnet die Liebe Jesu für uns Menschen eindeutig als die Liebe eines Bräutigams für seine Braut. Es ist eine männliche Liebe, die sich restlos und exklusiv dem weiblichen widmet und ihm hingibt. So sagt schon Johannes über Jesus: „Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam.“ (Johannes 3, 29), und von sich selbst sagt Jesus: „Wie kann die Hochzeitsgäste traurig sein, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“ (Matthäus 9,15). Der Apostel Paulus lehrt uns, daß das Verhältnis Jesu zu Seiner Gemeinde das Verhältnis eines Mannes zu seiner Frau ist: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen.“ (Epheser 5, 25f).
    Auch die Offenbarung des Johannes, das letzte Buch der Bibel, in dem Gott uns die feststehende Zukunft aller Dinge, vor allem aber Seiner Gemeinde zeigt, heißt es: „Und der Geist und die Braut sprechen: Komm!“ (Offenbarung 22,17). Nämlich der Heilige Geist und die Kirche als Braut rufen Jesus als den Bräutigam, daß er wiederkommen soll in Herrlichkeit.
    Der menschliche Verstand kann hier eine Ungerechtigkeit, eine Ungleichheit sehen. Warum ist die Gemeinde nicht männlich? Warum ist die Erlösung nicht durch eine Braut? Das sind überflüssige Spekulationen. Nur Gott der Schöpfer weiß, was Männlich und Weiblich ist. Doch eines möchte ich dazu sagen:
    Jesus als der Sohn Gottes und der Mann „gibt sich selbst“ wie Paulus sagt, für das Weibliche, die Kirche oder Gemeinde. Er tut das aus Liebe, weil Er sie bejaht. Die Kirche als Braut ist die Bejahte. Sie ist das Bejahteste, was es gibt. Niemand hat so sehr Ja gesagt, wie Jesus. Und niemand hat so ein großes, umfassendes Ja-Wort bekommen, wie die Kirche.
    Wer das einmal erkannt hat, der – oder die! – wird nicht mehr von Ungerechtigkeit an dieser Stelle sprechen. Denn wir brauchen alle diese Bejahung. Wir können sie uns nicht selbst geben. Diese Bejahung ist die Vergebung, die Rechtfertigung, die uns das ewige Leben eröffnet. Ohne Hintertüren, ohne Vorbehalte. Nur diese Bejahung Gottes durch Jesus hilft Männern wie Frauen, verheiratet oder nicht.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Foto: HAUS SCHLESIEN