16. Sonntag nach Trinitatis

Von | September 26, 2023
Die Predigt zum Nachlesen

Predigt vom 24. September 2023
Pfarrer: Johann Hillermann

Gnade, Barmherzigkeit, Friede
von Gott, dem Vater,
und von dem HERRN Jesus Christus!

35 Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.
36 Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.
37 Denn »nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben.
38 Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm«.
39 Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele erretten.

Hebräer 10, 35-39

Gebet: Oh Gott, gib, daß wir heute verstehen, was Du sagst. Amen.

Liebe Gemeinde!
Zwei Gefangene sind in einem Gefängnis, das mit 9 hohen Mauern umgeben ist. Sie üben, und schließlich haben sie es raus, wie man gemeinsam über die Mauer kommt und eines nachts wagen sie es. Sie überklettern eine Mauer nach der anderen.
Nach der 8. , vor der 9. Mauer sagt einer zum anderen: Ich schaffe das nicht mehr; ich kehre um!

Was wird der andere wohl gesagt haben?
„Spinnst du? – Nur diese eine Mauer! Mensch! Willst Du wirklich ins Gefängnis zurück? Nur noch diese eine Anstrengung! Halt durch!“
Übrigens: Würde er die 8 Mauern zurück überhaupt schaffen?

Es geht um dieses Durchhalten heute. Das Dranbleiben im Glauben.
Dranbleiben bringt alles, vor allem die eigene Seele.
Kneifen verliert alles, vor allem die eigene Seele.
Und: Zeit spielt keine Rolle.
Das ist die Essenz unseres Predigttextes. Das habt ihr doch hoffentlich alle beim ersten Hören eben sofort gemerkt!

„Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“
Man kann leider durch Leichtfertigkeit wertvolle Dinge verlieren. Es gibt ein Video von einem Angler, der einen Fisch angelt, aber nicht behalten will, und was macht er? Er schmeißt nicht den Fisch, sondern sein Telefon ins Wasser. Schrecklich!
Hier geht es aber um das Vertrauen zu Gott. Leider kann man es wegwerfen. Auf einmal scheint es bedeutungslos zu sein. Man wacht auf, und denkt: Das wird mir nicht fehlen. Wie ein unbrauchbarer Fisch.
Natürlich ist hier das Vertrauen zu Gott gemeint. Zu Gott, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Das Vertrauen in Gott, den Schöpfer – daß er dich geschaffen hat und noch erhält, und zwar aus Liebe.
Das Vertrauen in Gott, den Sohn – daß Jesus Christus deine Schuld übernimmt und dafür geradesteht, damit sie dich nicht umbringt. Der dich aus dem Labyrinth, aus der dunklen Höhle, aus dem Würgegriff der Sünde herausführt und trägt. Der Anklage zum Schweigen bringt. Das Vertrauen, daß das geht, und daß deine Vergangenheit deine Zukunft nicht schon zerstört hat.
Das Vertrauen in Gott, den Heiligen Geist – daß Gott wirklich neu anfängt, und dich in Gottes Gemeinde einfügt, in dir die Macht des Bösen und des Todes bricht und dich beten lehrt, und lieben. Und das alles so, daß du am Ende nichts davon bereuen mußt.
Dieses Vertrauen ist nicht so groß, wie es sich fühlt, sondern so groß wie der, an den es sich klammert. Jesus sagt ja: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn und sagt zu diesem Maulbeerbaum: Reiß dich aus und versetze dich ins Meer! so wird er euch gehorsam sein.“ (Lukas 17,6). So wie einem Baby alle Kraft seines Vaters gehört und zur Verfügung steht, oder aller Besitz des Vaters. Daß das Baby klein ist, spielt keine Rolle, denn es verläßt sich auf seinen Vater. Das Baby ist so frei, wie sein Vater. So ist der Glaube so frei und so groß, wie Gott.
Jesus sagt das so: „Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist es unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.“ (Matthäus 19, 26). Mit anderen Worten: „Alle Dinge sind möglich, dem, der da glaubt.“ (Markus 9, 23).
Das ist das Vertrauen, das das Evangelium uns bringt.
Mit diesem Vertrauen kommt Gott selbst im Evangelium, in der Nachricht über Jesus auf dich zu.
Es hat eine große Belohnung. Du kannst nichts verlieren. Gott will dieses Vertrauen, ja, es ist das Eine, was er bei uns Menschen sucht. Gott bedient dieses Vertrauen. Gott übernimmt die Verantwortung. Es soll sich lohnen, daß du an den Schöpfer glaubst, an Vergebung glaubst, und in der Kirche bist. Wirf das nicht weg!
„Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.“
Geduld: Das eben was für die letzte Mauer nötig ist. Dranbleiben. Drunterbleiben, aber nicht kneifen.
Geduld? Warum? Weil das Leben ohne Glauben leichter scheint. Dann erscheint Gottes Wort als Ballast. Man möchte so gern unauffällig in diese Welt hineinpassen.
Oder man merkt, daß das Christentum wirklich Feinde hat. Das ist unheimlich.
Oder man ist enttäuscht von Mitchristen.
Oder Gott läßt ein Leiden zu. Und auf einmal will man nichts mehr von Gott wissen.
Oder man merkt: Ich muß ja nicht Gottes Willen tun.
Dann verliert man das Vertrauen, man verliert Gottes Verheißung. „. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm.“
Die Verheißung ist: Ewiges Leben. Und das bedeutet: Leben ohne Tod, Leben ohne auch nur eine Spur des Bösen. Leben in einer Wirklichkeit, die uns nur Gottes Liebe zeigt und nichts anderes. Versuch doch für einen Moment, dir dein Leben vorzustellen: Ohne die Folgen deiner Sünde, ohne die Folgen der Fehler deiner Mitmenschen, deiner Vorfahren. Ein Leben, in dem Gottes Gaben nicht nur heile ankommen, sondern auch von dir mit deinen Augen, Ohren, und allen Sinnen erkannt und aufgenommen werden. Wo du dein eigenes Leben nur noch als ein Geschenkt empfängst, und das mit einem ungetrübten guten Gewissen. Ein Leben, in dem deine Liebe ohne Mißverständnisse und Zweifel weitergeht und ankommt, weil du Gottes Liebe weitergibst. Ein Leben, in dem Gottes Liebe dich durch andere erreicht, und du erkennst das und kannst es annehmen, und da ist kein Druck, keine Enttäuschung, kein Unrecht.
Das ist ein Teil der Verheißung Gottes. Das wartet auf dich.
Darum halte am Vertrauen zu Gott fest.
Wenn du dieses Vertrauen wegwirfst, dann verlierst du nicht nur deine Gedanken an Gott, oder den Gottesdienst, oder deine Gemeinde, sondern du wirst dann wirklich mit allen Folgen deiner Fehler und der Fehler, die an dir getan wurden, ohne jeden Trost, ohne jede Hoffnung ALLEIN sein. Das ist die Hölle.
Also: Geduld! Durchhalten! Dranbleiben!
Außerdem, so hören wir: Es ist nicht mehr lange!
»Nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben.“
Jesus kommt wieder. Er wird wiederkommen in Herrlichkeit.
Jesus ist der Kommende. Er ist nicht der Vergehende.
Die Persönlichkeiten der Geschichte vergehen. Die Jahre, die vergehen, trennen uns immer weiter von ihnen. Das Bild, die Erinnerung, die Wirkung, der Einfluß unserer Vorfahren verblaßt, wird schwächer.
Jesus, der Sohn Gottes kommt. Er kommt auf uns zu in Herrlichkeit: Also ganz er selbst, „der Tod kann nicht über ihn herrschen.“ (Römer 6,9). Jesus ist die Zukunft, die Gott festgelegt hat, an ihm kommt keiner vorbei. Er hat das letzte Wort, er wird kommen, zu urteilen über Lebendige und Tote.
Also auch über dich und mich.
An Jesus glauben beinhaltet immer notwendig auch den Glauben, daß Er wiederkommt in Herrlichkeit. In Herrlichkeit bedeutet, daß Er alles bestimmt. Keine Realität kann Ihn in Frage stellen, sondern jede Realität muß Ihm Recht geben. Alles wird glänzen von Seinem Schein.
Unser Zukunftsbuch, die Offenbarung des Johannes, hält uns vor Augen – die Zukunft sieht so aus:
„Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, daß sie scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm,“ also Jesus. (Offenbarung 21, 23).
Das wartet auf uns. Nur noch eine Mauer! Gib nicht auf.
Was die Welt auch alles aufbaut, wird vergehen.
Aber Jesus ist nicht ein Produkt dieser Welt. Er ist nicht ein Ergebnis des Laufs der Welt. Er ist das einzige seit der Schöpfung, was wirklich neu ist und neu bleibt.
Und alles, was zu ihm gehört, ist auch nicht von dieser Welt, und wird auch nicht mit dieser Welt vergehen.
Aber wir haben ein Problem, ein Scheinproblem.
Es sind die Worte: „Es ist nur noch eine kleine Weile.“
Eine kleine Weile von 2000 Jahren?
Haben die ersten Christen sich getäuscht? Haben die Apostel geirrt, weil sie mit der Wiederkunft Jesu in Herrlichkeit zu ihren Lebzeiten gerechnet hatten? Haben sie etwas falsch verstanden? Schon Petrus schreibt in seinem zweiten Brief von dieser Frage: „Ihr sollt vor allem wissen, daß in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: Wo bleibt die Verheißung seines Kommens?“ (2. Petrus 3,3-4). Diese Frage begleitet den Glauben von Anfang an.
Es ist kein Irrtum, es ist auch kein Mißverständnis.
Wer durch Gottes Wunder zum Glauben kommt, der ist mit der Welt am Ende. Wer Gottes Liebe und Vergebung und Heiligkeit erlebt, der sieht, wie klein und vergänglich die Dinge der Welt sind. Er spürt, daß alles sein Verfallsdatum schon überschritten hat. Und er erlebt Gottes Zukunft als die größere Realität.
Wer glaubt, der ist mit Jesus nicht mehr einfach der Zeit unterworfen. Je näher du an Gottes Wort kommst, und mit Gottes Wort allein bist, um so deutlicher wird dir das.
Im Glauben trennt uns die Zeit nicht mehr von Jesus. Weil Jesus der Kommende ist. Das ist Seine Bewegung. Und genau, wie die Zeit die Apostel nicht von Jesus getrennt hat, so kann sie uns auch nicht von ihm trennen.
Seit Pfingsten leben wir in den letzten Tagen. Warum? Weil nichts mehr kommen kann, was neuer ist als Jesus. Jesus kann nicht mehr abgehängt werden.
Am nächsten kommen wir dem Geheimnis bei der Vergebung.
Da trennt Jesus uns von der bedrohlichen Vergangenheit ab, und verbindet uns jetzt schon mit seiner guten Zukunft.
Das ist größer als alles andere.
Durch den Glauben sind wir in der letzten Zeit.
Habt ihr schon mal darauf geachtet, was wir immer wieder im Glaubensbekenntnis sagen: Ich glaube an den Heiligen Geist,
eine heilige christliche Kirche, Vergebung der Sünden, – und dann? Auferstehung des Fleisches und eine ewiges Leben.
Der Heilige Geist schafft das Vertrauen in uns durch Gottes Wort. Das verpflanzt uns in Gottes Kirche. Und was passiert in der Kirche- die ganze Zeit? Wozu ist die Kirche überhaupt und nur da? – Vergebung der Sünden im Namen Jesu.
Und was gibt es noch? Nichts.
Das einzige, worauf ein Mensch wartet, der Vergebung der Sünden hat, ist die Auferstehung des Fleisches.
Also die erneuerte, herrliche, von der Sünde unbesudelte und unverdorbene Schöpfung.
Es ist nur eine kleine Weile. Hab doch Geduld!

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.