Pfingsten

Von | Mai 28, 2023
Predigt

Pfarrer Johann Hillermann

Die Gnade unseres HERRN Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen. Amen.

12 Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist.
13 Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen. 14 Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt werden.
15 Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch selber von niemandem beurteilt.
16 Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer will ihn unterweisen«? Wir aber haben Christi Sinn.

1. Korinther 2, 12-16

Gebet: Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen, und entzünd in ihnen das Feuer der göttlichen Liebe; der du in Mannigfaltigkeit der Zungen die Völker der ganzen Welt versammelt hast in Einigkeit des Glaubens. Amen.

Liebe Gemeinde!
Im Schwarzwald in Bad Teinach gibt es in der dortigen Dreifaltigkeitskirche ein ganz besonderes Gemälde. Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia.
Auf ihr erscheinen unzählige biblische Gestalten und ebenso wimmelt es von Symbolen biblischer und philosophischer Art.
Ganz unten steht mit dem Rücken zum Betrachter eine weibliche Gestalt, und in der Mitte erscheint Christus, umgeben von den Aposteln, und diese Mitte bestimmt das ganze Bild. Alle Figuren und Gestalten sind darauf bezogen. Er ist die Mitte.
Wie es sich für den Glauben gehört!
Mit meiner Baden-Badener Gemeinde hab ich diese Kirche einmal besucht. Im Vorfeld gab es Themenabende zur Vorbereitung, damit man die Absicht des Bildes und seinen Inhalt ein wenig aufnehmen konnte.
Voller Erwartung kamen wir in Bad Teinach an, gingen zur verabredeten Zeit zur Dreifaltigkeitskirche und ein Kunstexperte führte uns zu dem Bild.
Dann kam ein Satz, der den ganzen Ausflug hätte verderben können:
„Für diese Frau ist Jesus der Mittelpunkt auf diesem Bild. Aber jeder kann sich dort seinen eigenen Mittelpunkt denken.“
Ja, was war denn das? Jesus Christus austauschbar?
Ich war dankbar, daß ich mit interessierten Gemeindegliedern wenigsten ein paar der Namen und Geschichten durchgegangen war, und daß wir gemeinsam entdeckt hatten, wie der Sohn Gottes wirklich das ganze Bild zusammenhielt, ja, wie dieses Bild darstellte, daß nicht irgend jemand, sondern Jesus Christus Himmel und Erde, Vergangenheit und Zukunft zusammenhielt.
Denn das ist unser christlicher Glaube.
Aber wie konnte man davor stehen, studiert haben, und gerade das nicht sehen?
Das erinnert mich auch an Musiker, die von Musik begeistert sind, die davon handelt, wie Gott Mensch geworden ist, uns zu gut. Wie das Lamm Gottes die Sünden dieser Welt wegträgt. Wie Gott uns eine feste Hoffnung gegen den Tod schenkt.
Sie singen und spielen mit Begeisterung, aber die Gaben Gottes erkennen sie nicht. Wie Touristen, die staunend durch eine wunderbare Kathedrale aus dem ach so finsteren Mittelalter gehen und nicht verstehen, daß alle diese Formen alle diese Kunst um den Altar herum gebaut ist, auf dem Brot und Wein zu Leib und Blut Christi konsekriert werden, für uns Christen zu essen und zu trinken, zum ewigen Heil. Zur Vergebung der Sünden. Da können Experten noch so viel über die Architektur und die Technik sagen. Über die Harmonie und die Form.
Sie haben das Entscheidende nicht erkannt. Das Bild, die Musik und die Kathedrale sind Zeugen für Gottes Wahrheit. Sie zeigen auf geistliche Dinge, auf Glaubensdinge.
Ein Christ sieht das Bild in Teinach und freut sich, wie ein Künstler vor fast 400 Jahren soviel Gotteswort vor Augen führen kann. Ein Christ hört die Musik und singt und betet im Herzen mit und weiß sich verbunden mit Christen aller Zeiten, ja mit den Engeln im Himmel, die den ewigen Gottesdienst vor dem Lamm Gottes feiern. Ein Christ tritt in die Kirche ein und weiß: Auf diesem Altar kommt der Sohn Gottes zu Seiner Gemeinde und spricht mit ihr, und schenkt sich ihr, und es gibt Gnade.
Das ist so ein himmelweiter Unterschied.
Der Heilige Geist macht den Unterschied. Der Heilige Geist selbst schafft neue Augen, neue Ohren, ein neues Herz – damit in dem allem nicht Kunst von Menschen gesehen oder gehört wird, sondern in der Kunst ein Hinweis auf viel viel größeres, nämlich Gottes Gaben.
„Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist.“ Was hat Gott uns geschenkt? Gott hat uns Seine Gnade geschenkt. Gott hat uns Rettung geschenkt. Gott hat uns Seine Liebe geschenkt. Gott schenkt uns, daß keine Schuld unser Leben mehr zerstören kann. Wie und wo hat er uns das geschenkt? Gott schenkt uns Seinen Sohn. Er gibt sich uns zu erkennen in Seinem Wort, in der Heiligen Schrift. Es ist alles ein Wasserfall an Zuwendung an Wohlwollen, an Trost, an Stärkung an Wahrheit, an Sinn. Aber ohne den Heiligen Geist guckt man es an und sagt: Ok. Jeder kann sich dazu selber etwas ausdenken. Ok. Das ist aus dem 17. Jahrhundert. Ok. Gotik hat spitze Bögen, Romanik runde. Bach hat zu merkwürdigen Texten schöne Musik gemacht. Da spricht der Geist der Welt. Der sieht überall nur Welt. Und weiter nichts.
Wir haben NICHT empfangen den Geist der Welt. Der Geist der Welt ist normal. Es ist normal, blind für Gottes Gaben zu sein.
Der Heilige Geist ist notwendig. Und der Heilige Geist ist nicht von dieser Welt.
„Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen.“ Der Heilige Geist hat Paulus und die Apostel gelehrt, so über Jesus Christus zu sprechen, daß Glaube entsteht. Und Glaube kommt nicht aus der Welt. Glaube ist der Anfang vom ewigen Leben.
Wie viele Predigten oder Auslegungen mußte ich mir schon über die Leidensgeschichte Jesu anhören. Sie wird rein weltlich, mit menschlicher Weisheit behandelt. Es wird gesagt: Wie ungewöhnlich ist doch dieses Leiden! Jesus leidet wie kein anderer! – Oder es wird beklagt: Was tun Menschen einander nur an! Wie brutal ist das! Und dann wird allgemein über das Leiden und die Ungerechtigkeit gesprochen. Der Heilige Geist zeigt und lehrt: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! Das ist nicht menschliche Weisheit.
Der Geist der Welt will alle Gaben Gottes in Psychologie, in Politik, in Kunst, in Soziologie oder was im Moment beeindruckend scheint, auflösen. Verräterisch ist die Formulierung: „Nichts als …“ Jesus war nichts als ein jüdischer Wanderprediger, oder gar ein Revolutionär.
Der Heilige Geist sagt: Das ist Gottes Sohn. Da am Kreuz ist er dabei, deinem Tod den giftigen Stachel wegzunehmen.
Da werden geistliche Dinge für geistliche Menschen geistlich gedeutet.
Der Heilige Geist, und das ist ja Gott selbst, ist die Macht, mit dem Evangelium die eine christliche Kirche für alle Zeiten gebaut hat. Christentum entsteht nicht durch Kunstbetrachtung oder Musikgenuß oder politische Diskussion. Der Heilige Geist kommt und macht, daß man dankbar mit allen andern Kindern Gottes vor dem Kreuz niederkniet.
Der Heilige Geist ist Gottes persönliche allmächtige Unruhe, die vergeben will. Der Heilige Geist legt die Bibel so aus, daß Menschen erschrecken, oder sich besinnen, oder vollkommene Ruhe und Furchtlosigkeit bekommen. Er macht, daß du vor Gott stehst und beschenkt wirst.
Der Heilige Geist gibt Worte, die zum ewigen Leben rufen. Aus dieser Welt heraus.
Und es ist unerträglich, wenn in der Christliche Kirche nicht so gesprochen wird, und wenn Christen bereit sind sind alles mögliche anzuhören, und nicht von Gottes Heiliger Unruhe gepackt werden, also vom Heiligen Geist, daß sie endlich von der Vergebung der Sünden und der Auferstehung des eigenen Leibes von den Toten hören und endlich dazu Ja sagen können.
Denn durch dieses JA sind sie neugeboren und in der Kirche, also in Gottes Wartesaal zum ewigen Leben und in Gottes Sprechzimmer für alle Krankheiten und alle Not.
Der Geist der Welt kann mit Vergebung der Sünden und Auferstehung des Fleisches nichts anfangen. Diese Wahrheiten sind für Politik, Wirtschaft, Psychologie, für Unterhaltung um Medien völlig unbrauchbar. Der natürliche Mensch steht davor und faßt sich heimlich an den Kopf und hofft, daß es keiner merkt, oder der sagt wie die Spötter zu Pfingsten: Die sind voll süßen Wein. Das braucht man nicht ernst nehmen.
So sagt Paulus denn auch:
„Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt werden.“
Damit müssen Christen leben. Damit können Christen auch leben.
Die Welt wendet da einen Trick an.
Sie sagt: Jedem das Seine. Das ist für dich so. Du brauchst das. Jeder hat seine Religion. Und alle Religionen sind gleich. Was eben für dich gut ist.
Der Geist der Welt kann nicht anders denken. Denn er hat nichts als die Welt.
Christen dürfen auf diesen Trick nicht reinfallen. Der Heilige Geist ist nicht von dieser Welt. Die Welt kann ihn nicht verstehen. Deshalb kann die Welt auch nichts Gültiges über Gottes Gaben sagen.
Aber dieser Trick des Geistes dieser Welt ist stark: Jedem das Seine – was gut für dich ist … so ist es für dich. Es ist nicht leicht, darauf zu antworten.
Aber der Heilige Geist ist eben doch anders:
„Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch selber von niemandem beurteilt.“
Christen haben einen Vorteil.
Sie kennen den Geist der Welt. Ja, wer glaubt, der kennt auch den Zweifel. Christen kennen die Möglichkeit, ohne Trost zu sein, oder ohne Gottes Leitung, ohne Vergebung. Aber durch den Heiligen Geist weiß er, daß das alles eine Grenze hat, ein Ende haben wird.
Darum kann er Verständnis zeigen für den Geist der Welt –aber der Christ gehört ihm nicht.
Darum kann Paulus sagen: Der geistliche Mensch beurteilt alles – aber wird selbst von niemandem beurteilt – denn er hat Gottes Urteil empfangen. Und Gottes Urteil ist stärker und höher als alle politischen, psychologischen, künstlerischen oder anderen Urteile.
Wir haben Gottes Siegel: Du warst verloren und jetzt aber gefunden. Du warst unterwegs in den Tod, aber jetzt zum Leben bestimmt.
Das kommt nicht aus der Welt. Glaube ist nicht das Ergebnis eines weltlichen Prozesses. Der Heilige Geist ist Gottes neue Kausalität. Er schafft Neues. Er verbindet uns mit Jesus, der nicht im Grab geblieben ist, der vom Himmel aus über alles ist.
Das muß gesagt werden, damit es Kirche und Glauben gibt.

„Wir aber haben Christi Sinn,“ wir haben den Sinn, das Verständnis, wes Jesus hatte und hat und gibt. Der ist für alle das Beste. Da kann man nicht sagen: Das ist gut für einige, aber nicht für alle. Vergebung der Sünden und Auferstehung des Fleisches ist gut und notwendig für alle. Und es gibt einfach nichts Besseres. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.