Pfingsten

Von | Juni 9, 2022
Pfingsten

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus,
und die Liebe Gottes,
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen. Amen.

1 So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
2 Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
3 Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte seinen Sohn
in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch,
4 damit die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern
nach dem Geist.
5 Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt.
6 Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist
Leben und Friede.
7 Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht.
8 Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen.
9 Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.
10 Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.
11 Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.

Römer 8, 1-11

O Jesus, unser Herr – Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Hilf uns, Dich genau so zu hören und Dir so zu vertrauen, wie es sich gehört. Amen.

Liebe Gemeinde!
Der Heilige Geist macht uns klar, daß seit Jesus alles anders ist.
Ohne den Heiligen Geist kann niemand das erkennen.
Mit dem Heiligen Geist wird das klar – so klar, daß mit dem Wort „alles“ auch dein eigenes Leben gemeint ist.
Der Heilige Geist macht klar, daß für dich mit Jesus alles anders ist. Ohne den Heiligen Geist kann man Jesus bewundern, und von seinen Worten und Taten fasziniert sein. Ohne den Heiligen Geist kann man sogar sagen: Kaum eine Persönlichkeit hat so auf die gesamte Menschheit gewirkt, wie er. Wie wäre die Welt heute, wenn Jesus nicht erschienen wäre?
Kann man Jesus aus der Weltgeschichte wegdenken? Nein. Kannst du Jesus aus deinem Leben wegdenken? – Wie will man darauf antworten? Der Heilige Geist, also Gott selbst, kann und wird die Antwort geben.
Wie lautet die Antwort? – Mit Jesus ist alles anders, weil Jesus den Teufelskreis durchbrochen hat.
Ein Teufelskreis ist eine ausweglose Situation. Man kann nicht gewinnen. Und es ist schrecklich, ja, tödlich.
Paulus nennt den Teufelskreis aller Teufelskreise: Er lautet:
Das Gesetz Gottes ist machtlos. Gottes Gesetz soll Leben schützen, kann aber nicht lebendig machen. Gottes Gesetz kann die Sünde aufdecken, aber nicht verhindern oder aus der Welt schaffen.
Das Gesetz Gottes ist wahr, man kann ihm nicht widersprechen. Aber diese Zustimmung schafft die Sünde nicht aus der Welt. Das Gesetz Gottes hat immer recht. Immer. Jedes Gebot gilt immer. Und es muß auch gelten – ich will ja nicht getötet werden. Also soll ich auch nicht töten. Das ist ja nur ein Beispiel.
Was ist nun der Teufelskreis? – Gottes Gebote haben recht; ich kann nicht anders, als sie anerkennen – aber: Trotzdem werde ich schuldig. Das Gesetz klagt mich an, es deckt die Sünde auf. Ich kann nicht gewinnen.
Was passiert? Ich gebe auf, oder ich verdränge, bin entmutigt, oder trotzig. Paulus sagt: Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde (Römer 3, 20). Weiter hören wir: Das Gesetz richtet Zorn an, macht aggressiv gegen Gott (Römer 4, 15) – ja: ohne Gesetz ist die Sünde tot, unbewußt, aber als das Gesetz kam, wurde die Sünde lebendig, bewußt (Römer 6, 8-9).
Ja, liebe Gemeinde, wenn es nicht in der Bibel stehen würde, dann würde ich mich nicht trauen, es zu sagen: Gott hat sein Gesetz in unsere Situation hineingeschickt, „daß die Sünde mächtiger würde.“ (Römer 5, 20). Da haben wir den Teufelskreis: Gott ist gegen die Sünde, Gottes Gesetz ist gegen die Sünde, und hat Recht – aber aber aber? Da sitzt die Sünde frech und dreist und geht nicht weg. Das Gesetz macht alles nur noch schlimmer.
Das ist eine tödliche Wahrheit für uns.
Aber erst müssen wir fragen: Warum ist das so? – Das Gesetz Gottes ist ohne Fehler, vollkommen und heilig (Psalm 19,8, Römer 7, 12). Der Fehler ist bei uns: Das „Gesetz ist durch das Fleisch geschwächt“ – „denn das Fleisch unterwirft sich dem Gesetz Gottes nicht, und kann es auch nicht.“ Fleisch. Man muß aufpassen. Paulus sagt nicht: „Leib“. Gott hat unseren Leib gut geschaffen, und Gott liebt unseren Leib, mehr als wir unseren Leib lieben können. Sonst hätte Jesus nicht menschlichen Leib von der Jungfrau Maria angenommen. Gott liebt unseren Leib so sehr, daß er uns in der Ewigkeit leiblich bei sich haben will.
Paulus sagt nicht „Leib“, sondern „Fleisch.“ Damit meint er alles in und an uns, das sich von Gott nichts sagen läßt. Das kann der Leib sein, kann aber auch der Verstand oder die Seele sein. „Fleisch“ – daß ist der Mensch, der immer wieder will, daß Gott nicht Gott ist, der will, daß Gott ihn in Ruhe läßt mit Seinen Geboten und Seinem Willen.
„Fleisch“ – das ist der Mensch, der am liebsten selber an Gottes Stelle wäre. Darum sagt Paulus auch: Fleischlich gepolt, oder gesinnt sein: Ist eine Feindschaft gegen Gott. Jede Sünde greift Gott mit Anlauf direkt an. – Und was ist das Ergebnis? „Fleischlich gesinnt sein ist der Tod.“ Denn Gott läßt es nicht zu, daß wir Gott werden. Darum stellt Er sich in den Weg. Das bedeutet den Tod.
Das Gesetz hat also eine völlig undankbare Aufgabe: Es muß uns zeigen, was an der Sünde tot ist. Gottes Gesetz zeigt uns: Du stiehlst? – Das ist dein Tod. Du lügst? – Das tötet dich. Du begehrst? – Das beweist, daß du für Gott gestorben bist.
Und was tut das Fleisch? – Es sagt: Und ob! Jetzt lebe ich erst recht! Wenn ich lügen will, kannst du Gesetz mich nicht aufhalten. – Das ist der Teufelskreis.
Man kann das alles im Römerbrief Kapitel 7 nachlesen. Gott hat Recht. Ich kann Gott nicht widersprechen, aber ich kann ihm nicht Recht geben. Da fängt der Tod an. Das ist der Teufelskreis.
Paulus spricht es deutlich aus: „ So fand sich’s, daß das Gebot mir den Tod brachte, das mir doch zum Leben gegeben war.“ (Römer 5, 10).
Das ist die Zusammenfassung der menschlichen Existenz.
Meistens verdrängen wir das. Es ist wie ein Elektrozaun. Lieber nicht dahingehen. Sonst gibt es einen Schock.
Es ist wie ein schwarzes Loch. Es verschluckt alles Licht, und bringt kein Licht.
Aber es bleibt eine Realität. Der Tod ist eine Realität. Und die Macht der Sünde bleibt eine Realität. Aber? Man kann nichts machen. Es ist das Gesetz der Sünde und des Todes.
Jesus ist in diesen Teufelskreis gekommen. Jesus hat den Elektrozaun angepackt, er ist in das schwarze Loch gegangen.
„Gott sandte Seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und verdammte die Sünde im Fleisch.“
Ohne den Heiligen Geist, ohne Gottes 100%ige Unterstützung, kommen wir hier nicht weiter. Die Wörter sind schnell gesagt, gehört und gelesen. Aber in diesem Satz wird der Teufelskreis durchbrochen. Das ist das Neue am Neuen Testament. Darum sprechen wir in der ganzen Welt von „vor Christus“ und „nach Christus“. Jesus hat am Kreuz die vollständige Anklage des Gesetzes auf sich genommen. Der Hohepriester hat geurteilt: Er ist des Todes schuldig. Und Pilatus hat ihn zur Kreuzigung überantwortet. Am Kreuz war ein Leib, aber kein Fleisch.
Jesus ist Mensch geworden, damit es einen Leib in der Weltgeschichte gab und gibt, in dem keine Feindschaft gegen Gott ist.
Sein Körper war der eine Leib, der Gott 100%ig recht gegeben hat.
Darum schreibt Paulus präzise: „Gott sandte seinen Sohn IN DER GESTALT des sündlichen Fleisches.“ Jesus hatte einen Leib wie wir, aber ohne Sünden.
Er hat die Finsternis im Schwarzen Loch durchlitten, ohne Teil von ihr zu werden. Er hat den Schlag des Elektrischen Zauns auf sich geleitet, ohne den Strom weiterzuleiten. Er hat den Fluch des Teufelskreises in sich aufgenommen, bis Ruhe war. Paulus spricht öfter davon: „Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht.“ (2. Korinther 5, 21). „Christus wurde zum Fluch für uns.“ (Galater 3, 13).
Jesus hat sich mit Willen und Freiheit, aus Gehorsam gegen den himmlischen Vater und aus Liebe zu uns Menschen, die im Teufelskreis gefangen sind, genau dahin begeben, wo das Gesetz uns hinbringt: In den Tod. Jedes andere Kreuz ist nichts Neues. Doch dieses Kreuz von Golgatha ist das Neue: Hier stirbt eine Person freiwillig, aus Liebe. Gott hat Seinen Sohn „gesandt“, hören wir. „Geschickt“, „beauftragt“. Es ist alles durch den menschlichen Leib Jesu durchgegangen – der ganze Schock, die ganze lichtschluckende Finsternis – aber die göttliche Liebe und Treue war größer und stärker. Das ist das „Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus.“ So sagt es uns der Heilige Geist durch Paulus. Der Teufelskreis ist durchbrochen.
Überall, wo Jesus ist, wo Sein Leib ist, da ist endlich Ruhe.
„Das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat mich frei gemacht von dem Gesetz des Sünde und des Todes.“ Er hat es für dich und für mich getan. Das steht fest. Es ist nicht die Frage, ob ich das so sehen will oder kann. Gott läßt es dir und mir sagen: Für dich! So hat er es gemeint. Und das zählt. Natürlich können 10.000 Fragen und Einwände kommen. „Ich kann es mir nicht vorstellen!“ – „Ich fühle die Teufelskreis immer noch!“ – Alle diese Proteste sind Symptome des Fleisches, und wenn Jesus kommt und da ist, dann sind sie praktisch tot. Sie entscheiden nichts mehr.
Wir sollen geistlich gesinnt sein, und nicht fleischlich. Gott schenkt uns diesen Geist, Seinen Geist, wenn wir das Wort vom Kreuz hören. Ihr habt eben das Wort vom Kreuz gehört. Es ist das Evangelium das sagt: Da ist jemand, der hat wirklich den Teufelskreis gestoppt. Die Anklage der Gebote muß dich nicht mehr bestimmen. Die Feindschaft mit Gott hat Gott von Seiner Seite wirklich beendet. Der Heilige Geist wird mit unendlicher göttlicher Geduld deine Gedanken, deine Seele, deinen Leib dahin leiten, führen, tragen, daß genau das bei dir ankommt. Jesus hat zwischen uns Sündern und Gott Ruhe gebracht. Die Feindschaft ist beendet.
Hat die Sache nicht einen Haken? Für das Fleisch hat sie einen gewaltig großen Haken. Paulus sagt: „Wenn Christus in euch ist“ – also, wenn der Teufelskreis durchbrochen ist – „dann ist der Leib tot um der Sünde willen.“ Da ist ein Sterben, das uns nicht erspart bleibt. Was mit der Sünde zusammenhängt, hat sein Haltbarkeitsdatum überschritten. Wenn wir beichten, dann sagen wir das vor Gott. „Gott, das jämmerliche, traurige, störrige Fleisch hat es wieder mit mir versucht. Bitte, Gott, um Jesu willen, schenk mir die Ruhe! Zeig mir, das Haltbarkeitsdatum meiner Sünden.“
„Der Geist aber ist das Leben um der Gerechtigkeit willen.“ Wir sollen Gott in allem recht geben. Das Gesetz hat Recht, immer. Aber mit dem Heiligen Geist ist das nicht schlimm. Es gibt nicht nur ein Leben nach dem Tod, sondern auch ein Leben nach der Sünde. Ja, man stelle sich das vor! Einmal etwas tun ohne an sich zu denken. Einmal ein richtiges Gebet sprechen. Einmal helfen. Einmal dankbar sein. Einmal nicht aus dem Mangel heraus sich als Verlierer sehen. Einmal die Not des anderen als eigen Not zu Herzen nehmen. Einmal dem Nächsten Gottes Gaben so sehr gönnen, als hätte man sie selber bekommen. Der Heilige Geist macht überhaupt, daß man nicht mehr aus dem Mangel heraus denkt, und in grimmiger Unzufriedenheit seine Feindschaft gegen Gott zelebriert. Raus da!
Dazu ist Jesus gekommen. Das ist es was mit Ihm anders geworden ist. Das sollt ihr heute wissen. Amen.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum Ewigen Leben. Amen.


Beitragsbild:

Gestaltung: Lioba Fenske