3. Sonntag nach Epiphanias

Von | Januar 24, 2024
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Predigt Pfarrer Johann Hillermann

Gnade sei mit euch und Friede, von Gott,
unserem Vater, und dem HERRN,
Jesus Christus. Amen.

1 Naaman, der Feldhauptmann des Königs von Aram, war ein trefflicher Mann vor seinem Herrn und wert gehalten; denn durch ihn gab der Herr den Aramäern Sieg. Und er war ein gewaltiger Mann, jedoch aussätzig.
2 Aber die Kriegsleute der Aramäer waren ausgezogen und hatten ein junges Mädchen weggeführt aus dem Lande Israel; die war im Dienst der Frau Naamans.
3 Die sprach zu ihrer Herrin: Ach, daß mein Herr wäre bei dem Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz befreien.
4 Da ging Naaman hinein zu seinem Herrn und sagte es ihm an und sprach: So und so hat das Mädchen aus dem Lande Israel geredet.
5 Der König von Aram sprach: So zieh hin, ich will dem König von Israel einen Brief schreiben. Und er zog hin und nahm mit sich zehn Zentner Silber und sechstausend Goldgulden und zehn Feierkleider
6 und brachte den Brief dem König von Israel; der lautete: Wenn dieser Brief zu dir kommt, siehe, so wisse, ich habe meinen Knecht Naaman zu dir gesandt, damit du ihn von seinem Aussatz befreist.
7 Und als der König von Israel den Brief las, zerriss er seine Kleider und sprach: Bin ich denn Gott, daß ich töten und lebendig machen könnte, daß er zu mir schickt, ich solle den Mann von seinem Aussatz befreien? Merkt und seht, wie er Streit mit mir sucht!
8 Als Elisa, der Mann Gottes, hörte, daß der König von Israel seine Kleider zerrissen hatte, sandte er zu ihm und ließ ihm sagen: Warum hast du deine Kleider zerrissen? Lass ihn zu mir kommen, damit er innewerde, daß ein Prophet in Israel ist.
9 So kam Naaman mit Rossen und Wagen und hielt vor der Tür am Hause Elisas.
10 Da sandte Elisa einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Geh hin und wasche dich siebenmal im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder heil und du wirst rein werden.
11 Da wurde Naaman zornig und zog weg und sprach: Ich meinte, er selbst sollte zu mir herauskommen und hertreten und den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und seine Hand hin zum Heiligtum erheben und mich so von dem Aussatz befreien.
12 Sind nicht die Flüsse von Damaskus, Abana und Parpar, besser als alle Wasser in Israel, sodaß ich mich in ihnen waschen und rein werden könnte? Und er wandte sich und zog weg im Zorn.
13 Da machten sich seine Diener an ihn heran, redeten mit ihm und sprachen: Lieber Vater, wenn dir der Prophet etwas Großes geboten hätte, hättest du es nicht getan? Wie viel mehr, wenn er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein!
14 Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte. Und sein Fleisch wurde wieder heil wie das Fleisch eines jungen Knaben und er wurde rein.
15 Und er kehrte zurück zu dem Mann Gottes mit allen seinen Leuten. Und als er hinkam, trat er vor ihn und sprach: Siehe, nun weiß ich, daß kein Gott ist in allen Landen, außer in Israel; so nimm nun eine Segensgabe von deinem Knecht.
16 Elisa aber sprach: So wahr der Herr lebt, vor dem ich stehe: Ich nehme es nicht. Und er nötigte ihn, daß er es nehme; aber er wollte nicht.
17 Da sprach Naaman: Wenn nicht, so könnte doch deinem Knecht gegeben werden von dieser Erde eine Last, so viel zwei Maultiere tragen! Denn dein Knecht will nicht mehr andern Göttern opfern und Brandopfer darbringen, sondern allein dem Herrn.
18 Nur darin wolle der Herr deinem Knecht gnädig sein: Wenn mein König in den Tempel Rimmons geht, um dort anzubeten, und er sich auf meinen Arm lehnt und ich auch anbete im Tempel Rimmons, dann möge der Herr deinem Knecht vergeben.
19 Er sprach zu ihm: Zieh hin mit Frieden!

2. Könige 5, 1-19

Gebet: Lieber HERR, zeig uns unseren Platz in deinem Wort durch diese Geschichte. Amen.

Liebe Gemeinde!

Epiphanias ist so eine Zeit im Kirchenjahr, die so „überbrückt“. Eine Unterabteilung von Weihnachten – bis dann der Osterfestkreis beginnt, und zwar mit den Sonntagen vor der Passionszeit – auch so eine Zwischenjahreszeit! Was ist denn das Besondere an Epiphanias und die Sonntage danach?
Epiphanias heißt auch „Fest der Erscheinung Christi“. Nun. Jesus ist ja schon zu seiner Geburt „in Erscheinung getreten“. Doch was geschieht zu Epiphanias, als die Weisen aus dem Morgenland kommen, um ihn anzubeten? Dann erscheint das Jesuskind Repräsentanten der gesamten Menschheit, und zwar so, daß Jesus als der Sohn Gottes angebetet wird. Was sagt uns das? Jesus erscheint so, daß er erkannt wird, daß er so erkannt wird, wie er ist, wie er erkannt werden will und soll. Die Weisen aus dem Morgenland waren aus der Sicht der Hohenpriester und Schriftgelehrten so weit weg von Gott, wie es nur ging. Und ausgerechnet sie finden das Kind mit Maria, seiner Mutter, und beten es an. Darum ist traditionell die Kollekte am Epiphaniastag die Kollekte für die Mission. Denn in der Mission bewährt es sich, daß Jesus der gesamten Menschheit erscheint; erscheint im höchsten Sinne des Wortes. Er bringt das Licht, mit dem Er richtig erkannt wird, also Jesus kommt mit dem Licht, das zugleich Glauben schafft. Bei jedem Menschen. Herkunft ist dabei kein Vorteil und auch kein Nachteil. Was du bist, und was du mitbringst – oder: was du nicht bist, und nicht mitbringen kannst, das alles schränkt Gottes Möglichkeiten nicht ein. ER hat sich für Dich entschieden. Und damit wird alles anders. Das Licht, das Jesus bringt, ist das eine echte Licht. Epiphanias heißt: Jesus erscheint uns so: Daß wir nicht etwas aus ihm machen – was falsch sein kann! – sondern er macht etwas aus uns, nämlich Glieder an Seinem Leib, Teil von Seinem Volk Israel, dessen König Er ist. Das ist die Voraussetzung dafür, daß du und ich Christen sind, und eine feste Hoffnung auf das ewige Leben haben. Dieser Schritt: Daß Jesus als der Messias Israels zugleich der Heiland für alle Menschen ist, also auch für uns geborenen Heiden – und das ohne Verluste! Dieser Schritt ist so wundersam, so unwahrscheinlich, daß er im ganzen Neuen Testament Thema ist. In jedem Brief des Apostels Paulus geht es darum: Jesus ist für Juden und Griechen gleichermaßen da. Den Juden hilft ihr Judesein nichts, und das Griechesein ist für die Griechen kein Hindernis. Wir sind alle auf Erbsünde positiv getestet. Das heißt: Wir sind von Natur nicht fähig, Gott zu fürchten und zu lieben. Gott hat keinen Grund, uns zu helfen – nur Seine Liebe treibt ihn dazu. Das heißt aber auch: Nur Gnade hilft uns. Kein Verdienst. Das ist in Jesus so deutlich geworden, daß kein Mißverständnis der Welt es ändern kann.

So. Und was ist jetzt mit dem Predigttext?

Es ist eine Epiphaniasgeschichte. Ein Nicht-Israelit erkennt den Gott Israels. Das Wunder geschieht. Diese und andere Geschichten im Alten Testament zeigen, daß Gott von Anfang an die ganze Menschheit – über die Grenzen Israels hinaus fest im Blick hatte. Aufm Kieker.

Kurz der Reihe nach:

1. Naaman – ein Feind Israels. Er ist ein Held der Syrer. Ein Soldat, der so gut war, daß man sagen mußte: Gott hilft ihm dabei. Es ist schwer, das zu denken. Und doch. Er war gewaltig. Aber todkrank. Gegen den Aussatz war er machtlos. Ein Bild der Erbsünde. Wir sind positiv getestet. Die Symptome können groß sein – also eine grobe Sünde, die unser Gewissen anklagt. Oder die Symptome können verborgen sein –wie wir es in einem Beichtgebet sagen: „Ich habe schwer gesündigt … nicht allein mit äußerlichen groben Sünden, sondern vielmehr mit innerlicher angeborener Blindheit, mit Unglauben, Zweifel und Kleinmut …. wie Du, mein Herr und Gott, das an mir erkennst, und ich leider so vollkommen nicht erkennen kann.“ (ELKG S. 444). Naaman merkt es. Er ist todkrank. Sein Heldentum hilft ihm an dieser Stelle nichts.

2. Das kleine Mädchen aus Israel – sie ist ganz unten auf der Hühnerleiter. Eine Verschleppte in einem fremden Haus und Land. In den Augen der Syrer wurde der Gott Israels widerlegt. Die Tatsache, daß fremde Soldaten sie aus allem herausgerissen und in die fremde verschleppt haben beweist: Ihr Gott ist machtlos oder gar nicht erst existent. Trotzdem tut sie ihren Mund auf. Zugleich für ihren Gott und für den Mann ihrer Herrin. Sie wünscht dem Naaman nicht den Tod. Sie liebt ihren Feind – und zugleich riskiert sie alles und bekennt sich zu dem einen wahren Gott der Bibel. Leiblich ist sie vielleicht eine Sklavin und unfrei, aber ihre Seele gehört Gott und ist frei. Sie hat trotz allem Trauma nichts vergessen, was sie gelernt hat. „Ach, daß mein Herr wäre bei dem Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz befreien.“ Ein einfaches Bekenntnis. Ganz frei von Rachegedanken. Keine menschliche Macht ist dahinter. Sie hat nur Gott, sonst nichts und niemand. Das hat bestimmt tiefen Eindruck gemacht.

3. Die Könige von Syrien und Israel: Das kleine Bekenntnis des kleinen Mädchens bewegt Großes. Mit königlichen Geschenken kann Naaman losreisen. Er soll den Propheten in Israel beeindrucken. Zeigen, daß er etwas darstellt. Geld und Macht soll alles regeln. Doch das alles kann den Glauben nicht ersetzen. Am Ende weigert sich der Prophet Elisa auch, diesen Reichtum anzunehmen. Auch im Neuen Testament gilt das: Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Umsonst – also ohne Geld – habt ihr es empfangen – also Gottes Gnade – , umsonst gebt es auch.“ (Matthäus 10, 8), und Paulus schreibt: Es gibt „Menschen, die zerrüttete Sinne haben und der Wahrheit beraubt sind, die meinen, Frömmigkeit sei ein Gewerbe.“ In der Apostelgeschichte will ein Zauberer Simon den Heiligen Geist für Geld kaufen, und Petrus sagt unverblümt: „Daß du verdammt werdest mit deinem Gelde!“ (Apg. 8, 20) Christentum und Geschäft schließen für ewig einander aus. Du mußt glauben, daß der Glaube an Gott mehr tun kann als alles Geld und alle Macht. Der Glaube ist so groß, wie Gott. Sonst können wir es gleich sein lassen.

4. Das große Mißverständnis: Naaman kommt zum König von Israel, er überreicht den Brief. Der König soll ihn vom Aussatz befreien? – Aber der König hat doch die Macht in Israel! – Nein. Gott hat die Macht in Israel. Der König ist nicht Gott! „Bin ich denn Gott, daß ich töten und lebendig machen könnte, daß er zu mir schickt, ich solle den Mann von seinem Aussatz befreien?“ Der König sagt: Es ist einer über mir. Gott ist über mir. Ich bin nicht Gott. Das ist ein guter König. Er ist zwar keinem Menschen untertan; aber er ist Gott untertan. So kann er am besten für seine Untertanen da sein. Wir brauchen freie Menschen, die für uns da sind. Wenn es freie Menschen gibt, die unerschrocken für uns da sind, dann ist das eine Gabe Gottes. Naaman hätte da schon entmutigt abreisen können. Es war doch nichts. Gott läßt manchmal Mißverständnisse zu. Er tut das, um unsere Torheit deutlicher zu machen, und Seine Weisheit leuchten zu lassen.

5. Der Prophet Elisa: Er muß Naaman vor Gott stellen. Das ist keine leichte Aufgabe! Naaman muß von seinen Vorstellungen befreit werden. Das müssen wir alle. Wir können keine zutreffende Vorstellung von Gott und seiner Hilfe haben. Elisa schickt einen Diener. Er gibt einen scheinbar trivialen Auftrag: Wasche dich siebenmal im Jordan! Naaman ist in seinem Stolz gekränkt. Im Jordan waschen! Zuhause in Syrien gibt es doch vieel besseres Wasser! Liebe Gemeinde – wenn wir als Sünder Gottes Wort und Plan hören, dann klammern wir uns an alles, was nicht Gottes Plan ist. Alles soll beweisen, daß wir besser sind, als Gott, daß wir es besser wissen. Naaman ist zornig. Lieber behält er seinen Stolz, als daß er sich von Gott helfen läßt. Er hatte sich das genau ausgemalt: Der Prophet kommt heraus, berührt ihn …. und es kommt alles ganz anders. Es ist normal für den Sünder, daß er Gott Vorschriften machen will. Er ist normal und vermessen. So entsteht kein Glaube. Doch auch diesen Zorn erträgt Gott geduldig.

6. Die Diener des Naaman: „Da machten sich seine Diener an ihn heran, redeten mit ihm und sprachen: Lieber Vater, wenn dir der Prophet etwas Großes geboten hätte, hättest du es nicht getan? Wie viel mehr, wenn er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein!“ Die Wahrheit in Liebe gesagt. Das Große hättest du getan. Warum nicht auch das Kleine? – Liebe Gemeinde, das ist eine Stimme, wie die Stimme des kleinen Mädchens. Gott schickt sie. Die Stimme, die einfach sagt, was ist. Wir merken: Zum Weg Gottes gehört, daß wir uns nicht alles selber sagen können. So bricht Gott unseren Stolz. Zuhören hilft weiter – natürlich ZUERST und IMMER und VOR ALLEM auf Gottes Wort in der Bibel. Wenn wir das tun, dann werden andere Stimmen uns auch helfen!

7. Naaman wird geheilt und erkennt Gott. Das Waschen im Jordan ist ein Bild für deine und meine Taufe. Man muß den Originaltext anschauen. Zuerst heißt es „Waschen“ und dann heißt es, Naaman „tauchte siebenmal unter.“ Ein anderes Wort. Das griechische Alte Testament sagt da: „baptizo“, die Wurzel für das Wort für Taufe in vielen Sprachen; und Luther übernimmt das und übersetzt: „er taufte sich im Jordan sieben Mal.“ Das Wasser unter Gottes Befehl, im Gehorsam angewendet. Das ist Gottes Weg mit uns. Auch Naaman, der zuerst bewiesen hatte, daß er alles falsch verstanden hatte, ist zum Glauben gekommen. Eine Epiphanias-Geschichte. Gott wird mit deinem Unglauben schon fertig. Glaub deinem Unglauben nicht zu dolle. Gott ist stärker. Sein Licht überstrahlt auch deinen Zweifel. Amen.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.