Gnade, Barmherzigkeit, Friede
von Gott, dem Vater
und von dem HERRN Jesus Christus
sei mit euch.
Amen.
15 Als aber einer das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot ißt im Reich Gottes!
Lukas 14, 15-24
16 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein.
17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit!
18 Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muß hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 19 Und der zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.
20 Und der dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen; darum kann ich nicht kommen.
21 Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein.
22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.
23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, daß mein Haus voll werde.
24 Denn ich sage euch, daß keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird.
Gebet: HERR, segne heute Dein Wort an unseren Herzen, laß es große Dinge tun. Amen.
Liebe Gemeinde!
Höflichkeit ist gut, ist aber nicht genug.
Man braucht Umgangsformen, um sich selbst nicht im Weg zu stehen. Zuhören können, Vortritt lassen, gegenseitige Wertschätzung, Rücksicht nehmen – alles Dinge, die ein Mensch lieber früher als später im Leben lernen sollte.
Im heutigen Evangelium haben dreieinhalb Fälle von Höflichkeit. Nicht ganz vier.
Für sich genommen, tun sie nichts Falsches, aber dem Reich Gottes gegenüber ist es nicht genug.
Die erste Höflichkeit ist gleich am Anfang des Textes:
„Einer, der mit zu Tisch saß, sprach zu Jesus: Selig ist, der das Brot ißt im Reich Gottes!“ Das war nämlich gerade Thema gewesen. Es ging um Einladungen, Festessen, welchen Platz man bei Tisch hat – und da fand ein Gast es nun besonders passend, diese Worte zu Jesus zu sagen. Denn Jesus war ja ein Lehrer oder Prophet, da konnte man mit diesen Worten nichts falsch machen: „Selig ist, der das Brot ist im Reich Gottes!“ – Denn: Wer weiß, wann das Reich Gottes kommt, oder wo es ist! Jesus der Lehrer kann sich freuen, daß ich kein Problem mit ihm habe und so etwas Allgemeines sage!
Das ist höflich. Es soll Jesus als Lehrer schmeicheln. Jesus hatte viele Kritiker und Gegner. Hier war mal einer, der mit Jesus kein Problem hatte. Sehr freundlich!
Aber es ist nicht genug. Es ist gut gemeint, aber bekanntlich ist ja das Gegenteil von gut eben: Gut GEMEINT.
Doch Jesus bleibt auch freundlich. Er sagt dem höflichen Zeitgenossen nicht direkt: Du bist dabei, das Reich Gottes in Ewigkeit zu verpassen; deine Höflichkeit ist an dieser Stelle ein Problem! – Das sagt Jesus nicht direkt, sondern in einem Gleichnis.
Es ist die große Einladung zum Fest.
Alle Gäste wissen Bescheid. Es ist eine riesige Ehre eingeladen zu werden. Sie sollen dazugehören. Sie wissen, daß das Fest näherkommt.
Die Vorbereitungen laufen schon. Essen, Trinken, Schmuck, Musik, Unterhaltung, Tische: Alles wird zum Wohl und zur Freude der Gäste zusammengebracht, an nichts wird gespart.
Und dann kommt das Zeichen: Ist es soweit? – Ja, es ist soweit!
Jetzt geht der Knecht los und ruft die Gäste hinein. Kommt, denn es ist alles bereit!
Es hagelt Höflichkeiten:
„Es tut mir so leid! Ich bitte um Verständnis! Ich habe gerade einen Acker gekauft, ich MUß den jetzt besehen. Gerade jetzt! So ein Pech! Also nächstes Mal komme ich dann bestimmt, ja? Das wird bestimmt schön. Ich bitte dich, entschuldige mich!“
Der nächste hat gerade 5 Joch Ochsen gekauft. Dasselbe Problem.
Das sind schon 3 ganze Höflichkeiten.
Dann die eine halbe Höflichkeit:
„Ich habe eine Frau genommen, und kann nicht kommen.“ Keine Entschuldigung. Warum? Das muß man doch nicht erklären! Das wird jeder verstehen. Ich habe eine Frau genommen, das ist jetzt das Allerwichtigste.
Höflichkeit ist: Nichts falsch machen.
Einen Acker, oder 5 Joch Ochsen kaufen ist nichts Böses, eine Frau heiraten schon gar nicht. Gott gibt Seine Gaben. Und wir sollen sie dankbar annehmen.
Es ist gut gemeint, aber jetzt das Gegenteil von gut.
Liebe Gemeinde! Der Mann, der kein Problem mit Jesus hatte, hat ein riesiges Problem, das ist, was Jesus ihm klarmacht.
Denn der höfliche Mann könnte durch seine Höflichkeit das ewige Leben verpassen. Das eine Fest Gottes.
Jesus übertreibt fast immer in seinen Gleichnissen.
Hier hält man die Luft an, weil diese geladenen Gäste sich so selbstgefällig entschuldigen. Sie wußten doch vorher, daß das Fest kommt. Der Acker, oder die Ochsen wären nicht verlorengegangen, wenn ihre höflichen Käufer erst zum Fest gegangen wären. Sie hätten sich mit ihrer ausgewählten Höflichkeit ja auch bei den Geschäftspartnern entschuldigen können! – Und der stolze Bräutigam hätte sicher seine Braut überzeugen können, mitzukommen auf dieses sagenhafte Fest.
Aber nein! Sie lassen das Einmalige links liegen, und halten sich fest an dem, was sie für ihren Alltag organisiert haben.
Das ist die eine Übertreibung im Gleichnis.
Die andere Übertreibung ist der unbändige Wille des Gastgebers zu Feiern. Das Fest MUß stattfinden!
Der Knecht wird zweimal losgeschickt, die unwahrscheinlichsten Gäste einzuladen:
„Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein.
Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.
Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, daß mein Haus voll werde.“
Der Herr will, daß das Fest gefeiert wird, das Haus soll voll werden. – Mit Leuten, die damit überhaupt nicht gerechnet hatten. „Nötige sie, hereinzukommen!“ – Die werden ja sagen: Moment, also, ich? Ich passe doch nicht! Ich bin doch nicht fein genug! Gerade die Armen, Blinden, Verkrüppelten und Lahmen – was wird das für eine Gesellschaft?
Egal! Glaubt mir, sagt der Knecht, das ist jetzt für euch, so kommt doch!
Und dann wird es ganz ganz ernst. Der Herr sagt: „Ich sage euch, daß keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird.“
Das haben sie dann von ihrer ausgesuchten Höflichkeit: Sie sind für immer draußen. Sie werden mit ansehen, wie die Letzten die Ersten sind – im Fest, und wie sie, die die Ersten waren, auf einmal die Letzten sind.
Das sagt Jesus dem höflichen Gast, der nichts Falsches sagt, und mit Jesus kein Problem hat.
Du hast ein Problem. Und diese anderen, von denen du meinst, daß sie ein Problem haben, diese Armen, die werden große Freude haben.
Jesus ist freundlich genug, dem Mann ein Gleichnis zu erzählen, damit er von selbst darauf kommen kann: Das Reich Gottes ist nicht irgendwo weit weg, so daß man höflich, aber unverbindlich darüber plaudern kann. Aber nicht nur das: Jesus spricht über sich selbst. Denn er ist der Knecht, der zum Fest ruft.
Und Gott ist der Herr, der ein Fest bereitet hat, und mit Seinem göttlichen Willen absolut nicht zu bremsen ist: Das Fest WIRD gefeiert. Es kann keinen guten Grund geben, diese Einladung abzulehnen. Warum? Weil alles auf dem Fest Gottes größer und mehr ist, als Acker, Ochsen und eigene Hochzeit.
Man muß genauer hinsehen:
Die ursprünglich geladenen Gäste sind das Volk Israel. Die wußten Bescheid, daß das Reich Gottes kommt. Gott hatte Sein Volk schriftlich eingeladen. Durch das Gesetz und die Propheten wußte das Volk Israel: Wir sollen alle anderen Götter ignorieren, alle Gaben von unserem Gott annehmen, und Seine Gebote einhalten. Nichts eigenmächtig tun oder nehmen, sondern immer Gott vor Augen behalten. Denn am Ende ist ein Fest.
Ein Fest ist ja so: Es ist alles für dich: Die Speisen, die Getränke, die Musik, die Unterhaltung: Es ist alles zu deiner Freude bereitgestellt. Mit viel Mühe, vielen Kosten, viel Arbeit. Alle Vorbereitungen haben deine Freude im Blick gehabt, damit du Freude hast mit allen deinen Sinnen. Du als Gast mußt nur deinen Platz einnehmen. Die Zeit abwarten, und dich vom Festordner ordnen lassen: Jetzt eintreten, jetzt setzen, jetzt diese Speise, jetzt diese Musik.
So hat Gott Seinen Willen kundgetan. In Seinen Geboten. Jede Gabe Gottes hat auch ihre Regel, ihre Ordnung. Damit wir sie als GOTTES Gabe empfangen können.
Die Sünde hat das alles zerstört. Falsche Götter zerstören unsere Seele. Falsche Medien ebenso. Respektlosigkeit schadet sich selbst. Gottes Gaben werden verdorben und verwüstet.
Darum hatte Gott Israel verkündigt: Es kommt das Fest der Versöhnung, der Vergebung. Gottes Sohn wird kommen, er wird die Macht der Sünde brechen, und Frieden schaffen. Gerade die Propheten haben Israel darauf vorbereiten müssen.
Dann kam Jesus, der das Fest in Person ist. Er bringt die Vergebung. Er bringt die Freude, die jetzt anfängt, und nicht mehr aufhört. Er bringt die Heilung.
Und mußte die Erfahrung machen: Alle haben ihre Gründe, nicht zu kommen, nicht zu glauben. Viele blieben höflich, aber sie folgten ihm nicht.
Sie schienen nichts Falsches zu tun.
Aber wenn das Richtige bedeutet: Ich folge Gottes Einladung nicht, dann ist das Richtige tödlich.
Vor der großen Einladung mußte der Acker mindestens an den zweiten Platz. Im Angesicht der großen Einladung mußten die Ochsen für einen Moment komplett vergessen werden. Das kleine Hochzeitsfest des Mannes mit der halben Höflichkeit war einfach nichts im Vergleich zu dem Fest mit Gott.
Jesus mußte dem Mann da bei Tisch klarmachen:
Ich hier, ich bin jetzt das Größte, Notwendigste und Wichtigste, denn ich bin gekommen, deine Seele zu retten.
Und was hilft es, wenn du die ganze Welt gewinnst, aber deine Seele schadest?
Trachte am ersten nach dem Reich Gottes, dann wirst nicht nur einen Acker haben, sondern Himmel und Erde erben!
Glaube mir, und du wirst nicht nur 5 Joch Ochsen haben, sondern du wirst genug zu danken haben, daß du mit dem Danken nicht aufhören kannst!
Nimm meine Liebe an, und dann wird deine Liebe zu deiner Frau ein Segen sein!
Wenn deine Seele nicht in Sicherheit ist, dann hilft dir dein Acker nicht, dann helfen auch nicht die Ochsen, und dann hilft leider auch nicht deine Ehe.
Die Seele braucht es dringend, daß Gottes Gaben wieder von Gott kommen, und ich sie mir nicht selber nehme, oder nur von Menschen annehme.
Die Seele braucht Vergebung, sie braucht die Sicherheit: Gott meint es gut mit dir, du hast deinen festen Platz bei Gott.
Auf einem gelungenen Fest ist es ja so: Durch jedes Detail strahlt die Liebe und die Freude: Das ist für Dich! Wie gut, daß du da bist. Mit anderen Worten: Die Seele darf vorkommen, sie kann sich trauen, die Genüsse anzunehmen, denn sie weiß: Ich bin gemeint, das ist mir zugedacht.
Jesus ist gekommen, damit unsere Seelen durch Gnade und Vergebung wieder glauben können: Gott liebt mich, Gott will, daß ich dabei bin, Gott versorgt mich, Gott sichert meine Freude. Ich darf vertrauen, es wird gut sein.
Wer da höflich ablehnt, der weiß einfach nicht, was er tut! Der hat ein riesiges Problem!
Denn Sünde bedeutet: Du verlierst deine Seele. Und das bedeutet: Du verlierst die Freude. Du verlierst die Möglichkeit zu lieben und Liebe anzunehmen. Du verlierst das Vertrauen.
Das kannst Du nicht wollen!
Die Männer im Gleichnis verstecken unter ihrer Höflichkeit das Mißtrauen: Wenn ich jetzt nicht meinen Acker besehe, dann verliere ich ihn.
Wenn ich jetzt Jesus nachfolge, dann könnte ich mein bisheriges Leben verlieren. Wenn ich auf Gott höre, dann wird Gott mir bestimmt alles verbieten! Lieber nicht! So ist das doch.
Gott? Das ist im Moment nicht so meins! Vergebung? Das brauchen andere, ich komme klar! Gemeinde? Das ist doch nur Streß, oder Langeweile!
Man kann sich Gottes Fest nicht vorstellen.
Und verliert seine Seele.
Das darf nicht passieren!
Freuen wir uns lieber mit den Armen, Blinden, Lahmen und Verkrüppelten! Staunen wir lieber mit denen, die Gott aus einem Leben ohne Gott in Sein Reich gerufen hat!
Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.