3. Sonntag nach Epiphanias

Von | Februar 5, 2023
Die Predigt zum Nachlesen

Predigt von Pfarrer Johann Hillermann

Gnade sei mit euch und Friede,
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus.
Amen.

13 Ich will euch aber nicht verschweigen, liebe Brüder, daß ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen – wurde aber bisher gehindert –, damit ich auch unter euch Frucht schaffe wie unter andern Heiden.
14 Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Nichtweisen;
15 darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen.
16 Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.
17 Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt,
welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Hab 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.

Römer 1, 13-17

Gebet: HERR, segne Dein Wort an unser aller Herzen! Amen.

Liebe Gemeinde!

Eine Kraft erkennt man daran, daß sie wirkt. Sie macht einen Unterschied. Ich kann vom Aldi zwei 6er Packs Wasser nach Hause tragen. Das ist keine außergewöhnliche Leistung, aber auch das bißchen Kraft muß man haben. Wenn ich einkaufen gehe, dann kann ich einschätzen, wieviel ich nach Hause tragen kann, ich verlasse mich auf meine Kraft, die ich habe. Es wäre schon peinlich, wenn ich auf halbem Wege feststelle: Ich schaffe das nicht! Ich habe mich überschätzt.

Paulus spricht von einer Kraft Gottes. Einer Kraft, die wirkt und einen Unterschied macht; es ist eine Kraft, auf die Paulus sich ganz und gar verläßt.

Nun, daß Gott Kraft hat, ist selbstverständlich. Gott hat alles geschaffen, gerade auch die Kräfte und Energien, mit denen wir leben, und mit denen wir rechnen müssen. Was Gott will, das geschieht, Gott hat Macht und Kraft, Seinen Willen zu verwirklichen. „Denn so er spricht, dann geschieht’s; so er gebietet, dann steht’s da.“ (Psalm 33, 9). Ohne Gottes Willen geschieht nichts. Unser Gesangbuch sagt: „Hier sind die starken Kräfte, die unerschöpfte Macht; das weisen die Geschäfte, die seine Hand gemacht.“

Doch heute hören wir von einer besonderen Kraft Gottes. Das Evangelium ist eine Kraft Gottes, schreibt uns Paulus.

Diese Kraft Gottes hat eine ganz spezielle Wirkung: Es ist eine Kraft Gottes, die selig macht.

Das Evangelium schafft eine Realität, die nicht mehr aus der Welt geschafft werden kann. Durch nichts. Das Evangelium macht einen Unterschied, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Durch nichts.

Die Ursache ist das Evangelium, die Wirkung ist Seligkeit.

Paulus schreibt an die christliche Gemeinde in Rom, dem damaligen Mittelpunkt der Weltmacht. Paulus will die Christen in Rom unbedingt besuchen und kennenlernen. Er hat mit Staunen und Freude gehört, daß dort eine christliche Gemeinde gibt. Er betet für sie dort, er ist fest überzeugt, daß sie und er denselben Glauben haben, und will nicht nur aus diesem gemeinsamen Glauben Trost schöpfen, sondern auch „Frucht schaffen“, also durch das Evangelium noch mehr Menschen zum Glauben an Christus führen.

Darum kann er schreiben: „Ich will euch aber nicht verschweigen, liebe Brüder, daß ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen – wurde aber bisher gehindert –, damit ich auch unter euch Frucht schaffe wie unter andern Heiden.“

Christen wollen einander begegnen. Das Evangelium hat diese Kraft, Menschen zusammenzuführen. Unser Katechismus sagt, daß der Heilige Geist uns durch das Evangelium beruft und sammelt. Der Heilige Geist sammelt dich ein und dann bist du Teil von Gottes Sammlung.

Es ist schon beeindruckend, wie Paulus ohne Einschränkung sich darauf verläßt, daß er auch in Rom „Frucht schaffen“ wird. Das steht für ihn fest.  Gott schafft durch Sein Evangelium neues Leben. Gott verwendet das Evangelium dazu, eine neue Wirklichkeit zu schaffen.

Paulus war noch nie in Rom. Er kennt natürlich Römer, wie sie sind, was sie sonst so glauben und anerkennen. Aber er kennt vor allem das Evangelium, was es tut und wie es wirkt. Und auf diese Kraft Gottes verläßt er sich.

Er ist  … „ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Nichtweisen; darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen.“ Ein Schuldner – also: Es wäre eine Schuld, das nicht zu tun. Es geht ihm besser, wenn er es tut.

Wie weit sind wird von Paulus entfernt! Es ist doch sehr verbreitet, daß wir unseren Glauben nur dort ansprechen, wo es paßt. Daß wir das Evangelium nur dann bezeugen, wenn es erwünscht ist. Wie oft begegne ich der Einstellung: Das Evangelium wirkt nicht. Es gibt eine ganze Industrie, die sich damit beschäftigt, wie man dem Evangelium Kraft geben kann: Neue Bilder, neue Methoden, neue Töne, neue Erlebnisse, neue Veranstaltungen – warum? Weil man dem Evangelium nicht zutraut, daß Gott dadurch wirkt. Wie leicht und wie sehr kann man sich daran gewöhnen: Ich weiß, daß mein Glaube exotisch ist. Es gibt unzählige Christen, die haben sofort volles Verständnis für jeden, der über sie den Kopf schüttelt.

Paulus erlebt sich als Schuldner – der seine Schuld abbezahlen will und muß.  Das tut das Evangelium als eine Kraft Gottes. Alles in uns, was nur für den Unglauben Verständnis hat, ist nicht Teil der Kraft Gottes. Dieses Verständnis für den Unglauben ist schon Teil des Unglaubens und nicht des Glaubens.

Paulus verläßt sich auf die Kraft des Evangeliums. Da ist Gott selbst am Werk, und Paulus darf dabei sein.

Der Heilige Geist führt ihn auch nicht nur zu einer bestimmten Klientele. Das ist auch so eine Sache. Man denkt, daß nur eine bestimmte Art von Menschen dazu geeignet ist, Christen zu werden. Niemand ist dazu geeignet, Christ zu sein aus eigener Vernunft noch Kraft. Wir alle sind von Natur nicht fähig, Gott zu fürchten und zu lieben. Für alle ist das Evangelium gleich neu, fremd, und wirklich nicht eine eigene Kraft, sondern eine Kraft Gottes. Es ist auch nicht die persönliche Kraft des Apostels Paulus. Gott bedient sich des Paulus. Paulus konzentriert sich ganz und gar auf das Evangelium, und dadurch begegnet er den unterschiedlichsten Menschen. Griechen und Nichtgriechen. Das bedeutete in der damaligen Zeit: Zivilisierte und Nichtzivilisierte. Gebildete und Ungebildete. Weise und Unweise. Denn die Zivilisation macht  vor Gott nicht gerecht – aber  das Ablehnen von Zivilisation auch nicht. Das Evangelium soll überall ankommen und gehört werden. Darum traut Paulus sich zu, gebildeten und ungebildeten Menschen nicht nur zu begegnen, sondern ihnen Gottes Kraft zu bringen.

„Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.“  Er schämt sich nicht. Er spricht über Gottes Dinge, ohne rot zu werden. Unsereins schämt sich. Das ist beschämend.

Paulus schämt sich nicht. Wie geht das? Er hat erkannt, und er verläßt sich darauf, daß Gottes Wort wirklicher und größer ist, als alles andere. Größer als alles, was mich in Verlegenheit bringen könnte. Petrus wollte für Jesus sterben – aber als eine machtlose Magd vorsichtig fragt: Gehörst du zu Jesus? Da schämt er sich und stolpert und fällt.

Sind die dümmsten Fragen oder Bemerkungen von Zeitgenossen wichtiger als das, was der Sohn Gottes gesagt und getan hat? Wird Gott dich wirklich sofort im Stich lassen, wenn du einmal bekennst? Hat das Grinsen von Menschen, die keine Ahnung haben, was sie verspotten, oder irgendwas aus der Zeitung oder dem Internet nachplappern, haben die soviel Macht und Kraft? Muß ich mich vor ihnen schämen? 

In der Familie und vor Freuden fällt es noch schwerer. Doch Paulus schämt sich nicht. Es ist eine Kraft Gottes. Sie ist wirksam und zuverlässig, und wir sollen und dürfen dabei sein.

Was tut diese Kraft den eigentlich?

„Die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Hab 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«“

Selig: In Sicherheit sein bei Gott. Wissen: Gott hat sich für mich entschieden. Die größte Infragestellung ist nicht der Spott von Menschen. Die größte Infragestellung ist die Anklage von Gottes Gesetz, die dir beweist, daß du danebenliegst – egal wie du dich fühlst, oder was andere von dir denken. Das Evangelium bringt dir die Nachricht: Jemand hat das für dich übernommen. Jemand hat sich für dich hingegeben, damit du Vergebung bekommst. Diese Infragestellung, diese Verunsicherung, diese Anklage trifft dich nicht mehr. Dieser Jemand ist der Sohn Gottes, Jesus. Und er hat das getan für alle Menschen, als er als maximal Angeklagter gelitten und gestorben ist. Das läßt Gott selbst dir sagen. Der Fluch hat ein Ende. Deine Fehler werden dich nicht umbringen. Gottes Liebe ist größer. Die Verzweiflung ist angezählt. 

Darum dreht sich das alles hier, liebe Gemeinde.

Amen.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.