Christfest

Von | Dezember 27, 2022
Krippe

Die Gnade unseres HERRN Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen. Amen.

Kolosser 2, 3.6-10

3 In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.
6 Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm
7 und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.
8 Seht zu, daß euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus.
9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig
10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

Kolosser 2, 3.6-10

Gebet: O lieber Herr und Gott! Bitte laß bei uns ankommen, was Du am Heiligen Abend im Stall von Bethlehem gemeint hast, und laß unser Herz darüber groß werden. Um Deiner großen Liebe willen. Amen.

Liebe Gemeinde!

Jede richtige Weihnachtskrippe hat auch einen Weihnachtsengel. Ohne einen Engel ist sie nicht vollständig.

Der Engel tritt ein für das, was wir nicht sehen können.

Das Unsichtbare ist größer, als das Sichtbare. Wenn wir das Unsichtbare verpassen, dann verpassen wir die Hauptsache.

Liebe ist unsichtbar, sie zeigt sich im Sichtbaren, im Hörbaren, aber dort will und muß sie erkannt werden. Worte machen die Situation eindeutig. Gerade, wenn Du gemeint bist.

Das Jesuskind war verwechselbar allen Menschenkindern ähnlich. Genauso, wie es im römischen Reich tausende Kreuze gab, an denen tausende Menschen starben. Aber ein Kreuz war kein Fluch, sondern ein Segen.  Wer weiß, wie viele Kinder im Umkreis von Bethlehem geboren wurden in der Heiligen Nacht. Aber ein Kind machte diese Nacht heilig, heilsam. Das war unsichtbar, aber doch die ganz große Wahrheit.

Ein Engel muß her, der im Auftrag Gottes die ganz große Wahrheit ausspricht, damit sie an uns nicht verlorengeht.

Ein Engel ist ein Bote, von Gott gesandt.

Ein Engel sagt, was Gott festgelegt hat. Was notwendig gehört werden muß.

Heute sagt uns der Bote Paulus, den Gott beauftragt hat, wer das ist, der in der Heiligen Nacht zur Welt gekommen ist. Wer es ist, den wir feiern. Was Gott uns in der Heiligen Nacht gegeben hat. Was Gottes Geschenk für uns ist. Das ist unsichtbar, aber entscheidend. Von dir aus wirst du es niemals erkennen, das kann kein Mensch.  Du mußt hören, um zu erkennen.

Hattest du mal ein Kind auf dem Arm? Hoffentlich ja! Kennst du die Erfahrung, daß du ein Kind auf dem Arm hältst, und es ins Herz schließt? Alles an dir, was größer ist, als das Kind, nimmt das Kind auf, trägt das kleine Leben im kleinen Leib, und gibt sich ihm hin  und ist für das Kind da.

Diese Erfahrung ist göttlich. Da ist nichts in dieser Erfahrung, was nicht von Gott gewollt ist. Man kann sich dieser Erfahrung ganz hingeben. Mit allem, was du bist und hast.

Gott gefällt es. Da gibt es nichts zu bereuen.

Diese Erfahrung sollst du festhalten, und nicht loslassen, wenn du dabei hörst, was Gottes Bote dir über genau dieses Kind sagt.

„In ihm wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig.“

In diesem Leib begegnest du Gott. Gott hat diesen Leib angenommen. Gott hat sich mit diesem Leib vereinigt. Keine Begegnung wird die Begegnung mit diesem Leib verdrängen, oder übertreffen, oder ungültig machen. Gott hat sich festgelegt: So, wie er heute und hier für dich ist, so will und wird er für dich bleiben. Du kannst unter allen Umständen darauf zurückkommen. In diesem Leib kommt der ganze Gott ganz auf dich zu. Du begegnest dem ganzen Gott ganz. Es gibt keine Hintertür. Es gibt kein Kleingedrucktes, daß nach der Freude auf einmal alles anders ist. Gott wird nicht Mensch   –   und sagt danach: „Ich kann auch anders!“    Nach allem, was schwer, dunkel, mühsam, schmerzlich, erschreckend, sinnlos gewesen sein wird, danach kommt Gott so auf dich zu. Alles andere ist vorläufig. Dies ist endgültig.

Am heutigen Tag, mit der Geburt von der Jungfrau Maria im Stall von Bethlehem, ist das ratifiziert. Es ist eine Wahrheit, die Gott nicht mehr zurücknehmen wird, im Gegenteil, Gott wird dafür sorgen, daß sie  uns Menschen immer wieder aufs Neue zugerufen wird. „Das Wort, der Sohn Gottes, ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohns vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“

Halte das fest. Halt es fest, so wie es dir gesagt wird. Alles andere ist vorläufig, vergänglich.

Darum wird dir heute gesagt: „Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.“

Wie ihr ihn den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm. Lebt in ihm – also unterschätzt ihn nicht. Was er in euch bewirkt, das ist ewig. Es ist ja das Traurige an Weihnachten, daß Menschen das nicht glauben und nicht tun. Sie sind unwiderstehlich zum Kind in der Krippe hingezogen. Sie wollen irgendwie teilhaben an der Freude, die dort aufleuchtet, irgendwie auf ihre Weise mitfeiern, mitsingen, vielleicht sogar mitbeten  –   aber danach soll es dann irgendwie nichts gewesen sein. Danach ziehen sie weiter, der Sohn Gottes wird weggeräumt, so wie der Christbaum abgetakelt und rausgeschmissen wird. Am Ende ist es unwirklich.

Gott hat sich das so nicht gedacht.

Gott hat sich das so gedacht, daß wir in dem Sohn Gottes verwurzelt sind, und gegründet fest im Glauben. Das hat Gott sich bei der Menschwerdung Seines Sohnes gedacht. Weihnachten wird völlig unterschätzt. Ich gehöre nicht zu denen, die von oben herab auf das Weihnachtsfest blicken. Der Drang, Freude zu machen, die Sehnsucht danach, Gemeinschaft zu haben, der unauslöschliche Wunsch nach Harmonie, Glanz, Wärme, Frieden, Versöhnung  …. Gott ist Mensch geworden für diese Dinge. Doch Gott macht daraus eine ganze runde Sache. Von Gottes Seite ist diese Realität der Liebe immer  und unerschöpflich da. Nur wir Menschen glauben das nicht. Wir denken, weil wir müde vom Feiern sind, daß das für Gott auch so ist. Natürlich  – wenn ich mit Weihnachten alles andere verbinde, außer dem Wunder, daß Gott Mensch geworden ist, dann geht es ganz schnell: Das waren alles vergängliche Gefühle, die harte Wirklichkeit kommt wieder zurück.

Nein: Wir sollen darin wurzeln. Gottes Liebe kommt immer wieder aufs Neue zu uns.

Das ist jetzt kein Krampf, daß wir uns das einreden müssen.

Es wird uns gesagt. Die Bibel nennt es „Lehre“  – „wie ihr gelehrt worden seid.“

Wir stellen uns unter Lehre etwas Abgehobenes vor. Etwas Abstraktes, ja Lebensfremdes. Doch wenn Gott uns lehrt, ist das nicht so. Wenn Gott uns lehrt, dann dient Er uns. Er spricht geduldig mit uns. Wenn Gott uns lehrt, dann hat er uns gut im Blick. Gottes Lehre schafft Verbindung zu der Wurzel des Lebens, der Wahrheit, der Liebe und der Freude. Gottes Lehre hilft uns, Weihnachten nicht zu unterschätzen.  Sie zielt auf unsere Dankbarkeit. „Seid reichlich dankbar!“ Genauso wie Weihnachten, so wird auch Dankbarkeit unterschätzt. Und zwar deine Dankbarkeit. Ich spreche jetzt nicht von der Dankbarkeit, die die ganze Menschheit dir schuldig ist. Ich spreche von deiner Dankbarkeit von Gott, die in sich den Segen hat, daß du dann Gottes Gaben noch einmal bewußt empfängst. Das ist Lehre: Danke Gott dafür, daß er für dich Mensch geworden ist. Danke Gott für den Apostel Paulus, der dich zur Dankbarkeit ruft.

Dann kommt das große Wort „Philosophie“.

„Seht zu, daß euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus.“

Gott stellt zwei Dinge gegenüber: Auf der Seite „Philosophie“ auf der anderen Seite „Christus und Gottes Lehre.“

Philosophie beschreibt Paulus so: Sie ist gegründet auf Menschengedanken und auf die Kräfte und Mächte dieser Welt. Sie ist ein leerer Trug, sie hält nicht, was sie verspricht.

Philosophie bedeutet „Liebe zur Weisheit.“  – Aber Weisheit ist doch gut. Müssen wir nicht unseren Verstand gebrauchen? Hat Gott uns nicht unseren Verstand gegeben? Wo ist das Problem?

Das Problem ist, daß unser sündige Verstand den ersten richtigen Schritt der Weisheit nicht geht, und deshalb daneben liegt. Der erste Schritt heißt: „Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang.“ (Psalm 111, 10). Der Verstand muß wissen, daß er sich nicht selbst gemacht hat, sondern er einen Schöpfer hat. Dann kann er auch erkennen, was Gott tut. Wenn der erste Schritt nicht getan ist, dann ist es nur noch ein Stolpern und Stürzen. Dann muß der Verstand sich überschätzen, bis dahin, daß er sagt: Er habe sich selbst gemacht. Oder die Kräfte der Welt haben ihn hervorgebracht.

Ich möchte nur ein Beispiel geben: Der Verstand wird zum Beispiel über Weihnachten sagen: Ach, das ist nur eine Täuschung. Eigentlich ist Weihnachten nichts weiter als eine Geschäftsidee.  – Da ist ja was dran. Aber dann höre ich nichts mehr von der Liebe Gottes. Wer nur so denkt, der wird von Stolz erfüllt, von Verachtung für die Menschen, die eine Sehnsucht danach haben, daß ihre Einsamkeit durchbrochen wird. Diese Philosophie macht lieblos und undankbar.

Diese Weisheit, die Gott nicht anerkennt, wird auch alles tun, zu beweisen, daß an Jesus nichts Besonderes war. Er war nur ein Wanderprediger wie viele andere auch. Oder es wird gesagt: Jesus war besonders, aber niemand hat ihn verstanden. Oder es wird gesagt: Wir können alles haben, was Jesus bringt, ohne Ihn, ohne Glauben. Das kann niemals bewiesen werden. Doch der Mensch traut sich ohne Gott alles zu. Doch am Ende ist er allein mit seinen Meinungen und den Mächten und Kräften dieser Welt. Mächte und Kräfte sind anonym. Sie meinen dich nicht. Sie haben kein Wort für dich. Die Philosophie – die Weisheit ohne Gott – kann nicht beweisen, daß es dich geben soll, und daß du Liebe brauchst, und daß Liebe eine Realität ist. Und genau dafür steht Christus und Gottes Lehre. Sie meint dich. Du sollst sie hören, und wissen: Gott tut Dinge für dich. Du bist kein Zufall. Auch dein Mitmensch ist kein Zufall. Die Liebe Gottes macht dich wichtig. Einem Philosophen, der seinen Gedanken alles zutraut, und von den Mächten dieser Welt zu sehr beeindruckt ist, wäre diese Aussage peinlich. Denn diese Aussage fordert, daß Gott da ist und den Menschen kennt und liebt und trägt. Das kann dein Verstand nicht machen, sondern nur dankbar annehmen und empfangen.

Das geht nicht immer freundlich zu.

Der Verstand, der Gott nicht fürchtet, fühlt sich stark und stolz. Er will sich vor Gott rechtfertigen. Er will wichtig sein ohne Gott. Er will beweisen, daß Unglaube realistisch ist, daß Liebe am Ende doch nichts weiter als eine chemische Reaktion ist, daß die Zeit stärker ist als  die Wahrheit. Am Ende kommt es leider dahin, daß er denkt: Zwischen Gut und Böse gibt es keinen wirklichen Unterschied.

Doch alle diese Gedanken haben damals und haben heute Weihnachten nicht verhindert. Gott hat sich gezeigt, hat Gestalt angenommen, um uns zu begegnen und Seine Liebe zu schenken. Das ist wahr.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.