Der HERR ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden.
Gnade, Barmherzigkeit, Friede
von Gott, dem Vater,
und von dem HERRN Jesus Christus!
HERR, lehre uns beten! Amen.
Liebe Gemeinde!
Eins wirst du niemals bereuen: Jedes Gebet.
Eins wirst du dir in Ewigkeit vorwerfen: Jedes versäumte Gebet.
So heißt es in Psalm 116:
„Stricke des Todes hatten mich umfangen, und Ängste der Hölle hatten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not. Aber ich rief an den Namen des HERRN: O HERR, errette mein Seele!“ Mit anderen Worten: Alles war schrecklich, ABER ich betete. Das wird Gott nicht vergessen.
Umgekehrt: Alles war schrecklich. Gott wollte ganz und gar für mich da sein. Aber ich rief Ihn nicht an. – Wie konnte ich nur!
Beten ist eine Notwendigkeit. Wer sprechen, ja, wer denken oder auch nur rufen oder schreien kann, der kann auch beten.
Psalm 94,9 sagt uns: „Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht hören? Der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen?“ Du kannst hören und sehen. Hast du dein Ohr gemacht, ja oder nein? Nein. Aber jemand hat es gemacht. Sollte Gott, der das Ohr wunderbar gemacht hat, selber etwa nicht hören? Wie absurd wäre das! Gott macht Augen, die sehen, aber Er soll selber blind sein und hilflos rumtappen? Komm, hör doch auf!
Was ich damit sagen will: Was du sprichst, denkst, schreist und rufst – das ist schon bei Gott angekommen. Es wird bei Gott 1000mal deutlicher und klarer gehört und vernommen, als du es aussprechen kannst. Sprache ist schon Gebet, denn sie kommt bei Gott an. Jetzt ist nur die Frage, welche Sprache ist gut für mich, welche Sprache will Gott erhören.
Oder wollen wir wie die Leute in der Bahn und auf der Straße sein, die hemmungslos vor sich hin ins Telefon reden – aber die Menschen, die vor ihnen sind, nicht meinen. Soll Gott unsere Worte hören, aber wir meinen nie ihn?
Jesus macht das Beten so einfach wie möglich, ja, so einfach, daß es uns unheimlich wird, weil alle Ausreden wegfallen. Wenn Jesus mit dir fertig ist, dann hast du einfach keinen Grund mehr, nicht zu beten. Wenn du dann noch nicht betest, dann eben ohne Grund. Das ist dann so absurd wie sagen: Ok. Gott pflanzt das Ohr, aber Gott mich hören? Nein.
Beten ist leider überhaupt nicht kompliziert, sondern unheimlich einfach.
Jesus betet selber. Oh wie kompliziert! Jesus ist doch Gottes Sohn, warum betet er? Er ist aber doch zugleich wahrer Mensch. Er betet, weil das zum perfekten Menschsein gehört. Er betet, damit seine Jünger richtig Lust bekommen, selber zu beten.
Darum fragen und bitten sie: „HERR, lehre uns beten!“ Das heißt hier: HERR, hol uns aus allen unseren Komplikationen, aus unserem Mißtrauen, aus unseren Grübeleien heraus, damit wir mehr Mensch sind vor Gott, und beten.
Das könnt ihr haben, sagt Jesus. Und dann schenkt er uns ein Wunder, nämlich das Vaterunser. Ist das zuviel gesagt? Übertrieben?
1. „Vater!“ – Erstes Wunder. Gott, den Schöpfer Himmels
und der Erde „Vater“ nennen. Ein Vater will, daß sein Kind da ist und lebt. Wer zu Gott „Vater“ sagt, hat alles gesagt: Gott will, daß es mich gibt. Gott, du wolltest, daß es mich gibt – darum: bitte! Da bin ich! – Das ist sofort eine himmelweit andere Situation, als wie wenn ich mit meinem Leben allein da sitze, nicht ein noch aus weiß, oder gelangweilt bin, und alles sinnlos finde, oder wie wenn ich glaube: Ich hab mir alles selber gemacht, und kann abgreifen, was ich will. Wer zu Gott „Vater“ sagt, sagt damit: Ok. Ich bin nicht Gott. Aber das ist nicht schlimm. Denn ich bin deshalb nicht nichts. Ich bin Sein Kind.
Das ist ein Wunder.
2. Dein Name werde geheiligt: Also: Gott, ich nenne dich
3. Vater. Aber wie Du mein Vater sein willst, das überlasse
ich ganz und gar Dir. Du bist heilig. Dein Name ist heilig. Bitte mach, daß ich es nicht mit Dir verderbe. Bitte sei immer wieder aufs Neue Gott und Vater für mich. Und laß es nicht zu, daß ich Dich nach meinen Wünschen umbaue, und am Ende aus Versehen mich selber anbete. Gott, bitte mach, daß ich mich nicht mir Dir verwechsle! Bleib mein Gegenüber, bleib, wer Du bist, Gott! – Diese Bitte ist schon wieder ein Wunder.
4. Dein Reich komme: Laß mich Deine Macht erfahren. Laß
mich dort sein, wo Du Dich durchsetzt. Gott, ich will dabei sein, wo Du alles beseitigst, was gegen Dich spricht, was Deine Werke zerstört, laß mich dabei sein, wo die Lüge ihre Macht verliert, wo Deine Liebe sichtbar wird – laß mich dabei sein! – Wer so betet, gibt zu, daß er gerne von dem befreit werden will von dem, was zwischen mir und Gott im Weg ist. – Wenn das kein Wunder ist!
5. Unser tägliches Brot gib uns Tag für Tag: So kann nur
bitten, wer alle Sorgen auf Gott wirft. Wer so bittet, ist bereit, in jeder Gabe den Geber zu schmecken, und Vitamin LG in sich aufzunehmen. LG = Liebe Gottes. Jesus ist immer gegen die Sorge, gegen jede Sorge. Du könntest beten. Das ist immer besser als nicht beten. – Schon wieder ein Wunder.
6. Vergib uns unsre Sünden; denn auch wir vergeben allen,
die an uns schuldig werden. – Wer diese Bitte ausspricht, der begibt sich in folgende Situation vor Gott: Ich brauche Vergebung, und zwar so dringend, wie Luft. Denn ich merke gerade, wie meine Torheit gegen mich spricht. Oh Gott, bitte nimm das weg! Das bin nicht ich! – Und weiter: „Wir vergeben allen, die an uns schuldig werden.“ – Was passiert da? – Du merkst folgendes: Wenn dir jemand Unrecht tut, dann wird ihn Gottes Gesetz so anklagen, daß er keine Chance mehr hat. Und Du sagst zu Gott: Bitte, Gott, mach ihn meinetwegen nicht fertig! – Ich glaube, auch diese Bitte ist ein Wunder.
7. „Und führe uns nicht in Versuchung.“ Da ist eine
notwendige Bitte. Denn nach all den Wundern kann einem schwindelig werden. Da kann es passieren, daß man sich völlig blöd vorkommt, und plötzlich in tiefe Zweifel stürzt. Wir kennen uns ja nicht so gut. Wie werde ich in bestimmten Situationen reagieren? Werde ich vielleicht vergessen, zu beten? Ist am Ende nicht doch alles eine Übertreibung? – O Gott, laß es nicht soweit kommen! Führe uns nicht in diese Versuchung! Amen.
Das ist ein richtiger atemberaubender Schnellkurs, den Jesus seinen Jüngern da gibt. Aber sie wollten ja! Da hat man ein Leben lang zu lernen. Das Vaterunser ist das Rückenmark aller Gebete. Jesus gibt und Sprache und Worte, die Gott nicht nur hört, sondern erhört. Zugleich Worte, die uns von A bis Z in den Bereich der Wunder versetzen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum Ewigen Leben. Amen.
Bild mit Text gestaltet von Lioba Fenske.