Estomihi

Von | Februar 28, 2022
Lupe

Gnade sei mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus. Amen.

31 Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.
32 Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren.
33 Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.
34 Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
35 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten.
36 Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden?
37 Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? 38 Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln

Markus 8, 31-38

Lieber Gott, hilf uns, alles hinter uns zu lassen, um ganz bei dem zu sein, was du uns sagst. Amen.

Liebe Gemeinde!
Die Jünger mußten denken: Ich bin hier im falschen Film, ich sitze im falschen Zug! Warum?
Jesus spricht von seinem Ende. Und was für eines! Nicht irgendein Ende – sondern ein Ende in Ablehnung und Feindschaft. Nicht irgendeine Ablehnung, vielleicht von dummen Menschen, die es nicht besser wissen, oder die man nicht ernst nehmen muß – sondern die Ablehnung von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten, also eine Verurteilung von ganz oben, von den Ältesten im Namen des Volkes, von den Hohenpriestern im Namen Gottes, von den Schriftgelehrten im Namen des Gesetzes – das ist das absolute Gegenteil von Zustimmung oder Annehmen. Es ist Verwerfung und Verdammnis. In den letzten Tagen haben viele sich schnell beeilt, das, was in der Ukraine zu verwerfen und zu verdammen. Es ist auch entsetzlich – wer kann es gut finden? Aber Jesus – verdammen? Und als Verdammter getötet werden, im Namen Gottes und des Gesetzes? – Die Jünger hatten bestimmt bei sich gedacht: Wenn die Ältesten, Hohenpriester und Schriftgelehrten Jesus erst richtig kennenlernen, dann werden sie ihm nur begeistert zustimmen können! Wenn Jesus nur erst Gelegenheit hat, alles genau zu erklären, und Mißverständnisse beseitigen, dann werden sie wenigstens Respekt vor Jesus haben. Wenigstens Respekt.
Doch Jesus sagt: Der Menschensohn MUSS. Es ist eine göttliche Notwendigkeit, die unaufhaltsam ist. Dieses Leiden tun sich nicht nur Menschen an. Dies ist ein Leiden in Gott. Es ist von Gott untrennbar. Sonst wäre es nicht notwendig.
Dieses MUSS hat verschiedene Dimensionen:

  1. Das Böse und die Macht des Bösen ist wirklich. Darum kann es nicht ausbleiben, daß der Gute leidet. Der Gute hat es nicht gut in dieser Welt. Das Alte Testament, vor allem die Psalmen, singen ein Lied davon. Zum Beispiel Psalm 73,3: „Ich regte mich auf darüber, daß es den Gottlosen so gut ging.“ Das Böse wehrt sich. Von Anfang an hatte Jesus Feinde, die ihn beseitigen wollten. Diese Feinde erkannten sofort, daß Jesus sich der Macht der Lüge, oder der Begierde nicht unterwarf, sondern frei war. Darum mußte Jesus viel leiden.
  2. Ein weiteres Muß ist die Verheißung des Alten Testaments. Nach der Auferstehung spricht Jesus ja mit zwei Jüngern, die ratlos waren über das Kreuz. Wie kann es sein, daß Jesus, der nichts falsch gemacht hat, so enden mußte? – So würden wir alle sprechen! – Und Jesus sagt dazu:“O, ihr Toren, zu träge, zu glauben, was die Propheten geredet haben! Mußte nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ (Lukas 24, 26-27). Jesaja verkündete den Knecht Gottes, der entsetzlich leiden sollte, weil er die Bosheit seines Volkes auf sich nehmen mußte (Jesaja 53). Das war Gottes Versprechen. Und Jesus ist gekommen, Gottes Zuverlässigkeit zu beweisen, wie Paulus sagt: „Christus ist ein Diener der Juden geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind.“
  3. Das MUSS ist also nicht ein gnadenloses, brutales Schicksal. Wie oft müssen Menschen schrecklich und sinnlos leiden – und sie können nicht mehr anders denken als: Es mußte eben so kommen. Es mußte sein. Schicksal. Da kann man nichts machen. Bei Jesus ist es ein anderes Muß. Denn es ist der Heilswille Gottes. Unser Gesangbuch singt: „Wir sollen nicht verloren werden, Gott will, uns soll geholfen sein – deswegen kam der Sohn auf Erden …“ (570, 3). Christus muß leiden, weil Gott beschlossen hat: Du mußt leben, es soll Dich geben, Du sollst dem Bösen, der Lüge nicht gehören.
    Man nennt diese Worte eine Leidensankündigung Jesu. Jesus kündigt sein Leiden mit unheimlicher Klarheit an. Es wird in Jerusalem geschehen. Es wird als eine öffentliche, offizielle Verwerfung geschehen, von höchster Stelle. In einer anderen Leidensankündigung deutet er an, daß die Repräsentanten Israels ihn den Heiden ausliefern werden (Matthäus 12, 19). Auch die Auferstehung sieht Jesus kommen. –
    Was bedeutet das:
  4. Jesus geht bewußt bei klarem Wissen auf seinen Tod zu. Jeder Schritt nach Jerusalem ist eine bewußte Entscheidung für diesen Weg. Das Leiden überfällt ihn nicht unerwartet, sondern die ganze Schwere lastet von Anfang an auf ihm.
  5. Das zeigt aber: Jesus geht diesen Weg in Freiheit. Er hätte jederzeit ausweichen können; hat er aber nicht.
  6. Im Garten Gethsemane direkt vor seiner Gefangennahme betet Jesus zu seinem himmlischen Vater: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe! Er willigt ein in den Willen Gottes.
  7. Und Gottes Wille ist, daß uns geholfen wird. Darum geht Jesus diesen Weg aus Liebe zu den Sündern. Paulus sagt dazu: „Gott zeigt seine Liebe zu uns darin, daß Christus gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5).
    Jesus sagte das frei und offen heraus.
    Petrus war dagegen – bloß nicht das! Muß das sein? Wenn Petrus das nicht gesagt hätte, dann hätten wir alle das gesagt. Leiden muß man vermeiden. Wir tun es die ganze Zeit. Später hat Petrus noch einmal gedacht, es muß doch einen anderen Weg geben: Als Jesus verhaftet wurde, griff er zum Schwert und wollte kämpfen. Jesus sagte zu ihm: „Weg damit! Wer zum Schwert greift, kommt durchs Schwert um! – „Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, daß es so geschehen muß?“ (Matthäus 27, 54).
    Jesus weist Petrus grob und hart zurück: „Hau ab, Satan! – Die Idee kommt nicht von Gott, sondern von Menschen!“ Und Gottes Idee ist, daß uns Menschen geholfen wird.

Jesus geht weiter. Wer ihm nachfolgt, wer bei ihm sein will, der muß auch zum Leiden bereit sein: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten.“ Zum Glauben gehört es einfach, daß Gott mein Leben in Sicherheit bringt, und nicht ich. Wer sich selbst in Sicherheit bringen will, der läßt Gott nicht das tun, wozu Gott da sein will. Wer Jesus nachfolgt, der legt sein Leben aus seiner eigenen Hände und vertraut es Gott an. – Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Genau so wie Gott in der Welt ist, so sind auch wir als Gottes Kinder in der Welt“ (1. Johannes 4, 17). Die Welt kann mit Gott nichts anfangen, darum kann sie auch mit Gottes Kindern nichts anfangen. Jesus sagt zu seinen Jüngern, und zu seinen Nachfolgern: „Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählt, darum haßt euch die Welt.“ (Johannes 15, 19). Wenn wir Christen alles richtig machen, dann haben wir Feinde. Wir wollen es nicht wahrhaben, wir wollen alle zum Freund haben, weil selbst nicht Feinde sein wollen. Doch ist es so.
„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne – alle Welt zum Freund hätte – und nehme doch Schaden an seiner Seele?“ Sagt Jesus weiter. Es geht um meine und deine Seele. Die gehört Gott. Es geht um das ewige Leben – das kann nur Gott geben. Uns aus den Verstrickungen mit der Sünde kann nur Gott uns herausholen. Nur Gott kann machen, daß unsere Vergangenheit uns nicht einholt und aufzehrt. Wenn wir unsere Seele verlieren, dann haben wir nichts in der Hand. Die Götzen der Welt geben uns unsere Seele nicht wieder her. Wer seine Seele dem Geld verkauft, der ist seine Seele los. Wer irgend etwas über Gott stellt – und das tun wir, wenn wir ein Gebot übertreten – der hat seine Seele verschenkt. Götzen geben die Seele nicht zurück. Jesus sagt: Ich bringe deine Seele in Sicherheit, für immer. Hör mir zu, schau mich an, folge mir nach.
Darum sollen wir uns nicht schämen.
Schaut euch die Welt an, sagt Jesus: Sie ist ehebrecherisch – also treulos, unseriös, ohne Seele. Warum wollt ihr es einer solchen Welt recht machen? Wie oft wie schnell regen wir uns auf über die bösen bösen Menschen – auch jetzt über den Krieg in der Ukraine – über einen Krieg im Jemen spricht jedoch keiner! – Aber doch haben wir Sorge, ob wir es der Welt recht machen. Nein! Die Welt verdient es nicht, daß wir uns vor ihr wegen Jesus schämen! Es darf um unserer Seele willen nicht dazu kommen, daß wir vor der Welt sagen: „Jesus? Nie gehört! Jesus? Vergangenheit! Jesus? Kann man auch anders sehen!“ – Jesus sagt uns: So wird es dann am Ende aussehen: „NN? Kenn ich nicht!“ (vgl. Matthäus 25, 12!). Und das ist die letzte Begegnung nach allem, liebe Gemeinde. Jesus sagt nicht nur sein leiden voraus, sondern auch seine Auferstehung und das letzte Gericht – die letzte Begegnung: „Wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.“
Das ist keine Angstmacherei, sondern schlichte Konsequenz. Jesus hat alles gegeben, alles gesagt, alles durchlitten.
Wenn wir bei ihm sind durch den Glauben, in seiner Gemeinde, dann hat das MUß ein gutes Ende. Dann trennt uns ein Schmerz nicht mehr vom Leben, sondern zeigt uns, daß wir auf der Spur des ewigen Lebens sind.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum Ewigen Leben. Amen.