Zweiter Advent

Von | Dezember 14, 2020
Weihnachtsstern

Gnade sie mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus. Amen.

So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.
Seufzt nicht widereinander, liebe Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür.

Jakobus 5, 7-11

HERR, segne dein Wort an uns, Dein Wort ist die Wahrheit. Amen.

Liebe Gemeinde!
Wenn der Bauer die Saat ausgesät hat, wenn Samenkörner unter der Erde sind, dann geschieht scheinbar erstmal gar nichts. Die Erde bleibt scheinbar so, wie immer. – Wer Anklicken gewohnt ist, könnte sich nach einem Tag, oder nach einer Woche abwenden und sagen: Das war dann wohl nichts!
Doch der Bauer weiß bescheid. Alles braucht eben seine Zeit. Auch wenn über der Erde nichts passiert, weiß er doch ganz gewiß: Im Verborgenen tut sich eine ganze Menge. Außerdem muß der Himmel sich zur rechten Zeit öffnen: Frühregen und Spätregen muß auf den Acker fallen, und dann kommt es schon. Es kommt schon. Nur Geduld! Es braucht wirklich seine eigene Zeit! Der erfahrene Bauer hat sein Herz schon trainiert. Er guckt nicht schon nach 2-3 Tagen aufgeregt zwischen die Furchen, ob es schon frische grüne Halme gibt; er träumt schon von einer Ernte nach einer Woche. Er weiß, daß er nicht die Regeln macht, sondern daß er sich da anpassen muß.
Seht euch den an, sagt der Apostel Jakobus. Er läßt sich nicht irre machen, wenn nicht sofort etwas passiert.
Das sollen sich die Christen zu Herzen nehmen. Die ungeduldigen Christen. Jene Christen, die meinen, es passiert ja gar nicht.
„Das Kommen des Herrn ist nahe.“
Ein Christ lebt davon, daß die Wiederkunft Jesu nahe ist, jederzeit geschehen kann.
„Jesus Christus … wird von der Rechten Gottes kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten.“ Das ist genau so eine Aussage unseres Glaubens wie der Glaube, daß Gott Himmel und Erde geschaffen hat, oder daß der Heilige Geist eine Christenheit auf Erden sammelt und in ihr Glauben schafft. Die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus ist nicht eine Kuriosität, die man anklicken kann, wenn man will, auf die man aber verzichten kann.
Der Apostel Jakobus steht nicht allein da, alle Apostel bezeugen diese Erwartung und diese Hoffnung. Jesus selbst bezeugt vor vor dem Hohen Rat – als er wie eine Null vor seinen Richtern steht: „Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“ (Matthäus 26, 64). Das ist nur ein Beispiel, aber das reicht aus, unseren Glauben zu begründen.
Schon dieses Wort Jesu macht klar, was gemeint ist:
Was jetzt verborgen ist, nämlich daß Jesus Gottes Sohn ist und im Namen Gottes handelt, das wird dann, bei Seiner Wiederkunft, offenbar, klar und eindeutig sein. Was jetzt schwach, scheinbar wehrlos und verletzlich ist, wird dann allmächtig, überwindend und unzerstörbar hervortreten. Jetzt nimmt man Jesus durch den Glauben im Vertrauen auf Sein Wort wahr, aber aber bei seiner Wiederkunft werden alle Sinne, vor allem die Augen, Seine Herrlichkeit eindeutig sehen. Jetzt lädt Jesus ein zu Seinem Reich – und Menschen nehmen die Einladung an, oder sie lehnen sie ab – weil es Gnade und Freundlichkeit ist – dann aber wird das letzte Urteil gesprochen werden, im Jüngsten Gericht.
Es kann sein, daß Christen sich nicht an dieses Thema heranwagen, weil es ein sehr dramatisches Thema ist. Man fragt sich, ob Ereignisse oder Trends ein Zeichen für das Ende der Welt sind. Klima, Seuchen, Verfall der Sitten, das Auftreten von erschreckenden Persönlichkeiten, Katastrophen, Krieg – alles kann so verstanden werden – oder auch nicht.
Doch kommen wir zurück auf den Bauern, den geduldigen Bauern. Er hat Geduld, weil er aus Erfahrung weiß, was kommt. Er erwartet ja nicht irgendwas, sondern er erwartet, daß die Samenkörner keimen und wachsen, und dann gibt es Weizen, und der wird dann geerntet.
Was wissen wir Christen? – Wir wissen, daß der Sohn Gottes zu uns Menschen gekommen ist. Daß er uns Gottes Willen gesagt hat. Daß er die Macht des Bösen, des Hasses, des Mißtrauen, des Betruges ein für allemal gebrochen hat, und uns Menschen ruft, Gottes Kinder zu werden, ja er ruft uns zum ewigen Leben, wo der Tod nicht mehr sein wird.
Darauf sind wir getauft. Das wird uns im Gottesdienst zugesprochen, in der Beichte. Das schafft Glauben in uns. Der Glaube bringt Liebe hervor, eine Gemeinschaft im Heiligen Geist, die anders ist als alle andere Gemeinschaft.
Das sind alles Gottes Samenkörner, die Er in den Acker unseres Lebens ausgestreut hat. Und wir glauben, daß diese Samenkörner unsere Zukunft sind. Am Ende wird es von diesem Leben, das Gott in uns angefangen hat, nicht weniger, sondern mehr geben. – Es wird am Ende nicht verborgen sein, was Jesus in unserem Leben bewirkt hat, sondern es wird hervorstrahlen und leuchten. Es wird nicht die Ausnahme sein, sondern die Regel. Es wird nicht verdunkelt werden durch unsere Schwachheit, oder durch die Zweifel unserer Mitmenschen. Es wird nicht mehr erschüttert werden durch eine plötzliche Krankheit, oder durch eine unerwartete Enttäuschung. Es wird nicht mehr in Frage gestellt werden durch eine Schuld, die unsere Gewissen auf einmal anklagt, so daß wir über uns selbst erschrecken müssen.
Diese Hoffnung ist notwendiger Bestandteil unseres Glaubens! Denn was wäre das für ein Glaube wenn wir zum Beispiel sagen würden: Gut. Meine Sünde ist mir jetzt vergeben. Gott hat sie mir vergeben. Aber wer weiß? Irgendwann holt sie mich dann ein, dann bin ich mit meiner Schuld allein, und dann tobt sie sich an mir aus, und macht mich kaputt. Das wäre überhaupt kein Glaube. – Wir glauben, daß diese Vergebung nicht immer ungewisser und schwächer werden wird mit der Zeit, sondern gewisser, deutlicher, stabiler – egal, was da auf uns zukommen sollte. Paulus sagt doch: „Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Römer 8, 38).
Da sollen wir unser Herz fest machen, und nicht auf die Oberfläche starren und uns von ihr hypnotisieren lassen. Es geschieht eine ganze Menge im Verborgenen. An der Oberfläche scheint es so, als würde alles beim Alten bleiben: Das Böse setzt sich durch. Die Liebe kühlt ab. Die Verzweiflung scheint recht zu haben. Wie auch immer.
Doch das alles kann nicht ungeschehen machen, daß Gott selbst seine Saat ausgestreut hat. Gott ist Mensch geworden. Jesus ist gestorben und auferstanden. Das Evangelium wird gepredigt. Christen freuen sich daran und überwinden mit dem Heiligen Geist die Macht der Sünde bei sich und anderen, es gibt Vergebung in Seinem Namen. Und diese Realitäten haben sind so wie das Wort, das sie hervorruft und schafft. Im heutigen Evangelium sagt Jesus: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ – Wenn Jesu Worte nicht vergehen, dann vergeht ihre Wirkung auch nicht.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.