15. Sonntag nach Trinitatis

Von | Februar 28, 2022
Garten Eden

Gnade sei mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus.
Amen.

Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte. Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.
Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Und es ging aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilte sich von da in vier Hauptarme.

1. Mose 2, 1-10.15-25

Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, daß er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm ißt, mußt du des Todes sterben.

Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, daß er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre. …
Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloß die Stelle mit Fleisch. Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.
Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.

1. Mose 2, 1-10.15-25

Lieber HERR, sprich Dein Wort des Lebens zu uns. Amen.

Liebe Gemeinde!

Im heutigen Evangelium sagt unser Herr Jesus Christus ganz deutlich: Sorget nicht! Das ist ernüchternd. Gott nimmt unsere Sorgen einfach nicht ernst. Der Apostel Petrus bestätigt das: „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ (1. Petrus 5, 7). – Natürlich kennt Jesus uns, seine Sorgenkinder, gut. Natürlich haben wir Sorgen. Aber sie sollen verschwinden. Aber wie? – „Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel wichtiger als sie? – Warum sorgt ihr für die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Felde an, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß der König Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht so wunderbar gekleidet gewesen ist, wie eine von ihnen.“ – Jesus verweist auf die Schöpfung. Ein lebensfroh zwitschernder Vogel, eine leuchtende Blume sind genug Beweis, der jede noch so drückende Sorge im Nu zerschmelzen und verdampfen läßt.
Höre ich Widerspruch? – Haben wir denn wirklich schon einmal einen Vogel angesehen, sein Leben in unser Herz aufgenommen und uns klargemacht, wie er sich ernährt und überlebt? Haben wir den schon mal mit aller Kraft eine Blume in ihrer Schönheit, wie sie aus dem Staub, aus dem Dunkel der Erde und so an der Luft aus der Pflanze hervorbricht und einfach vollkommen und schön ist. Und daß beide, der Vogel und die Lilie, ohne Sorge sind. Gott nährt sie, Gott kleidet sie – und wenn Gott die Tiere und Pflanzen versorgt – warum sollte er euch nicht versorgen? Gibt es einen Grund? Gibt es einen Beweis dafür? Springt es euch nicht bei jedem Vogel, bei jeder Blume ins Auge, daß jede Sorge nicht nur überflüssig ist, sondern eine Verleugnung Gottes?
Jesus läßt ja nicht locker. Ob wir nun händeringend oder kopfschüttelnd vor ihm stehen. Kapiert Jesus denn nicht, daß wir nicht mehr im Paradies sind? Wir sind einfach nicht mehr dort, wo wir Gottes Atem ein- und ausatmen. Wir sind einfach nicht mehr dort, wo wir das unerhörte Wunder des Lebens an unserem Leib und unserer Seele wahrnehmen – wie Gott den Menschen aus Staub formt. Wir sind nicht mehr da, wo wir unsere Seele direkt als Odem Gottes in uns spüren. Wir sind leider nicht mehr da, wo uns aus allen Tieren, Pflanzen, allen Sternen, Steinen, aus Licht und Dunkel, aus dem Wasser und der Luft und Gottes Weisheit und Liebe anstrahlt, ja anlacht, zuwinkt und grüßt und zuflüstert: Es ist gut, es ist alles sehr gut, du bist gut. – Je mehr Jesus vor uns steht, und sein strenges Verbot, ja seinen Bann über die Sorge, nicht zurücknimmt – desto mehr brennt es in uns: Wir sind einfach nicht mehr im Paradies. Wir sind nicht mehr da, wo mit unseren Händen, unserer Körperkraft und unserem Verstand in der Zeit Gottes anvertraute Gaben bebauen und bewahren. Nicht verschwenden, nicht zerstören, nicht pervertieren, nicht verkommen lassen, nicht durch unsere Gier oder Sorge quälen, sondern mit Hilfe unseres Schöpfers überhaupt sehen und würdigen. Schmecken wir in jedem Bissen, in jedem Schluck die brennende Liebe Gottes, und stärkt das unser felsenfestes Vertrauen auf unseren Schöpfer?

Tja, liebe Gemeinde. Jesus nimmt sein Wort in Ewigkeit nicht zurück. Wir müssen merken, fühlen: Ich bin nicht mehr im Paradies. Zu diesen Menschen sagt Jesus: Selig sind, die geistlich arm sind – die, die dringend und traurig in sich erkennen, daß sie einfach nicht im Paradies sind. – Denn das Himmelreich ist ihr! (Matthäus 5, 3). Wenn wir auch nicht direkt zurück ins Paradies können, so können wir doch den Gott des Paradieses haben. Durch Buße. Denn Buße ist nichts anderes als vor Gott zugeben: Lieber Gott, ich bin so weit weit weg von dem Vertrauen. Meine Sorgen fressen meinen Leib, sie brüllen in meinem Schädel, sie stechen in meinem Herzen, sind wie Blei in meinen Füssen, verfinstern eine Augen, verstopfen meine Ohren, meine Stimme zerbröckeln sie, sie verderben meine Liebe, diese meine Sorgen. – Das ist die Stimme der Buße, die zugibt, daß ohne Gottes Geschenke nichts geht. Selig sind die geistlich Armen, denn die macht Gott reich. – Reich, nicht in Euro, sondern der härteren Währung: Reich in der Erfahrung: Gott liebt mich und seine Liebe ist in diesem Brot, in diesem Kleid, in diesem Gruß eines Mitmenschen.
Vergessen wir zwei Dinge nicht: Jesus ist das Wort Gottes, durch das Himmel und Erde geschaffen wurden. Er war dabei, im Paradies. Als Jesus der Versuchung des Teufels widerstand, war er bei den Tieren, und die Engel dienten ihm. (Markus 1, 13). Das war das Paradies mitten in der Wüste. – Und das andere: Als Jesus am Kreuz hing, hat er dem Verbrecher, der mit ihm Gekreuzigt war, und Jesus als einen König anerkannte, gesagt: „Heute wirst du mit mir – wo sein ja wo denn, in der Hölle? – im Paradies sein.“ (Lukas 23,43).
Mit Jesus kommt das Paradies zu uns. Er ist die Tür zum Paradies. Und das Entscheidende am Paradies ist, daß wir durch den Heiligen Geist Gottes Liebe wieder erkennen und schmecken. Da fängt es an. Und da haben dann Sorgen überhaupt keinen Platz. Sie fliehen. Sie weichen. Sie verkriechen sich.
Liebe Gemeinde. Daß wir nicht im Paradies sind, erfahren wir in dem Verhältnis von Mann und Frau. Jesus zitiert unseren Predigttext feierlich. Im Matthäus-Evangelium fragen ihn die Pharisäer nach der Ehescheidung. Im Gesetz des Mose gab es die Möglichkeit Ehescheidung. Jesus beschwört in seiner Antwort das Paradies: „ Habt ihr nicht gelesen: Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein?“ – und dann fügt Jesus hinzu und unterstreicht diese Einheit von Mann und Frau als eine Wirklichkeit von Gott selbst und vor Gott: „Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“ (Matthäus 19, 4-6). Hier spricht Jesus so mit uns, wie wenn er über die Sorge spricht: Wir stehen händeringend, kopfschüttelnd, verzweifelt oder eingeschnappt vor ihm, und er nimmt seine Worte nicht zurück. Er mutet göttliche Aussagen zu. Und nur mit Gott können wir sie hören, nur mit Gottes Hilfe können wir sie annehmen.
Die Sprache ist ja ganz einfach: Gott schafft den Menschen, setzt ihn in den Garten. Dann stellt Gott, unser Schöpfer feierlich fest: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei.“ Dann führt Gott alle Tiere zum Menschen, er darf sie benennen. – Nur: Der Mensch bleibt allein. Mit wem kann er denn diese Namen, diese Sprache sprechen? Die Tiere geben keine Antwort.
Dann läßt Gott den Menschen in einen tiefen Schlaf fallen. Und aus einer Rippe, oder einer Seite, der Schöpfer vom Menschen abtrennt, baut Gott die Frau. Gott führt die Frau zum Mann. Und der Mann stellt fest, ruft aus: Das ist es jetzt! – Fleisch von meinem Fleisch, Bein von meinem Bein!
Und Gott sagt über Mann und Frau: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen, und an seiner Frau hängen, und werden die zwei ein Fleisch sein.
Was sagt uns das?

  1. Die zwei Geschlechter, männlich und weiblich, ihre Unterscheidung und ihre Einheit – das kommt von Gott. Es ist Gottes Idee. Und das heißt: Ohne Gott können wir Mann und Frau nicht unterscheiden, nicht zuordnen, und ihre Einheit nicht begreifen.
    Zwischen Mann und Frau ist Gott selbst. Das heißt: Der Unterschied kann groß genug nicht gedacht werden. Die Unterscheidung zwischen Mann und Frau ist so immens, daß nur Gott selbst einen Standpunkt hat, von dem er beide, Mann und Frau, verstehen und durchschauen und segnen kann. Wir Menschen haben diesen Standpunkt nicht. Je näher wir bei Gott sind, desto mehr werden wir uns wundern und völlig offen dafür sein, daß Mann und Frau einfach anders sind, ja, das das eine Geschlecht dem anderen ein Jenseits ist; das nächste Jenseits, das wir in diesem Leben haben. Mit Gott sind Mann und Frau einander ein göttliches Geheimnis.
    Ohne Gott ist diese Erkenntnis oder Ahnung eine Katastrophe. Wenn der Unterschied so groß ist, dann lauern doch unzählige Gefahren! Man versteht sich nicht. Man spricht mit denselben Worten eine völlig verschiedene Sprache. Es kann große Ungerechtigkeit entstehen. Stärken und Schwächen führen zu Gewalt und Lieblosigkeit. Jeder von uns wird dabei an etwas denken aus seinem Leben. Ohne Gott sind Mann und Frau einander ein Rätsel, eine Gefahr, eine Last, eine Bedrohung, vielleicht ein Abgott – oder etwas, was man verachtet. – Heute versucht man ohne Gott die Unterschiede zu leugnen, oder als eine Ungerechtigkeit darzustellen, die aus der Welt geschafft werden muß.
  2. Paradiesisch ist es wenn ein Mann und eine Frau jeweils ihr Mann- und Frausein ganz und gar in allem als Geschenk und Gabe von Gott annehmen und bejahen. Und ebenso paradiesisch ist es, wenn Mann und Frau das andere Geschlecht 100 %ig als gute Idee Gottes anerkennen und bejahen, und einander zugestehen, daß das eigene und das andere Geschlecht keine Schande, keine Last, keine Bedrohung, kein Unrecht sind.
  3. Was die menschliche Vernunft besonders ärgert ist die Ungleichheit. Gottes Wort spricht über Mann und Frau unterschiedlich. Ein Beispiel in unserem Text:
    Wir hören, daß Gott den Mann in einen tiefen Schlaf versinken läßt. Das wird nicht über die Frau gesagt. Das Bewußtsein des Mannes, seine Vernunft, seine Körperkraft – alles an ihm schläft, ist nicht aktiv. Er ist nicht dabei, wenn die Frau von Gott selbst gebildet geschaffen wird. Er hat da nichts zu melden, keinen Einfluß drauf. Wo der Mann aufhört, wo seine Grenze ist – in allem! – da fängt die Frau an. Oder: da fängt nach Gottes Willen das Weibliche an. Die Frau ist ganz und gar das andere, das gottgewollte Jenseits für den Mann. Und mit Gott bleibt es so, und ist ein Segen, ein Wunder und eine Freude.
    – Ohne Gott ist es empfindet der Mensch es dann als Fluch, als gewöhnlich, als Last, als Überforderung. Und will dann eigenmächtig das Geheimnis zerstören.
    Liebe Gemeinde. Das geschieht. Die gottlose Vernunft verlacht den göttlichen Unterschied und haßt das göttliche Geheimnis und erträgt es nicht. Sie tut alles, es los zu werden. Männer sollen Frauen werden können, und Frauen Männer. Beliebige Personen sollen heiraten können. Die Unterscheidung von männlich und weiblich soll buchstäblich beendet werden. Unser Staat gibt jährlich Abermillionen aus, das mit einer Wissenschaft herbeizuführen. Man stellt sich an Gottes Stelle. Dazu gehört zum Beispiel auch: Die Konkurrenz zwischen Mann und Frau wird auf allen Gebieten als Normalität hingestellt. Weil die Geschlechter nur scheinbar, aber nicht wirklich unterschiedlich sind, sollen sie auf dem Arbeitsmarkt, zuhause, wo auch immer, auswechselbare Konkurrenten sein. Damit wird das göttliche Geheimnis zwischen ihnen glattweg geleugnet. Gott ist dann nicht mehr dabei. Er läßt sich nicht spotten, Seine Idee wird stärker und schöner sein.
  4. Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen. Er soll selbständig sein, mit eigener Stimme reden. Das ist er seiner Frau schuldig. Er soll genug Freiheit haben, dieses Ja-Wort aussprechen zu können. Und es ist gut, wenn eine Frau die innere Freiheit hat, diese besondere selbstständige Stimme des Mannes auch zu erkennen, zu erkennen, ob sie wirklich angesprochen, oder gemeint ist.
  5. Sie werden ein Fleisch sein. Eine neue Realität. Die Begegnung zwischen Mann und Frau ist ein Bereich, in dem Fakten geschaffen werden. Mit Gott sind diese Fakten ein Segen – bis hin zu Kindern – aber das fängt schon viel früher an. Im Paradies ist es so, daß alle Fakten zwischen Mann und Frau so herrlich und wunderbar und richtig waren, daß es keinen Gedanken darüber gab, ob man etwas davon rückgängig machen müßte. – Keine Trennung, kein Verbergen, keine Reue, keine Lüge, keine Bitterkeit – von Tötung ganz zu schweigen! – Hier stehen wir auch vor Jesus und müssen zugeben, wie weit weg wir vom Paradies sind. Das mutet Jesus uns zu. Er will, daß wir geistlich arm werden, damit er uns reich machen kann.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen