12. Sonntag nach Trinitatis

Von | September 19, 2020
Unsere Kirche

Die Gnade unseres HERRN Jesus Christus,
und die Liebe Gottes,
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit Euch allen, Amen.

Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.
Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.
Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh,  so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird’s klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.

1. Korinther 3,9-13

Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist wende Dich uns zu und erfülle Deinen guten, gnädigen Willen an uns durch das, was wir hören. Amen.

Liebe Gemeinde!

Diese Worte handeln von uns. „Ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.“ Eine christliche Gemeinde, eine christliche Kirche definiert sich nicht selbst. Sie bestimmt sich auch nicht selbst. Wir sind Gottes Arbeitsfeld, Gottes Werkstatt, Gottes Bau. Wie ich mich selbst sehe, ist nicht die ganze Wahrheit. Wie andere mich sehen, ist nicht die ganze Wahrheit. Ich durchschaue mich nicht selbst; mein Ehepartner durchschaut mich nicht, meine Eltern, meine Kinder, mein Lehrer, mein Arzt – sie alle durchschauen mich nicht. Mein Freund, mein Feind. Sie auch nicht. Denn ich bin Teil von Gottes Bau. Ich bin bei Gott in Arbeit. Ich stecke in einem Prozeß drin, der mit dem ewigen Leben ans Ziel kommt. Darum bin ich wirklich mehr, als ich selber – oder andere – sehen kann.
Ihr seid Gottes Bau. Gott hat etwas mit mir vor. Aber was? Und wie weiß ich das?
Vorher sagt der Apostel Paulus ja: „Wir sind Gottes Mitarbeiter“. Paulus als Beauftragter und Gesandter Gottes ist auch das Werkzeug, mit dem Gott an der Gemeinde, also an uns, und an mir, aber auch an allen Christen und der Kirche, arbeitet, baut. Was tut Paulus? Paulus will nichts anderes, als Jesus Christus bezeugen. Er predigt das Evangelium. Er tauft. Er deckt auf, wie sehr wir Menschen uns selbst und anderen schaden, weil wir ohne Gott, gegen Gott leben. Paulus ruft zur Vergebung, lädt dazu ein. „Hier ist Gnade! Hier wird das zerbrochene Herz geheilt (Introituspsalm heute), hier werden Augen und Ohren geöffnet.“ – Menschen suchen Gott – hier ist Er zu finden. Menschen wollen Gott erfahren und begegnen – in dem, was der Apostel tut, ist Gott selbst am Werk. – Natürlich kann man sagen: „Was? Ist das alles? Sollen diese bescheidenen Handlungen das Größte sein? – Predigen und Predigthören, Taufen und getauft werden, das Sakrament des Altars feiern.
Nun. Kurz nachdenken: So hat Gott seine Kirche bis auf den heutigen Tag in aller Welt gebaut und erhalten. Er tut es wirklich so. Und es ist unsere Blindheit, unsere Taubheit, die uns hindert, das einzusehen. Oder mußte Jesus nur einmal – wie im Evangelium heute – einem Taubstummen damals in Israel „Hefata!“ sagen: „Tu dich auf!“ Das war ein Zeichen. Es sollte alle dahin bringen, zu sagen: Tu auch bei mir auf! – Sehen wir denn Gottes Liebe einfach so? Nein. Eher rümpfen wir die Nase, oder verzweifeln, oder sind mit schäbigem Ersatz zufrieden. Da kommt der Sohn Gottes und sagt: Tu dich auf! – Und der Apostel Paulus sagt das weiter. Jeder Gottesdienst ist ein Termin mit unserem Arzt Jesus, der uns behandelt, der seufzt, weil er die Last, die uns drückt, deutlicher erleidet, als wir es selber tun.
Doch die Grundlage muß da sein.
„Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.
Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ – Gott hat durch Paulus und die anderen Apostel das Fundament gelegt. Gott kann das. Er kann uns durch Menschen zu Seiner Baustelle machen.
Nun muß man aber genau zuhören. Ein Fundament ist schon da. Alles muß auf dem Fundament aufbauen. Ich muß das Fundament kennen und anerkennen. Wir sind Kirche und Gottes Baustelle, weil Paulus und die anderen Apostel die Grundlagen mit Gottes Hilfe geschaffen haben. Sie haben so über Jesus gesprochen, daß alle Menschen, in diesen Worten Jesus dem Gekreuzigten und Auferstandenen begegnen. Die Kirche muß sich niemals neu erfinden. Jeder Christ muß diese Grundlage kennen und auf sie sich verlassen. Darum hören wir immer wieder Epistel und Evangelium im Gottesdienst. Über die Taufe sagt Paulus: Wer getauft ist, der ist mit Christus gestorben, und er wird mit Christus aus dem Grab auferstehen. Das Wasser der Taufe tut das nicht, sondern das Wasser ist mit der Grundlage, mit dem Fundament verbunden. – Als die Frauenkirche in Dresden wieder aufgebaut wurde, da hat man jeden Stein durchnummeriert – und damit hatte er dann seinen Platz. Er durfte nicht weggeschmissen werden oder beschädigt werden. So hat unser Henri heute durch die Taufe das Kreuzeszeichen bekommen – Gott will und wird ihn in Sein Gebäude einfügen, Gott hat Großes mit ihm vor. Jeder der getauft ist, hat die heilige Pflicht, das ganz fest zu glauben: „Gott hat Großes mit mir vor! Ich trage das Zeichen an mir, daß ich nicht weggeworfen oder beschädigt werden darf.“
Es ist ganz wichtig, daß wir diese Grundlage nicht nur wissen, sondern auch anerkennen. Wir kommen dazu. Wir werden Teil von etwas, was schon da ist. Die Kirche ist schon da. Der Glaube ist schon da. Wir richten uns nach ihm, er richtet sich nicht nach uns. Denn wir wollen ja von Gott definiert werden, Gott soll uns doch in Sein Haus einbauen.
Jesus Christus ist das Fundament. Was heißt das? Schon früh hat man in der Kirche gemerkt, daß eine Unterscheidung wichtig ist: Jesus ist ein Vorbild, aber vor allem Gottes Gabe. Wenn ich Jesus nur als ein Ideal sehe, als den perfekten Menschen, der uns zeigt, wie ein ideales perfektes Leben sein soll, dann bin ich noch nicht auf der richtigen Grundlage. Vor allem werde ich das Ideal ja niemals erreichen. Doch Jesus ist vor allem Gottes Gabe, Gottes Geschenk. Er ist aus Liebe zu uns gekommen – vor allem, um uns zu helfen. Um Gottes Vergebung und Liebe zu bringen. Da fängt der Glaube an. Da werden wir Teil von Gottes Baustelle, wenn wir erkennen, daß Jesus Christus der Helfer ist. Paulus und die Apostel hatten die größte Mühe, diese Erkenntnis rüberzubringen.
Und damit sind wir schon bei dem letzten Abschnitt unseres Predigttextes:
„Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird’s klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.“
Wir Christen tun vieles in unserem Leben. Bauen wir aber alles auf den Grund, den Paulus gelegt hat. Stützen wir uns immer wieder auf Gottes Geschenk der Gnade und der Vergebung? Paulus sagt, es gibt Baumaterial, was bleibt, und es gibt Vergängliches. Ein Haus soll permanent sein, beständig. Also wird Gott das solide Baumaterial behalten, und das andere entfernen.
Es gibt Gold, Silber und Edelsteine. Das alles wird bleiben. Was könnte das sein? Es muß das sein, was Gott selbst in uns schafft. Und, wir haben es schon gehört, Gott schafft in uns durch Seine Assistenten und Werkzeuge. Das sind die Menschen, die uns in Gottes Baustelle bringen. Gold, Silber, Edelsteine – das ist vor allem ein festes Vertrauen auf Gott. Es ist aber auch Buße – Reue über die eigene Gottlosigkeit. Es ist das dringende Gebet zu Gott: Laß mich Deine Baustelle sein! – Es ist aber auch der Abschied vom Egoismus, der Abschied von aller Maßlosigkeit. Sich mit Konsum vollstopfen ist auf jeden Fall nicht Silber in Gottes Baustelle! Dankbarkeit für Gottes Gaben ist auf jeden Fall Gold. Edelsteine? – Sich als Christ zu erkennen geben, zum Beispiel – aber immer auch so, daß ich bekenne, wie Jesus ein Geschenk ist – daß ich also seine Vergebung brauche, daß er für mich hierher gekommen ist. Edelsteine können auch sein: Im Namen Jesu auf Rache verzichten.
Gold, Silber und Edelsteine gibt es aber nur dort, wo ich das alles zuerst für Gott tue.
Zwei Faktoren verwandeln alles in Holz, Heu und Stroh: Menschenfurcht und Menschengefälligkeit. Wenn ich mich von Menschen definieren lasse, dann gibt es was zu sehen, aber es wird nicht halten.
Paulus spricht vom Feuer. Es kommen Zeiten und Stunden, in denen es sich zeigt, ob das Material taugt. Zu diesem Feuer gehört zum Beispiel: Leiden. Krankheit. Oder Enttäuschung. Da muß ich das Fundament kennen! Da hilft es mir nicht, wenn ich Menschen zu Gefallen war. Das Feuer des Zweifels. Da hat jeder Mensch eine andere Meinung, wem soll ich dann trauen? Gottes Edelsteine müssen her! Die Worte seiner Diener, die nicht aufhören zu sprechen, und sich tausendmal bewährt und durchgesetzt haben. Die muß ich kennen! – Oder das Feuer einer Katastrophe, daß eine Inflation kommt, oder politische Unsicherheit, wo ich nicht mehr weiß, wem ich vertrauen kann. Das Feuer zeigt es dann: Gold wird im Feuer noch reiner, alles, was nicht Gold ist, wird im Feuer entfernt. Wenn ich also Beten kann, wenn ich ohne Zögern Gott alles in seine Hände legen kann – im Feuer wird das nur noch mehr als ein Gold aufleuchten.
Oder das Feuer der Anklage im Gewissen: Wenn ich erschrecke über meine eigene Lieblosigkeit und Oberflächlichkeit. Wenn ich dann weiß, daß Jesus gekommen ist, das Verlorene zu suchen, und die Beichte kenne, und alle diese Dinge im Abendmahl Gott vor die Füße legen kann – im Feuer der Anklage und des Zweifels werden diese Schätze funkeln und eine Kraft verbreiten.
Und vergessen wir nicht das Feuer des Todes. Da helfen nur noch die Dinge, die Gott Selbst in unser Leben hineingelegt hat.
Im Feuer wird das, was aus Menschenfurcht und Menschengefälligkeit entstanden ist, wie Heu, Stroh und Holz zu Asche werden.
Wenn ich aber Gold, Silber und Edelsteine habe, dann kann ich der Krankheit sagen: Krankheit, du bist da. Aber ich sage dir, Gott ist mit mir noch nicht fertig. Hier ist das Zeichen, ich bin ein Baustein in seinem Haus. Dann werde ich hoffentlich im Feuer der Anklage im Gewissen sagen können: Anklage, du bist da. Aber du definierst mich nicht, denn ich bin Gottes Baustelle. Er ist mit mir noch nicht fertig.
Dann wir auch der Heilige Geist selbst in uns sagen: Tod – du kommst, aber du wirst mich nicht behalten, ich bin getauft, Gott hat gerade jetzt Großes mit mir vor.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.