Himmelfahrt

Von | Mai 14, 2024
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Predigt am 9.5.2024
von Pfarrer Johann Hillermann
Beitragsbild: Christi Himmelfahrt von Gebhard Fugel, c. 1893

Die Gnade unseres HERRN Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
Amen.

3 Jesus zeigte sich den Aposteln nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.
4 Und als er mit ihnen beim Mahl war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr – so sprach er – von mir gehört habt;
5 denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.
6 Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?
7 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat;
8 aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.
9 Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen.
10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern.
11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

Apostelgeschichte 1, 3-11

Gebet: HERR, segne Dein Wort an uns, Dein Wort ist die Wahrheit. Amen.

Liebe Gemeinde!
„Jeder 3. Deutsche telefoniert täglich mit seiner Mutter.“ Aha?! Interessant zu wissen! Ich hätte meine Mutter vielleicht öfter anrufen sollen. Das ist so eine Tatsache, die man unnützes Wissen nennt. Sicher trifft sie irgendwie zu. Man kann im Gespräch mal damit verblüffen, oder überlegen, ob man mal wieder anrufen sollte. Aber wenn ich das nicht weiß, dann fehlt mir nichts.
Daß Jesus von Nazareth nach seinem Leiden und Sterben sich als der Lebendige gezeigt hat, das erzählt man nicht einfach so. Das ist nicht unnützes Wissen. Alles daran ist für immer nützlich! Nützlich zum ewigen Leben. Nützlich gegen den Tod. Nützlich gegen die Ursache des Todes, und das bedeutet: Nützlich gegen das, was uns vor Gott in Frage stellt.
Dieses hochnützliche Wissen hat dich erreicht, liebe Gemeinde. Nicht als eine Notiz aus der Geschichte des römischen Reiches, sondern als Wort des Lebens, als lebendiges Wort, als apostolisches Wort. Also als ein Wort von den Jüngern, die Jesus gesehen und gehört haben.
Mit Himmelfahrt endet die sichtbare Gegenwart des Sohnes Gottes auf der Erde. Himmelfahrt ist ein großer Übergang im Leben Jesu. Ein Übergang wie die Menschwerdung, Seine Taufe, Seine Kreuzigung und Sein Tod, Seine Auferstehung.
Jeder dieser Übergänge ist zugleich göttlich und menschlich. Jeder dieser Übergänge verliert nichts, sondern bringt mehr.
Und jeder dieser Übergänge ändert die Situation eines jeden Menschen vor Gott, ganz und gar.
Unser Predigttext faßt zusammen, was Jesus als der Auferstandene mit Seinen Jüngern erreicht. Er zeigt sich ihnen wiederholt durch viele Beweise als der Lebendige. Sie sehen ihn, sie betasten ihn, die hören ihn, sie essen mit ihm. Er ist es! Er ist der Erstgeborene von den Toten. Er hat nicht irgendeinen Tod überwunden, sondern den Tod als Folge von Schuld und Anklage. Und weil jeder Mensch vor Gott unter Schuld und Anklage steht, also den Tod verdient, ist dieses neue Leben Jesu kein unnützes Wissen, auf das man ebensogut verzichten könnte! Die Jünger sind Zeugen. Sie sind Träger der allerwichtigsten Information seit immer.
Jesus spricht mit ihnen über das Reich Gottes. Gottes Machtausübung. Das ist immer gegen den Tod, immer gegen die Last der Schuld und die Anklage, die dich in Frage stellt. Das Reich Gottes ist die Ausbreitung von Ostern. Die Ausbreitung von dem, was Jesus getan hat.
Da sind die 11 Jünger. Sie sind Zeugen von etwas, was sie selbst kaum glauben. Denn unsere Augen, Ohren, Herzen und Gehirne haben niemals die Kapazität, Auferstehung zu kapieren. Doch genau diese 11 Männer haben das Wissen, das alle Menschen wissen müssen. Wie werden sie es sagen, daß die Hörer nicht nur sagen: Aha!? Interessant! – Und dann ist alles wieder wie immer. Wie können sie Zeugen sein, so daß das Reich Gottes, der Machtbereich Jesu, sich ausbreitet?
Jesus lehrt sie 40 Tage lang. Er öffnet ihnen die Heilige Schrift des Alten Testaments und zeigt, daß alles von Ihm spricht. So haben wir es im Evangelium von heute gehört. Jesus hält mit ihnen das Mahl. So prägt Er sich ihnen ein.
Es ist klar: Das Reich Gottes wird nicht so sein, daß die gesamte Menschheit irgendwie nach Jerusalem ins Reich Israel wandern muß, um dort Jesus zu sehen, um Ihm als dem Sichtbaren zu begegnen. Das Reich Gottes ist universell. Alle Menschen sind gemeint, Gott ruft alle in das Reich, unter die Macht, Seines Sohnes.
Doch bindet Jesus Seine Jünger erstmal an die Stadt Jerusalem. Sie sollen die Stadt nicht verlassen, sondern dort warten auf die Kraft von oben. Warum? Wurde Jesus nicht dort verraten, gefangengenommen, verurteilt, ausgeliefert, und gekreuzigt? Wurde Jesus dort nicht verworfen?
Genau dort, wo es die allerwenigsten menschlichen Aussichten gab, dort beginnt das Reich Gottes. Unter den Augen Seiner Ankläger, ja Seiner Henker, sollen die Jünger Jesus als den ewigen König bezeugen.
Warum? Erstens, weil Gott es im Alten Testament versprochen hatte, und Gott hält Sein Versprechen. Und zweitens, um denen eine Chance zu geben, die an ihm schuldig geworden waren.
Darum Jerusalem.
Die ohnmächtigen Jünger. Nicht nur haben sie keine menschliche, weltliche Macht, sondern sie hatten ja vor den Augen der Welt auch als Jünger versagt, sie waren geflohen, als Jesus verhaftet wurde. Sie haben doppelt und dreifach vor sich selbst und vor der Welt Gesicht verloren. Und solche Menschen sollen Gottes Macht bezeugen?
Jesus sagt, daß sie Kraft von Oben bekommen werden, Gottes Kraft. Die wird sie tragen durch die ganze Welt, durch jede Situation.
Sie können darunter nur verstehen, was sie kennen. Kraft von Gott, das kann nur heißen: Die Hohenpriester und Schriftgelehrten beeindrucken und überzeugen. Also militärische Macht. Finanzielle Macht. Medienmacht. Alles Mächte, die ohne Glauben funktionieren. Aber deshalb auch gegen die Schuld und gegen den Tod nichts ausrichten.
Die Jünger fragen dann: „Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?“ Können wir jetzt den Römern beweisen, daß Du mächtiger bist? Können wir es ihnen jetzt zeigen, daß ihre Götter eine Illusion sind, und Du der wahre Gott bist? Die Jünger mußten das fragen, damit Jesus klar dazu NEIN sagen konnte.
„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ Nicht nur Israel, sondern die ganze Erde.
Kleine Anmerkung: Judäa und Samarien. Jerusalem lag in Judäa. Samarien war ein kläglicher Rest des Königreichs Israel, des sogenannten Nordreichs. Israel war nur 76 Jahre lang ein geeintes Königreich im Alten Testament. Im Jahr 926 vor Christus spaltete es sich in 2 Königreiche. Zu Jesu Zeiten fanden die Juden im Süden und die Samariter im Norden nicht zu einander. Wenn Jesus seinen Jüngern sagt: Ihr seid meine Zeugen für Judäa und Samaria, dann sagt Er in einem königlichen Nebensatz aus: Die beiden kommen unter meiner Macht wieder zusammen. 1000 Jahre Mißtrauen, 1000 Jahre Hilflosigkeit, die sich nicht einigen kann, wird durch das Evangelium überwunden. Wenn Juda und Samaria zusammenkommen, dann können das alle Menschen!
Dann kann es auch weiter gehen, bis an die Enden der Erde.
Das tut der Heilige Geist. Der Atem Gottes. Der Geist, der Jesus geleitet hat. Der Geist, der es Jesus ermöglicht hat, in jeder Situation die Macht der Sünde und des Todes zu erkennen und sie zu bekämpfen und zu besiegen. Dieser Geist wird zu den Jüngern kommen. Damit sie als Zeugen so über Jesus reden, daß auch dann die Macht der Sünde und des Todes erkannt und überwunden wird. Eben kein unnützes Wissen! Das tut Gottes Heiliger Geist.
Nach diesem Befehl Jesu hat Er alles gesagt. Er fährt gen Himmel. Vor ihren Augen erhebt Er sich über die Erde. Eine Wolke verbirgt ihn. Er ist nicht mehr sichtbar. Er ist nicht mehr an einen Ort gebunden. Er ist mit uns.
Himmelfahrt ist der Übergang Jesu dazu, daß Er wahrmachen kann: Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.
Himmelfahrt ist der Übergang Jesu dorthin, von wo aus Jesus überlegen in jede Situation eingreifen kann und wird.
Himmelfahrt ist der Übergang dorthin, von wo Jesus den Heiligen Geist auf Seine Jünger ausgießen wird. Jesus gibt den Heiligen Geist vom Himmel.
Himmel ist der Ort Gottes, wo unsere Gebete ankommen. Himmel ist der Ort, wo alles für uns anfängt. Gottes Gaben kommen vom Himmel. Auch wenn sie aus dem Supermarkt auf den Tisch kommen. Ihr Anfang ist bei Gott im Himmel.
Dein Leben hat seinen Ersten Anfang bei Gott im Himmel. Jesus ist also dorthin gefahren, von wo alles herkommt. Jesus ist zur Rechten Gottes. Also an der Stelle wo bestimmt wird, was auf der Erde geschieht.
Himmelfahrt ist der Übergang, der unseren Gottesdienst begründet und sinnvoll macht. Unser Gottesdienst ist Gemeinschaft mit Jesus, der im Himmel ist. Also dort, wo alles anfängt und alles ankommt. Dieser Himmel ist uns näher und ist wirklicher, als die vergängliche Erde. Aus diesem Himmel hören wir Sein Wort. Zu diesem Himmel sagen wir: „Kyrie eleison!“ –„Herr, erbarme dich!“ – Was ja nichts anderes heißt als: „DU und kein anderer hat die Macht. Nur du entscheidest über uns! Nur dir gehört alle Macht allein!“
Aus diesem Himmel reicht Jesus uns seinen Leib zu essen und Sein Blut zu trinken.
Die Jünger waren Zeugen dieses Übergangs in die Unsichtbarkeit, der zugleich ein Übergang in die vollständige Überlegenheit Jesu ist.
Zwei Engel erklären das: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“
Sie sehen gen Himmel, als würden sie einem Zug nach sehen, der sich immer weiter entfernt. Als ob die Trennung zwischen ihnen und ihrem Herrn immer größer wird, und also Jesus immer unwirklicher, und das Wissen über Ihn immer unbedeutender werden könnte, und als unnützes Wissen enden.
Die Engel stellen das auf den Kopf. Diese Bewegung Jesu macht ihn nicht kleiner, sondern größer. Er wird wiederkommen. Vom Himmel aus ist Jesus ab jetzt ganz und gar der, der auch die Menschheit zukommt. Der Himmel über uns trägt die Zukunft, daß Jesus wiederkommt. Das ist der einzige Übergang, den wir noch zu erwarten haben. Wir sind durch den Glauben an Jesus jetzt schon mehr in der Zukunft, als in der Vergangenheit. Mehr im Himmel, als auf der Erde, mehr im Leben, als im Tod. Amen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, der im Himmel ist. Amen.