Die Gnade unseres HERRN Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen. Amen.
44 Jesus sprach aber zu den Jüngern: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war:
Lukas 24, 44-53
Es muß alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.
45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodaß sie die Schrift verstanden,
46 und sprach zu ihnen: So steht’s geschrieben, daß Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage;
47 und daß gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem
48 und seid dafür Zeugen.
49 Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.
50 Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie.
51 Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.
52 Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude
53 und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.
Liebe Gemeinde!
Je wichtiger der Himmel, desto wichtiger die Himmelfahrt.
Leider ist der Himmel den Menschen eher gleichgültig oder beliebig, und deshalb sagt Himmelfahrt leider auch den meisten Christen wenig bis fast nichts.
Wir das wird sich erst ändern, wenn wir einsehen, daß der Himmel wirklicher ist, als die Erde.
Vielleicht hilft es, wenn man versucht, sich vorzustellen, daß der Himmel die Hauptstadt der Erde ist: So wie eine Hauptstadt Dinge entscheidet und Fakten schafft für den Rest des Landes, so schafft der Himmel Fakten für die Erde und entscheidet er Dinge, die hier unten auf der Erde bei uns passieren.
Denn was ist der Himmel? –Er ist der Ort Gottes, da, wo Gott sich selbst ist. – „Unser Gott ist im Himmel, er kann schaffen, was er will.“ (Psalm 115, 3) Er ist der Ort, das Wo – von wo aus Gott aus dem Nichts alles geschaffen hat. Auch dich und mich. Himmel ist der Ort, von wo aus Gottes Wille, Gaben, Wort, auf uns zu kommen. Von wo aus Gottes Liebe Anlauf nimmt, bei den Menschen an zu kommen. Er Gottes Machtzentrale –Gottes Überlegenheit über die Weltgeschichte -Wir kennen die Redensart (hoffentlich!) „Sie schickt der Himmel“ – Sie zeigt uns: Da kommt eine Begegnung zwischen Menschen auf der Erde von einem unverfügbaren Ort, von einem Ort, an den ich nicht heranreiche, aber der an mich heranreicht; über den ich nicht verfüge, der aber über mich verfügt.
Der Himmel ist ein wunderbarer Ort – Seine Weisheit, Liebe, Allmacht, Allwissenheit – Dort sind sie vollkommen offenbar. – Vom Himmel aus hat alles seinen Sinn. Vom Himmel aus spricht Gott Sein Wort. Der Himmel ist also die Perspektive unter der Gott Sein Wort spricht. Aber auch ein gefährlicher Ort – Segen und Fluch gehen von ihm aus.
Gottes Wille geschieht wie im Himmel, so auf Erden.
Der Himmel hat eine größere Wirklichkeit.
Wir Menschen sind unter dem Himmel, er ist uns unzugänglich, weil wir Geschöpfe sind, aber vor allem, weil wir Sünder sind. Und doch ist der Himmel uns überlegen, wir sind ihm ausgeliefert.
Himmelfahrt heißt also, daß Jesus in diese Überlegenheit eintritt, von der aus Gott die Welt verflucht und segnet.
Himmelfahrt ist ein Machtantritt. Im Matthäusevangelium sagt Jesus ja zu seinen Jüngern: „Mir ist gegeben alle Gewalt“ – also: Alles Walten, alle Macht, alle Autorität – „im Himmel“ – zuerst im Himmel! – „und auf Erden.“
Nun müssen wir genau darauf achten, welches Bild Jesus Seinen Jüngern gibt, als letzten, bleibenden Eindruck. Als welcher scheidet Jesus von den Jüngern aus der Sichtbarkeit in die Unsichtbarkeit? Aus der Einschränkung in Raum und Zeit in die Entschränkung und Überlegenheit über Raum und Zeit?
Das heutige Evangelium aus Lukas zeichnet uns ein klares Bild.
Er öffnet die Schrift.
Er setzt Zeugen ein.
Er verheißt Kraft aus der Höhe.
Er segnet.
So wird er zuletzt gesehen. Als ein solcher begibt er sich in die Hauptstadt, wo alles über uns entschieden wird. So kommt er auf uns zu.
- Er öffnet die Schrift
„Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muß alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.
Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodaß sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht’s geschrieben, daß Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und daß gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern.“
Jesus Christus, der Sohn Gottes, der alle Macht bekommen hat, „öffnet die Schrift“ – er zeigt die Perspektive, aus der Gott im Alten Testament gesprochen hat. Die Schriften sprechen von Ihm, die Worte meinen Ihn.
Es ist bemerkenswert, daß für das das Neue Testament dies ein zentraler Teil der Machtausübung Gottes ist: Daß Gott spricht, und über die Wahrheit Seines Wortes wacht.
Mehr als einmal nach Ostern – in den 40 Tagen – hat der Auferstandene den Aposteln klar gemacht: Das ganze Alte Testament ist MEIN TEXT. Die Bücher Mose, die Propheten, die Psalmen – alle diese Worte sprechen von mir. Sie sprechen von der Notwendigkeit, daß Jesus leiden und sterben mußte – und von der Unausweichlichkeit Seiner Auferstehung.
Liebe Gemeinde, das bedeutet: Wann und wo die Heilige Schrift in diesem Sinne ausgelegt und gepredigt wird, dort übt Jesus Seine Macht aus. Das ist keine gute oder nicht gute Unterhaltung. Das ist auch kein Angebot für eine Meinung. Sondern der Sohn Gottes, der alle Schuld auf sich genommen hat, um sie aus der Welt zu schaffen, der persönlich mit dem Tod gekämpft hat, der den Teufel besiegt hat – der übt seine Macht aus, wo die Heilige Schrift geöffnet wird. Das Ziel dabei ist: Gottes Vergebung für alle Menschen. Dazu wird eingeladen. Wer Gottes Macht am eigenen Leibe erfahren will, der soll sie in der Vergebung erfahren. Das ist das Mächtigste, was Gott tut: Vergeben. Das heißt aber auch: Die Macht der Sünde ist so ungeheuerlich, daß nur Gott diese Macht brechen kann.
Du suchst Gott? Du willst Gottes Macht erfahren und kennenlernen? Gott selbst als Gott der Sohn ist am Werk, wenn im Sinne der Bibel über ihn gesprochen wird, wenn die Bibel in Seinem Sinne gelesen, gehört und bezeugt wird. - Jesus der Erhöhte setzt Zeugen ein.
Er sagt: „Fangt an in Jerusalem und seid dafür Zeugen.“
Ein Zeuge sagt feierlich und verbindlich aus, was er gesehen und gehört hat. Er setzt seine eigene Person ein für die Wahrheit. Wo ein Zeuge ist, da soll auch Wahrheit sein. Ein Zeuge dient seinen Hörern, indem er der Wahrheit verbunden ist und der Wahrheit dient. Ein Zeuge bietet nicht ein Wunschkonzert an. Zeugen sagen, was nur Zeugen sagen können.
Das ist auch eine bemerkenswerte Machtausübung: Zeugen einsetzen. Jesus übt Seine Macht aus, indem er die Apostel für sich sprechen läßt. „Wer euch hört, der hört mich“, sagt er an einer anderen Stelle (Lukas 10,16). Und in seinem großen Gebet sagt er zu seinem himmlischen Vater: „Ich bete nicht nur für die Apostel, daß sie in der Wahrheit bleiben, sondern auf für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden.“ (Johannes 17, 20).
Die Apostel haben ihn gesehen und gehört. Sie haben vor allem sehen müssen, wie er unschuldig leiden und sterben mußte. Und dann hat Jesus sie zu Zeugen Seiner Auferstehung von den Toten gemacht. Gegen alle Zweifel hat Er sich ihnen gezeigt als der Lebendige.
Sie sollen anfangen in Jerusalem. Also dort, wo Jesus vor der Weltöffentlichkeit gekreuzigt wurde, genau da sollen sie bezeugen: Er ist auferstanden! Der, den ihr ausgeliefert habt in den Tod, der lebt. Gott hat ihn auferweckt. Gott hat ihm Recht gegeben, und nicht euch.
Die Apostel mußten also ausgerechnet gerade dort Zeugnis ablegen, wo es am gefährlichsten war, das zu tun. Als wehrlose Minderheit, ganz ohne weltliche Macht. Die einzige Macht, die sie hatten, war die Wahrheit. Die Wahrheit, die sie aus der Heiligen Schrift begründen konnten.
Natürlich kamen sie vor Gericht deswegen – das Gericht ist DER Ort, wo Zeugen hingehören. Und einmal sagen sie vor Gericht:
„Wir können’s ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehört haben.“ Das sind Zeugen.
Durch sie übt Jesus seine Macht aus. Bis heute. Hinter jedem Wort der Apostel steckt himmlische Macht. Die Worte sind nicht einfach ein Dokument, oder Literatur, sondern eine Waffe, mit der erhöhte Jesus Christus vom Himmel aus hier auf der Erde Seine Macht ausübt. Das ist eine Folge von Seiner Himmelfahrt.
Merkt ihr, wie entscheidend und notwendig, aber auch wie herrlich und erfreulich Himmelfahrt für Christen ist? - Er verheißt Kraft aus der Höhe
Zu den letzten Dingen, die Jesus vor der Himmelfahrt den Aposteln einprägt, ist die Verheißung:
„Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.“
Jesus verheißt die Kraft, die die Apostel zu richtigen Zeugen machen wird. Das ist der Tröster, der Heilige Geist. Der Fürsprecher, der Anwalt. Der Atem, mit dem Gott die Welt geschaffen hat – so heißt es in Psalm 104: „Du lässest aus deinen Atem, so werden sie geschaffen, und du erneuest die Gestalt der Erde.“ (Ps. 104, 30). Das ist auch der Atem, mit dem Gott die Heilige Schrift gesprochen hat. Jesus ist der HERR über diese Kraft, über den Heiligen Geist. Auch im Johannesevangelium hören wir deutlich, daß Seine Jünger diesen Fürsprecher bekommen werden:
„Ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich: den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfangen; denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennet ihn; denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ (Johannes 14, 16-17).
Das passiert im Himmel, damit es auf der Erde geschieht.
Der Heilige Geist hat die Apostel so sprechen lassen, daß in Jerusalem – an dem Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde – Glauben genau an diesen Jesus entstand. Glauben aus dem Nichts. Mit dem Heiligen Geist kommt Gottes Überlegenheit zu uns.
Vor allem Gottes Überlegenheit über unseren Unglauben. - Er segnet.
Das ist das allerletzte Bild. Als der segnende scheidet er von ihnen. Als den segnenden haben die Apostel, die Zeugen, Jesus bis an ihr eigenes Ende vor Augen. Segen kann nur vom Himmel kommen. Auch wenn wir Menschen alles richtig gemacht haben sollten – ohne Segen wird das nichts. Segen offenbart, daß Gott von Anfang an alles tut. Segen kommt vom Himmel und kann an allen Widerständen vorbei, gerade auch an den Fehlern von Menschen vorbei Gottes guten Gaben ankommen lassen. Segen kommt aus dieser Überlegenheit.
Und so segnet der erhöhte Christus vom Himmel aus die Apostel, die Kirche. Er ist es, der sie erhält, und immer wieder durch seine Worte Glauben schafft.
Wir alle sind ein Beweis für diesen Segen. Wir sind ein Beweis für die Macht Jesu, wir sind auf der Erde ein Beweis für den Himmel.
Der Friede Gottes, der höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Bild: Christus in der Mandorla, von Engeln getragen. Tempera auf Holz von Andrea Mantegna (um 1461)