25. 2. 2024
von Pfarrer Johann Hillermann
Gnade sei mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus.
Amen.
Text:
4. Mose 21, 4-9
4 Da brachen sie auf von dem Berge Hor in Richtung auf das
Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen. Und das
Volk wurde verdrossen auf dem Wege
5 und redete wider Gott und wider Mose: Warum hast du uns
aus Ägypten geführt, daß wir sterben in der Wüste? Denn es ist
kein Brot noch Wasser hier und uns ekelt vor dieser mageren
Speise.
6 Da sandte der Herr feurige Schlangen unter das Volk; die
bissen das Volk, daß viele aus Israel starben.
7 Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt,
daß wir wider den Herrn und wider dich geredet haben. Bitte
den Herrn, daß er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat
für das Volk.
8 Da sprach der Herr zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange
und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und
sieht sie an, der soll leben.
9 Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch
auf. Und wenn jemanden eine Schlange biß, so sah er die
eherne Schlange an und blieb leben.
Gebet: HERR, segne Dein Wort an unseren Herzen; mache, daß es ankommt und wirkt, wozu Du es uns gegeben hast. Amen.
Liebe Gemeinde!
Das Wort Gottes „zeigt uns Gott ganz offenbar,“ (ELKG2, 201, 3).
Wir können wissen, wie wir bei Gott dran sind, denn Er teilt es uns verbindlich mit. Der Mensch muß in seinem Leben hier auf der Erde vor allem ein Ding wissen: Wie bin ich bei Gott dran? – Denn das entscheidet am Ende alles. Wie Gott ist, das wird einmal die einzige Realität sein, mit der du und ich es noch zu tun haben werden.
Darum ist jedes Wort Gottes wichtig, weil jedes Wort Gottes dir zeigt, welcher Wirklichkeit du nicht ausweichen kannst. Es zeigt uns, wie Gott immer Recht behalten wird.
Wir haben eben eine Episode aus der Zeit des Volkes Israel in der Wüste gehört. Es ist die fünfzehnte von sechzehn Rebellionen des Volkes Gottes gegen seinen Gott.
Was sagt uns das? Du wirst mit Gott in Konflikt kommen. Oder du bist es schon. Der Konflikt besteht darin, daß du vergißt, daß du nicht Gott bist – du vergißt, daß du ohne Gott nichts bist.
Die Existenzgrundlage des Volkes Israel war ein göttliches Wunder nach dem anderen:
Sein Stammvater Abraham und die Mutter Sara wurden im hohen Alter gegen alle Erwartung Eltern. Gegen alle Wahrscheinlichkeit hatte Abraham Gott zugetraut, daß Er Sein Versprechen wahrmachen würde. Und es geschah so.
Ein Urenkel des Abraham – Joseph – wurde von seinen Brüdern aus Neid nach Ägypten in die Sklaverei verkauft, und seinem Vater Jakob für tot erklärt. Aus diesem Nichts von Sklaverei und Gefängnis kommt Joseph heraus und wird der mächtigste Mann in Ägypten. Er, der Totgesagte, holt seine Verwandten nach Ägypten. Israel wird ein zahlreiches Volk.
Dieses Volk wird unterdrückt und ausgebeutet und völlig entrechtet und entmachtet. Da sendet Gott seinen Knecht Mose – durch Mose wird das Volk Israel aus eine gänzlich aussichtslosen Ohnmacht aus Ägypten befreit. Höhepunkt war die Rettung mitten durch das Meer – mit der Militärmacht des
Pharao im Rücken.
In der Wüste unterwegs zum Land, das Gott versprochen hat, gibt Gott dem Volk Brot vom Himmel zu essen. Manna. Zuverlässig Tag für Tag. Ein Geschenk des Himmels. Das ist nur eine Auswahl der Wunder, liebe Gemeinde. Gott verbiegt sich für Israel. Gott macht für Israel eine kolossale Ausnahme. Gott ist Gott für Sein Volk. Ohne Wunder würde Israel nicht existieren. Und weil du kein Wunder machen kannst, aber durch Wunder existierst, dann existierst du nur, weil Gott existiert – weil Gott es will. Das ist Liebe. Die Liebe Gottes will, daß es dich gibt. Gottes Liebe ist der einzige Grund. Dieses geliebte Volk. Dieses Wunder von Volk – hat Verdruß. Es Gott führt es auf einem Umweg. Nicht direkt ans Ziel, sondern einen Umweg. Die mühsame Wanderung durch die Wüste wird
verlängert. – In Israels Augen! – Also reden diese Menschen wider Gott und wider Mose.
„Warum hast du uns aus Ägypten geführt, daß wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier und uns ekelt vor dieser mageren Speise.“ – Hatten nicht genau diese Männer vorher noch aus tiefer Not zu Gott geschrien? Wollte der Tyrann Pharao nicht ihre Söhne nach der Geburt im Nil
ersäufen?
Im Volk Gottes ist jeder für sich selbst und für andere der Beweis, daß Gott für dich Wunder tut.
Und dann sowas!!
„Wir sind Gott egal!“
„Gott hat keinen Plan!“
„Der Tod ist stärker, das Böse siegt immer!“
Als hätte es nie ein einziges Wunder gegeben. Und dann auch noch der Ekel. „Uns ekelt vor dieser mageren Speise.“ Man könnte auch übersetzen: „Es widert unsere Seele des lafflockeren, schalen Brotzeugs.“ Die Rede ist ja von dem täglichen Wunderbrot, das Gott extra für sein Volk macht, ohne
das es nicht überlebt hätte. Was ist das? Wie können Menschen ihre Situation so falsch einschätzen, so undankbar sein, so ganz verrückt und so blind für das, was sie sind und was Gott für sie tut? Es ist eine
maßlose und zugleich hoffnungslose Verblendung, es ist die Sünde. Ein Sein-Wollen, wie Gott. Ein eigenmächtiges Wissen-Wollen, was Gut und Böse ist.
Was zeigt uns Gottes Wort: Erstmal, daß Gott sehr sehr großzügig ist. Verschwenderisch. Er schenkt. Das Leben ist ein einziges Geschenk. Gott ist auch unvorstellbar geduldig. Es ist dies die fünfzehnte
Rebellion des Volks, und es wird nicht die letzte sein. Kein Wunder daß Mose einmal ausruft: „HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue!“ (2. Mose 33,18). Das ist eine klare Aussage über Gott.
An dieser Wirklichkeit werden wir nie vorbeikommen. Im Gegenteil, diese Worte werden in deinem Leben nur immer größer und wahrer und wirklicher werden. Verlaß dich drauf!
Aber dieser Gott ist auch heilig.
Denn eins ist klar: Wenn Gott uns Menschen in der Verblendung, von der wir eben gehört haben uns selbst überlassen würde, dann wären wir verloren. Allein mit unserem Ekel, ohne Wahrheit, ohne Liebe, ohne einen Grund, zu leben, ohne Wunder.
Darum unterbricht der HERR diese Verblendung. Er schickt eine Strafe. Giftige Schlangen. Israel wird daran erinnert, wie wenig es sein eigenes Leben in der Hand hat, wie gar nicht es doch Gutes retten und Böses verhindern kann. Wie soll der Mensch sonst klipp und klar erfahren, daß er wirklich nicht Gott ist?
Alles Positive würde ihn ja nur in seinem Irrtum bestätigen und noch frecher machen!
Gott ist heilig. Er ist der ganz andere. Ganz anders als Seine Geschöpfe. Er bleibt immer der HERR. Er ists allein, der Wunder tut. Seine Liebe ist und bleibt der Grund dafür, daß es dich und mich gibt. Das macht Gott heilig. Zu dieser Heiligkeit gehört es, daß Gott sich nicht ändert und Recht behält und dafür anerkannt werden muß. Es ist einfach wahr, wenn wir Menschen von ganzem Herzen sagen: „Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst, zu seinem Volk: das Er anspricht; und zu Schafen seiner Weide: die Er am Leben erhält.“ (Psalm 100, 3).
Ohne Leiden wird ein Sünder das nicht einsehen. Ohne Grenzerfahrungen, ohne daß Gott sich in den Weg stellt würde der sündige Mensch nur immer weiter sich ins leere, tote und finstere All hineinstürzen und sich einreden: Dies muß der Himmel sein!
Gott schickt feurige Schlangen, die den Tod bringen. Da ist es aus mit der Verblendung, mit der Selbstüberschätzung und mit dem Ekel vor Gottes Gaben. Das Volk findet durch ein Wunder in die Realität zurück: „Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, daß wir wider den Herrn und wider dich geredet haben. Bitte den Herrn, daß er die Schlangen von uns nehme.“
Das diese Ernüchterung ist Buße. Umkehr. Endlich ernsthaft spüren, daß Gott ganz anders ist. Endlich Gott wirklich brauchen. Liebe Gemeinde, so sind wir auch mit Gott dran: Er ist heilig. Er hat unser Leben in der Hand. Er allein macht die Regeln. Er ist uns gegenüber völlig frei, unbestechlich und gerecht. So, daß am Ende jeder Ihm in allem recht geben muß. Aber es geht weiter:
Gott ist einer, der mit sich reden läßt. „Mose bat für das Volk.“ Das ist auch alles nur Wunder und
sonst gar nichts. Das Volk hatte mit seinem Verhalten Mose keinen Grund gegeben, sich für es vor Gott einzusetzen. „Bitte für uns!“; das heißt: „Schmeiß dich für uns vor Gott!“ „Tritt für uns ein!“ ; „Setz dich für uns ein!“ Gott läßt mit sich reden. Kein Mensch läßt so mit sich reden, wie Gott es tut. Daß Gott dich hört – das ist dein Leben. Liebe Gemeinde: Das wird im Laufe der Zeit nicht weniger wahr
werden oder verblassen, sondern heller, gewisser und klarer: Gott hört dich. Er hört dich deutlicher und lauter, als du überhaupt sprechen kannst. Das ist wahr.
Und nun kommt das Entscheidende: Wie antwortet Gott? Die Antwort auf diese Frage ist das Größte heute, denn diese Antwort hat Jesus zitiert. Jesus hat Gottes Antwort auf die jämmerliche tödliche Verblendung so zitiert, daß Jesus gesagt hat: Ich bin Gottes Antwort für euch, so wie Gott in der Wüste
geantwortet hat. Israel möchte ja, daß Gott die feurigen Schlangen wegnimmt. Gott hätte sie auch alle im Nu verschwinden lassen können. Doch Gottes Antwort sieht anders aus. Mose soll aus Metall eine Schlange bilden und auf einer Stange erhöhen. Israel soll auf diese Schlange blicken. Dann wird Gott
helfen. Ein Zeichen, das Glauben und Gehorsam gebietet. Ohne Glauben kommst du nicht da heraus, Israel! So sind wir auch bei Gott dran: Gott gibt eine Antwort, die durch Glauben empfangen wird. Wir Menschen wollen nur mal eben schnell die Not loswerden. Aber werden wir dann von dieser schrecklichen Verblendung geheilt? Die Heilung fängt mit dem Glauben an. Gott setzt ein Zeichen. Es ist ja klar: Die eherne, metallische Schlange an sich hatte keine Wirkung. Auch das Hinschauen auf die Schlange hatte keine Wirkung. Die Wirkung kam von Gott selbst – aber nicht ohne das Zeichen,
nicht ohne das Gebot – und dann eben nicht ohne den Glauben. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ (1. Johannes 5,4). Was
macht den Glauben so stark? Gottes Gebot und Gottes Zeichen. Ohne Gottes Gebot und Gottes Zeichen, auf das der Glaube antwortet, ist da nichts. Gott macht durch Sein Gebot und Sein
Zeichen den Glauben. So hat Gott geantwortet und geheilt. So sind wir bei Gott dran.
Im Neuen Testament handelt Gott ebenso. Jesus sagt zu dem Pharisäer Nikodemus: „Gleichwie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muß des Menschensohn erhöht werden, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3, 14).
Jesus wurde zu Gottes Zeichen, auf das die ganze Menschheit schauen muß. Wir alle haben durch die Erbsünde Verdruß mit Gott. Unsere Verblendung verführt uns dazu, an Gottes Gaben Ekel zu haben.
Zugleich schickt Gott Leiden. Die sollen uns nicht durch Verzweiflung von Gott trennen, sondern uns zu Gott zurückbringen. Gott ruft uns: Hier ist Mein Zeichen! So sehr liebe ich euch, daß ich meinen Sohn gebe (Johannes 3, 16). Hört, was ich sage, und schaut auf ihn! Jesus wurde erhöht, wie kein anderer. Er ist Gottes Zeichen, Signal für jeden Menschen. Darüber wäre viel zu sagen. Nur zwei Hinweise: Jesus wurde in vor der Stadt Jerusalem ans Kreuz erhöht. Also dort, wo Gott selbst Seinem Volk Israel begegnete. Zur Zeit des Passa-Festes, als Menschen aus ganz Israel, ja aus der ganzen bekannten Welt zusammenkamen. Jesus wurde in Jerusalem vom höchsten Gericht zum Tod verurteilt. So öffentlich, wie es nur ging. Das muß die Menschheit interessieren! Und dann wurde das Urteil von dem Römer Pilatus vollstreckt. Von der damaligen Weltmacht. Im Namen der Macht, die unzählige Völker unter sich hatte und für Gesetz und Gerechtigkeit bekannt war. Jesus wurde nicht irgendwo erhöht. Er wurde vor den Augen der höchsten Repräsentanten der Menschheit erhöht. Das ist nicht
mehr aus der Welt zu schaffen. Das Zeichen Gottes ist ein für alle Mal da. (Vgl.: Römer 6,10, Hebräer 10, 10, und 1. Petrus 3, 18). Das ist ein Zeichen für die Menschheit. Und dann kam Gottes Gebot dazu. Die Apostel haben so nachhaltig und klar über dieses Zeichen des Kreuzes gesprochen, daß in kurzer Zeit alle Welt davon wußte. „Glaub an den! Hier ist Gottes Antwort und Heilung!“ Hier zeigt uns Gott „ganz offenbar“, wie und wer Er ist, und hier ist er Gott für uns, und nicht gegen uns. Natürlich wird das nur ein Mensch glauben, der merkt, wie sehr er verblendet ist; der merkt, wie er ohne Grund an Gottes Gaben Ekel hat. Dieser Ekel ist sehr verbreitet.
Gott befreie uns heute von ihm!
Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.