Karfreitag

Von | April 7, 2023
Karfreitag

Das Lamm, das erwürget ist,
ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum,
und Weisheit und Stärke,
und Ehre und Preis und Ruhm.
Gnade sei mit euch, und Friede,
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus. Amen.

13 Gott der Vater hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes,
14 in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden.
15 Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes ,
der Erstgeborene vor aller Schöpfung.
16 Denn in ihm ist alles geschaffen,
was im Himmel und auf Erden ist,
das Sichtbare und das Unsichtbare,
es seien Throne oder Herrschaften
oder Mächte oder Gewalten;
es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.
17 Und er ist vor allem,
und es besteht alles in ihm.
18 Und er ist das Haupt des Leibes,
nämlich der Gemeinde.
Er ist der Anfang,
der Erstgeborene von den Toten,
damit er in allem der Erste sei.
19 Denn es hat Gott wohlgefallen,
daß in ihm alle Fülle wohnen sollte
20 und er durch ihn
alles mit sich versöhnte,
es sei auf Erden oder im Himmel,
indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.

Kolosser 1, 13-20

Gebet: Christe, Du Lamm Gottes, der Du trägst die Sünde der Welt, erbarme Dich unser, und gib uns Deinen Frieden. Amen.

Liebe Gemeinde!
Heute sollen wir hören, wer es eigentlich ist, der auf dem Hügel Golgatha gekreuzigt wurde.
Der ganze Leidensweg: Verrat, Gefangennahme, falsche Anklage, und die entsetzliche Geißelung und Kreuzigung – diese systematische Vernichtung eines Menschen hat unendliche Bedeutung, unerschöpflichen Sinn, und göttliche Macht.
Und das darum, weil die Person, die das alles erleidet, unendlich, unerschöpflich und göttlich ist.
Deshalb bekommt das Geschehen auf Golgatha, am Kreuz, draußen vor Jerusalem vom bald 2000 Jahren seinen Sinn nur aus dem, der da gekreuzigt wird.
Die Mächte, die Jesus ans Kreuz brachten, wollten ihn vernichten, beweisen, daß er nichts war. Das Kreuz sollte Jesus als Lügner, als Betrüger und Verführer widerlegen. Sein Name sollte ausgelöscht werden, sein Andenken aussichtslos gemacht werden. Seine Worte und Taten sollten aus dem Gedächtnis verschwinden.
So wäre es auch gekommen, wenn Jesus ein Sünder gewesen wäre. Dann hätten Pilatus, die Hohenpriester, die Volksmasse – alle Recht behalten.
Aber es ist nicht so gekommen. Das Gegenteil ist eingetreten. Ohne Jesus wäre Pilatus längst vergessen.
Aber alles, was Jesus gesagt und getan hat, spricht und wirkt auf der ganzen Welt.
Und das hängt mit der Person zusammen, die da am Kreuz hing und alles erlitt, was ihr zugefügt wurde.
Und wer ist diese Person?
Es ist der Sohn Gottes.
Und Paulus lehrt uns heute: Dieser Sohn Gottes ist der Herr der Schöpfung.
Er ist der Herr Seiner Kirche.
Und Er ist der eine, absolute, unerschütterliche Anfang – nämlich der Anfang, der das Ende des Todes ist. Und das ist der einzige Anfang, der zählt, denn jeder andere Anfang wird doch irgendwann vom Tod verschluckt. Dieser nicht!

  1. Der Sohn Gottes ist der Herr der Schöpfung
    Der Sohn Gottes gerät in die Hände der Menschen, und die Menschen zeigen, was sie können, und was sie treibt. Was sie Jesus antun, ihr Urteil, die Ablehnung, Verwerfung, Verspottung, das alles trifft Gott selbst. Und damit offenbart sich, wie sehr der Mensch als Sünder Gott ablehnt, Gottes Willen verwirft, sich Seinen Geboten verweigert, Gottes Gaben verachtet, ja, Gott einfach mit Willen und Überzeugung haßt.
    Jesus als der Sohn Gottes steht immer auf der Seite Gottes der Welt und uns gegenüber. Der Sohn Gottes hat Himmel und Erde geschaffen.
    Er ist als der Sohn Gottes das Ebenbild Gottes. So zeigt und offenbart sich der eine Gott. Das ist Gottes Gesicht. So will er kennengelernt werden. „Wer mich sieht, der sieht den Vater,“ sagt Jesus zu Philippus (Johannes 14, 9). Jesus ist Gottes Gesicht, das er uns Menschen, allen Menschen zuwendet.
    In ihm begegnen wir das Wort, das Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt geschaffen hat. Das lehrt Paulus uns mit einfachen, unmißverständlichen Worten. Jede Kreatur ist bei Jesus sozusagen über den Tisch gegangen. Er kennt nicht nur alles, sondern es gehört ihm auch alles, es steht ihm alles zur Verfügung, und alles dient ihm.
    Es ist durch ihn und zu ihm geschaffen. Nichts in der Welt kann oder wird Jesus widerlegen. Eher umgekehrt: Wir sollen uns darauf verlassen: Wenn es überhaupt einen sinnvollen Zusammenhang in der Realität gibt, dann ist das ein Geschenk des Sohnes Gottes. Er allein steht auf der Grenze zwischen Kosmos und Chaos, zwischen Ordnung und Verwüstung, zwischen Licht und Finsternis, zwischen Leben und Tod.
    Wir verdanken ihm das Licht. „Er ist das wahrhaftige Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen,“ sagt uns das Johannes-Evangelium (1, 9.17). Wenn es überhaupt Leben gibt, dann nur, weil er als das göttliche Wort Leben aus dem leblosen geschaffen hat: Pflanzen aus Erde, Luft und Wasser, und die Tiere – und dein Leben.
    „Und er ist vor allem,
    und es besteht alles in ihm.“
    Das alles zerfällt nicht ins Nichts, in Chaos und Finsternis – deshalb nicht, weil es alles in dem Sohn Gottes besteht.
    Ein erhabener Gedanke! Es gibt eine Realität, die ist grundlegender, als Ursache und Wirkung, auch als Raum und Zeit: Und das ist der Sohn Gottes, durch den als das Wort alles geschaffen wurde.
    Er war vorher da. Es kommt alles nach ihm. Darum kann ihn nichts verdrängen, nichts kann ihn ersetzen, überholen, oder eine Gegenbeweis sein.
    „In ihm leben, weben und sind wir.“ (Apostelgeschichte 17, 28).
    Er hat auch die unsichtbare Welt geschaffen, Fürstentümer und Gewalten, Mächte. Was kann das sein? Es hat auf jeden Fall etwas damit zu tun, daß wir Menschen unter Recht und Ordnung leben. Ein einzelner Mensch kann nicht die Institutionen, die lebensnotwendig sind, erfinden, schaffen, schützen oder erhalten. Die Ehe. Die Familie. Die Bildung. Das Zusammenarbeiten. Das Recht. Die Sprache. In der unsichtbaren Schöpfung sind diese Werke Gottes für uns da. Auch die hat Gott durch Seinen Sohn, das Wort, geschaffen.
    Jesus ist der Herr der Schöpfung. Er ist der Herr, weil er alles geschaffen hat, er war vor allem schon da, und alles setzt ihn voraus, und dient ihm, und besteht, weil er es erhält.
    Eine größere Person kann es nicht geben. Wer diese Person anerkennt, und ihr gehorcht, dem wird die ganze Schöpfung dienen. Denn wer Jesus anerkennt, der wird zum Kind Gottes, und damit zu Erben. Zum Erben von Himmel und Erde. (Vgl. Galater 4,7; Römer 8, 17).

Und damit kommen wir zur zweiten Aussage:

  1. Der Sohn Gottes ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde
    Der Sohn Gottes ist Herr der Schöpfung. Zugleich ist der der Herr der Gemeinde. Jesus als der Sohn Gottes ist das Haupt seines Leibes. Sein Leib ist die Gemeinde, seine Kirche. Jesus steht nicht für sich selbst, sondern immer auch für alle, die Er bei sich haben will, die an ihn glauben.
    Jesus ist auf jeden Fall Herr über alle Menschen, weil Er der Schöpfer ist, aber nicht alle Menschen sind deshalb auch Seine Gemeinde. Denn die Menschen „liebten die Finsternis mehr, als das Licht.“ (Johannes 3, 19). Man könnte auch sagen: Sie liebten den Dreck. Sie liebten die Sünde. Und verbündeten sich mit dem Tod. (Jesaja 28, 15-18). Gott ruft dich heute da heraus. Komm ins Licht! Komm zurück unter die Macht Gottes!
    Der Leib wird vom Haupt bestimmt. So bestimmt Jesus über seine Gemeinde. Wer sich von Jesus bestimmen läßt, der ist Glied an seinem Leib, und damit gehört er zu Gemeinde. Der Sohn Gottes sammelt aus der Finsternis, aus dem Dreck, Menschen in Sein Licht hinein. Aus dem wilden Meer des Chaos fischt der Sohn Gottes Menschen heraus, weil er will, daß sie nicht untergehen, sondern leben. Er tut das als das Wort Gottes durch seinen Ruf, durch sein Evangelium. Liebe Gemeinde, wenn wir das Evangelium von Jesus Christus hören, dann spricht der zu uns, der auf der Grenze zwischen Tod und Leben, zwischen Licht und Finsternis, zwischen Chaos und Ordnung steht. Er ruft zu Licht, zum Leben, zur Ordnung. Und unter ihm als dem Haupt, bekommen wir Licht, Leben und Ordnung. Für immer .
  2. Jesus ist der Anfang
    Denn in ihm wohnt die Fülle. So wie Er im Anfang das Wort war, durch das alles geschaffen wurde, so hat er auch jetzt alle Möglichkeiten. Er bleibt der Anfang Gottes. Jesus will dadurch für dich Gott sein, daß er dein Neuanfang ist. Unter allen Umständen. Das ist ein christliches Bekenntnis: Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrer Gott, und wahrer Mensch – mein Anfang ist. Der Anfang eines guten, ewigen Lebens in mir. Mit ihm bin ich nie am Ende, sondern immer am Anfang. Wer ihn hat, der hat alles. Durch den Glauben. Das sagt die Bibel: „Wie sollte Gott und mit Seinem Sohn nicht ALLES schenken?“ (Römer 8,32).

Und jetzt sind wir beim Karfreitag.
Diese Person hängt am Kreuz. Schöpfer, Haupt und Anfang.
Ist es etwa ein Wunder, daß es eine Finsternis gab, als der Schöpfer am Kreuz zum Sterben hing? Ist es ein Wunder, daß die Erde bebte? Das der Vorhang im Tempel zerriß? Es war der „HERR der Herrlichkeit“, der gekreuzigt wurde (1. Korinther 2, 8).
Darum ist dieses Leiden ein anderes Leiden, dieser Tod ein anderer Tod. Dieses Leiden geht uns alle an, dieser Tod geht uns alle an. Denn hier stirbt der, durch den wir existieren.
Die Kreuzigung Jesu ist die Zusammenfassung der menschlichen Sünde. Hier sammelt und konzentriert sich der ganze Aufruhr gegen Gott, gegen Gottes Willen, gegen Gottes Gaben, gegen das Licht, die Liebe, die Wahrheit, gegen die Ordnung – hier holt der Mensch als Sünder aus um sich endlich an Gottes Stelle zu setzen. Jesus hat es klar gesagt: Im Gleichnis sagen die treulosen Weingärtner: „Das ist er Erbe, kommt, laßt uns ihn töten, dann wird das Erbe uns gehören.“ (Matthäus 21, 38). Wenn wir den Sohn Gottes beseitigen, dann haben wir Gottes Gaben ohne Gottes Gebot und Wort. Gott soll nicht bestimmen. Das ist die Essenz der Sünde. Jede Sünde ist eine Frucht des Willens: Gott soll hier nichts bestimmen.
Der Herr von Himmel und Erde hängt am Kreuz. Gott ist dort, wo die Sünde Gott haben will. Weg. Einfach nur weg.
„Weg weg mit dem!“ schrie die Menge dem Pilatus zu. (Johannes 19,15). Sie hatten den gegeißelten, erbärmlichen Jesus vor Augen. Aber in dem kaputten Leib wohnte Gott leibhaftig (Kolosser 2, 9). Der Schrei „Weg! Weg!“ wollte Gott loswerden.
Aber Gott ließ sich nicht verjagen. Gott wollte uns Menschen, ja gerade auch uns Sünder als Seine Feinde nicht loswerden.
Gott gab Seinen Sohn dahin, als wir noch Feinde waren (Römer 5, 10).
Nicht nur, was Gottes Sohn tat und sagte, geht uns alle an, sondern vor allem auch Sein Leiden und Sterben geht uns alle an. Hören wir die Bibel nocheinmal:
„Denn es hat Gott wohlgefallen,
daß in ihm alle Fülle wohnen sollte
und er durch ihn
alles mit sich versöhnte,
es sei auf Erden oder im Himmel,
indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.“
Die größte Person, der Sohn Gottes hängt am Kreuz. Aber Er bestimmt, wie es gemeint ist, und was der Tod bedeutet. Der Herr der Schöpfung beschließt, daß Sein Tod Frieden bedeutet. Diese furchtbare Kriegserklärung des Menschen wird zur größten Friedenserklärung Gottes.
Gott hat uns Seine Liebe so gezeigt, daß Seine Liebe größer ist, als alles, was Liebe in Frage stellt oder zerstört. Jesus hat sich so in Frage stellen lassen, wie kein anderer. Er hat es getan, auf sich genommen, um die eine Antwort Gottes zu sein. Gottes Antwort auf Finsternis, Chaos, Dreck, Sünde und Haß.
Nach alledem ist das Gottes Antwort. Versöhnung. Vergebung. Friede. Da wollen wir doch hin? Oder?
Gott gebe es! Amen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Seiner Antwort für uns: in Christus Jesus zum ewigen Leben. Amen.