Der HERR ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.
Die Gnade unseres Herr Jesus Christus,
und die Liebe Gottes,
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen. Amen.
Allmächtiger Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, von Dir, zu Dir und in Dir sind alle Dinge. Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen.
Liebe Gemeinde!
In unserem ältesten Osterlied: „Christ ist erstanden ..“ wir werden es zum Ausgang singen – es ist als deutsches Lied fast 1000 Jahre alt – singt die Christenheit: „Wär‘ er nicht erstanden, so wär‘ die Welt vergangen.“ Wäre Jesus nicht von den Toten auferstanden, dann hätten die Recht behalten, die ihn gekreuzigt hatten. Das hätte die Welt zerstört. Das singen wir wörtlich. Daß die Welt steht, verdanken wir Ostern. Das ist keine Übertreibung und keine Poesie. Christen glauben das von ganzem Herzen.
Doch wo ist da der Zusammenhang?
Wir haben den wunderbaren Bericht von der Schöpfung noch einmal gehört. Es sind so schlichte, fast kindliche Worte, und zugleich erhaben und voller Geist und Vollmacht. Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt: Aus nichts,schafft Gott ganz überlegen : Das Licht, das Leben, Pflanzen, Tiere, Menschen. Er schafft Ordnung aus dem Chaos. Das alles in überwältigender Größe, Vielfalt, mit ungeheuren Kräften und Energien. Das auf der einen Seite – und auf der anderen Seite Jesus von Nazareth, geboren von der Jungfrau Maria, geboren in Bethlehem, gekreuzigt in Jerusalem. – An ihm hängt es, daß die Welt nicht vergangen ist?
Im Nizänischen Glaubensbekenntnis bekennt die Christenheit: „Ich glaube … an den Einen Herrn, Jesus Christus …. durch welchen alles geschaffen ist.“ Jesus Christus, als der ewige Sohn Gottes war an der Schöpfung Himmels und der Erden beteiligt, ganz entscheidend beteiligt. Im Neuen Testament wird das mehrfach bezeugt und klar ausgesagt.
So hören wir im Epheserbrief: Gott hat alle Dinge geschaffen durch Jesus Christus. (Epheser 3, 9), und im Kolosserbrief: Durch Christus ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare. (Kolosser 1, 16).
Überdeutlich sagt uns das der Evangelist Johannes im Anfang seines Evangeliums: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbige war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nicht gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. (Johannes 1, 1-4). Und einer geht noch: Der Hebräerbrief lehrt uns: Gott hat durch Seinen Sohn die Welt gemacht ….der trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort. (Hebräer 1, 2-3).
Da haben wir den Zusammenhang: „Wär er nicht erstanden“ – wäre also der Sohn Gottes, der als Wort Gottes die Welt geschaffen hat, und mit seinem Wort trägt, wenn der im Tod geblieben wäre, „so wär‘ die Welt vergangen.“
Zwischen dem Nichts und dem All sind nicht unzählige zufällige Übergänge, sondern das eine persönliche Wort Gottes, das selbst Gott ist. Keine Entwicklung kann das, was das Wort Gottes tut.
Die menschliche Vernunft kann nur sagen: „Aus nichts kommt nichts.“ Zwischen Nichts und Etwas ist eine unendliche Kluft.
Doch Gott sagt uns, was zwischen Nichts und Etwas ist: Sein Wort, das selbst Gott ist.
Genau, wie das Nichts nicht hervorbringen kann – wenn Gott nicht spricht: „Es werde!“ – so kann auch die Finsternis kein Licht hervorbringen. Die Finsternis weiß nichts vom Licht. Daß es Licht gibt, verdanken wir Gott in Seinem Wort. Das Wort überbrückt sofort die unendliche Kluft zwischen Finsternis und Licht. Die Finsternis, sich selbst überlassen, kann nicht mit unendlichen Zufällen und Übergängen Licht machen. Das Wort tut es. Das Wort ist dazwischen, dabei.
Das ist das Geheimnis der ganzen Schöpfungsgeschichte.
Chaos kann nicht Ordnung hervorbringen, doch Gottes Wort schafft eine Feste, ein Firmament, stabile Koordinaten mit Oben und Unten, eine Matrix und ein Schauplatz für alles. Zwischen Chaos und Ordnung ist Gottes Wort.
Das Wort kommt zuerst – im Wort ist die ganze Realität schon da. Von einem blinden Prozeß hören wir in dem Schöpfungsbericht ganz und gar nichts. Jedes Werk spricht Gott erst aus und dann verwirklicht Er es. Es ist alles Wille und Absicht. Unendliche Zufälle und Übergänge können auch niemals „gut“ genannt werden. Doch Gott heißt Seine Schöpfung immer wieder gut.
Die Gewässer und das Trockene wissen nichts vom Leben, könnten es auch niemals hervorbringen. Doch Gott spricht: „Die Erde sprieße mit Pflanzen“ – die wachsen und leblose Elemente in sich aufnehmen, die auch das Licht in sich aufnehmen, und das alles in einen lebendigen Organismus einbauen – und diese leblosen Elemente fügen sich so zusammen, daß es Samen und Früchte gibt. Das Leben hat es in sich, weiterzugehen, sich zu vermehren. Zwischen Tod und Leben ist eine Unendlichkeit, die das Leblose niemals von sich aus überbrücken kann, doch Gott tut es, mit Seinem Wort. Sein Wort ist zwischen und über Tod und Leben.
Schließlich schafft Gott den Menschen in Seinem Bild. Der Mensch besteht auch aus leblosen Elementen, der Mensch hat mit Pflanzen und Tieren viele viele Gesetze des Lebens gemeinsam, und nun schafft der Gott des Wortes ein sprachliches Lebewesen mitten in der Schöpfung. Zwischen sprachlosem Leben ohne Wort und uns Menschen mit der Sprache ist eine Kluft. Kein Papagei, kein Hund, der Befehle ausführt, kann uns darüber hinwegtäuschen, daß wir Menschen mit der Sprachfähigkeit himmelweit von allen Geschöpfen sind. Ein sprachloses Wesen kann seinem Nachkommen niemals Sprache beibringen. Zwischen uns und dem Rest der Schöpfung ist das Wort. Das göttliche Wort. – Das ist der Zusammenhang: „Wär‘ er nicht erstanden, so wär‘ die Welt vergangen.“ Der Sohn Gottes trägt es alles mit seinem mächtigen Wort. Er bewahrt die Schöpfung. Ohne ihn kann die Schöpfung nicht bewahrt werden.
Vor allem aber wir selbst. Wir leben davon, daß Gott mit uns spricht. Im Evangelium hören wir die Worte des Lebens. Wir können das nicht wörtlich genug nehmen. Wenn wir Jesus begegnen, dann begegnen wir dem göttlichen Wort, das hinter unserer Wirklichkeit steht.
„Wär‘ er nicht erstanden, so wär‘ die Welt vergangen.“ Das bedeutet auch, daß keine Wirklichkeit das Evangelium unwahr machen kann, oder widerlegen oder überholen. Paulus faßt das so zusammen: „Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“(Römer 8, 38-39).
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum Ewigen Leben. Amen.
Beitragsbild: Luca Giordano: Fresken in der Galerie des Palazzo Medici-Riccardi in Florenz, Szene: Die Erschaffung des Menschen