Pfingsten

Von | Juni 13, 2025
Ausgießung des Heiligen Geistes im Rabbula-Evangeliar (586)

Predigt: Pfarrer Johann Hillermann am 8.6.2025

Die Gnade unseres HERRN, Jesus Christus,
und die Liebe Gottes,
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
Amen.

15 Ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit:
17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
26 Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Johannes 14, 15-27

Gebet: Allmächtiger HERR und Gott, wir bitten dich: Gib Deinen Heiligen Geist in unsere Herzen, daß er uns nach Deinem Willen regiere und führe, uns in allen Anfechtungen tröste, und in Deiner Wahrheit gegen allen Irrtum leite, damit wir im Glauben fest bestehen, und in der Liebe und allen guten Werken wachsen und endlich selig werden durch Jesus Christus, Deinen Sohn unseren Herrn. Amen.

Liebe Gemeinde!
Heute feiern wir, daß der Heilige Geist über die Jünger Jesu ausgegossen wurde.
Wir haben das dramatische Geschehen in der Epistellesung gehört.
Die Jünger waren von der Welt zurückgezogen in einem Haus versammelt. Vor 53 Tagen war Jesus gekreuzigt worden. Vor 50 Tagen war Jesus von den Toten auferstanden.
Dann waren 40 Tage Intensivkurs: Jesus hat den Aposteln das Wort Gottes, die Heilige Schrift des Alten Testaments so „geöffnet“, daß sie die göttliche Notwendigkeit von Jesu Kreuz, von Seinem furchtbaren Tod und dann von der herrlichen Auferstehung verstanden. Dann endete Jesus Seine Sichtbarkeit auf Erden mit der Himmelfahrt.
In diesem Intensivkurs bekamen die 11 Jünger dann 2 Aussichten oder Perspektiven:

  1. Sie sollten das Evangelium, die lebensschenkende Botschaft von Jesus Christus „aller Kreatur“ predigen. „Gehet hin in alle Welt und macht zu Jünger alle Völker.“
    Denkt dran, liebe Gemeinde: Diese Männer, ohne Waffen, ohne Geld oder irgendeine Macht, sollten die Menschheit zu Jesus bringen, oder Jesus den Menschen bringen – – und was hatten sie in der Hand:
    a. Dieser Jesus ist gekreuzigt worden – gecancelt, nach Strich und Faden widerlegt, auf allen Kanälen der Öffentlichkeit – für alle, die jemand sind, die etwas zu sagen haben, ist er ein niemand, ihnen hat Jesus nichts zu sagen.
    b. Wir Jünger haben ihn alle entweder verraten, oder verleugnet, oder sind von ihm weggelaufen, und
    c. ja, und sein Grab ist leer, er ist auferstanden!
    So. Was ist denn das für eine Mission?!?
    Zweite Perspektive:
    Ihr werdet für dieses Himmelfahrtskommando von Mission „Kraft aus der Höhe“ bekommen. (Lukas 24,49). Jesus sprach zu ihnen: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“ (Apostelgeschichte 1, 8).
    Ja, da muß schon Gott selbst kommen und diesen armen Jüngern helfen! Denn menschlich gedacht sprach ja alles gegen sie, oder gegen diese Mission. Das glaubt ihnen doch kein Mensch!
    Die Pfingstgeschichte beschreibt, wie der Heilige Geist als übernatürliche Macht von Gott im Himmel über die Jünger kam, und machte, daß sie so über Jesus, sein Kreuz und seine Auferstehung sprechen konnten, daß die Menschheit bestürzt war, weil sie auf einmal Gott verstanden.
    Denn, wenn man versteht, warum Jesus am Kreuz sterben mußte,
    wenn man aber auch versteht, warum Er auf keinen Fall im Grab bleiben konnte, sondern am dritten Tage auferstehen mußte – wer das versteht, der versteht Gott.
    Das hat der Heilige Geist, also Gottes Macht, am Pfingsttag bewirkt. Ergebnis: 3000 Menschen, deren Herz schwer verwundet ist, weil sie Gott verstehen. Denn wer Gott versteht, der versteht sich selbst nicht mehr. Wer versteht, warum Jesus gekreuzigt wurde, für den ist unbegreiflich, wie wir Menschen Gottes Güte mißachten und mißtrauen. Wer versteht, warum Jesus auferstanden ist, der erkennt, daß alle Selbstgerechtigkeit, die Jesus ablehnt, scheitern wird.
    Lösung für 3000 kaputte Herzen? Zur Besinnung kommen, glauben an Jesus und 3000 Taufen.
    Das ist unser Anfang. Zu Pfingsten hat der Heilige Geist die Kirche geboren. Der allmächtige Gott hat die ohnmächtigen Apostel powered by Heiligen Geist dazu eingesetzt. Wir bekennen ja eine apostolische Kirche.

Nun zum Predigttext:
Direkt vor seinem Tod kündigt Jesus den Heiligen Geist an.
Der Jesus, dessen Tod schon beschlossen ist, sagt: „Ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit.“
Dieser Tröster ist der Heiliger Geist.
In unserem Predigttext sagt Jesus auch direkt:
„Der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
Jesus verspricht den Jünger, daß der Heilige Geist kommt.
Ich möchte ganz gleich mit euch alle Aussagen, die wir im Predigttext über den Heiligen Geist durchgehen.
Doch vorweg gebe ich einen Satz von Martin Luther. Wenn ihr irgendwie Probleme mit dem Gedächtnis habt, und alles mit dem Heiligen Geist zu kompliziert oder zu … abstrakt ist:
Luther sagt über den Heiligen Geist: „Der Heilige Geist ist kein Skeptiker. Der Heilige Geist liebt feste, sichere Aussagen.“ Gott der Heilige Geist ist erst dann mit dir fertig, wenn du Gewißheit hast.
Der Heilige Geist ist kein Skeptiker. Wo Skeptiker das Gespräch bestimmen, da ist der Heilige Geist NICHT. So.
Was sagt uns Jesus nun über den Heiligen Geist?

  1. Ein Tröster.
    „Trost“, das ist ein göttliches Wort. Trost holt dich aus der finsteren Höhle. Trost trägt dich ins Leben. Trost bringt Licht. Ein Tröster macht dich wieder zu einem Menschen. Gott will Gott sein – als Tröster. Ein Tröster spricht für dich, wenn du es nicht kannst. Der Heilige Geist ist der Fürsprecher für alle, die einfach wollen, daß alles, was wir über Jesus hören, auch wahr ist, und für sie gilt. Wer eine Schwäche für Jesus hat, der hat diesen Tröster, der immer ein Wort für ihn hat.
    Dieses Wort „Tröster“ geht weiter, als alles, was wir uns unter Trost vorstellen. Es bedeutet zugleich auch „Anwalt“, „Verteidiger“. Wenn dein Gewissen dir klar macht, daß du Gottes Gebote übertreten hast, daß du Gottes Gaben mißachtet oder vielleicht sogar unwiederbringlich zerstört hast. Wenn in dir die Erkenntnis erwacht, daß in deinem Leben Gottvertrauen fehlt, daß in deinem Leben die Nächstenliebe, die Gott von dir erwartet, mickrig und kläglich ist – wenn alles dafür spricht, daß Freude in deinem Leben unmöglich ist …. und kein Mensch ein Wort für dich hat: So sehr, daß du denkst: Jesus, der ist für andere da, aber nicht für mich! Bei so einer schweren Anklage kann nur Gott dich verteidigen, und darum ist Gott der Heilige Geist der Tröster. Der macht, daß deine Schwäche für Jesus deine größte Stärke ist. Wenn Vergebung deine einzige Chance ist, dann hast du eine Zukunft mit Gott selbst.
  2. Aussage über den Heiligen Geist: Er bleibt bei den Jüngern, den Nachfolgern Jesu, der Kirche.
    Der Heilige Geist ist keine Stimmung. Wenn alles stimmt, dann ist er sozusagen ein Gefühl: Wir haben alles richtig gemacht! – Denn das kann alles sehr vergänglich sein, vielleicht sogar trügerisch! Stimmungen gehen auf und ab. Stimmungen sind von vielen Dingen abhängig. Wir können gar nicht immer erklären, warum eine Stimmung da ist, und dann ist sie auf einmal nicht mehr da.
    Der Heilige Geist ist göttlich und unabhängig. Die Stimmung der Jünger am Pfingstmorgen war unsicher, ängstlich, bedrückt.
    Der Heilige Geist hat gemacht, daß sie mutig und unerschrocken und ganz frei vor der Welt von Jesus, seinem Kreuz und der Auferstehung sprachen. Der Heilige Geist tut das bis heute, und er wird damit nicht aufhören. Er bleibt. Ob Menschen reich oder arm sind, in Krieg und Frieden, in allen Ländern, in den verschiedensten Kulturen. Der Heilige Geist zeigt auf das Kreuz und schafft neues Leben.
  3. Aussage über den Heiligen Geist:
    Er ist der Geist der Wahrheit. Gott enttäuscht nicht. Er hält, was Er verspricht. Gott läßt sich aber auch nicht betrügen. Der Heilige Geist ist realistisch. Wenn wir das Wort „realistisch“ hören, dann ist das fast immer pessimistisch. Realistisch – das heißt oft: Mach dir keine Hoffnung! Realistisch, das heißt: Die Lage ist düster. Realistisch, das hätte bedeutet: Jesus ist gekreuzigt, er ist im Grab. Er bleibt im Grab. Doch der Heilige Geist ist realistisch und sagt: Das Grab ist leer. Diese Hoffnung trügt nicht! Gott hat dich nicht aufgegeben! Das ist die Wahrheit! Der Heilige Geist sendet dafür Prediger aus, damit diese Realität ankommt, diese Wahrheit. Der Heilige Geist läßt Kirchen bauen, gute Musik machen, damit Menschen diese Wahrheit hören. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, daß wir Menschen ohne Gott sein wollen, uns von ihm nichts sagen lassen. Am Pfingsttag mußten alle in Jerusalem hören: Ihr habt den Sohn Gottes gekreuzigt! Ihr wähntet euch im Recht, aber ihr habt euch gewaltig getäuscht! Diese Wahrheit holte die Hörer ein. Eine erschreckende und niederschlagende Realität! Aber der Anwalt Gottes, der Tröster, der Heilige Geist, hat Petrus inspiriert, ihnen zu sagen: „Liebe Leute – glaubt an diesen Jesus, der eure Schuld getragen hat, und laßt euch taufen!“ – Wie wunderbar, daß wir heute eine Taufe haben! Egal, welche Wahrheit du hast – deine Taufe ist eine größere Wahrheit, den Jesus ist die größere Wahrheit. Dafür sorgt Gott selbst, der Heilige Geist.
  4. Aussage: Die Welt kann ihn nicht empfangen, denn die sieht ihn nicht und kennt ihn nicht.
    Der Heilige Geist ist inkompatibel mit der Welt. Schade, oder? Der Heilige Geist wird niemals in Mode kommen. Der Heilige Geist wird immer ein Geheimnis bleiben. Der Heilige Geist wird der Welt für immer unheimlich bleiben.
    Jesus hat einmal in einem Gespräch gesagt: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, woher er kommt, oder wohin er bläst. So ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.“ (Johannes 3, 8). Die Welt sieht Gemeinde, sie sieht Kirche, sie hört Kirchenmusik, sie sieht Versammlungsorte. Aber sie hat keine Ahnung. Die Welt denkt: Das ist eine Geschäftsidee, oder das ist eine Machtausübung von Menschen über Menschen. Der Gottesdienst in eine Freizeitgestaltung, ein Versuch, Menschen zu unterhalten. Die Welt denkt: Seelsorge ist „nichts anderes als“ Therapie, Gebet ist „nichts anderes als“ Meditation. Mit anderen Worten: Die Welt kann im Glauben und in der Kirche nur sich selber erkennen. So wie man am Pfingstmorgen sagte, als die Jünger so wunderbar predigten: „Sie sind voll süßen Weins; sie sind betrunken. Das ist nichts Neues!“ – Dabei ist das das ewig und immer Neue! Wer das versteht, ist nicht mehr Teil der Welt. Wer das ins Herz schließt, der ist selber neu. Wer das versteht, ist in der Arche, die da in Sicherheit bringt, wenn die Welt untergeht.
    Ich breche hier ab.
    Der Heilige Geist ist ein Tröster.
    Der Heilige Geist bleibt.
    Der Heilige Geist ist ein Geist der Wahrheit.
    Der Heilige Geist ist niemals der Geist der Welt.
    Er ist kein Skeptiker.

Laßt uns beten:
Gott Heiliger Geist, immerdar gehst du vom Vater und dem Sohne aus und hast auch heute im Wort des Evangeliums zu uns geredet: wir danken dir, daß du deine Gaben über alle Welt reichlich ausgegossen hast, und bitten dich: komm in unsere Herzen, leite uns in alle Wahrheit, treibe uns zum Guten, tröste uns in Anfechtungen und führe uns eins in das ewige Leben. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.