Judika

Von | April 7, 2023
Judika

Das Lamm, das erwürget ist,
ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum
und Weisheit und Stärke
und Ehre und Preis und Lob.
Gnade sei mit euch und Friede,
von Gott unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus.
Amen.

35 Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, daß du für uns tust, um was wir dich bitten werden.
36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, daß ich für euch tue?
37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, daß wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wißt nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?
39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde;
40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.
41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes.
42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wißt, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.
43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein;
44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.
45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Markus 10, 35-45

Gebet: HERR, segne dein Wort an uns, dein Wort ist die Wahrheit. Amen.

Liebe Gemeinde!
„Ihr wißt nicht, was ihr bittet!“ – „Es ist nicht das, was du denkst!“
Johannes und Jakobus wollen dabei sein, wenn Jesus sein Reich verwirklicht. Sie wollen sich einbringen, wenn Jesus anfängt, seine Macht, seinen Willen endlich wirklich umsetzt. Ganz nahe! „Einer zur Rechen und den anderen zur Linken in deiner Herrlichkeit.“ Wir denken gleich: Die wollten Privilegien, sie wollten mit von dem Schein einfangen, der von Jesus ausgehen würde, ganz oben an sein, am Zentrum der Macht. Es gibt das. Das Menschen ein Gespür haben für Macht, und sich dann dranhängen und anpassen und einbringen, in der Hoffnung, daß sie ihr Leben absichern in jeder Hinsicht.
Aber überlegen wir kurz: Johannes und Jakobus hatten bis dahin Jesus gute drei Jahre begleitet. Sie hatten gesehen und gehört, wie Jesus wirklich Gutes tut. Jesus hat gepredigt wie kein anderer Mensch. Er hat die, die jeder übersieht, oder mit denen niemand klarkommt, beachtet, ja die Verlorenen gesucht und gefunden. Heilungen und Wunder. Ja, und nicht zu vergessen: Er hatte klare Antworten für die Überheblichen, für die Arroganten. Jesus war von keiner Macht beeindruckt.
Johannes und Jakobus konnten sich das nicht anders vorstellen: Wenn Jesus an die Macht kommt, dann wird es genau so weitergehen – also mindestens! – Das Reich Gottes konnte doch nur so aussehen, wie Jesus das bisher angedeutet hatte. Auch wir hätten uns das nicht anders vorstellen können. Das alles – Wunder, Heilung, Wort Gottes, das direkt vom Himmel zu Herzen geht – das alles, und noch viel mehr! Wer wollte da nicht dabei sein? Wer wollte da nicht sich voll und ganz einbringen, es unterstützen, und sich mitfreuen, wenn mehr geheilt wird, wenn mehr Hungernde gespeist werden, wenn mehr Erschrockene getröstet werden, wenn mehr Verlorene gefunden werden?
„Ihr wißt nicht, was ihr bittet!“, sagt Jesus. „Es ist nicht das, was ihr denkt“, sagt Jesus.
„Ihr wißt nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?“ – Der Weg zum Königsthron sieht anders aus, als ihr denkt! Der Übergang zur Macht wird nicht eine glatte Steigerung, nicht eine bequeme Aufwärtsbewegung sein. Es gibt da einen Kelch, es gibt da eine Taufe. Die biblische Sprache deutet damit Schweres, Hartes, Bitteres, Schmerzhaftes an.
Jesus hatte bis dahin mehrfach seinen Jüngern klargemacht, daß der Menschensohn würde leiden, ja auch sterben müssen. Johannes und Jakobus werden schon geahnt haben, daß Taufe und Kelch in diesem Fall kein Zuckerschlecken bedeuten.
Aber sie waren entschlossen, sie waren bereit. Ist doch klar – wenn es um Gottes Sache geht, dann muß man bereit sein, etwas auf sich zu nehmen. Sie hatten schon mitbekommen, daß Jesus im Kampf stand, daß er Feinde hatte, die sein Reich unbedingt verhindern wollten.
„Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir.“ Sie trauen es sich zu.
Wissen sie jetzt, was sie bitten?
Liebe Gemeinde, wissen wir, was wir bitten, wenn wir im Reich Gottes dabei sein wollen? Wenn wir bereit sind, im Reich Gottes eine Aufgabe übernehmen? Als ich mich für das Predigtamt entschied, da hatte ich auch Vorstellungen: Dienst am Wort Gottes in Seiner Gemeinde. Das kann nur eine Freude sein. Seelsorge, Unterricht, Kirchenmusik, Liturgie …. es war eine schöne Aussicht für mich. Daß es auch mühsam sein könnte, das dachte ich mir schon. Ich war bereit. Aber wußte ich, was ich bitte, worauf ich mich einlasse?
Jesus macht Johannes und Jakobus klar: Er, Jesus, ist nicht derjenige, der von Oben nach Unten Privilegien verteilt. „Zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.“ Im Machtbereich Jesu sortieren sich die Verhältnisse einfach anders. Wer dabei sein will, wenn Jesus, der Sohn Gottes seine Macht ausübt, der wird auf ganz andere Weise befördert und an seinen Platz gebracht.
Doch zunächst hören wir, wie die anderen Jünger reagieren:
„Als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes.“ Was? Die beiden wollen höher stehen als wir? Sie wollen im Vorfeld in geheimen Verhandlungen sich ihren Platz sichern? – Unmöglich!! – Aber warum eigentlich? – Wollten sie selber einen Ehrenplatz haben? Wollten sie Johannes und Jakobus nicht über sich akzeptieren?
Keiner der Zwölf wollte ganz unten sein. Das war jetzt klar.
Darum muß Jesus sie noch einmal beiseite nehmen.
„Ihr wißt, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.
Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein;
und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.“
Nicht nur Johannes und Jakobus, sondern alles 12 Jünger hatten nun offenbart, daß sie vom Reich Gottes, von der Macht Jesu noch nichts begriffen hatten. Wer nach oben will, der wird Jesus dort nicht antreffen. Das ist so, wie wenn man Jesus oben in der Kapitänsbrücke eines Schiffes vermutet und sucht, und er ist unten im Maschinenraum.
Jesus hat eine andere Macht, und die übt er anders aus.
Die Jünger hatten bis jetzt nur die Spitze des Eisbergs gesehen. Die schönen und guten Erlebnisse mit Jesus waren die Spitze des Eisbergs. Das alles aber war getragen von dem, was Jesus im Verborgenen tat und erlitt.
Während Jesus zum Beispiel einen Blinden heilte, trug er in sich die große Last, daß Gottes Schöpfung so angetastet war. Der Sohn Gottes durchlitt die Finsternis, die sogar sehende Menschen in sich hatten. Er heilte ja die Blinden, um den SEHENDEN die Augen zu öffnen. Denn wer nicht überall Gott selbst am Werk sieht und Gott unablässig dankt und preist, der ist bei sehenden Augen blind.
Jesus sprach zu solchen, die sich für sehend halten: „Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; weil ihr aber sagt: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde.“ (Johannes 9, 41). Jesus trägt die Gottesferne, die Blindheit für Gott, er begibt sich unter sie, mit unendlicher Geduld.
Jede Heilung, jede Predigt war im Verborgenen ein Kampf für uns Menschen an einer Stelle, die wir nicht merken. Ein Kampf gegen den Unglauben. Das ist der schwerste Kampf. Es ist ein blutiger Kampf. Das Kreuz, das Leiden, diese ganze Schrecklichkeit ist der Eisberg, der im Verborgenen die Wunder und alles Positive des Reiches Gottes trägt und hervorbringt.
Jesus übt Macht aus durch Dienst.
„Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ Er ist wie ein Arzt, der um das Leben eines Patienten kämpft, und dabei oft noch gegen den Patienten kämpfen muß. Es muß tiefer gehen als unsere Dummheit. Er muß tiefer gehen, als unseren Egoismus, er muß tiefer gehen, als unsere Trägheit. Da tut Jesus sein Ding, das ist sein Reich.
Am Karfreitag wird das offenbar, was schon die ganze Zeit passiert. Jesus betet für uns alle: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Wir sind alle auf der Seite von den Hohenpriestern, Pilatus, den Soldaten, den Spöttern …. unser tägliches Verhalten beweist das. Denn jeder, der oben sein will jeder, der die beneidet, die oben sind, handelt so.
Johannes und Jakobus mußten noch erkennen, daß Jesus noch einen großen Dienst an ihnen vorhatte. Sie mußten noch erkennen, daß die verborgene Masse des Eisbergs sie erreichen mußte. Dieser unglaubliche Dienst des Sohnes Gottes, der sich unter die Last begab, bis dahin, daß er sein Leben hingab.
Wer von uns ist denn bereit, einzusehen, daß dieser Dienst für sich notwendig ist?
Im Reich Gottes, ja auch in der Gemeinde im Gottesdienst ist es auch so. In der unsichtbaren Welt ist kein anderer als Jesus selbst durch sein Kreuz damit beschäftigt, uns zu dienen, uns zu heilen, unsere Augen aufzutun, uns an Leib und Seele zu speisen. Da ist seine Macht.
Und man kann wirklich die Erfahrung machen: Wenn ich diese Macht der Gnade einmal erlebt habe, dann sehe ich die Gemeinde, die Kirche, den Gottesdienst, mit anderen Augen. Jesus sammelt und sortiert anders als die Welt, anders als die Mächtigen dieser Welt.
Wer im Reich Gottes eine Aufgabe hat, der wird an Stellen dienen müssen, mit Schwächen kämpfen, da würde die Welt der Mächtigen sich an den Kopf fassen. Aber wir wissen, Jesus ist noch tiefer, noch geduldiger …. mit mir.
Im Reich Gottes wissen wir das voneinander, früher oder später. Das ist keine Drohung, sondern ein unerschütterlicher Trost.

Der Friede Gottes, der höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.