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Heiligabend

Die Gnade unseres HERRN Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
Amen.

1 Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde.
2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.
3 Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.
4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.
6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte.
7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.
9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;
11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.
17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten.
19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Lukas 2, 1-20

Gebet: Lieber Herr Jesus, Dir allein gehört alle Ehre und alle Anbetung. Sei Du heute unsere Sonne, die die Todesnacht für immer vertreibt. Amen.

Liebe Gemeinde!
Es wird der Menschheit unter die Nase gerieben, anders kann man das nicht sagen. Die Engel haben vom Himmel aus, von ganz ganz oben, den Hirten gesagt: „Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.“ Seitdem gibt es Bethlehemsställe. Auf der ganzen Welt. In alle möglichen und unmöglichen Formen: Der Stall. Die Krippe. Das wird man aus der Menschheit nicht mehr rauskriegen. Gott kommt von dem Leib einer Jungfrau in der Fremde in einem Stall zur Welt und läßt sich in eine Futterkrippe legen. Du kannst über Gott denken wie du willst, du kannst dich über die Kirchen oder die Religionen ärgern, wie du willst – oder dich dem Nachdenken einfach verweigern – das geht auch ganz leicht! – da ist die Sache mit dem Stall. Millionen Menschen auf der ganzen Welt lassen alles liegen, und gehen mit Begeisterung zu einem Stall, weil ihr GOTT beschlossen hat, ausgerechnet dort hier bei uns Menschen auf der Erde anzukommen. Eine Geburt im Stall. Gott hatte diesen einen einzigen Job. Und so hat er ihn gemacht.
Das sitzt. – Auch wenn den meisten Menschen heute wie damals andere Dinge vielviel wichtiger sind, das sitzt: Gott, der Schöpfer Himmels, der Meister vom Geheimnis des Lebens, der Herr über Donner und Sonnenschein, der Gebieter über Erdbeben und über die Weltgeschichte – der präsentiert sich arm und kümmerlich auf einem übriggebliebenen Platz, niemand wollte da sein, wo Er sich hinlegen ließ. Ein Gott, der niemandem die Parklücke nimmt.
Die Menschheit wird dieses Bild nicht mehr los.
Die Engel der einen Nacht hatten diesen Einen Job und haben ihn gut gemacht. Ein Gott in einem Viehstall? – Ja. Schon mal gehört.
Es ist Gottes heiliger Ernst. Er will so gesehen werden, bis in Ewigkeit werden Menschen dem Rest der Welt den Zettel hinhängen: „Falls ihr mich sucht: Bin grad im Stall bei meinem Gott.“
Uns wird ja nicht nur der Stall eingeprägt, mit der Krippe und den Windeln.
Der Stall hat einen riesigen Rahmen, und ist die Mitte, um die sich alles dreht. Das wird uns ja auch unter die Nase gerieben: Kaiser Augustus in Rom. Die ganz schlauen schnappen auch noch „Quirinius, Statthalter in Syrien“. Augustus befahl. Quirinius führte aus. Maria und Joseph, und mit ihnen das ganze Volk Israel und alle anderen, die mußten sich spuren.
Rom hatte das Sagen. Israel hatte nichts zu melden. Macht. Gibt es heute noch. Wir werden gezählt und rumgeschickt. Es ging damals um Steuern. Das kennen wir heute auch, sehr gut kennen wir Steuern und Zahlen! Wer Macht hat, muß Statistiken haben. Und wir werden dauernd in jeder Hinsicht in Zahlen umgewandelt, alles, was wir tun, was wir kaufen, im Internet anklicken, mit wem wir Kontakt haben –alles wird gezählt und gespeichert. Es gibt Macht über uns. Manchmal merken wir es. Oft auch nicht.
Es gehört zu Weihnachten, daß Gott seinen Stall mitten in dieser Welt aufmacht, wo es diese Macht gibt.
Und Gott läßt uns durch die Engel sagen: „Ich warte nicht, bis Augustus und Quirinius gegangen sind.“ Gott sagt: „Ich komme zu euch, wann und wie ich will.“
Augustus und Quirinius können Gott nicht aufhalten. Bis heute nicht.
Gott macht Seinen Stall auf und gründet Seine Familie.
Der Engel spricht ja von der „Stadt Davids“. Joseph und Maria stammten beide aus dem Hause des Königs David. Und weil David aus Bethlehem stammte, wollte es die Bürokratie, daß die Nachkommen bei ihrem Stammsitz erfaßt werden sollten.
Gott benutzt den mächtigsten Mann seiner Zeit, Augustus, um Sein Wort wahr zu machen.
Israel schien ja überhaupt keine Macht mehr zu haben. Israel wurde rumgeschickt und gezählt und versteuert. Israel war nicht sein eigener Herr. Wie sollte es da seinem Gott dienen? Wie können wir Gottes Willen tun, wenn wir rumgeschickt, gezählt, erfaßt und versteuert werden? Wo kann Gott da überhaupt noch Platz haben? Wo paßt Gott denn noch rein? Es ist alles besetzt! Die Macht von oben. Die Medien. Die Umfragen. Die Prognosen. Die Preise.
Die Römer konnten in Israel jedes Haus durchsuchen. Wenn sie wollten, konnten sie auch in den Tempel eindringen. Wer in Israel regierte, mußte mit Augustus verhandeln. Augustus hatte von Gott keine Ahnung. Das merkt man daran, daß er selber wie ein Gott verehrt werden wollte.
Wie und wo macht sich Gott da einen Platz auf der Erde?
Er geht nicht nach Rom und beseitigt Augustus. Er geht nicht nach Syrien und stürzt Quirinius. Gott macht sich nicht Platz in Jerusalem, indem er den König Herodes beweist, wer hier der stärkere ist.
Gott steht über ihnen allen. Sie müssen ihm dienen. Augustus bringt Joseph und Maria nach Bethlehem. Denn Gott hatte durch den Propheten Micha 500 Jahre zuvor angesagt: „Er wird in Bethlehem geboren werden.“
Gottes Wort schafft den Stall. Zahlen, Steuern, Macht, Medien, alles, was uns so rumschickt und bis ins Kleinste zu bestimmen scheint, totalitär, flächendeckend – und die Namen dahinter und darüber, Namen die jeder kennt! – Oder Namen, die keiner kennt, von Drahtziehern im Verborgenen, die sich von niemanden verantworten müssen – Gott spricht, Gott läßt aufschreiben und Gott tut.
Der Nachkomme Davids, der Sohn der Jungfrau, wird in Bethlehem geboren. Maria und Joseph brauchten das nicht entscheiden. Augustus hat es für sie getan.
Da gründet Gott Seine Familie. Jesus ist der Erste. Seine Mutter Maria, die von keinem Manne wußte. Und Joseph, der auf Gottes Befehl Gottes Sohn zu beschützen und zu begleiten, ja, zu erziehen hatte. Die Heilige Familie im Stall. Gott hatte das in Seinem Wort vorbereitet. Darum ist es gekommen.
Wer in den Stall kommt, wer zur Krippe kommt, wer dieses Kind in der Windel ansieht, der hat den Bereich betreten, den Gott durch Sein Wort bestimmt. Ja. Es kommt Wort zu Wort – denn alle, die in den Stall von Bethlehem kamen, wurden von Gottes Wort dahin geleitet. Die Hirten hörten die Engel. Die Weisen aus dem Morgenland später sahen den Stern, und dann hörten sie den Propheten Micha aus der Heiligen Schrift. Gottes Wort brachte sie dorthin, wo Gottes Wort bestimmt.
Sicher – der 24.12. steht im Kalender. Manche haben extra im Pfarramt angerufen: Wann ist Gottesdienst am 24.? Ist auch Krippenspiel? Manche werden zuhause beraten haben: Was machen wir zu Weihnachten? – – Haben wir Zeit? Das alles ist schon von dem bestimmt, was die Engel in der damaligen Nacht vom Himmel, an Augustus, an Quirinius und Herodes vorbei in die Welt hineingerufen haben: „Fürchtet euch nicht! Laßt euch nicht kleinreden! Laßt euch nicht in die Bedeutungslosigkeit auflösen! Siehe! Guckt mit neuen Augen, hört mit neuen Ohren, vernehmt mit neuen Herzen, begreift mit neuen Händen: Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird! – Freude, die unzerstörbar ist, die ihr nicht durch endlose Anpassung und Absicherung verdienen müßt! – Freude, die eure Schuld nicht in Frage stellen kann. – Warum: Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der HERR, in der Stadt David.“ Diese Urzelle, dieser Anfang und Grundstein der Freude, ist ein Mensch, eine Person. Es eine Person die nichts hat: Also nur sich selbst geben kann, und kein Geld oder Waffen hat: Also nur durch sich selbst überzeugen kann und will.
Das bedeutet: Dieser Person ist jeder Mensch so frei, wie ein Mensch nur sein kann. Vor einem kleinen Kind fühlt ein Mensch sich groß, stark und frei zum Lieben. Darum wird in guten alten Weihnachtsliedern immer wieder von Hirten gesungen, die den Drang haben, dem Christkind etwas mitzubringen, egal, wie bescheiden. Das ist himmelweit entfernt von irgendeiner Steuer des Quirinius, denn es geschieht aus Liebe in Freiheit. Und die zählenden Mächtigen, die Algorithmen werden immer wieder daran verzweifeln. Sie können Gottes Sohn nicht kommen sehen. Und was ER mit uns Menschen tut, auch nicht.
Liebe Gemeinde! Jeder baut sich seinen Palast. Einen Palast an Sicherheit und Selbstgerechtigkeit. Einen Palast an Genüssen. Einen Palast aus Absicherungen. Herodes war ein Freund des Kaisers. Der Kaiser hatte seine Soldaten. Im Kleinen hat jeder seine Sicherheit.
Es ist Gottes Ernst. Er will außerhalb dieser Paläste im Stall gefunden werden. Gerade heute Abend sind viele da, die sich sonst zu fein sind, diesen Stall zu besuchen. Denen der Palast ihres Lebens immer Vorrang hat. Der Stall von Bethlehem ist die Eine Einladung Gottes. Das Kind in der Krippe ist das Eine Angebot Gottes, mit Ihm und mit dem Leben ins Reine zu kommen. Gott kommt so freundlich zu uns, damit wir Menschen für Zeit und Ewigkeit mit ihm leben. Es muß so weit kommen, daß Du dieses Kind anbetest und alles andere vergißt.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Dritter Advent

Gnade, Barmherzigkeit, Friede
von Gott, dem Vater
und von dem HERRN Jesus Christus
sei mit euch.
Amen.


1 Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott.
2 Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, daß ihre Knechtschaft ein Ende hat, daß ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden.
3 Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!
4 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden;
5 denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat’s geredet.
6 Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde.
7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk!
8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.
9 Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott;
10 siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen.
Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her.
11 Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.

Jesaja 40, 1-11

Liebe Gemeinde!
Das Besondere am Trost ist, daß die getröstete Seele allein weiß, wann sie getröstet ist. Ein Tröster öffnet sich mit großer Geduld für die Person, die er tröstet. Ja, die Liebe wird ihn nicht aufhalten, bis er die Last die den traurigen drückt, mitträgt und den Schmerz teilt.
Der Trost erreicht sein Ziel, wenn die Seele sich beruhigt. Das geht nicht auf Befehl, das kann sie sich nicht einreden, das kann auch nicht geheuchelt werden. Die betrübte Seele bestimmt. Der Tröster erkennt das an, und läßt sich davon leiten.
Im Trost bleibt die Zeit stehen, bis der Schmerz kleiner wird, die Last leichter, das Dunkel heller, der Mißton wohlklingender wird, der Krampf sich löst.
Ein Tröster guckt nicht auf die Uhr. Er zählt nicht, wie oft er schon etwas gesagt hat. Nur dann wird der Trost die traurige Seele erreichen. Die kleine Seele, die verwundete Seele, die erschöpfte Seele, die gescheuchte Seele, die überforderte Seele. Sie soll zur Ruhe kommen, neue Kraft schöpfen.
Gott will das.
Er ist der Gott „alles Trostes“ (2. Korinther 1, 3-4).
So hat Gott sich festgelegt.
Er will nur Gott sein, wenn es Trost gibt. So wahr Gott existiert, muß es Trost geben.
Jesaja sagt es uns: Hör zu: Gott selbst hat beschlossen, daß Er keine Ruhe hat, bis deine Seele Ruhe hat. Es gibt keinen ernsteren Ernst, als diesen Ernst. Es gibt keinen heftigeren Willen im Himmel und auf Erden, als diesen Willen daß es für dich Trost gibt.
Darum kommt vom Himmel über uns dieser doppelte Befehl:
„Tröstet, tröstet!“ Damit bekommt Trost höchste Priorität. Unter allen Umständen soll Trost vorangebracht werden. Alles muß dem Trost dienen. Gott tut alles, daß deine Seele nicht verrinnt, sich nicht auflöst oder begraben wird. Nein, sie soll es nicht.
Darum spricht Gott mir dir.
Es ist ja ein Befehl: „Tröstet!“ – Gott beauftragt eine Vielzahl von Personen. Das ist wirklich im Gange. Mitten in einer feindseligen, gleichgültigen, kalten Welt mit unerträglichem Gequatsche, und hohlen Sprüchen, die die Seele nur quälen, beruft und sendet Gott selbst Diener zum Trösten.
Diese Realität muß deine Seele erreichen. Es ist kein Werbespruch, der Geld aus deiner Tasche ziehen will, kein Versprechen von Politikern, die hoffen daß man ihren Unernst nicht merkt. Diese Realität, die von Gott kommt, ist mehr wirklich als jede Last und jeden Kummer. Oder ist deine Last und dein Kummer größer, als Gott?
„Redet mit Jerusalem freundlich.“
Schon wieder Jerusalem.
Bin ich denn Jerusalem?
Diese Frage muß beantwortet werden.
Sonst gibt die Seele auf – „Ich bin nicht gemeint!“ Dann ist der Trost auch kaputt.
Jerusalem.
Die Stadt Gottes. Privilegiert vor der gesamten Menschheit. Auserwählt. Vorgezogen. Sonderbehandlung. Mit Gott auf Du, sozusagen. Im Alten Testament hatte Gott dem Volk dieser Stadt Seinen Willen anvertraut – und dazu gesagt: Ich bin dein Gott. Ich bin ganz für dich da. – Sei du, Israel, ganz und gar für mich da, denn ich bin ganz für dich da. Die Gebote zeigen den Weg.
Doch Israel war nicht ganz für Gott da. Es wollte mehr und verlor alles. Die Götzen der anderen Völker waren faszinierend. Sichtbar, mehr „menschlich“, mehr „praktisch“. Es war leichter, der Waffe zu vertrauen, als dem unsichtbaren Gott. Es war leichter, sich auf Diplomatie und Verhandeln zu verlassen, als auf Gott. Und dann all diese Opfer! Rein und Unrein mußte unterschieden werden. Bestimmte Zeiten mußte man einhalten. Von den 10 Geboten ganz zu schweigen. Wir Menschen könnten Gott ganz auf unserer Seite haben in allen Dingen, Seinen Segen, Seine Macht. Aber wir haben Gott gegen uns, weil wir Seine Gebote übertreten.
Jerusalem brauchte Trost. Es lag am Boden zerstört. Buchstäblich. Besiegt und in Schutt und Asche gelegt. Das Schlimmste aber war das Gewissen: Das ist passiert, weil ich Gott verlassen habe. Ich habe meine beste Chance verspielt. Ich habe mein Leben mit dieser Lieblosigkeit kaputtgemacht. Dieses Begehren hat meine Kapazität, Freude zu haben, verdorben. Ich habe Menschen geschadet. Und jetzt spricht alles gegen mich. Ich verdiene keinen Segen. Gott ist gegen mich.
Jerusalem war hoch privilegiert gewesen – und deshalb um so tiefer gefallen, gestürzt. Jerusalem war untröstlich.
„Redet mit Jerusalem freundlich. Predigt ihr daß ihre Knechtschaft ein Ende hat, daß ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden.“ – Es ist eine Knechtschaft. Eine Unfreiheit. Man ist unter einem Zwang, vom Leben, von Licht, von der Freude, vom Gespräch abgeschnitten. Gott will, daß das aufhört. Die Schuld soll nicht mehr alles beherrschen. Es ist genug. Das sagt nicht Jerusalem, sondern das sagt Gott selbst.
Ja, Jerusalem soll hören, daß die Last, die Qual, die Strafe doppelt gewesen ist. – Das passiert liebe Gemeinde: Menschen, die nahe bei Gott sind, werden mehr an ihre Grenzen geführt, als Menschen, denen Gott egal ist. Sie sollen noch genauer erfahren, was Gott kann.
Gott will nicht mehr gegen Jerusalem sein. Und Jerusalem soll wieder ganz für Gott da sein können.
Wie soll das möglich sein?
„Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!“
Wieder eine Stimme! Wenn eine Seele nicht angesprochen wird, kommt kein Trost zustande.
In der Wüste muß etwas passieren. Im Chaos, in der fremden, abweisenden Landschaft. Es muß einen Weg geben, den man gehen kann. Ohne Gottes Wort ist die Wirklichkeit ein Chaos. Wir sehen keinen Weg. Wir sehen keine Gefahr, oder wir sehen Gefahr, wo keine ist. Wir wissen nicht, ob wir in die Irre gehen, oder nicht. Wir erkennen nicht, was wichtig oder unwichtig, was Segen oder Fluch ist.
Zu Gottes Trost gehört auf jeden Fall, daß es einen Weg gibt. Ein Weg sagt der Seele: Es geht weiter. Das Ziel ist gut.
„Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden.“ Ein krasses Bild. Berg und Tal stehen eigentlich unveränderbar fest. Es gehört zur Trostlosigkeit, daß Dinge sich nicht ändern können. Man ist im Tal und ist ganz unten. Und andere sind ganz oben, sie haben alles, und haben Glück, und keine Sorgen. Wenn Gott spricht, wird das anders. Der Neid geht weg. Denn der Neid macht das Tal zum Tal. Die Verzweiflung wird gebrochen.
Und die Berge? Die da oben? Wenn sie erkennen, daß alles eine Gabe Gottes ist, ein Geschenkt, dann werden sie bescheidener. Die Arroganz muß weg. Sie schadet allen. Die Selbstgerechtigkeit – sie ist überhaupt nicht beneidenswert, und doch sind wir immer wieder von ihr beeindruckt.
„Denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat’s geredet.“
Nicht die Herrlichkeit von Menschen – schon gar nicht die Herrlichkeit auf Kosten anderer. Sondern die Herrlichkeit des HERRN, die allen gut tut und heilsam ist. Die vor allem tröstet.
Wer noch im Berg und Tal hängt, der verpasst es, wenn Gott selber kommt.
Spätestens jetzt sind wir bei Johannes dem Täufer. Er hat in der Wüste, im Chaos Israels einen Weg gemacht. Er hat die Berge runtergeholt, und die Täler aufgerichtet – damit sie alle Gottes Herrlichkeit nicht verpassen sollten.
Schon der Prophet Jesaja machte deutlich: Es kommt Gottes Herrlichkeit so, daß alles Fleisch sie sehen kann. Normalerweise gilt: Wer Gott sieht, muß sterben. (2. Mose 33, 20). Es ist zuviel und zu groß.
Doch ein für alle Mal, einmal für alle Menschen, soll Gottes Herrlichkeit erscheinen – Gott will uns so begegnen, daß es nicht ein Schrecken, sondern ein Trost ist.
Darauf hat Johannes der Täufer hingewiesen. Er hat ganz klar bekannt, daß er „Eine Stimme in der Wüste“ ist. (Johannes 1, 23). Er hat das ganze Volk Israel zurück zu Gott gerufen. Die Hohen hat er nicht gefürchtet, und die Niedrigen hat er nicht verachtet. Und das hat er getan um auf das Lamm Gottes zu zeigen. „Da ist er! Seine Herrlichkeit ist es, Eure jämmerlichen Lasten abzunehmen. Seine Herrlichkeit ist es, zu trösten. Seine Herrlichkeit ist es, die zu suchen, die sich komplett verirrt haben, und überhaupt nicht weiterwissen. Seine Herrlichkeit ist es, zu vergeben. Die Tür zur Liebe wieder aufzumachen. Die Tür zum Leben offenzuhalten. Auch gegen den Tod.“
Das ist alles, was Jesus getan hat. Mit jedem Atemzug in Seinem Leib, mit jedem Puls Seines Herzens war er bei den Trostlosen. Das ist Gottes Herrlichkeit, da ist Gott ganz und gar Er selbst und alles Fleisch soll es sehen.
Ohne Gebrauchsanweisung, ohne Briefing geht das nicht.
Darum hören wir nochmal von der Stimme. – In Gottes Stimme ist wirklich das ganze Leben! –
„Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk!
Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.“ Da haben wir wieder die Trostlosigkeit. Alles Fleisch ist wie Gras. Überall lauert und wartet der Tod, die Vergänglichkeit. Wozu also predigen?
Gottes Wort bleibt. Gott ist in Seinem Wort. Er kommt mit Seinem Wort zu uns. Es wird nicht aufhören, zu sprechen, zu wirken, zu trösten. Mit Gottes Trost fängt die Auferstehung der Toten an. Schon jetzt.
„Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott; siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen.“
Gottes Trost ist so, daß die Getrösteten auf einmal den Trost weitergeben können. Die Tochter Zion kann, soll und wird ohne Furcht sprechen: Siehe, da ist euer Gott.
Das geschieht schon im Kleinen in der Gemeinde. Christen, die Schweres tragen mußten, und Gottes Trost erlebt haben, können mit anderen sprechen, die erschrocken sind, oder verzweifelt. Der Trost geht weiter.

„Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her.
Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.“
Was Gott durch das Evangelium geschaffen hat, das behütet und begleitet Er. Bis ans Ziel. Der Glaube muß nicht jetzt auf einmal alle Kraft haben – als würde er Gott nicht mehr brauchen. Im Gegenteil. Wer Gottes Trost erlebt hat, braucht ihn immer mehr. Und es gibt ihn.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

1. Adventsandacht

Gnade sei mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater,
und dem HERRN, Jesus Christus.
Amen.

Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.

Liebe Gemeinde!

Es könnte ein guter Film werden.
Die Tochter Zion und ihr König, umgeben – nein – umwogt von kriegerischer Gewalt.
Das ist die Szene: Die großen, reichen, mächtigen, bewaffneten Völker um Jerusalem her, gegen die Jerusalem keine Chance hatte – die toben sich aus mit ihren Waffen.
Inmitten diesem Chaos eine weibliche Gestalt. Die Tochter Zion, die Tochter Jerusalem.
Krieg, Gewalt, Waffen – für Frauen waren das nie gute Zeiten, sondern extrem bedrohliche, angsterregende Zeiten.
Und mitten in diesem Chaos, dieser bösen und finsteren, gefährlichen Zeit soll die Tochter Zion sich freuen – sehr freuen, und die Tochter Jerusalem soll jauchzen.
Der Grund der Freude ist, daß ihr König kommt. Er ist schon unterwegs.
Mit diesem Könige beginnt eine neue Zeit.
Gottes Volk war in zwei Königreiche gespalten gewesen. Es sah sich gezwungen, sich zu verteidigen, am politischen Leben unter den Großmächten sich zu beteiligen. Bis dahin, daß man aus diplomatischen Gründen sich in der Religion anpaßte. Die beiden Königreiche des einen Volks Israel bekriegten sich gegenseitig, verbündeten sich mal mit Ägypten, mal mit Syrien, mal mit Persien. Und immer wieder Krieg, Blutvergießen, Niederlagen, Zerstörung. Nicht nur Häuser und Besitz, sondern auch die Seele – die Fähigkeit zu vertrauen, zu lieben, zu erkennen, zu bitten, zu danken, die Möglichkeit zu einem Leben vor Gott und mit Gott wird im Krieg bedroht und vernichtet.
Das erlebt und durchleidet in besonderer und bewußter Weise die Tochter Zion.
Zion war der heilige Berg in Jerusalem, der Ort des Tempels, der Begegnung mit Gott selbst.
Die Tochter Zion ist sozusagen die Seele Israels. Sie kann nichts andres sein, als Israel. Sie hat Gott beim Wort genommen. Gott hat sich mit ihr verabredet, und nun ist sie am verabredeten Ort, und kann diesen Ort nicht verlassen. Als Tochter ist sie geprägt von allem, was am Tempel geschieht, was dort gesagt wird. Das ist ihre Wahrheit, ihre Identität. Als Tochter liebt sie den Berg Zion. Wenn es ihm gut geht, freut sich sich und jauchzt, und wenn es ihm böse geht, ist sie untröstlich.
Zion ist nicht nur ein Berg mit Gebäuden, wie dem Tempel. Durch die Tochter Zion hat der Berg, der Tempel eine Seele.
Die Tochter Zion ist das Endziel der Worte Gottes. Wenn Gottes Wort diese Seele nicht erreicht hat, dann hat Gott Sein Ziel noch nicht erreicht, aber wenn es die Tochter Zion erreicht hat, dann ist es angekommen, dann werden sich auch alle mitfreuen, die vorher mit ihr gebangt haben.
Ein guter Film: Alle bangen mit – alle freuen sich mit.
Doch dies ist eben nicht nur ein Film oder eine gut geschriebene, zu Herzen gehende Geschichte.
Der König kommt und bringt die Tochter Zion in ewige Sicherheit. Sie soll auch nicht einen Moment vergeblich gebangt oder getrauert haben. Ihre ganze Hoffnung und Sehnsucht wird restlos erfüllt. Sie wird es niemals bereuen, daß sie Gott 100%ig beim Wort genommen hat.

Liebe Gemeinde. Im Advent, der Zeit, die uns auf Weihnachten vorbereiten soll, sind wir alle gerufen, mit unseren Herzen in Gottes Vorbereitung auf die Ankunft Jesu einzutauchen. Mit der Tochter Zion zu bangen, zu hoffen, zu warten ….
Es sind diese Worte, die ans Ziel kommen, als Jesus geboren wird, sich über die Menschheit erbarmt und aus Liebe sich opfert. Diese Worte, 500 Jahre vor Christus ausgesprochen und aufgeschrieben, wurden von der Tochter Zion bewahrt, getragen, befragt, aufs Neue gehört, ehrfürchtig weitergegeben. Diese Worte haben Menschen wie Simeon und Hanna, wie Zacharias und Elisabeth, auch Joseph und die Gottesmutter und Jungfrau Maria gehört und ins Herz geschlossen, und geglaubt: Das wird wahr! Wenn es einen Gott gibt, dann wird das wahr.
Diese Worte – wie das ganze Alte Testament, haben für Jesus, für den Sohn Gottes den Platz in unserer verrückten, verwirrten, verblendeten, brutalen Welt freigehalten.
Und das heißt auch: Diese Worte haben den Platz für unsere Seele in dieser Welt freigehalten, und in unserer Seele den Platz für Gottes Liebe freigehalten.
Man kann sie nur zu klein, aber nie zu groß verstehen. Denn es gibt nicht größere Worte als die, die nach 500 Jahren wahr werden.
Jetzt aber: Wort für Wort!

„Du, Tochter Zion“ – Wir wissen jetzt, zu wem Gott durch die Stimme des Propheten „Du“ sagt.
Die Tochter Zion, die sich an nichts hält, als an Gottes Wort. Wenn Gottes Gebote übertreten werden, leidet sie darunter. Wenn man Gott verspottet oder vergißt, brennt es ihr auf der Seele. Wenn sie Gottes Gaben sieht, lebt sie auf.
Wenn Israel von fremden Göttern fasziniert war, dann brannte es auf ihrer Seele. Wenn ihr Volk Gottes Ordnungen mit Füßen, trat, blutete ihr Herz. Wenn die Propheten zu Gott riefen und an Gott erinnerten, dann konnte sie weiterleben.
Gott spricht sie an. Gott macht sie zu einer Person. Diese Anrede schafft und sichert, stabilisiert deine Identität. Wenn Gott zu dir DU sagt, dann ist dein ICH so stabil wie Gott, der dich anspricht. Die Tochter Zion konnte vielleicht daniederliegen, sich schämen, verzweifeln, sich anklagen …. Dieses DU vom Himmel bringt eine Realität, die größer ist, als das alles. Vor allem größer als die eigene Schuld, die uns immer wieder in Frage stellt.
Gott spricht aber mit der Tochter Zion, also denen, die Ihn beim Wort nehmen. Wer Gott nicht beim Wort nimmt, der wird auch nie merken, ob und wann Gott handelt. Denn Gott handelt nicht ohne Wort.

„freue dich sehr!“ – Genau diese Person soll sich freuen. Und zwar sehr. Das heißt: Freuen ohne Einschränkung. Ohne Aufhören. Ohne Unsicherheit. Freue dich ganz! Komme ans Licht, atme auf, strahle, fühle dein Herz, öffne dich für die ganze Wirklichkeit. Ungetrübt von allem, was war.
Wir sollen diese Worte nicht zu klein verstehen.

„und du Tochter Jerusalem, jauchze!“ – also: Sage es! Vor der ganzen Welt, von allen Menschen, vor Himmel und Erde, vor deiner Vergangenheit, vor deiner Zukunft, vor deinen Freunden, vor deinen Feinden – – überlasse deine Stimme dieser Leichtigkeit. Da gibt es kein Zurück. Gott hat uns so geschaffen, daß wir mit Seinem Ebenbild uns mit unserem ganzen Wesen im Einklang mit der ganzen Wirklichkeit freuen.

Auf Befehl? Nein. So ist Gott nicht.
Sondern mit Grund. Die Freude hat einen Grund.

„Siehe!“ – Laß Gott deine Sinne öffnen für etwas, was nicht in dir ist, auch nicht in deinen Gedanken. Für etwas, was nicht das Ergebnis deiner Erziehung ist, oder deiner Selbstfindung. Siehe: Hier zeigt Gott eine Wirklichkeit, die von ihm kommt. Nicht von Menschenhänden gemacht, und deshalb können Menschenhände sie auch nicht verderben oder zerstören.
Aber du mußt alle Gedanken, Gefühle, Erfahrungen und Erwartungen hinter dich lassen. Auch den Schmerz. Auch den Rausch. Das ist in dem Wort: Siehe. Wir müssen es groß verstehen.
„Dein König kommt zu dir.“ Da ist der Grund. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude. Da kommt der, der Tochter Zion gerecht wird. Der alle Angriffe, alle Belästigung, alle Anklage, alle Verführung, allen Betrug, alle Verunstaltung, alle Trauer, alle Krankheit – abwehrt, verbannt.
Ein König hat Macht. Ein König bestimmt, er darf und kann und soll es. Ein König handelt aus Überlegenheit, er teilt seine Freiheit mit denen, die zu ihm gehören.
Dein König kommt zu dir. Er meint dich. Er geht nicht weiter, oder vorbei. Er meint die Tochter Zion mit allem, was sie ist. Und bringt seine Macht mit. Deine Freude kommt zu dir. Eine Antwort für dich.
Wir Menschen sind nicht nur für die Freude geschaffen. sondern auch dafür, daß jemand über uns ist. Kein Mensch hat alles im Blick. Kein Mensch kann bei Null anfangen. Jeder lebt davon, daß einer für ihn da ist. Dein König kommt zu dir. Er ist für dich da. Er sucht dich. Er kommt zu dir. Er sucht das Verlorene.

„Ein Gerechter und ein Helfer“. Alles, was dieser König tut, ist mit Gottes Willen im Einklang. Es kann kein höherer Wille kommen, und noch einmal in Frage stellen, was er tut. Er hat alle Gaben Gottes im Blick, daß keine verlorengeht, oder verdorben wird. Er fügt zusammen, was Gott zusammen haben will, scheidet, was nicht zusammengehört.
Aber als ein Helfer, als ein Retter.
Wir Sünder sind nicht gerecht. Und wir brauchen Hilfe. Zur Zeit des Propheten Sacharja wüteten Soldaten mit Waffen, die töteten, raubten, schändeten und zerstörten. Auch davor brauchen wir Schutz. So sind auch Bedrohungen in der unsichtbaren Welt, gegen die wir uns kaum wehren können. Zweifel, Selbstbetrug, Maßlosigkeit, Oberflächlichkeit, Undank.
Das alles verdirbt Gottes Gaben, uns unseren Leib und unsere Seele, dann ist Freude unmöglich. Aber unter diesem König soll die Freude größer werden. Sie wird größer werden.
Der König ist „arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ Er überzeugt den Glauben. Wer von Reichtum beeindruckt ist, der braucht keinen Glauben. Jesus ist arm auf die Erde gekommen, und hat sie arm verlassen. Er hat niemandem etwas weggenommen. Sein Reichtum war die Freude, die er anderen machte. Die Freude der Geheilten, der Getrösteten – das war sein Reichtum.
Darum kommt er auf einem Eselsjungen. Einem unerfahrenen, schwachen jungen Tier. Er will nicht mit Gewalt überzeugen – das wäre überrumpeln, überwältigen.
So kommt er nicht auf die Tochter Zion zu. So könnte sie sich auch nicht freuen.
Sondern sanftmütig.
Und wenn er arm kommt, dann kann er nur sich selbst geben. Wer Geld gibt, kann sich heraushalten, kann sich zurückziehen.
Dieser König zieht sich nicht zurück. Das bedeutet, er kommt wirklich zu der Tochter Zion.

Liebe Gemeinde.
Da können alle Filme einpacken.
500 Jahre wurde gewartet. Es waren brutale, verwirrende, schmerzliche Jahre. Und dann das verabredete Zeichen: Dein König kommt, reitend auf einem Esel.
Er ist es. Er kommt zu dir. Gerecht, Hilfe.
Die Tochter Zion hat sich nicht getäuscht, und wird nicht enttäuscht.
Um der Tochter Zion willen hat der Sohn diese Verheißung erfüllt. Vor den Augen der Welt.
Bangen wir mit der Tochter Zion. Freuen wir uns mit ihr.

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

1. Advent

Gnade sei mit euch und Friede,
von dem, der da ist, und der da war, und der da kommt,
und von Jesus Christus,
welcher ist der treue Zeuge,
der Erstgeborene von den Toten,
und ein Fürst über die Könige auf Erden.
Amen.


14 Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:
15 Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest!
16 Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.
17 Du sprichst: Ich bin reich und habe genug und brauche nichts!, und weißt nicht, daß du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.
18 Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.
19 Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!
20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.
21 Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.
22 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Offenbarung 3, 14-22

Liebe Gemeinde!

Unser deutsches Wort „Zukunft“ hat in sich die Worte: „zu“ und „kommen“ also: Zukunft ist das, was auf uns „zu-kommt“. Wo wir im Vaterunser sagen „Dein Reich komme!“ hat man vorzeiten gesagt: „Zukomm dein Reich!“
Die Zukunft kommt auf uns zu. Wir können ihr nicht ausweichen. Sie ist zu uns unterwegs, sie wird uns einholen.
Die Zukunft, die am Ende auf uns zukommt, ist der Sohn Gottes.
Wir gehören Ihm. Er will am Ende nicht allein sein, sondern Er will und Er wird Seine Gemeinde bei sich haben. Wir sind Seine Gemeinde, wir befinden uns im Wartesaal der Zukunft.
Bedenken wir das einen Moment:
Ständig wird uns eine Zukunft vor Augen gehalten, was das Klima betrifft, was die Schöpfung betrifft.
Uns wird eine Zukunft vor Augen gehalten, was die Wirtschaft betrifft, was die Energiequellen betrifft.
Uns wird eine Zukunft vor Augen gehalten, was Medizin, Gesundheit, Technik betrifft.
Von der Zukunft der Menschheit ganz zu schweigen.
Wir selbst haben vielleicht ein Bauchgefühl über eine Zukunft, an die wir nicht denken wollen.

Und jetzt, liebe Gemeinde, erheben wir unsere Herzen. Hinter und nach allem, was ich eben aufgezählt habe, kommt Jesus auf uns zu. Er kommt wieder, und zwar in Herrlichkeit, also: als der, der er ist. Als der HERR. Denn der Tod kann Ihn nicht halten, keine Macht kann Ihn widerlegen.
Er ist unsere Zukunft.

Wir sitzen im Wartesaal, und Er spricht mit Seiner Gemeinde.
Wie kommen wir durch? Wie kommen wir in der Zukunft an?
Hören wir die Worte von dem, der unsere Zukunft ist:
„Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe“ – Wer Gottes Zukunft haben will, muß in Gottes Gemeinde sein. Ohne Gottes Gemeinde kann kein Mensch im Alleingang eine Zukunft haben. Wenn Gott eine Zukunft für dich hat, dann tut er dich in Seine Gemeinde.
Die Gemeinde hat, wie wir hier hören, einen Engel. Das heißt, einen Boten. Der sagt weiter, was Gott hat aufschreiben lassen.
Gottes Gemeinde hört das, was Gott hat aufschreiben lassen. Der Bote sagt es in Gottes Auftrag der Gemeinde.
Das versetzt uns in den Wartesaal für Gottes Zukunft. Ohne Schrift – und damit ist Gottes Wort in der Bibel gemeint! – und ohne Weitersagen ist eine Gemeinde nicht Gemeinde; aber mit Bibel und Auslegung der Bibel ist Gemeinde da, und die Zukunft Gottes fängt an. Sie fängt jetzt an.
„Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes“ – damit nur klar ist, wer hier spricht, wessen Wort weitergesagt wird:

  1. Der Amen heißt: Amen bedeutet: Zuverlässig, wahr, treu, Glaubwürdig. Das ist ein Name für Jesus. Er macht alles wahr. Und zwar in persönlicher Treue – also bei allen, deren König er ist. Unsere Zukunft ist, daß Gott bei uns Sein Wort wahr macht.
    Darum ist Jesus der treue und wahrhaftige Zeuge.
    Ein Zeuge tritt mit seiner eigenen Person für die Wahrheit ein. Er macht Gottes Wort bei uns wahr. Nicht wir. Nicht unsere Vernunft, nicht unsere Phantasie.
  2. Hier spricht der Anfang der Schöpfung Gottes. Jesus ist bei allem nicht nur dabei, sondern Jesus ist bestimmend und zielsetzend und sinngebend dabei. Ihn kann in der ganzen Schöpfung nicht überraschen, oder aus dem Konzept bringen. Mit uns spricht der, der alles im Blick hat, weil er es alles gemacht hat. Er hat auch dich und mich geschaffen. Er kennt uns besser, als wir selbst.
    Er kann uns eine Zukunft bereiten. Seine Zukunft fängt damit an, daß Er mit uns spricht. Er allein, der Amen heißt, kann so mit uns sprechen.
    Er sagt:
    „Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest!
    Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“
    Erschreckende Worte! Ausspeien! Was ausgespieen ist, hat keine Zukunft, das wird vergehen.
    Jesus warnt also die Gemeinde: So geht das nicht weiter! So kommt ihr auf keinen Fall in meiner Zukunft an!
    Was ist los? – Ihr seid weder kalt noch warm, sondern lau.
    „Kalt“ – das ist ohne jeden Glauben, ja gegen Gott und alles, was zu Gott gehört.
    „Warm“ – das ist: Im Glauben erkennst Du, daß Du Teil von Gottes Zukunft bist. Das Jesus sagt, was er getan hat, das begleitet und trägt dich. Das bedeutet aber, daß Gottes Zukunft dich mehr beeindruckt als jede andere Zukunft.
    Und was ist dann „Lau“? – Du bist dabei, aber alles was du denkst, tust und sprichst, ist nur eine Reaktion auf das, was wir in der Welt hören. Man erkennt nirgends, daß du auf Gottes Zukunft wartest, sich auf sie freust.
    Dann ist Gottes Zukunft noch nicht bei dir angekommen. Dann verlierst du sie.
    Wer so lebt, als wäre dieses Leben das einzige, der will von Gott keine Zukunft. Der bekommt sie auch nicht. Wer die Gebote Gottes übertritt, der will eine Zukunft ohne Gott. Der verliert Gottes Zukunft. Gottes Zukunft wird ihn überholen und abhängen.
    Unser Zukunftsmeister spricht mit uns hier in Seinem Wartesaal.
    Er warnt uns davor, unsere Zukunft zu verspielen.
    „Du sprichst: Ich bin reich und habe genug und brauche nichts!, und weißt nicht, daß du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.
    Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.“
    Wir sind nicht deshalb hier im Wartesaal der Zukunft, weil wir so klug, gut, intelligent und gut sind.
    Gottes Gnade hat uns hier reingeholt. Seine Liebe zum Verlorenen trägt uns hier rein. Denn Mißtrauen gegenüber Gott und Lieblosigkeit gegen den Nächsten machen unsere Zukunft jetzt schon kaputt.
    Aber weil Gott in Seiner Zukunft Menschen bei sich haben will, die Er ewig liebhaben kann, darum hat er sich erbarmt.
    Ohne Ihn sind wir einfach erbärmlich dran.
    Wer aber sagt: Ich bin reich und brauche nicht, der hat das vergessen. Wir brauchen ständig Gnade, Vergebung.
    Es ist der Normalzustand, daß Menschen das nicht sehen. Es ist ja auch normal, daß ein Mensch nichts davon weiß, daß nach allem Gott auf uns zukommt.
    Darum brauchen wir Hilfsmittel.
    Jesus, der HERR unserer Zukunft, gibt uns Rat:
    Besorgt euch Gold, ein Weißes Kleid, und Augensalbe.
  3. Gold: Gold wird, wenn es durchs Feuer geht, nur noch mehr sich selbst. Papier wird durch Feuer Asche. – Der Glaube, den Gott schenkt, wird in der schweren Zeit deutlicher und klarer. Der Glaube hat Zukunft, weil er Gott machen läßt, und Ihn beim Wort nimmt.
    Ein Weißes Kleid. Das Weiße Kleid deckt alles zu, was an uns nicht zu Gott paßt. Es ist die Vergebung. Wer in Gottes Zukunft ankommen will, kommt nur mit Vergebung dort an. Dieses Weiße Kleid ist natürlich nur für den interessant, der einsieht, daß er Vergebung braucht. Das Weiße Kleid ist das Ergebnis von dem was Jesus getan hat. Er hat die Zukunft des Bösen auf sich genommen. Wer seine Schuld erkennt, der fühlt das böse Ende. Jesus bringt uns das gute Ende. Wer Vergebung im Namen Jesu begehrt, der sagt: Was ich getan und gelassen habe, das kann kein gutes Ende haben. Gott, bitte gib mir das Gute Ende, gib mir bitte Deine Zukunft. Und die Vergebung ist dann dieses Weiße Kleid, das sagt: Kandidat für Gottes Zukunft.
    Drittens bietet Jesus, unser Zukunftsmeister: Augensalbe.
    Die hilft uns, daß wir nicht an der Oberfläche hängenbleiben. Was kann uns denn die Augen öffnen, daß wir hinter allem, was wir erleben, auch Gottes Zukunft sehen? Das kann nur Gottes Wort sein. Es öffnet uns immer wieder die Augen.
    Wir sollen Gott zuerst lieben. Das hat Zukunft.
    Wir sollen zuerst Gott bitten. Das hat Zukunft.
    Wir sollen zuerst auf Gott hören. Das hat Zukunft.
    Wir sollen zuerst Vater und Mutter ehren. Das hat Zukunft.
    Wir sollen zuerst unserm Nächsten sein Leben ganz und gar gönnen. Das hat Zukunft.
    Wir sollen zuerst für unseren Ehepartner ganz und gar da sein. Das hat Zukunft.
    Wir sollen zuerst unserm Nächsten ganz und gar gönnen, was er hat. Das hat Zukunft.
    Wir sollen zuerst unseren Nächsten vor anderen in Schutz nehmen, seinen Ruf retten und verteidigen. Das hat Zukunft.
    Wir sollen zuerst uns vom Begehren lossagen. Begehren ist Mißtrauen gegen Gott. Das hat Zukunft.
    Die Augensalbe hilft uns, das zu sehen. Unser Katechismus, der uns Gott aus der Bibel zeigt, ist diese Salbe.

Der Weg in Gottes Zukunft kommt am Leiden nicht vorbei. Solange wir als Christen leben, wird es nie soweit kommen, daß wir nicht mehr beten brauchen oder glauben.
Darum sagt Jesus zu uns: „Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich.“ Züchtigen: Leiden zulassen , Grenzen erfahren lassen. Wenn Gott uns Lasten auferlegt, dann deshalb, weil wir Ihn und uns selbst noch besser kennenlernen sollen. Unsere Grenzen und Seine Liebe. Der Glaube behält das Ziel, die ewige Freude, den großen Trost im Blick.

„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“
Jesus klopft an mit Seinem Evangelium. Er will und kann uns die eine gute Zukunft geben. Wenn es klopft – oder klingelt ! – muß man erst mal alles unterbrechen und aufmachen.
Wenn Jesus mit dir spricht, dann laß deine Sorgen liegen. Dann laß aber auch deine Selbstzufriedenheit hinter dir. Es geht um deine Zukunft, um deine Sicherheit. Jesus kommt aus der Zukunft zu dir. Du bekommst einen festen Platz am Tisch, wie am Familientisch. Und an diesem Tisch wird deine Hoffnung gestärkt und gefestigt.
Wenn das passiert, dann ist es ein Wunder. Wer mit Jesus am Tisch sitzt, der bekennt: Hier bekommt man die Zukunft, die nach allem anderen auf uns zukommt. Alles Bedrohliche wird das nicht ändern. Aber auch alles Verführerische ohne Gott wird nicht mehr mein Herz besitzen.
„Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.
Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“
Jesus wird Seine Macht mit uns teilen. Eine Überlegenheit. Komme, was will – das Ende ist gut. „Tobe, Welt, und springe – ich steh hier und singe in gar sicherer Ruh. Denn Gottes Macht hält mich in Acht.“ (ELKG 543, 3). – Aber nicht ohne die Gemeinde! „Wer Ohren hat, der höre, was Gottes Geist den Gemeinden sagt.“

Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr

Gnade sei mit euch und Friede,
von dem der da ist, und der da war, und der da kommt,
und von Jesus Christus,
welcher ist der treue Zeuge,
der Erstgeborene von den Toten
und ein Fürst über die Könige auf Erden.
Amen.

1 Jesus  sagte seinen Jüngern  aber ein Gleichnis darüber, daß sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten,
2 und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen.
3 Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher!
4 Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue,
5 will ich doch dieser Witwe, weil sie mir so viel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage.
6 Da sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt!
7 Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag
und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen?
8 Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze.
Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?

Lukas 18, 1-8

Gebet: HERR, segne Dein Wort an unseren Herzen. Amen.

Liebe Gemeinde!

Schon wieder das Gebet! Jesus kennt uns gut genug. Der Glaube atmet im Gebet, und wir halten zuviel die Luft an. Das ist nicht die Idee. Wir sollen allezeit beten und nicht nachlassen.

Allezeit? Jederzeit? Das ist eine dumme Frage, die Gründe sucht, nicht zu beten. Wir haben aber keinen Grund, nicht zu beten.

Wer einmal betet, und dem Gebet einen festen Platz in seinem Leben macht, und bei jeder Gelegenheit betet – der läßt diese Frage hinter sich.

In unserem Gleichnis lassen zwei Personen auch etwas hinter sich. Beiden ist etwas egal.

Erstens die Witwe:

Da muß man biblisch denken.

In der Bibel hat jeder Mann die heilige Aufgabe, für die Frau da zu sein, die Gott ihm zuordnet.

Ein Vater für seine Tochter, ein Bruder für seine Schwester, ein Sohn für seine Mutter, und, vor allem: Ein Ehemann für seine Ehefrau.

Wenn eine Witwe als Frau für ihre eigene Sache vor einem Richter kämpfen muß, dann ist das extrem. Nicht nur ihr Mann ist gestorben, sondern es ist auch kein Bruder und kein Sohn in Sicht. Das ist ein schlimmes Schicksal, das man keiner Frau wünscht.

Ob die heutigen Zeiten besser sind? Wir sollen es glauben. Können wir beweisen, daß heute mehr Liebe ist, als vor 2000 Jahren? Werden Männer ihre von Gott gegebene Aufgabe, für Mutter, Tochter, Schwester und Frau dazusein besser gerecht werden, wenn kein Gesetz mehr sie dazu ruft?

Das Gesetz des Mose und die Propheten sind voll davon. Israels Männer werden fortwährend zur Umkehr gerufen:

„Ihr sollt Witwen und Waisen nicht bedrücken. Wirst du sie bedrücken und werden sie zu mir schreien, so werde ich ihr Schreien erhören. Dann wird mein Zorn entbrennen, daß ich euch mit dem Schwert töte und eure Frauen zu Witwen und eure Kinder zu Waisen werden.“ – 2. Mose 22, 21-23.

Ernste Worte. Es sind Gottes Worte.

Das aber nur nebenbei!

Die Witwe ist in einer verzweifelten Situation. Wenn Sie nicht hingeht und um ihr Recht kämpft, dann wird das buchstäblich niemand tun. Wenn sie aufgibt, dann hat sie verloren.

Sie muß alle Schüchternheit hinter sich lassen, wenn sie zu diesem Richter geht. Alle Bequemlichkeit. Sie würde sicher lieber etwas zuhause tun, oder sich mit Freundinnen treffen. Aber nein!  Auf zu diesem widerwärtigen Richter. Wenn sie leben will, muß sie die Furcht vor Ablehnung hinter sich lassen. Sie muß bereit sein, durchzuhalten, wenn der Richter sie fühlen läßt, wie machtlos sie ist. Dieser scheußliche Richter wird ihr jedes Mal unter die Nase reiben, daß alles gegen sie spricht, daß sie ein Niemand ist. Doch die Witwe macht sich dieses Urteil des bösen Richters nicht zu eigen.

Liebe Gemeinde! Die Hörer zur Zeit Jesu werden diese Witwe bewundert haben. Sie wächst über sich hinaus.

Wie leicht lassen wir uns von dem Urteil von Menschen beeindrucken, die es offensichtlich nicht gut meinen!  Wie leicht fürchten wir uns vor Ablehnung durch Menschen, die offen zeigen, daß sie das Gute verachten! Da schweigen wir lieber. Wir geben nach. Diese Witwe tut das nicht. Sie beschämt uns alle.

Und jetzt der Richter. Uns wird gesagt, daß er ein schlechter Mensch ist. Ihm ist alles egal. Er fürchtet sich nicht vor Gott und scheut keinen Menschen. Ein Spötter, ein Verächter, ein Zyniker. Seine Stellung als Richter nahm er nicht von Gott an, als einen Beruf, Gott und dem Nächsten zu dienen. Für ihn war seine Stellung eine Gelegenheit, Macht auszuüben, Menschen zu demütigen, und sich selbst zu bereichern. Ein Ekel von Mensch. Er erkennt keine Instanz über sich an, und wer unter ihm ist, der ist nichts.

Wir sind schnell, solche Menschen zu verurteilen. Wir sind schnell der festen Überzeugung: So bin ich nicht. Mir fallen aber Menschen ein, die so sind. Doch läßt du dir etwas sagen? Erkennst du an, daß jemand dir etwas zu sagen hat? Überwindest du deine Trägheit, um für Schwächere da zu sein? Bei Gott kommt ja nicht nur an, was du von dir selber hältst, sondern wie andere dich erleben! Kommt bei Gott mehr Dank an, weil es dich gibt, oder mehr Klage?

Dieser Richter. Er will einfach nicht. „Er wollte lange nicht.“ Es war nur sein Wille, sonst nichts. Doch ein Wille ohne Recht  – das ist kein guter Wille, auch wenn er stärker ist, und sich durchsetzt. Das Recht ist ja gerade dazu da, daß nicht Macht Recht hat!

Hier eine Witwe  –  dort dieser Richter.

Und dazwischen? Scheinbar nichts, sie haben nichts gemeinsam.

Wenn Gott nichts tun würde, wenn Gott uns Menschen uns selbst überlassen würde, dann wäre das unsere Welt. Ganz einfach.

Doch Jesus hält uns nicht nur diese hoffnungslose traurige Situation vor Augen.

Sondern er prägt uns für alle Zeiten ein:
Zwischen Witwe und Richter ist doch etwas: Die Bitte. Die Bitte, die sich auf Gottes Willen gründet. Denn es ist Gottes Wille, daß den Witwen auch Recht geschieht.

Und jetzt werden die Hörer Jesu auch gestaunt haben – ja, Jesus bricht selbst in Staunen aus. Der Richter gibt irgendwann nach.

Das sind seine Gedanken: „Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue, will ich doch dieser Witwe, weil sie mir so viel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage.“  Es könnte peinlich werden für den Richter.  – Er will nicht ins Gesicht geschlagen werden.  Wer weiß, ob die Witwe das wirklich getan hätte?  Das wäre ein peinlicher Skandal für den Richter geworden. So will er nicht dastehen!  Und er läßt seine Härte hinter sich. Die Witwe wird hart, und der Richter wird weich. Das tut die Bitte der Witwe. Die Bitte macht sie stark und den Richter schwach. 

Das prägt Jesus uns allen ein.

Dazu zwei Gedanken über den Richter:

1. Er ist beeindruckt von der Beharrlichkeit dieser schwachen unbedeutenden Frau. Er ist treulos. Sie ist treu. Das versteht er nicht. Daß jemand das Recht so hoch hält, das ist dem Bösen unheimlich und unbegreiflich. Er kann es nicht erklären. Mit seinem Denken hätte er als Witwe schon längst aufgegeben. Doch die Witwe glaubt nicht an das Recht des Stärkeren, sondern an das Recht selbst. Das ist eine Macht.

2. Böse sein ist noch anstrengender, als beharrlich bitten. Böse sein ist anstrengend. Weil aber alle Kraft von Gott kommt, muß das Böse irgendwann müde werden. Die Offenbarung des Johannes sagt uns: Der Teufel, der hinter allem Bösen steckt, ist schon gestürzt. Er tobt, weil er sich selbst noch beweisen will, daß er überhaupt existiert. Aber „er weiß, daß er wenig Zeit hat.“ (Offenbarung 12, 12).

Zurück zum Gebet. Im Gebet ist unsere Zukunft mit Gott.

Wer an Jesus glaubt in dieser Welt, der könnte sich vorkommen, wie die Witwe. Sie wird in Frage gestellt, sie wird bedrängt, sie wird verstoßen. Wenn wir uns nur überlegen, wie machtlos Gottes Gebote in der Welt sind, und wie sehr wir Teil dieser Welt sind, die Gott vergessen hat. Wenn Menschen sich über Gottes Gebote hinwegsetzen, sind sie oft besonders stolz. Und wir glauben es ihnen, daß sie sich stark, sicher und im Recht fühlen. Der Unglaube breitet sich aus. Was können wir schon machen?

Jesus sagt: Denkt ihr, Gott ist so, wie dieser scheußliche Richter?

Denkt ihr wirklich, daß Gott sich nicht bitten läßt?

Nein.

„Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen?“

Unser Gebet macht das Böse müde. Das ist, was Jesus sagt.

Der Teufel, die Welt, aber auch unser egoistische alte Adam kann das Gebet nicht erklären oder begreifen. Am Ende wird das Gebet stärker sein. 

Das Gebet zeigt – daß wir nicht nur das sind, was die Welt aus uns machen will.

Das Gebet ist eine Frucht aus Gottes Zukunft schon jetzt.

So sind alle Glaubensfrüchte. Sie lassen uns erleben, daß Gott in uns aktiv ist.

 Der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

EWIGKEITSSONNTAG

Gnade sei mit euch und Friede,
von dem, der da ist, und  der da war,
und der da kommt,
und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge,
und der Erstgeborene von den Toten,
und ein Fürst über die Könige auf Erden.
Amen.

28 An dem Feigenbaum aber lernt ein Gleichnis: Wenn jetzt seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.
29 Ebenso auch: wenn ihr seht, daß dies geschieht, so wißt, daß er nahe vor der Tür ist.
30 Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.
31 Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.
32 Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.
33 Seht euch vor, wachet! Denn ihr wißt nicht, wann die Zeit da ist.
34 Wie bei einem Menschen, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeden seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er solle wachen:
35 so wacht nun; denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen,
36 damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt.
37 Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!

Markus 13, 28-37

O lieber Herre Gott, wecke uns auf, daß wir bereit seien, wenn dein Sohn kommt, ihm mit Freuden zu begegnen und mit ungeteilten Herzen zu  dienen. Tu das selbst in uns durch dein Wort, Jesus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Jesus hat an alles für uns gedacht.

An alles.

Er hat seine Worte so gewählt und gegeben, daß sie uns nicht verlassen werden.  Wir sollen sie nicht aus dem Sinn lassen: Das ist Wachen.

Morgens weckt uns eine Stimme aus dem Schlaf. Die Stimme ist Teil des Tages, des Lichtes, der Wirklichkeit. Die Stimme ruft uns aus dem Schlaf in die Wirklichkeit; aus der Finsternis ins Licht, aus der Nacht in den Tag.

Jesus hat diese Stimme, die aus dem Tod ins Leben ruft. Aus dem Zweifel in die Klarheit, weg von der Sünde zu Gottes Gerechtigkeit, aus dem Gefängnis in die Freiheit, aus der Trauer in die Freude. Alles das ist Wachen.

Wer wach ist, gehört zum Tag. Wer wach ist, hat Zukunft.

Jesus sagt, daß seine Worte nicht vergehen werden. Das heißt, sie hören nicht auf zu sprechen. Seine Worte sind Worte, die immer den Sprecher bei sich haben, also immer so, wie gerade eben ausgesprochen sind. Wer eine Stimme hört, der wird geweckt, und merkt: Da ist jemand; jemand, der mit mir spricht.

Wer den Sohn Gottes hört, der wird auferweckt, und erlebt: Hier ist Gott, der schon lange auf mich wartet, und bei dem ich am Ende ankommen werde.

Jesus weckt uns, und zeigt uns etwas, was zum Tag gehört, und kein Traum ist.

Er sagt:

„An dem Feigenbaum aber lernt ein Gleichnis: Wenn jetzt seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.“ 

Ein Feigenbaum mit dürren Zweigen. Scheinbar ohne Leben.

Doch es schimmert hier und da hellgrün durch die grauschwarze Rinde. Da kommt etwas. Es sind Knospen. Im Verborgenen sind schon Blätter da, sie werden durchkommen und wachsen.

Der Sommer kommt. Egal, wie wenig Grün da ist. Der Sommer kommt. Wer das Grün einmal gesehen hat, ist wach für den Sommer.

Was sollen wir nun daran lernen?

„Ebenso auch: wenn ihr seht, daß dies geschieht, so wißt, daß er nahe vor der Tür ist.“  Was sind also die Knospen, und was ist der Sommer „in echt“, im wachen Leben?

Die Knospen sind erschreckend.

Jesus spricht von der Zerstörung des Tempels. Ein Triumph der Feinde Gottes.

Jesus spricht von Verführung  – viele werden sagen: „Ich bin Christus!“   Mit dem Anspruch: „Ihr müßt mir jetzt zuhören! Ich sage euch, was sich jetzt ändern muß! Ihr müßt mir vertrauen, ihr wißt noch gar nichts! Ich zeige euch, wo ihr das sinnvolle, erfüllte, sorgenfreie, sichere, gesunde Leben bekommt.“ Das ist Christus-Sprache. Die Seele reagiert darauf. Die einen glauben, die anderen nicht. Man schüttelt den Kopf über einander. Wer hat recht?  – Aber man ist einander fremd geworden.

Große Verunsicherung, unerträglich. Das sollen Knospen sein? Ein grüner Schimmer?

Jesus sagt auch: Menschen werden einander nicht nur fremd, sondern verklagen und beschuldigen einander: Du bist schuld daran, daß alles schiefgeht! und in der Öffentlichkeit gibt es dann Verurteilungen, so daß alle vorsichtig werden: Das darf mir nicht passieren!  Christen werden vorsichtig und ängstlich.  Nur nicht auffallen!  –

Krieg und Geschrei von Kriegen  ….

Jesus spricht davon, und dann sagt: Das sind Zeichen. Sie haben ihren Sinn nicht in sich selbst. Sie zeigen auf etwas, was sie nicht selber sind. Zeichen dienen einer größeren Wirklichkeit.

Liebe Gemeinde. Was hören wir von unserem HERRN, heute am Ewigkeitssonntag?

Er sagt uns: Das ganze bedrohliche Durcheinander, die Verwirrung, das was uns Angst macht: Das alles muß mir dienen. Ich ernenne es zu einem Zeichen, daß auf mich zeigt. Es muß für mich sprechen und gegen die Welt. Es wird mir Recht geben müssen. Es wird alles am Ende sagen müssen: Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit.

Das soll durch den Glauben in unser Leben ankommen.

Wenn etwas Jesus dienen muß, dann muß es auch Seinem Wort dienen.

Das bedeutet: Diese Zeichen und Knospen, die ja an sich schrecklich und überwältigend sind, können nicht machen, daß Jesus auch nur ein Wort zurücknimmt. Gegen ihren Willen sollen sie bezeugen, daß der Sohn Gottes Recht hat.

„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“  Wenn Himmel und Erde vergehen, werden die Worte deutlicher, und der Sprecher der Worte klarer und herrlicher.

„Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.“ 

Damit sagt Jesus nicht: Die jetzige Generation, vom Jahre 30, wird das Ende der Welt erleben. Alle, die Jesus hören, macht er zu einer Generation. Es gibt keine Generation nach Jesus.

Mit diesem Geschlecht meint er aber auch seine Gegner. Die ihn canceln wollten. Es gehört zur Majestät Jesu, daß er zu allen Zeiten Gegner haben wird, die sich stolz auf bauen, und die er in die Verzweiflung uns Selbstzerstörung treiben wird.

Jesus erwartet von uns, daß wir von seinen Feinden ganz und gar nicht beeindruckt sind.

Das müssen und sollen wir glauben. Er hat an uns gedacht, als er das sagte.

Diese Worte sind unsere Arche gegen die Sintflut. 

„Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Seht euch vor, wachet! Denn ihr wißt nicht, wann die Zeit da ist.“

Wenn die Arche da ist, und du durch den Glauben in der Arche bist, dann ist Zeit nicht mehr erste Priorität.

Der Sohn Gottes hat aus Gehorsam bewußt darauf verzichtet, den Tag und die Stunde des Weltendes zu wissen.

Den Moment, wo wir das Datum hätten, würde der Glaube aufhören. Du sollst nicht in einer Stunde bereit sein, oder in 100 Jahren. Du hast überhaupt nicht die Kraft, zu beschließen, in einer Stunde oder in 100 Jahren bereit zu sein.

Wer glaubt, ist jetzt ganz bereit. Wenn Jesus dich durch sein Wort geweckt hat, dann bist du bereit. Dann bist du in der Arche, du bist bereit. Da macht eine Stunde oder 100 Jahre keinen Unterschied mehr. Das einzige, was den Unterschied macht, ist Wachen, und Wachen heißt:  Jesus hören als den, der an alles gedacht hat, der uns zu Seiner Generation macht, und nach dem niemand und nichts wirklich Neues mehr kommt. Wie der in der Offenbarung zu Johannes sagt: „Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende.“ Wachen heißt: Dieses Durcheinander ist noch nicht das Ende. Auch wenn es sehr danach aussieht. Ich warte auf meinen Herrn und König.  

Darüber handelt Jesus wieder in einem Gleichnis:

„Wie bei einem Menschen, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeden seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er solle wachen:

so wacht nun; denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen,

damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt.

Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!“

Der Türhüter soll wachen. Der HERR ist nicht sichtbar, aber er ist da. Weil er jederzeit wiederkommen kann, ist er nicht weg. Der Türhüter soll das wachhalten. Der Türhüter hält alle wach, wenn er die Worte des HERRN wiederholt. Sie so wiederholt, daß wahr bleibt: Diese Worte vergehen nicht, weil ihr Sprecher am Ende Recht behalten wird. Nach allem.

Das heißt: Die Mühseligen und Beladenen werden nicht vergeblich zu ihm kommen. Die ihm nachgefolgt sind und alles verlassen  haben, werden es hundertfach nehmen. Die im Leben an ihn geglaubt haben, werden leben, auch wenn sie sterben.

Das alles kann aber nur geglaubt werden, wenn es der Glaube im Hören geweckt wird.

Nicht alle sind Türhüter, aber alle sollen wachen.

Gerade in unseren Zeiten ist das Wachen im Wort und durch das Wort notwendig. Denn nur dann wird uns das Durcheinander unserer Zeit nicht überwältigen, daß wir an Gott zweifeln, aber auch nicht verführen, zu glauben, daß Gott in der Zeit zu finden ist.

Nur Jesus sagt uns, daß Krieg und Geschrei von Kriegen, daß Verwirrung und Verrat, offene Feindschaft gegen Gott und Seine Gebote  – das das Knospen sind, Zeichen,  die Seinem Wort dienen.

Das alles sieht nur, wer hört.

Die Welt sucht einen Sinn im Krieg, in Pandemien, im Zusammenbrechen von Ehe und Familie.

Jesus sagt uns: Hör mir einfach zu. Nach alledem komme ich.

Der Sinn von alledem ist, daß meine Worte wahr bleiben, und wer wacht, der erlebt es.

Der Friede, welcher höher ist, als alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Ist der Thesenanschlag eine Legende?

31. Oktober: Gedenktag der Reformation der Kirche

„Luthers Thesenanschlag hat nie stattgefunden!“ Mit dieser These wagte sich der Kirchengeschichtler Erwin Iserloh 1961 an die Öffentlichkeit. Luther habe seine 95 Thesen über den Ablass erst den Bischöfen zugehen lassen wollen, bevor er sie veröffentlichte und Zettel an der Kirchentür seien nicht üblich gewesen.

Im Jahr 2006 macht Martin Treu in der Jenaer Universitätsbibliothek einen Sensationsfund. In einer Ausgabe von Luthers Bibelübersetzung findet er eine handschriftliche Eintragung des Luthervertrauten Georg Rörer, die zu Lebzeiten Luthers geschrieben wurde. Treu traut seinen Augen nicht, als er liest: „Im Jahr 1517 am Vortag des Allerheiligenfestes hat Dr. Martin Luther in Wittenberg an den Türen der Kirchen seine Ablassthesen bekannt gegeben.“ Inzwischen gilt die These von Erwin Iserloh weithin als widerlegt, denn es war zudem durchaus üblich, dass solche Disputationsthesen an die Kirchentür genagelt wurden.

Nicht widerlegt sind die Thesen Luthers selbst. Die erste These lautet: „Als unser Herr und Meister Jesus Christus sagte: ‚Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen‘, wollte er, dass das ganze Leben der Glaubenden Buße sei.“ Ein wenig zugespitzt könnte man sagen, dass mit diesen Worten die Reformation begonnen hat.

Wenn wir am 31. Oktober den Gedenktag der Reformation feiern, dann tun wir das am besten durch Beherzigung dieser These. Denn Gottes Wort zeigt uns im Gesetz den ewig gültigen Willen Gottes auf und macht uns so unsere Verfehlungen und Sünden deutlich. Und Gottes Wort spricht uns durch das liebe Evangelium die Vergebung in der Absolution zu.

Die lutherische Kirche feiert am 31. Oktober nicht den Nationalhelden Luther. Denn den hat es nie gegeben. Und auch nicht, was immer uns noch an Projektionen unserer eigenen Ideen auf Luther einfallen mag. Luther war nämlich ein Sünder und er selbst hat dies, wie kaum anderer, zutiefst geglaubt.

Nein, die lutherische Kirche feiert das Bekenntnis von der Rechtfertigung aller Sünder durch Jesus Christus allein. Und das lutherische Bekenntnis sagt von der Rechtfertigung: „Wir glauben, lehren und bekennen, dass nach Art der Heiligen Schrift das Wort ‚rechtfertigen‘ in diesem Artikel heiße ‚absolvieren‘ das ist, von Sünden ledig sprechen.“ Das geschieht in der Beichte, wenn wir unsere Sünden bekennen und von einem ordinierten Pfarrer die Vergebung zugesprochen bekommen, „als ob Gottes Stimme selbst vom Himmel erschallt.“

Hans-Jörg Voigt D.D.
Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche | SELK
nach: Feste-Burg-Kalender 2017. Sonderseite zum 31. Oktober (leicht geändert)


Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von SELK.de übernommen.

Beitragsbild:
Luthers Thesenanschlag
Aus: Heinrich Gottlieb Kreusler, Denkmäler der Reformation der christlichen Kirche, Leipzig 1817
Source
Museum im Melanchthonhaus Brette
Copyright Notice
© Museum im Melanchthonhaus Bretten ; Licence: CC BY-NC-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)

20. nachSonntag nach Trinitatis

Gnade, Barmherzigkeit, Friede
von Gott, dem Vater
und von dem HERRN Jesus Christus
sei mit euch.
Amen.

6 Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN,
7 sodaß auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen.

Hoheslied Salomo 8, 6-7

Gebet: HERR, Dein Wort sei meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. Amen.

Liebe Gemeinde!
Manchmal muß man erst schlucken.
Zum Beispiel, wenn man etwas sehr Persönliches gehört hat, gleichviel, ob es einen selbst betrifft, oder nicht.
Worte, die die ganze Person meinen oder erfassen.
Worte zwischen Eltern und Kindern – die sind so sehr für einander gedacht und gemeint. Wenn ich sie aus Versehen höre, fühle ich eine Scheu, wie vor etwas, was heilig ist.
Ähnlich, und erst recht ist es bei Worten zwischen Liebenden. Diese Worte sind ganz und gar an Personen und Situationen gebunden, und als Außenstehender wäre man am liebsten weit weg. Denn man ist nicht gemeint, die Worte gehören einem nicht.
Ganz anders ist es, wenn man gemeint ist. Da öffnet sich der ganze Mensch für die Sprache, die MICH meint. In jedem Wort ist die Liebe, die Person und die Antwort drin.
Unser Predigttext spricht diese Sprache. Es ist die Sprache der Liebe.
Das Hohelied Salomos ist das geheimnisvollste Buch des Alten Testaments, wenn nicht der ganzen Bibel.
Eine Braut und ein Bräutigam sprechen, oder singen, und rufen, tauschen miteinander Worte der Liebe. Sehr intensiv, sehr poetisch, sehr persönlich.
Da kann Verlegenheit entstehen. Scheu. Geht uns das etwas an? Wie können wir gemeint sein?
In unserem Predigttext sind Worte der Braut für ihren Bräutigam. Ihre Sprache ist erfüllt, getragen und durchdrungen von der Liebe des Bräutigams, der sich ganz für sie entschieden hat. Mit großer Liebe, die nur sie meint, gehört er ihr mit allem, was er ist und hat. Die Braut erkennt, daß wirklich sie und niemand anderes gemeint ist, und nimmt diese Liebe an und aus diesem Geliebtwerden findet sie Worte, die antworten. Worte voller Freude, voller Ernst, voller Bejahung, voller Vertrauen – eben voller Liebe.
Diese Worte, die über 3000 Jahre alt sind, sprechen zu uns. Sie sprechen zu uns als Mann, und als Frau. Mag sein, daß es eine Verlegenheit ist, daß Gottes Wort diese glühende Sprache in sich hat. Gott will, daß diese Sprache nicht verstummt. Die Sprache zwischen Braut und Bräutigam. Eine Welt, die sich von dieser Sprache verabschiedet – sei es durch Spott, oder durch Stolz, oder aus Verzweiflung – eine solche Welt zeigt, daß Gott nicht mehr in ihr ist.
Der Prophet Jeremia sagt uns mehrfach: Wo Gott zürnt, wo Gott den Menschen sich selbst überläßt, da verstummt die Stimme des Bräutigams und der Braut. (Jeremia 7, 34) Nur Gott gibt diese Stimme, und Gott kann sie nehmen. Und wenn man sich umschaut, oder umhört, dann muß man sagen: Gott zürnt. Das große „Ja“ fürs Leben wird immer weniger gegeben und angenommen, es wird weniger gehalten, und vor allem: Das große „Ja“ wird immer weniger gefördert, weniger unterstützt, weniger geehrt, und weniger als Gottes himmlische und lebensnotwendige Gabe geehrt. Es wird mehr angezweifelt, für überflüssig gehalten.
Was kann man tun? Lassen wir diese wirklich intensiven Worte zu uns kommen und lassen wir sie sagen, was sie sagen. Sie kommen von Gott, sie sind wahr, und sie werden wahr bleiben, und nichts in uns, auch nichts aus unserer Zeit kann ihrer Bedeutung irgendwas wegnehmen.
Die Braut sagt zu ihrem Mann: „Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm.“ Ein Siegel sagt viel: Es ist persönlich, es ist bindend, es kennzeichnet, alle müssen es anerkennen. Ein Siegel ist eindeutig und exklusiv. Wenn eine Tür versiegelt ist, dann heißt das: Nur befugte, autorisierte Personen dürfen da durch. Ein Siegel zeigt: Wer das anrührt hat es mit mir zu tun.
Diese Worte sind eine Antwort der Braut auf die Liebe des Bräutigams. Sie ist so frei, das zu sagen, weil sie Gewißheit hat. Sie willigt in die Liebe ein, die ihr entgegenkommt. „Lege mich wie ein Siegel auf deinen Arm und auf dein Herz.“ Bekenne dich zu mir – vor Himmel und Erde, vor Vergangenheit und Zukunft, vor jedem Mann und vor jede Frau: Bekenne dich zu mir!
Diese Sprache kommt von Gott. Wo Gott ist, wo wir Menschen Gott wirklich Gott sein lassen, da kommt auch diese Sprache.
Der Arm steht für Kraft, für Willen für Gestaltung.
Das Herz steht für Gedanken und Gefühle, für die Seele.
Der Bräutigam und die Braut wollen nicht mehr sein ohne einander. Das ist das Siegel.
Und zu diesem Willen gehört, daß jeder es sehen, wissen, anerkennen und unterstützen muß. Wer Gott kennt, der erkennt, daß Gott selbst dort am Werk ist, und daß nur ein Feind Gottes dareintappt.
Die Braut spricht weiter: „Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich.“ Das sind Worte, da muß man schlucken, nicht wahr? Liebe und Tod in einem Satz. Natürlich denkt man an das Eheversprechen: „Bis daß der Tod euch scheide.“ Die Liebe fordert das ganze Leben und gibt das ganze Leben. Stark, wie der Tod. Unheimlich. Größer als ich, mit einem eigenen Gesetz. Die Liebe läßt mich erfahren: Ich gehöre mir nicht selbst. Mein Körper, mein Herz, meine Seele wird einer Macht unterworfen. Augen, Ohren, Gedanken, Leib und Seele werden mobilisiert, Leidenschaft ergreift den Menschen, erfüllt von einem andern, der einmalig ist, und den andern meint.

Liebe Gemeinde. Da ist der Punkt erreicht, wo du sagst: Paßt es jetzt, daß ich das höre?
Es gibt viele Gründe, bei diesen Worten lieber ganz unauffällig davonzuschleichen.

  1. Du schleichst davon, weil du anerkennst, das sind exklusive Worte, die nur in diese spezielle Zweisamkeit gehören. Sie meinen dich nicht, und deshalb kann paßt es einfach nicht, die Worte auf sich zu beziehen. Diskretion. Es ist gut, wenn wir das üben. Neugier hält niemals, was sie verspricht. Es gibt kein Wissen ohne Verantwortung. Neugier leugnet das, und wird verlieren.
  2. Du schleichst davon, weil diese Worte dich daran erinnern, daß du vor Gott ein Bräutigam oder eine Braut sein sollst. Daß dein Leib und deine Seele nicht dir selbst gehören, sondern mobilisiert werden sollen, ganz außer sich, bei einem anderen Menschen zu sein. Und du hast Zweifel daran, ob du das schaffst. Lieber nicht daran erinnert werden. Zweifel.
  3. Du schleichst davon, weil diese Worte dich anklagen. Mißtrauen oder sogar Verachtung gegen das andere Geschlecht. Scheitern. Schuld. Bitterkeit. Erinnerung daran, daß du nicht alles gegeben hast. Daß Du nicht ganz bei einem Menschen gewesen bist. Oder, daß du nicht verzeihen kannst.
    Das ist schwer und kann auf der Seele brennen.
    Oder diese Sprache erinnert dich daran, daß du aufgegeben hast.
    Liebe Gemeinde! Man hört diese Sprache, und muß schlucken.
    Es ist Sprache, die Gott gibt und Gott will.
    Wer zu Gott kommt, der kommt an dieser Sprache nicht vorbei. Er wird sie hören. Sie wird sie hören.
    Diese Sprache macht ganz deutlich: Der Gott der Bibel ist der Gott von männlich und weiblich. Gottes Sprache ist eine Sprache die JA sagt zum Mann, JA zur Frau und JA zu dem Ja vpn einem Mann und einer Frau zueinander. Ohne männlich und weiblich kann Gottes Sprache nicht verstanden werden und verliert ihren Sinn und ihre Bedeutung.
    Sie erinnert uns an das Paradies, und daß wir nicht mehr im Paradies sind. Das hält kein Mensch aus: An das Paradies erinnert werden, und zugleich schmerzlich spüren: Wir sind da raus.
    Doch das ist nicht das Ziel dieser Sprache. Uns zeigen, daß wir es nicht schaffen, und dann damit allein lassen. So ist Gott nicht.
    Es ist Gottes Zorn, daß die Sprache des Bräutigams und der Braut so angegriffen, attackiert, so geschwächt und so in Frage gestellt ist. Gott ändert sich nicht. Gottes Antwort ist nicht: Dann lassen wir es eben mit Bräutigam und Braut. Dann gucken wir mal, ob etwas anderes vielleicht besser funktioniert. Nein. Mann und Frau, und die Liebe zwischen ihnen ist göttlich. Sie ist nicht einer Entwicklung oder einem so genannten Fortschritt unterworfen. Sie ist nur näher an Gott, oder weiter weg von Gott, oder ohne Gott.
    Gottes Antwort sieht anders aus.
    Der Prophet Jeremia sagt: Wenn Gott aufhört, zu zürnen, und Seine Gnade und Seinen Segen wieder schenkt, dann kommt diese Sprache zurück. (Jeremia 33,11). Aber wann ? Aber wie? Aber wo?
    Wann wie und wo heilt Gott Mann und Frau, daß sie diese Liebessprache nicht nur ertragen können, sondern hören und wissen, daß sie gemeint sind? Nicht nur aushalten sondern sogar mitsprechen können? Wir sind dazu geschaffen, wir sind so geschaffen, daß das unsere Sprache werden soll. Die Worte warten auf dich und auf mich!
    Aber wie, aber wann, aber wo?
    Im Neuen Testament haben wir Johannes den Täufer. Er sagt, wer Jesus ist: Er ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Jesus ist Gotts Sohn.
    Und noch etwas: Als Jesus die Kirche anfängt, durch die Taufe, gehen Leute und sagen zu Johannes dem Täufer: „Meister, der, der bei dir war jenseits des Jordans, von dem du Zeugnis ablegtest – Er tauft (durch seine Jünger) und jedermann kommt zu ihm.
    Johannes antwortet und sprach: „Ein Mensch kann nichts nehmen, außer, es wird ihm vom Himmel gegeben. … Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam. Der Freund aber des Bräutigams steht und freut sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diese meine Freude ist jetzt erfüllt.“ (Johannes 3, 26-30). Johannes sagt, wer Jesus ist: Er ist DER Bräutigam. Und die Kirche, die durch den Glauben an ihn sich sammelt, ist seine Braut. So rettet Gott diese Sprache, daß sie niemals mehr verstummen soll. Auch nicht aufgelöst werden soll, verdünnt werden soll, sondern daß die Liebe stark bleiben soll, wie der Tod, und unwiderstehlich wie das Totenreich und brennen soll ohne gelöscht zu werden. Gott wird selber Bräutigam, damit diese Liebe bei uns ist und uns erreicht.
    Der Apostel Paulus bestätigt das voll und ganz. Als er von Mann und Frau in der Ehe lehrt, schreibt er: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen.
    Dies Geheimnis ist groß; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde. Darum auch ihr: ein jeder habe lieb seine Frau wie sich selbst; die Frau aber ehre den Mann.“ (Epheser 5, 25-26. 32-33). Jesus hat alles getan, um seine Gemeinde zu gewinnen. Die Kirche ist die Braut Jesu Christi. Er hat sich selbst für sie dahin gegeben – seinen ganzen Leib, und seine ganze Seele für seine Braut mobilisiert und eingesetzt.
    Und er hat das Wort erfüllt: Liebe ist stark wie der Tod. Denn er ist aus Liebe gestorben. Er hat sich aus Liebe geopfert.
    Da hat Gott die Sprache zwischen Braut und Bräutigam gerettet für alle Zeit. Hier bekommt jeder Mensch die Liebe, die er braucht und nötig hat. Das wird sich nicht ändern. Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes, die uns Gottes Zukunft zeigt, sagt uns ganz am Ende, im letzten Kapitel: „Der Heilige Geist und die Braut – also die Kirche – sprechen zu Jesus, die Bräutigam: Komm! Und wer es höret – das sind wir, jeder mit seinen Grenzen – der spreche mit: Komm, Herr Jesu, als Bringer der Liebe! – Und, so hören wir direkt danach: Und wen dürstet nach Liebe, der komme und nehme das Wasser des Lebens umsonst, geschenkt.“ (Offenbarung 22,17).
    Der Glaube spricht diese Worte nach: Jesus, Du Sohn Gottes. Du bist vom Himmel gekommen, bist Mensch geworden, und hast das Verlorene gesucht. Die Liebe hat dich zu uns, zu mir getrieben, damit auch ich große Liebe erfahre. Lege mich wie ein Siegel auf deinen Arm und dein Herz. Laß mich erfahren, daß Du wirklich mich meinst.
    Das ist das Ende der Verlegenheit. Hier sollen wir dazukommen und nicht heimlich davonschleichen.
    Der Heilige Geist ist der Geist dieser Worte. Er tut nichts anderes, als uns zu zeigen, wie Jesus die Sprache der Liebe rettet, erneuert, und zu uns bringt.

Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft,
der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Wochenendrüste für Männer

Thema: Wie gehen wir als Christen mit drohendem Mangel und Entbehrung um?

Mangel, Entbehrung, Knappheit?
Wir kennen diese Wörter gar nicht mehr aus
dem täglichen Leben. Wer nicht gerade in den
letzten Jahrzehnten nach Deutschland einge-
wandert ist, der dürfte fehlende Lebensmittel
kaum kennengelernt haben. Damit ist nicht
das aktuellste iPhone gemeint, sondern die
Dinge, die laut unserem Katechismus zum täg-
lichen Brot gehören: Alles, was nottut für Leib
und Leben.
Sowohl im Alten als auch im Neuen Testa-
ment sind immer wieder Zeiten des Mangels
beschrieben. Wie das Volk Gottes damit umge-
gangen ist und welche Lehren wir daraus zie-
hen können, wollen wir uns während dieser
Rüstzeit genauer ansehen.
Lasst uns Gott um seinen Segen für diese Tage
bitten!

Programm:
Fr. 11.11.2022
Abend:
Abendessen, Begrüßung und Einstieg ins Thema
Sa. 12.11.2022
Morgen:
Frühstück
Thema: Hunger und Teuerung in der Bibel
Pause
Thema: Schule des Glaubens im Neuen Testament
Mittagessen und -pause mit Waldspaziergang
Nachmittag:
Thema: Verheißungen in der Bibel
Abend:
Abendessen
Lebensbilder
So. 13.11.2022
Vormittag:
Frühstück
Gottesdienst in Fürstenwalde
Mittagessen / Abschluss

11. – 13. November 2022
in der Ferienanlage
„Familienerholung Buchwald“,
Heideweg 15, 15864 Wendisch-
Rietz, Tel.: 033679-5401

Anmeldungen bis zum 3. November 22

    Luthers Abendsegen

    Eine kleine Abendandacht

    Des Abends, wenn du zu Bette gehst, sollst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sollst sagen:

    Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

    Darauf kniend oder stehend das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser.

    Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen:

    Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast; und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünden, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.

    Und alsdann flugs und fröhlich geschlafen.

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